Der Baader-Meinhof-Komplex

D 2008 (150 Min.)
  • Dokumentation
  • Geschichte
  • True Crime
Die Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck, re.) sympathisiert mit den politischen Aktivisten: Ihr Mann, der Verleger Klaus Rainer Röhl (Hans-Werner Meyer, li.), unterstützt sie dabei. – Bild: Constantin Film Verleih /​ © Constantin Film Verleih
Die Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck, re.) sympathisiert mit den politischen Aktivisten: Ihr Mann, der Verleger Klaus Rainer Röhl (Hans-Werner Meyer, li.), unterstützt sie dabei.

Die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg bei einer Anti-Schah-Demonstration im Juni 1967 führt zu einer Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung. Nach einem Attentat auf den Wortführer Rudi Dutschke formiert sich eine Gruppe unter Führung der Pastorentochter Gudrun Ensslin und Andreas Baader. Gemeinsam mit Ulrike Meinhof gründen sie die „Rote Armee Fraktion“, deren Anschlagsserie die Republik erschüttert. Berlin, 1967: Bei einer Anti-Schah-Demonstration dreschen sogenannte „Jubelperser“ auf friedlich protestierende Studenten ein.

Es kommt zu Ausschreitungen, in deren Verlauf der Student Benno Ohnesorg durch die Kugel eines Polizisten stirbt. Nachdem auch der charismatische APO-Kopf Rudi Dutschke niedergeschossen wird, eskalieren gewaltsame Proteste gegen die Springer-Presse, deren Berichterstattung die Gesellschaft polarisiert hatte. Um das System nicht nur mit Worten zu bekämpfen, formiert sich eine Gruppe unter Führung der Pastorentochter Gudrun Ensslin und Andreas Baader. Nach einem Brandanschlag auf ein Frankfurter Kaufhaus werden die Drahtzieher verhaftet.

Der unter großer öffentlicher Anteilnahme geführte Gerichtsprozess löst eine Sympathiewelle für die Stadtguerilla aus. Nachdem die Revision ihres Urteils abgelehnt wurde, tauchen Baader und Ensslin in den Untergrund ab. Die Vorliebe für schnelle Autos wird Baader zum Verhängnis, als er mit einem gestohlenen Porsche angehalten und verhaftet wird. Gemeinsam mit Ulrike Meinhof, Kolumnistin der linken Zeitung „Konkret“, organisiert Ensslin seine gewaltsame Befreiung.

Polizisten und Unbeteiligte werden verletzt. Meinhof taucht in die Illegalität ab. Die Gruppe gründet die „Rote Armee Fraktion“, absolviert eine militärische Ausbildung in einem palästinensischen Trainingscamp, raubt Banken aus und erschüttert die Republik mit Bombenanschlägen. Doch auch der Staat rüstet auf. Nacheinander gehen die Terroristen ins immer engmaschiger werdende Netz der Rasterfahndung von BKA-Präsident Horst Herold. Im Gefängnis verweigern die Terroristen aus Protest die Nahrungsaufnahme und gelten in der linken Szene bald als Märtyrer.

Vom wochenlangen Hungerstreik geschwächt, stirbt Holger Meins. An seinem Grab bewegt Rudi Dutschkes Parole „Holger, der Kampf geht weiter“ die Gemüter der Sympathisanten. Nach der Ermordung des obersten Berliner Richters besetzt das „Kommando Holger Meins“ die deutsche Botschaft in Stockholm. Doch der Versuch, mit der Erschießung zweier Unschuldiger die RAF-Mitglieder freizupressen, scheitert. Unter dem Druck der Öffentlichkeit wird die Kerngruppe im Stammheimer Hochsicherheitstrakt zusammengelegt.

Während des Prozesses verhöhnen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof gemeinsam das Gericht. Hinter den Kulissen wird Ulrike Meinhof jedoch als Verräterin angefeindet. Sie hält dem psychischen Druck nicht stand und verübt Selbstmord. In der Öffentlichkeit hält sich das Gerücht einer Hinrichtung. Mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback rächt sich das „Kommando Ulrike Meinhof“ an dem vermeintlich Schuldigen.

Nach ihrer Entlassung aus Stammheim organisiert Brigitte Mohnhaupt die „zweite Generation“, die den politischen Terror radikalisiert. Gemeinsam mit Christian Klar erschießt sie den Bankier Jürgen Ponto. Motiviert durch eine Selbstmord-Ankündigung der Stammheimer, versuchen Mohnhaupt und Klar durch die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, die RAF-Begründer freizupressen. Die Entführung einer Lufthansamaschine und der Selbstmord von Baader, Ensslin und Raspe führen zum blutigen Höhepunkt des Deutschen Herbstes.

Bernd Eichingers aufwendige Kinoproduktion schildert auf mitreißende Weise ein Stück deutscher Geschichte, in deren Verlauf die noch junge BRD in ihre bislang schwerste Krise geriet. Basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Stefan Aust, skizziert das zeitgeschichtliche Drama die Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung hin zur selbst ernannten Stadtguerilla und rücksichtslosen Terrorbande, deren Anschläge im blutigen Deutschen Herbst des Jahres 1977 kulminieren.

Besetzt mit einem beispiellosen Star-Ensemble, in dem sich selbst in Nebenrollen noch namhafte Darsteller finden, macht Uli Edels („Letzte Ausfahrt Brooklyn“) an Originalschauplätzen inszenierter Film nachvollziehbar, wie politische Ideale durch die Eigendynamik des Terrors korrumpiert werden. Dabei entlarvt diese dynamische und um größtmögliche Authentizität bemühte Zeitreise deutlicher als je zuvor die Brutalität und die autoritären Strukturen der selbst ernannten Antifaschisten.

Redaktionshinweis: Die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers und die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs „Landshut“: Der September und Oktober 1977 waren geprägt durch Anschläge der Roten Armee Fraktion (RAF) und gingen als „Deutscher Herbst“ in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein. Seinen Schlusspunkt markierten die Selbstmorde der führenden Mitglieder der RAF in Stuttgart-Stammheim. 40 Jahre danach beschäftigt sich 3sat vom 28. bis zum 30. August in insgesamt fünf Spielfilmen und Dokumentationen mit der Geschichte der RAF. (Text: 3sat)

Hintergrund: Der Film versucht eine realistische Darstellung der Jahre 1967 bis 1977, in denen die linksextremistische Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF) in Deutschland aktiv war. Grundlage für den Film ist das journalistisch recherchierte Sachbuch des früheren „Spiegel“- und „Welt“ Chefredakteurs Stefan Aust. Das Werk gehört zu den kostspieligsten deutschen Filmen. Fast 2,5 Millionen Besucher sahen ihn ihm Kino. Sowohl die Witwe des von der RAF 1969 ermordeten und erstmals in einem Film dargestellten Bankmanagers Jürgen Ponto, als auch die Ex-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt, die 2008 nach 24 Jahren Haft frei kam, verklagten die Macher des Films darauf, bestimmte Teile wieder herauszuschneiden. Trotz Gerichtsverhandlungen kam es schlussendlich nicht dazu. „Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger und Regisseur Uli Edel, die schon bei ‚Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‘ und ‚Letzte Ausfahrt Brooklyn‘ zusammenarbeiteten, erzählen in üppigen und angesichts der Fülle des Materials doch knapp bemessenen 150 Minuten die Chronik der damaligen Ereignisse, angefangen bei den Demonstrationen anlässlich des Schah-Besuches 1967 in Berlin und des gewaltsamen Todes Benno Ohnesorgs. Die beiden Kreativen legten dabei größtmöglichen Wert auf eine realitätsnahe Schilderung. So drehten sie die Szenen vor der Deutschen Oper, im Audimax der Technischen Universität Berlins sowie einige Aufnahmen im Gefängnis Stuttgart-Stammheim an Originalschauplätzen. Die Dialoge basieren, soweit möglich, auf überlieferten Gesprächen und für das Setdesign wurde auf Originalfotos zurückgegriffen. Zusammen mit der Kostümarbeit (Birgit Missal) und der manchmal etwas klischeehaften Musikauswahl, wird ein stimmiges Bild der 70er Jahre gezeichnet. Auch bei der Auswahl der Schauspieler legte man nicht nur Wert auf deren Fähigkeiten, sondern auch auf äußerliche Ähnlichkeiten mit den betreffenden Figuren. So liest sich die Besetzungsliste wie das Who-is-Who der deutschsprachigen Schauspielgrößen, angefangen bei Moritz Bleibtreu über Martina Gedeck, Alexandra Maria Lara und Hannah Herzsprung, bis zu Heino Ferch und Bruno Ganz.“ (kino.de) Kritik: „Authentizität wird großgeschrieben in der Umsetzung der Buchvorlage. Der Film spielt teilweise an Originalschauplätzen und scheut nicht die Darstellung von Brutalität.“ (ndr.de) „Begrüßenswert ist auf jeden Fall der Anspruch, den sich Stefan Aust, Bernd Eichinger und Uli Edel selbst auferlegt haben: Die historischen Fakten ihrer Geschichte möglichst korrekt zu präsentieren – ‚so authentisch, wie das bei einem Spielfilm möglich ist‘ (Aust). Kurz zur Erinnerung: Normal ist das nicht. Das deutsche Eventfernsehen zum Beispiel betrachtet Geschichte eher als teure Fototapete, vor der man Veronika Ferres ablichten oder melodramatische Dreiecksgeschichten erzählen kann.“ (sueddeutsche.de) „Der Film ist sehr gut. Es ist auch gut, dass es vorbei ist. Es ist Geschichte.“ (Bild) „Das Protokoll eines deutschen Amoklaufs: Die stargespickte Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Ex-Spiegel-Chef Stefan Aust rekonstruiert die so blutige wie tragische Geschichte des RAF-Terrorismus.“ (cinema.de) (Text: Tele 5)

Deutsche TV-Premiere02.10.2010Das ErsteDeutscher Kinostart25.09.2008

Originalsprache: Englisch

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Cast & Crew

Reviews & Kommentare

  • am

    Sehr interessant.
    Bei einer Wiederholung schaue ich mir diesen Film unbedingt noch einmal an.

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