Es war einmal … Folge 11: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Folge 11
11. Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Folge 11 (55 Min.)
Schauplatz des zehnten Spielfilms des österreichischen Regisseurs Michael Haneke „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“ aus dem Jahr 2009, ist ein norddeutsches Dorf im Jahr 1913. Merkwürdige Vorfälle verunsichern die in sittenstrenger protestantischer Tradition verhaftete Dorfgemeinschaft. Allmählich entsteht der Eindruck eines gegen Obrigkeit und Autorität gerichteten Rituals. Der Volksschullehrer kommt bei seinen Nachforschungen zu dem Schluss, dass die Kinder des Dorfes diejenigen bestrafen, die gegen die von ihnen selbst vertretenen Prinzipien verstoßen. Diese Kinder gehören der Generation an, die später Hitler an die Macht bringen sollte. Der in schwarz-weiß gedrehte Film wurde 2009 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Hanekes Film zeichnet das Bild einer ganzen Epoche. Er zeigt die zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland gängigen demütigenden und persönlichkeitsfeindlichen Erziehungsmethoden, die zum Nährboden des
Nationalsozialismus wurden, und konfrontiert die Deutschen so mit ihrer eigenen Geschichte. Haneke erklärt, sein Anliegen sei es gewesen, den Ursachen für Radikalismus nachzuspüren, und zwar gleich welcher Couleur, und egal ob von rechts oder links, politisch oder religiös motiviert, einschließlich des Terrorismus von heute. Zwar sei „Das weiße Band“ ein historischer Film, doch er ließe sich ebenso als Parabel auf die moderne Gesellschaft verstehen. Michael Haneke, gebürtiger Münchner, Jahrgang 1942, war lange gleichzeitig als Regisseur an Theater und Oper und für das Fernsehen tätig. Im Alter von 47 Jahren drehte er 1989 seinen ersten Spielfilm „Der siebente Kontinent“. In den meisten seiner Filme kritisiert er die Welt der Massenkommunikation und Unterhaltung, da sie Gewalt verharmlost. Im Jahr 2001 erhielt Haneke beim Festival von Cannes für „Die Klavierspielerin“ den Großen Preis der Jury. Ebenfalls in Cannes wurde sein Film „Caché“ 2005 mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. (Text: arte)