Die großen Sportduelle Folge 53: Radsport: Merckx – Ocaña
Folge 53
53. Radsport: Merckx – Ocaña
Folge 53
Bei den Namen Eddy Merckx und Luis Ocaña denkt man sofort an die Tour de France von 1971 und an die beiden entscheidenden schicksalhaften Etappen. Am 8. Juli geschieht das Unfassbare, Ocaña gewinnt in Orcières-Merlette mit acht Minuten und 42 Sekunden Vorsprung vor dem seit drei Jahren ungeschlagenen Merckx. Zum ersten Mal steht dieser als Verlierer da. Im Gesamtklassement hat er beinahe zehn Minuten Rückstand. Doch am 12. Juli zerplatzt der Traum vom Sieg für Ocaña. In einem Gewitter bei der Abfahrt vom Col de Mente rast er in eine Felswand. Sechs Tage vor der Ankunft in Paris muss er aufgeben. Die Menschen, die in ganz Europa die Tour am Radio gespannt verfolgen, sind erschüttert. Sie empfinden den Ausgang des abrupt von Naturgewalten unterbrochenen Duells als ungerecht. Ein Sturz bei einer Abfahrt auf der einen Seite und ein Sieg um jeden Preis auf der anderen, das hat es schon mal gegeben und zwar 1969
bei der ersten Tour de France mit Merckx und Ocaña: Auf der Etappe Mülhausen – Belfort am Col d’Herrenberg wird Ocaña ein Sturz bei der Abfahrt zum Verhängnis. Merckx reißt beim Ballon d’Alsace aus und gewinnt die Tour. Bei der Tour 1972 wiederholt sich das Ganze. Auf der Etappe Bayonne – Pau am Col du Soulor stürzt Ocaña und gibt auf. Merckx fährt weiter Richtung Pau und gewinnt die Tour. 1974 stürzt Ocaña bei der Tour de l’Aude und bricht sich dort kurz vorm Start zur Tour de France den Ellbogen. Merckx kann die Tour de France konkurrenzlos für sich entscheiden. Solche Wiederholungen sind weder Zufall noch Schicksal. Vielmehr handelt es sich um einen von den beiden inszenierten Ablauf ihrer Duelle bei der Tour de France. Von 1969 bis 1974 spielen Merckx und Ocaña immer dasselbe Stück, in dem jeder treu seine Rolle verkörpert: Eddy Merckx den Kannibalen und Ocaña den Märtyrer. (Text: arte)