In der letzten Folge widmet sich „Deutschland von oben“ dem Thema Fluss und Meer – im ganz realen, aber eben auch im übertragenen Sinne: von den Archäologen, die am Bodensee nach steinzeitlichen Pfahlbauten tauchen, bis zur Wasserschutzpolizei, die den Schiffsverkehr auf der Elbe per Helikopter überwacht, von der Abreise der legendären „Queen Mary“, die jedes Mal Zehntausende Schaulustiger nach Hamburg lockt, bis zum wilden Oberlauf der Isar. Deutsche Gewässer waren schon immer mehr als einfach nur Wasser: der Burgen gesäumte Rhein, der Hamburger Hafen und die Elbe, Ebbe und Flut am Wattenmeer, das Echo am Königssee oder das endlose Spiegelgrau des Bodensees – es sind die Flüsse, Meere und Seen, mit denen viele Deutsche so etwas wie Heimat verbinden. Aus der Luft betrachtet offenbaren sie plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Wenn die Seehundzähler Kai Abt und Karl-Heinz Hildebrandt aus den Fenstern ihres kleinen Fliegers blicken, könnte man meinen, sie kreuzten über der Südsee. Doch auf den gleißenden Sandbänken im Türkisblau des Wattenmeers suchen sie nicht nach Piratenschätzen oder Korallen, sondern nach Seehunden. Inzwischen haben sich die Bestände erholt – eben weil sie seit Jahren im Nationalpark Wattenmeer geschützt und gezählt werden: aus der Luft. Auch die Ölförderung auf Deutschland einziger Bohrinsel – Mittelplate – unterliegt strengen Auflagen. Dass das Seehund-Leben
allerdings selbst in dieser einzigartigen, inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Landschaft störungsanfällig ist, zeigt eine Animation aus der Satellitenperspektive: Für die letzte Folge von „Deutschland von oben“ haben wir die GPS-Daten von fünf Seehunden und die Funksignale aller Schiffe, die in der Nordsee kreuzen, animiert. Mit einem Blick wird klar: Trotz aller Schutzzonen kreuzen die Seehunde die Routen der riesigen Frachtpötte, denn ein Seehund legt bis zu 50 Kilometer zurück, nur um Nahrung für einen Tag zu finden. Wo die meisten der großen Schiffe einlaufen, beginnt eine weitere Geschichte dieser Folge: Der Containerhafen von Hamburg ist mittlerweile vollständig automatisiert. Rechner gesteuert verladen 52 Kräne, 84 Transportfahrzeuge und zwölf Zugmaschinen Abertausende von Containern. Neun Großcontainerschiffe mit bis zu 10 000 Containern an Bord legen in Hamburg jede Woche an, dazu unzählige kleinere Schiffe. In einem endlosen Ballett von beispielloser Effizienz wird die Ware aus aller Herren Länder auf Züge und LKW verteilt und in unsere Supermärkte und Fabriken geschafft. Doch nur aus der Luft wird die verblüffende Schönheit dieser endlosen Umschlag-Aktivitäten sichtbar. Erst auf den Autobahnen holt uns die Realität wieder ein: Wenn „Deutschland von oben“ die GPS-Daten eines Verbundes mittelständischer Speditionen animiert, wird klar, warum Transport oft da endet, wo er uns am meisten ärgert – im Stau. (Text: ZDFneo)