Folge 28

  • Folge 28

    15 Min.
    Revolutionen und Revolutionäre
    Kinostart 3. April: „Nymphomaniac 2“, „Snowpiercer“
    „Close up“ präsentiert den zweiten Teil von Lars von Triers „Nymphomaniac“ sowie „Snowpiercer“ mit Tilda Swinton, John Hurt und Chris Evans; beide Filme starten am 3. April in den deutschen Kinos. Außerdem spricht „Rocker“-Regisseur Klaus Lemke über Jean-Luc Godards Filmklassiker „Außer Atem“.
    Snowpiercer
    „Arabischer Frühling“, „Prager Frühling“, die deutsche „Märzrevolution“ von 1848: Der Frühling ist die Zeit von Aufständen und Revolutionen. „Snowpiercer“ von Regisseur Bong Joon Ho erzählt vom einem Aufstand der Zukunft. Die Menschheit wehrt sich gegen den voranschreitenden Klimawandel, Chemikalien werden massenweise in die Atmosphäre versprüht, um die Erderwärmung zu stoppen. Mit dem Ergebnis, dass eine neue Eiszeit ausbricht und alles Leben auf der Erde erfriert.
    Die Handlung spielt im Jahr 2031: Dem Kältetod entkommen sind lediglich die Insassen eines speziellen Zuges, der seit Jahren unablässig um die Erde kreist. Im Zug hat sich eine neue Klassengesellschaft etabliert. Während die Menschen am Ende des Zuges unter erbärmlichen Umständen dahinvegetieren, führt die gesellschaftliche Elite vorne ein luxuriöses Leben. Curtis und einige Freunde aus dem hinteren Zugteil versuchen die starre, neue Gesellschaftsordnung zu durchbrechen und die Herrschaft des gottgleich verehrten Zugbetreibers Willford zu beenden.
    Regisseur mit Blockbuster-Erfahrung
    „Snowpiercer“ ist ein ungewöhnlicher Blockbuster mit internationaler Star-Besetzung vor und hinter der Kamera. Regisseur Bong Joon Ho hat in Südkorea bereits eine Reihe von Blockbustern gedreht – „The Host“ von 2006 und „Mother“ von 2009 sind auch bei uns ins Kino gekommen. Anführer Curtis wird von Chris Evans gespielt, der parallel zu „Snowpiercer“ auch als Captain America in „The Return of The First Avenger“ bei uns im Kino zu sehen ist (Start: 27. März).
    In den USA sollte „Snowpiercer“ zunächst in einer um 20 Minuten gekürzten Fassung in die Kinos kommen. Filmmogul Harvey Weinstein, der die Verleihrechte für Nordamerika besitzt, verlangte diese „Zensur“. Inzwischen lautet die Ankündigung so, dass auch in den USA Bongs Version zu sehen sein werde, jedoch wird der Film dafür mit einem „limited release“ (statt einer landesweiten Verbreitung) bestraft.
    Während auf Filmfestivals wie der Berlinale regelmäßig nach der Zensur in China, Iran und anderen autoritär regierten Staaten gefragt wird, wäre es längst an der Zeit, die Frage nach Zensur und nachträglichen Filmkürzungen auch einmal in Bezug auf den westlichen
    Kinomarkt zu stellen.
    Nymphomaniac Teil 2
    Von Kürzungen betroffen ist auch das Opus Magnum „Nymphomaniac“ des dänischen Regisseurs Lars von Trier – unser zweiter Film des Monats. In „Nymphomaniac“ erzählt die Nymphomanin Joe (gespielt von Charlotte Gainsbourg) ihrer Zufallsbekanntschaft, dem Junggesellen Seligman (Stellan Skarsgård), Episoden aus ihrem Leben. Während Joe sich selbst der Sünde bezichtigt und als schlechten Menschen bezeichnet, begegnet ihr Seligman mit radikaler Sanftmut und umfassendem Verständnis. Mit voranschreitender Handlung wird Seligmans Contenance dabei auf eine harte Probe gestellt.
    „Nymphomaniac Teil 1“ konzentriert sich auf Joes Jugend, der Ton der Erzählung und die visuelle Inszenierung sind überaus ideenreich und spielerisch. Teil 2, der nun, einige Wochen später, in die Kinos kommt, schlägt einen anderen Ton an, ist nüchterner und härter und folgt Joes Ringen um ihre sexuelle Identität als erwachsene Frau. In ihrer lust- und leidvollen Ergründung ihrer selbst bricht Joe mit diversen gesellschaftlichen Tabus.
    Unverständliche Kürzungen
    Als Gesamtwerk hat „Nymphomaniac“ im Director’s Cut eine Laufzeit von fünfeinhalb Stunden. Insofern ist die Entscheidung von Produzenten und Verleihern, den Film in zwei Teilen in die Kinos zu bringen verständlich, wenngleich bedauerlich, da sich Joes Entwicklung subtil und organisch vollzieht und nicht wie etwa eine Miniserie bereits auf Unterbrechungen hin angelegt ist.
    Die in beiden Hälften überdies vorgenommenen Kürzungen wirken dagegen zum großen Teil unmotiviert und unverständlich, da sie nicht etwa nur „explizite Szenen“ betreffen, sondern angeblich vor allem dazu dienen sollen, Handlungsstränge zu raffen. Der Respekt für künstlerische Entscheidungen scheint aus unterschiedlichen und immer weniger nachvollziehbaren Gründen zunehmend verloren zu gehen.
    Filmregisseur Klaus Lemke
    Unser Gast Klaus Lemke hat sich seine künstlerische Freiheit bis heute bewahrt. Seine Spielfilme entstehen ohne Einflussnahme von Fördergremien und Fernsehredaktionen. Wie in seinem Lieblingsfilm „Außer Atem“ geht es auch in seinen eigenen Filmen um Männer und Frauen, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben können.
    In Lemkes „Brandstifter“ von 1969 feierte Iris Berben ihr Kinodebüt. 1972 inszenierte Klaus Lemke in Hamburg den zum Kultfilm gewordenen „Rocker“ und entdeckte später in den 70er Jahren in seiner Wahlheimat München Wolfgang Fierek und Cleo Kretschmer.
    Klaus Lemkes Filme bestechen bis heute durch ihren rauen Charme und atmen den rebellischen Geist der frühen Nouvelle Vague, wie er unter anderem in Jean-Luc Godards Kinodebüt „Außer Atem“ von 1959 zum Ausdruck kommt. Natürlich hatte auch Godards Film damals im Frühling Premiere. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.03.20143sat

Sendetermine

Di 01.04.2014
23:45–00:00
23:45–
Di 25.03.2014
21:45–22:00
21:45–
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