bisher 272 Folgen, Folge 51–75

  • Folge 51
    Schluss mit ‚Made in Germany‘? Hans Brandner ist mittelständischer Unternehmer für Werkzeugmaschinen im Allgäu und sieht mit Sorge die aktuelle Übernahmewelle deutscher Firmen durch chinesische Investoren. Er möchte sein Unternehmen einmal an seinen Sohn übergeben. Doch seine chinesischen Kunden setzen ihn zunehmend unter Druck. Schon vor Jahren war er gezwungen, auch in Nordchina ein Unternehmen zu gründen. Inzwischen begegnet er der chinesischen Übermacht aber nicht mehr nur auf dem dortigen wichtigen Absatzmarkt. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 31.01.2018 BR
  • Folge 52
    Die katholische Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Deshalb holt sie sich Geistliche aus dem Ausland, beispielweise aus Indien oder Afrika. Erwartet wird von ihnen, dass sie ihr Amt genauso ausüben wie ihre deutschen Kollegen. Doch kann das so einfach gelingen? Mangelnde Sprachkenntnis ist nur eine der Hürden, mit denen die „Importpriester“ zu kämpfen haben. Pater George kommt aus Kerala in Indien und unterstützt als Kaplan die Pfarreiengemeinschaft Peißenberg-Forst in Oberbayern. Dort wird er zum ersten Mal die Predigt bei der traditionellen Leonhardifahrt halten.
    Für ihn ein großer Tag, denn dort muss er sich Tausenden von Besuchern präsentieren.. Inzwischen gibt jeder zehnte katholische Priester an, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist. Eine 2011 erschienene Studie bescheinigt ihnen Probleme mit Rassismus: Von den aus Indien stammenden Priestern haben 16 Prozent Erfahrungen damit gemacht. Bei Afrikanern war es sogar jeder Dritte. An der Spitze sind Priester aus dem Kongo oder Nigeria. Der nigerianische Pfarrer Paul Igbo wurde nach Karlshuld bei Ingolstadt geschickt, wo zuletzt 17 Prozent der Bürger die AfD gewählt haben.
    Zu seinem Amtsantritt überraschte Igbo die Bürger im Donaumoos mit der provokanten Aussage, er finde, dass das gut zusammenpasse: schwarze Erde und ein schwarzer Geistlicher. DokThema beobachtet die Pfarrer bei ihrem Versuch, in der Gemeinde Anschluss zu finden, ohne dabei ihre eigene kulturelle Identität aufzugeben. Zudem kommt der aus dem Kongo stammende Zornedinger Ex-Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende zu Wort, der wegen rassistischer Drohungen sein Amt im Sommer 2016 niederlegen musste. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.02.2018 BR
  • Folge 53
    Es ist der kleinste Mitgliedstaat der Europäischen Union und beliebtes Urlaubsziel für Millionen von Touristen: Malta. Doch seit dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia steht Malta für Korruption, Bestechung, Geldwäsche. Warum musste die Journalistin sterben? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.02.2018 BR
  • Folge 54
    Auch wenn die Schweizer bei der Volksabstimmung am 4. März sich mit 71, 6 Prozent für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgesprochen haben, soll der Angriff auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen weitergehen. Das haben die libertären und rechtskonservativen Kräfte bereits angekündigt. Die „No-Billag“ Initiative, die die Billag-Gebühren abschaffen will, ist aber nicht nur ein Angriff auf die SRG, sie ist auch ein Angriff auf den Staats als Solidargemeinschaft. Es geht um nichts weniger als um einen Umbau der Demokratie, oder besser um eine andere Staatsform – entsprechend dem Zeitgeist Bewährtes zu zerstören, um angeblich Besseres zu schaffen.
    Wo das hinführt, kann man bereits in Ungarn sehen, wo ein zentrales Organ das öffentliche Fernsehen völlig kontrolliert. Auch in Österreich gibt von Seiten der FPÖ Bemühungen die „Zwangsgebühren“ für den ORF abschaffen zu wollen. Und in der Bundesrepublik gibt es Stimmen, die ARD und ZDF als „Lügenpresse“ und „Staatsfunk“ bezeichnen und so versuchen, die Legitimation des öffentlich-rechtlichen Systems zu zerstören. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 07.03.2018 BR
  • Folge 55
    Der Deutsch-Syrer Nidal Kouba und seine Mitstreiter riskieren ihr Leben, um mutmaßliche Terroristen unter den syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen in Europa zu finden und den Behörden zu melden. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 24.03.2018 ARD-alpha
  • Folge 56
    Anfang Oktober 2017 sorgten die Ermittler in Reggio Calabria mit ihrer Aktion „Metauros“ wieder einmal für Furore. Im Visier: Mitglieder mächtiger ‘Ndrangheta-Clans, hohe Beamte und wichtige Unternehmen. Diesmal ging es nicht um Drogen oder Waffen, sondern um unlauteren Wettbewerb, Erpressung und Korruption im Bereich der Müll- und Abwasserentsorgung. Geschäftsfelder, mit denen sich kalabrische Mafia-Bosse Zugang zur kommunalen Verwaltung und zu politischen Ämtern verschafften. Es ging um Firmengeflechte, die mit Schmiergeldern und überhöhten Rechnungen für Profit und politischen Einfluss sorgten.
    Von den Ermittlungen betroffen sind auch europäische Unternehmen wie der französische Müll- und Wasser-Multi „Veolia“, der bis 2013 unter anderem die einzige Müllverbrennungsanlage in Kalabrien führte, und der Terminalbetreiber des kalabrischen Hafens von Gioia Tauro MCT, einer der wichtigsten Containerumschlagplätze im Mittelmeer. MCT gehört zur deutsch-italienischen „Eurogate-Contship“-Gruppe. Müllentsorgung verschafft Einfluss und Macht und ist „÷ zum Rückgrat der Mafia geworden, um in den Bereich von Politik und Behörden einzudringen.
    Ein wirtschaftspolitisches Projekt, das die ‘Ndrangheta-Clans vereinte und sie damit sozusagen auf Industriestandard katapultierte“, so der kalabrische Staatsanwalt Giuseppe Lombardo. Seit Jahrzehnten operiert die ‘Ndrangheta weltweit und erwirtschaftet dabei schätzungsweise mehr als 50 Milliarden Euro jährlich. In Deutschland verzeichnen die Fahnder Stützpunkte aktiver Mafiosi in allen wichtigen Wirtschaftsregionen und meist anscheinend ganz unbehelligt. So antwortete das Bundesinnenministerium auf eine Anfrage der „Grünen“ vom Juni 2017 zur Mafiaproblematik unter anderem: „Das Phänomen illegaler Abfallentsorgung, begangen durch Gruppierungen der italienischen Organisierten Kriminalität, ist der Bundesregierung bekannt.
    In Deutschland wurden diesbezüglich bislang keine Ermittlungen geführt.“ Illegaler Müllhandel ist ein Geschäftsfeld mit einer langen Geschichte: Vielen gilt 1989 als eine Art „Geburtsjahr“ kalabrischer Giftmüllskandale: Rein zufällig wurden im Ort Santa Domenica Talo in der Provinz Cosenza 60 Tonnen Krankenhausmüll entdeckt, der illegal in einem Firmenofen verbrannt werden sollten.
    Ein Jahr später strandete das Schiff „Rosso“ nahe dem Küstenort Amantea. Große Teile einer möglicherweise hochgefährlichen Fracht sollen im nahe gelegenen Tal Oliva vergraben worden sein. Analysen dort verzeichneten: toxische Substanzen, Cäsium 137 und eine überdurchschnittliche Rate von Krebskranken und -toten. Mehr als 100 Schiffe sollen im Mittelmeer mit Giften und radioaktivem Material an Bord versenkt worden sein.
    In Kalabrien selbst stehen mehr 600 Müllkippen auf der staatlichen Beobachtungs- und Sanierungsliste. Geschehen ist von Seiten den Behörden dennoch bislang wenig – obwohl Umwelt-Aktivisten seit mehr als 20 Jahren Alarm schlagen und davor warnen, dass Kalabrien zur „Müllkippe Europas“ verkommt. Stattdessen wurden Ermittler kaltgestellt und Prozesse verschleppt. Brisante Akten verschwanden in den Archiven. Einer der Top-Fahnder, Natale de Grazia, starb 1995 völlig unerwartet und unter dubiosen Umständen. Abhörprotokolle von Mafiabossen blieben unbeachtet.
    So sagte der ‘Ndranghetist Carlo Micò 2011: „Ich habe zehn Liter Nervengas. Das tötet in einer Reichweite von acht Kilometern. Ich habe es an einer Stelle vergraben. Jetzt will ich dort nicht mehr hin. Nervengas! Von einem Sowjet, einem Russen und gefährlichem Händler.“ Klar ist den italienischen Antimafiabehörden, dass toxische und radioaktive Stoffe aus den europäischen Industriezentren stammen. Und klar ist auch, dass die Interessen einer verdeckten Koalition aus kalabrischen Mafiaclans, Geheimlogen, Geheimdienstlern, Politikern und Industriellen bis heute vielfältig und mächtig sind.
    Die Staatsanwaltschaft geht von einer neuen, einer „unsichtbaren Mafia“ aus: einer kleinen Gruppe von Bossen, die sowohl die Familienclans als auch Politiker kontrollieren und die ganz große Deals einfädeln. In den vergangenen Jahren haben sie deshalb ihre Ermittlungen im Müllbereich intensiviert. Zwei Jahre lang hat sich ein ARD-Team im Auftrag von Radio Bremen und Bayerischem Rundfunk in Italien und Deutschland auf Spurensuche begeben. Ermittler, Experten, Aktivisten, Informanten, Mafia-Aussteiger und die Opfer des tödlichen Geschäftes kommen dabei zu Wort. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 28.03.2018 BR
  • Folge 57
    Gut zwei Drittel aller Deutschen shoppen online. Ob bequem vom heimischen PC aus oder von unterwegs per Handy. Marktführer in diesem Geschäft ist Amazon. In Deutschland erzielt das weltgrößte Warenhaus gut 30 Prozent des gesamten Online-Umsatzes. Das bekommen auch die traditionellen Geschäfte in den Innenstädten zu spüren. Ihre Kundschaft nimmt stetig ab, verlagert sich ins Netz. Doch auch die Online-Händler hierzulande sehen die Marktmacht von Amazon zunehmend kritisch. Selbst diejenigen, die auf der Amazon-eigenen Verkaufsplattform Marketplace anbieten. Gegen den US-Konzern könnten sie kaum konkurrieren, im Kampf um die Kunden gäbe es immer nur einen Sieger.
    Dabei gibt es Alternativen zu Amazon. Der stationäre Handel kann die Vorteile des Internets nutzen, ohne seine Ladenlokale aufgeben zu müssen. Um unabhängig zu bleiben, bilden Online-Shops neuerdings Verkaufsgemeinschaften – ein zunehmender Trend, ganz kostenlos und ohne Provisionsdruck. An verschiedenen Orten in Deutschland starten derzeit Initiativen, die genau das erreichen wollen: Die Vielfalt erhalten, das Innenstadtsterben aufhalten und den Handel in die digitale Zukunft führen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.04.2018 BR
  • Folge 58
    Deutsche TV-Premiere Mi. 16.05.2018 BR
  • Folge 59
    Mesale Tolu will nachhause, nach Deutschland, nach Ulm. In jedem Fall mit ihrem Kind und wenn es geht auch mit ihrem türkischen Mann. Doch die Justiz hält die deutsche Staatsbürgerin in der Türkei gefangen. Der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner durfte die Türkei verlassen, auch Deniz Yücel, der türkischer und deutscher Staatsbürger ist, konnte nach heftigen Druck der Bundesregierung die Türkei verlassen. Tolu, die nur deutsche Staatsbürgerin ist, sitzt nach wie vor in dem Land fest, dessen Schicksal seit Jahren von Recep Tayyip Erdogan bestimmt wird.
    Mesale Tolu arbeitete in der Türkei für eine linke Nachrichtenagentur als Übersetzerin und Journalistin. Die Justiz wirft der 33-jährigen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor, weil sie Demonstrationen und ein Beerdigung von 2 mutmaßlichen Terroristinnen besucht hat. Acht Monate lang sitzt sie nun bereits im türkischen Gefängnis, fünf davon mit ihrem 2-jährigen Sohn Serkan. Im Dezember 2017 wird sie mit der Auflage einer Ausreisesperre freigelassen. Tolu hofft auf eine Aufhebung der Ausreisesperre und damit auf mehr Rechtsstaatlichkeit.
    Aber Tolu ist nicht allein. Auch die 18-jährige Studentin Yarin Tuncer sitzt seit mehreren Wochen in Untersuchungshaft, weil sie gegen die Militäroffensive in Afrin demonstriert hat. Oder die Lehrerin Hüda Yildirim, die ihren Arbeitsplatz aufgrund eines Dekrets verloren hat. Und der Buchhalter Emre Iper, der sich ein Muskiprogramm auf sein Handy geladen hat und dem deshalb Verbindungen zu Putschisten nachgesagt wurden. Immer mehr Türkinnen und Türken haben den Glauben an eine unabhängige Justiz verloren. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 13.06.2018 BR
  • Folge 60
    Deutsche TV-Premiere Mi. 20.06.2018 BR
  • Folge 61
    Gutes Trinkwasser aus dem Wasserhahn immer und zu jeder Zeit ist für uns selbstverständlich. Alle finden deshalb strengen Wasserschutz wichtig. Was aber, wenn das Wasserschutzgebiet direkt vor der eigenen Haustür liegt? Wenn es Einschränkungen in der Landwirtschaft, bei Gewerbegebieten, dem Bau von Eigenheimen oder in der Freizeitgestaltung bedeutet? Eigentum verpflichtet – aber sind die Lasten des Wasserschutzes gerecht verteilt? In Bayern wird darüber immer heftiger gestritten. München wirbt gerne mit seinem hervorragenden Trinkwasser, das die Stadt aus dem 45 km entfernten Mangfalltal bezieht. Schon vor vielen Jahren hat München dort eine Schutzgebietserweiterung beantragt.
    Nun soll sie umgesetzt werden. Für den Biobauern Alois Fuchs wäre die Erweiterung existenzbedrohend, weil er seine Kühe nicht mehr auf die nahe gelegene Weide treiben dürfte. München beruft sich auf sogenannte Altrechte, doch die sind umstritten. Die Gegner der Schutzgebietserweiterung ärgern sich, dass sie für Millionen Münchner Wasserschutz betreiben sollen und nur sie die Nachteile haben. Und sie fragen sich, weshalb das Münchner Trinkwasser nicht in der viel näheren, wasserreichen Schotterebene gewonnen wird, also ortsnah, wie es das Wasserhaushaltsgesetz vorsieht.
    Die Münchner Umlandgemeinde Neubiberg streitet mit Farchant im Loisachtal ebenfalls darüber. Neubiberg hat selbst keine Trinkwasserbrunnen und bekommt sein Wasser aus dem Münchner Netz und damit aus dem Loisachtal. Doch die Anrainer dort machen sich Sorgen um das sensible Gleichgewicht der Natur. Im fränkischen Uehlfeld hat der Konflikt schon die oberste Instanz erreicht. Hier wurde vor Kurzem gegen den Willen der Gemeinde und des Landrates ein neues Wasserschutzgebiet per Selbsteintritt des Umweltministeriums durchgesetzt. Kommunalpolitiker und Bürger sind sauer, weil auf diese Weise eine weitere Entwicklung von Uehlfeld unmöglich wird.
    Ist es gerecht, dass die einen mit Gewerbegebieten prosperieren und die anderen für sie die Schutzgebiete pflegen? Im Freistaat droht ein Konflikt zu eskalieren, der jahrzehntelang auf die lange Bank geschoben wurde. Und die Staatsregierung gerät in Erklärungsnot: Beim Ausweisen von Gewerbegebieten setzt sie auf die Kompetenz der Gemeinden vor Ort. Doch bei den Wasserschutzgebieten wird hart durchregiert. Wie selbstbestimmt sind die Kommunen? Und wer entscheidet, welche Gemeinden eine ortsnahe Versorgung einrichten müssen und welche nicht? Wieviel Solidarität kann man erwarten? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 04.07.2018 BR
  • Folge 62
    Touristenboom in Griechenland – und die bittere Not der Einheimischen: Während die Armut in der gesamten EU leicht rückläufig ist, hat sich die Armutsquote in Griechenland seit 2008 fast verdoppelt. Tourismusboom in Griechenland – seit Reiseziele wie die Türkei nicht mehr gefragt sind, kommen die Urlauber in Scharen. Davon profitieren vor allem die Touristik-Konzerne, die Fluglinien und die Hotelketten – weniger aber die Menschen im Land. Sie finden allenfalls Saisonarbeit zum Billiglohn. Hinzu kommen immer neue Sparmaßnahmen und Rentenkürzungen. Laut einer aktuellen Statistik lebt ein Viertel der griechischen Bevölkerung in einer „schweren materiellen Notlage“, in Armut also.
    Die Filmautoren machen sich auf die Reise: Auf der Ferieninsel Rhodos beginnt die Armut gleich hinter dem Strand – dort, wo die Köche, die Kellner, die Zimmermädchen leben. In der Hafenstadt Patras hungern viele. Rentner, aber auch junge Menschen, die sich einen bescheidenen Wohlstand aufgebaut hatten, und die durch die Krise in Griechenland alles verloren haben. Besonders schlimm ist die Situation in der Hauptstadt Athen. Das Filmteam begleitet Erwin Schrümpf von der privaten Hilfsorganisation „Griechenlandhilfe“.
    Zusammen mit ihm treffen sie verzweifelte Menschen aus dem ehemaligen griechischen Mittelstand. Viele haben keine Krankenversicherung mehr, sind auf Medikamente angewiesen, die die „Griechenlandhilfe“ an Sozialzentren verteilt. Auf der Insel Lesbos leben nach wie vor Flüchtlinge. Ihnen geht es noch schlechter als den Einheimischen. Wer registriert ist, darf tagsüber das Flüchtlingslager verlassen. Doch eine Weiterreise ist unmöglich. Früher war Lesbos Touristenhochburg, heute kommen hier nur noch wenige Gäste. Die Bilder der Flüchtlingskrise von 2015 schrecken die Urlauber ab – auch heute noch. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.07.2018 BR
  • Folge 63
    Mehr als 50.000 Frauen und Mädchen sind in Deutschland von Genitalverstümmelung betroffen. Fadumo Korn ist eine der wenigen Frauen, die offen darüber spricht. Genitalverstümmelung gilt als schwere Menschenrechtsverletzung. In Deutschland leben inzwischen mehr als 50.000 Betroffene, weltweit sind geschätzt 200 Millionen Frauen in ihrer Kindheit verstümmelt, beschnitten oder einfach zugenäht worden. In vielen Ländern Afrikas ist das immer noch Alltag. Fadumo Korn ist eine der wenigen Frauen, die offen darüber spricht. Sie ist vor vielen Jahren aus Somalia nach Deutschland gekommen, hat geheiratet und ein Kind bekommen. Heute versucht sie, betroffenen Mädchen, die zumeist als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, zu helfen. Über mehrere Wochen konnte ein Kamerateam Fadumo Korn und ihre Schützlinge begleiten. Ist es möglich, die Verletzung und das Trauma einer Genitalverstümmlung zu überwinden? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.07.2018 BR
  • Folge 64
    Seit über fünf Jahren verfolgen Gamze Kubaşık und Abdulkerim Şimşek den NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht mit gemischten Gefühlen. Sie sind die Tochter und der Sohn zweier Mordopfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU): Auf das Konto der rechtsextremistischen, rassistischen Terrorzelle gehen insgesamt zehn kaltblütig begangene Morde, neun an türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer an einer deutschen Polizistin, außerdem 15 brutale Raubüberfälle und mindestens zwei Sprengstoffanschläge.
    Enver Şimşek war Blumenhändler in Nürnberg, er war das erste Mordopfer des NSU und wurde im Jahr 2000 erschossen. Mehmet Kubaşık hatte einen kleinen Kiosk in der Dortmunder Nordstadt, er starb 2006 durch die Kugeln der NSU-Terroristen. Für Gamze Kubaşık und Enver Şimşek ist das zähe Gerichtsverfahren ein Martyrium. An 437 Verhandlungstagen erleben sie das unerträgliche Schweigen der Angeklagten, das schamlose Feixen rechtsextremer Zeugen und das peinliche Versagen von Ermittlern und Geheimdiensten.
    Ständig werden Kubaşık und Şimşek an die traumatische Zeit nach den Morden erinnert, als die Opferfamilien selbst in den Fokus polizeilicher Ermittlungen rückten. Die Filmautoren Eva Frisch, Eckhart Querner und Alf Meier haben den gesamten Prozess verfolgt – vom ersten Verhandlungstag im Mai 2013 bis zum Urteil mehr als fünf Jahre später. Sie erlebten, dass sich das Interesse der Öffentlichkeit fast ausschließlich auf die meist schweigende Hauptangeklagte Beate Zschäpe und ihre mitangeklagten Unterstützer richtet, auf ihre Motive, ihre Gesinnung, ihr Verhalten vor Gericht.
    Deshalb war es dem Autorenteam besonders wichtig, die Opferfamilien in den Mittelpunkt ihrer Dokumentation zu stellen. Allerdings waren die meisten der Angehörigen nicht in der Lage, sich vor der Kamera zu äußern. Zu groß ist immer noch ihr Schmerz. Nur Gamze Kubaşık und Abdulkerim Şimşek waren bereit, für diesen Film ihre Geschichte zu erzählen. Die Dokumentation begleitet die beiden auf dem langen Weg bis zum Urteil, zeigt die Hoffnungen und Enttäuschungen, die Kubaşık und Şimşek erleben, wenn sich der Prozess ein ums andere Mal verzögert und ihre Plädoyers verschoben werden müssen, weil Verteidiger den Fortgang des Prozesses mit sinnlosen Beweisanträgen torpedieren.
    Kubaşık und Şimşek gestatten immer wieder auch kleine Einblicke in ihre Gedankenwelt, die sie normalerweise komplett von der Öffentlichkeit abschirmen. Am Ende des Mammutprozesses hofften sie auf ein gerechtes Urteil und vor allem auf Antworten auf ihre wichtigsten Fragen: Warum wurden gerade ihre Väter als Mordopfer ausgewählt, und welche Helfershelfer hatte der NSU vor Ort – Unterstützer, die möglicherweise noch heute unbehelligt in der Nachbarschaft der Opferfamilien wohnen.
    Doch die Enttäuschung ist groß, denn bei der Urteilsverkündung erwähnt das Gericht das Leid der Opfer mit keinem Wort. Zudem fällt aus Sicht Kubaşıks und Şimşeks das Strafmaß für zwei Angeklagte, die bekennende Nationalsozialisten sind, viel zu niedrig aus. Und dann kommt es noch zu einem traumatischen Zwischenfall auf der Zuhörertribüne. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 25.07.2018 BR
  • Folge 65
    Die Pflege steht vor massiven Herausforderungen: Während die Deutschen immer älter werden, gehen den Pflegeheimen die Fachkräfte aus. Die Lösung dafür könnte die Digitalisierung sein: Überwachung von demenzkranken Menschen per Funktechnik, Telemedizin und Einsatz von Robotern. Doch droht die Pflege dadurch, nicht unpersönlicher zu werden? Und wie sicher sind die dabei erhobenen Daten? Isabella Kroth beleuchtet in „DokThema“ Vorteile und Schattenseiten der digitalen Technik. Filmautorin Isabella Kroth begleitet die Pflegerin Pia Schneider, die im Seniorenheim am Saaleufer täglich mit modernster Technik arbeitet. Hier tragen an Demenz erkrankte Bewohner spezielle Funktechnik am Handgelenk.
    Dadurch weiß die Pflegerin auch nachts, wo sich die Bewohner aufhalten. Das soll das Schlimmste verhindern – dass einer der dementen Bewohner das Heim unbemerkt verlässt. Pia Schneider empfindet das digitale Überwachungssystem als eine große Entlastung. In dem Seniorenheim wird auch die moderne Telemedizin eingesetzt: Bei der Televisite kann der Arzt über eine mobile Kamera den Patienten begutachten und per Video-Konferenz mit Pflegerin und Patientin kommunizieren. Die dabei erhobenen Daten werden digital übermittelt. Außerdem begleitet das Filmteam den jungen Forscher Felix Carros, der ein Ziel hat: Er will die Einsamkeit von Heimbewohnern durchbrechen – mithilfe eines Roboters, der Emotionen erkennen soll und die Senioren zum Tanzen und Singen animiert.
    Was allerdings noch nicht ganz reibungslos funktioniert … Isabella Kroth beleuchtet in „DokThema“ Vorteile und Schattenseiten der digitalen Technik. Sie sollte nicht dazu missbraucht werden, am Personal zu sparen oder Löhne zu drücken – das fordert Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften an der Uni Koblenz. Und sie darf nicht zu einer unverhältnismäßigen Dauerüberwachung und Entmündigung alter Menschen führen. Der Datenschutz muss gewährleistet sein. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 05.09.2018 BR
  • Folge 66
    Im April dieses Jahres wurden drei Klassen von Neonicotinoiden von der EU verboten. Umweltverbände und Medien feierten die Entscheidung als einen großen Sieg zum Schutz der Bienen und der Artenvielfalt. Können die Imker nun aufatmen? Das wollte Susanne Roser für „DokThema“ herausfinden. Wilhelm Tartler ist Imker in Siebenbürgen und hat ein Problem. Sein Bio-Honig enthält Pestizide, seine Bienen finden kaum mehr unbelastete Pollen. 80 seiner 200 Völker sind im letzten Jahr eingegangen. Und das, obwohl Rumänien traditionell als das Land der Imker gilt, berühmt für seinen qualitativ herausragenden Honig.
    Mit seinem Problem steht Tartler nicht alleine da. Weltweit klagen Imker über hohe Verluste aufgrund eines dramatischen Bienensterbens. Schuld daran ist vor allem die intensive Landwirtschaft mit einem zu hohen Einsatz an Pestiziden. Zu lange wurde die Rolle der Pflanzenschutzmittel kleingeredet, zu lange hieß es, es läge vor allem an der Varroa-Milbe, dass die Bienen zugrunde gehen. Studien belegen aber inzwischen: Sogenannte Neonicotinoide, Insektenvernichtungsmittel auf Nikotinbasis, sind äußerst schädlich für Wild- und Honigbienen.
    Sie trüben den Orientierungssinn und schädigen die Brut. Eine Schweizer Studie hat letztes Jahr bewiesen, dass 75 Prozent aller Honige weltweit mit Neonicotinoiden belastet sind. Auch wer Bio-Erzeugnisse kauft, muss also mit kontaminiertem Honig rechnen. „Bio“ besagt bei Honig nur, dass der Imker seine Bienen im Bienenstock nicht mit Chemikalien behandelt. Auf belastete Sonnenblumen- oder Rapsfelder ganz zu verzichten, können sich die meisten Imker aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten. Im April dieses Jahres wurden drei Klassen von Neonicotinoiden von der EU verboten.
    Umweltverbände und Medien feierten die Entscheidung als einen großen Sieg zum Schutz der Bienen und der Artenvielfalt. Können die Imker nun aufatmen? Für „DokThema“ hat Susanne Roser mit einem Filmteam Imker und Landwirte in Rumänien besucht, mit Pestizid-Experten gesprochen, wie dem Ökologen Johann Zaller, Dozent an der Wiener Universität für Bodenkultur, hat Honig und Wachs im Labor auf Rückstände untersuchen lassen und hat die Politik damit konfrontiert. Denn was nutzen die Verbote, wenn Mitgliedsstaaten wie Rumänien immer wieder Ausnahmegenehmigungen erhalten? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.09.2018 BR
  • Folge 67
    In spätestens vier Jahren trifft die erste Welle der Babyboomer mit voller Wucht auf das Rentensystem. Was dann? Bleibt das Renteneintrittsalter? Oder müssen wir trotz Arbeitsverdichtung und Digitalisierung bald alle noch länger arbeiten? Und was ist mit jenen, die körperlich dem Druck nicht mehr standhalten? Dieter, 59, und Rainer, 53 arbeiten auf dem Bau. Beide gehören zu den geburtenstarken Jahrgängen und arbeiten seit sie Teenager sind. Sie können sich nicht vorstellen, bis zu ihrem errechneten Rentenalter von 64 bzw.
    65 weiterzuarbeiten. Doch jeder Monat, den sie früher gehen wollen, bedeutet Abschläge bei ihrer Rente. Aber nicht nur schwer körperlich arbeitende Menschen haben Sorge, ob sie bis zum vorgesehenen Rentenalter durchhalten. Auch Angestellte in der Verwaltung oder in sozialen Berufen kommen an ihre Grenzen. Ihre Herausforderung ist die Digitalisierung, die ständiges Umdenken und Fortbildungen erfordert. Wie lange können sie dem neuen Tempo standhalten? Wie können sie fit bleiben, damit ein vorzeitiges Ausscheiden nicht eine geringe Rente nach sich zieht? Zwischen Wirtschafts- und Sozial-Wissenschaftlern wird heftig diskutiert, wie zukunftsfähig unser Rentensystem in seiner jetzigen Form ist.
    Die Babyboomer der Jahrgänge 1955 bis 1966 bringen es an seine Grenzen. Müssen mehr Steuergelder in den Topf der gesetzlichen Rentenversicherung fließen? Oder braucht es sogar einen radikalen Umbau? Viele Warnzeichen zeigen, dass es höchste Zeit ist, das System auf den Prüfstand zu stellen.
    Denn die Polarisierung in der Gesellschaft steigt: Zwischen Gutverdienern, die es sich leisten können, früher in Rente zu gehen, und jenen, die nur niedrige Renten bekommen, aber bis zum Schluss durchhalten müssen. Wo sind die neuen Konzepte? Die Politik verweist auf die gerade eingerichtete Rentenkommission, deren Vorschläge sie abwarten will. Doch die Zeit drängt: Können wir wirklich alle länger arbeiten? Oder muss es ein flexibles Renteneinstiegsalter geben mit Ausgleichszahlungen zur Vermeidung von Altersarmut? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.09.2018 BR
  • Folge 68
    Die Wohnungsnot in deutschen Großstädten und Ballungsräumen wird immer größer. Trotzdem stehen Häuser leer, liegt Bauland brach. Wie kann man dagegen vorgehen? Wie die Eigentümer stärker in die Pflicht nehmen, die unterdessen am Wertzuwachs der Grundstücke kräftig verdienen? Leerstand ist nur eine Form der Zweckentfremdung. Auch das Überlassen von Wohnungen an zahlungskräftige Medizintouristen und Weltenbummler entzieht dem Markt Ressourcen, die eigentlich dringend gebraucht werden. Bezahlbare Wohnungen sind knapp und ein Ende der Aufwärtsspirale bei den Immobilienpreisen ist nicht in Sicht, weil für gewerbliche Investoren Boden Spekulationsobjekt ist.
    Der Druck auf die Politik wächst, einen Ausweg aus der Wohnungskrise zu finden. Zweckentfremdungen durch Airbnb, Vermietungen an Medizintouristen oder schlicht Leerstand verschärfen das Problem immer weiter. Darüber hinaus leben Zehntausende von Senioren in für sie zu groß gewordenen Wohnungen, während junge Familien sich auf wenige Quadratmeter beschränken müssen. Wie schafft man Wohnraum für alle? Können staatliche oder städtische Wohnungsbaugesellschaften Teil der Lösung sein? Die ehemalige Münchner Stadtbaurätin Christiane Thalgott fordert mehr Regulierung, um Versäumnisse der Vergangenheit aufzufangen.
    Doch wer tut etwas gegen Leerstand, Zweckentfremdung und Platzvergeudung? Ein BR-Team begleitet für „DokThema“ eine Sondereinheit des Münchner Sozialreferats und zeigt, wie mühsam der Kampf der Stadtverwaltungen gegen Zweckentfremdung ist. Es stellt Initiativen vor, die durch Wohnungstausch Wohnraum besser verteilen wollen und für gerechtere Bodenpreise kämpfen. Und es beobachtet eine junge Familie, die auf der Suche nach einem Wohnungstauschpartner ist. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 26.09.2018 BR
  • Folge 69
    Die Filmautoren sprechen mit Nichtwählern über ihre Gründe, nicht wählen zu gehen. Mit Experten aus ganz Europa gehen sie der Frage nach, wie dieser Teufelskreis der sinkenden Wahlbeteiligung gestoppt werden kann. Und der Film gibt Insider-Einblicke in die Abläufe deutscher Wahlkämpfe. Wie wählen Parteien aus, wo sie Wahlkampf betreiben, und wo nicht? 47,7 Prozent – mit diesem Ergebnis bei der Landtagswahl 2013 in Bayern rühmt sich der damalige Parteichef und jetzige Bundesinnenminister Horst Seehofer bis heute. „Damit ist das Jahr 2008 Geschichte. Wir sind wieder da“, so Seehofer im Siegestaumel.
    Fast jeder Zweite hatte damals der CSU die Stimme gegeben, das bedeutete die absolute Mehrheit. Doch stimmt das wirklich, „jeder Zweite“? Wenn man genauer hinschaut und die Zahlen analysiert, kommt man schnell zu einem ganz anderen, weniger glorreichen Ergebnis von nur 29,2 Prozent. Nämlich dann, wenn man die ca. 3,5 Millionen stimmberechtige Bayerinnen und Bayern berücksichtigt, die 2013 erst gar keinen Wahlzettel ausgefüllt haben. Experten aus ganz Europa sprechen darüber, wie dieser Teufelskreis der sinkenden Wahlbeteiligung besonders in sozial schwachen Milieus gestoppt werden kann.
    Denn Studien zeigen schon lange: Je sozial benachteiligter ein Stadtteil oder Wahlbezirk ist, desto weniger Menschen gehen dort zur Wahl. In Nürnberg-West etwa wählte 2013 nur noch knapp die Hälfte. Wohingegen im wohlhabenden München-Land-Süd die höchste Wahlbeteiligung mit 74,3 Prozent gemessen wurde. Wie lange verkraftet unser demokratisches System diesen hohen Anteil an Nichtwählern noch? Ab wann sind Wahlen nicht mehr legitim, weil kaum einer mehr daran teilnimmt? Wer sind diese 3,5 Millionen Nichtwähler (2013)? Und warum scheint sich die Politik nicht mehr für sie zu interessieren? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 10.10.2018 BR
  • Folge 70
    Mit 2,5 Millionen Lkw ist die Brennerroute 2017 über die Inntalautobahn der meist befahrene Pass über die Alpen. Der Güterverkehr zerstört nicht nur landschaftliche Kleinode, er macht den Anwohnern das Leben zur Qual. Nun wollen sie sich wehren! Der Landwirt Peter Bartl lebt in Flintsbach in unmittelbarer Nachbarschaft zur Inntalautobahn. Der Hof der Familie stammt aus dem 16. Jahrhundert. Als Kind konnte er in den 60er-Jahren auf der Autobahn noch spielen, mittlerweile donnern jährlich über zwei Millionen Lkw vorbei. Einen Schallschutz gibt es nicht.
    Die Schadstoffemissionen liegen weit über dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation. Doch die Hoffnung, dass die deutschen Politiker endlich Ernst machen mit ihren Versprechungen und den Gütertransport auf die Schiene verlagern, hat er verloren. Weniger hoffnungslos ist mittlerweile die Lage auf dem österreichischen Teilabschnitt der Inntalautobahn. Dort gibt es das Transitforum Austria, eine Bürgerinitiative, die der Tiroler Fritz Gurgiser schon vor 30 Jahren gegründet hat, und die bereits viel erreicht hat. Das Druckmittel: Artikel 36 im Europarecht.
    Der besagt unter anderem, dass der freie Warenverkehr überall dort begrenzt werden kann, wo es zum Schutz der Gesundheit notwendig ist. Seit Jahren misst der Aktivist Gurgiser den Lärmpegel an der Autobahn und sammelt die Beschwerden Asthma kranker Anwohner. Und dies mit Erfolg: Inzwischen gibt es auf österreichischen Autobahnen ein Tempolimit von 100 km/​h, außerdem über weite Strecken Flüsterasphalt und Schallmauern und für Lkw gilt ein generelles Nachtfahrverbot. Vor allem aber soll der Bau des Brennerbasistunnels die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene noch weiter voranbringen.
    Doch alle Maßnahmen nützen nur wenig, wenn das Nachbarland Deutschland nicht mitzieht. Obwohl im Mai 2009 vertraglich zugesichert, stockt die Planung der bayerischen Zulauftrassen. Heftig wird darüber gestritten, wo diese überhaupt verlaufen sollen. Und auch weitere zugesicherte Maßnahmen zur Eindämmung des Güterverkehrs lassen auf sich warten. Wird, wie von Kritikern befürchtet, der Brennertunnel am Ende zum Milliardengrab – wegen des mangelnden Engagements von Deutschland? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 24.10.2018 BR
  • Folge 71
    Wie gerecht ist die aktuelle Abschiebepraxis? Flüchtlingshelfer, die sich ehrenamtlich engagieren, kommen ebenso zu Wort wie Polizisten und Entscheider. Was macht die Flüchtlingspolitik mit ihnen? Wie argumentieren Politiker, Kritiker und Befürworter in der aktuellen Asyldiskussion? Bundespolizist Christian K. arbeitet am Münchener Flughafen. Der 36-jährige hat bereits Dutzende Abschiebungen nach Asien, Afrika oder Südamerika begleitet. Nun bereitet er eine Sammelabschiebung von 44 Personen nach Afghanistan vor. Die sogenannten „Schüblinge“ kommen aus der ganzen Bundesrepublik nach München.
    Was kostet eine solche Sammelabschiebung, wer bezahlt das und warum bekommen die Beamten die Maschine nicht voll? Sind wir zu dumm zum Abschieben? DokThema begleitet die Bundespolizei und zeigt das bürokratische Räderwerk, das einer Sammelabschiebung per Flugzeug vorausgeht. Seit 27 Jahren engagiert sich der Arbeitskreis Asyl für Flüchtlinge und Integration. Über 100 Mitglieder zählt der Verein. Im September 2015 herrschte hier eine regelrechte ‚Willkommen-Euphorie‘. 2018 ist davon wenig übriggeblieben. Ernüchterung macht sich breit. Wen schützen wir? Was kann ich dabei tun? Wer ist würdig, wer nicht? Fragen, die immer mehr Mitglieder stellen und die zum Teil sehr kontrovers diskutiert werden.
    Oder wird die Willkommenskultur nur von den Politikern zu Ende geredet? DokThema konfrontiert Politiker, Kirchenvertreter, Befürworter und Kritiker der aktuellen Abschiebepraxis mit den Recherchen. Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer kommen zu Wort, die sich für die Integration von Asylbewerber stark machen. Welche Probleme haben die Polizisten, welche die Helfer? Was macht die aktuelle Flüchtlingspolitik mit ihnen? Anhand von Kaufbeuren zeigt die Sendung, wie sich die Situation in den Kommunen darstellt. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 14.11.2018 BR
  • Folge 72
    Weizen ernährt die Welt – aber er ist in Verruf geraten. Immer mehr Menschen leiden an einer Weizenunverträglichkeit. Was verursacht diese diffusen Beschwerden, die auch viele Ärzte immer noch vor Rätsel stellen? Die Forschung ist sich uneins. Liegt es am Gluten? Oder an anderen Inhaltsstoffen des modernen sogenannten Hochleistungsweizens? Die Filmautorin sucht in Backstuben und Industriemühlen, bei Biobauern, Züchtern und Forschern nach Antworten. Stefanie Huber hat immer gerne gegessen und alles vertragen. Bis zu jenem Zeitpunkt, als sie plötzlich tagelang Durchfall hatte, die Gelenke schmerzten und sie sich ständig müde fühlte.
    Indem sie verschiedene Nahrungsmittel wegließ, entdeckte sie, dass sie keine Weizenprodukte mehr verträgt. Seit sie auf Weizen strikt verzichtet, geht es ihr besser. Dass sie sich ihre Beschwerden nicht einbildet, kann inzwischen von Gastroenterologen nachgewiesen werden. Klaus Fleißner ist Züchtungsforscher. Er möchte herausfinden, ob die modernen Weizensorten die Ursache für solche Beschwerden sind. Er vermutet, dass jahrzehntelang in der Züchtung zu einseitig auf die Backeigenschaften geachtet wurde und weniger darauf, dass der Weizen gut verträglich ist.
    Wie ein Detektiv suchte und fand er in Gen-Banken weltweit Hunderte alte Land- und Hofsorten, die er nun vermehrt und wieder anbauen will – in der Hoffnung, dass die alten Sorten bekömmlicher sind. Aber sind sie es wirklich? Und wenn ja, warum? Das im Weizen enthaltene Gluten macht Semmeln lecker und fluffig. Zugleich steht es im Verdacht, die Weizenunverträglichkeit auszulösen.
    Inzwischen werden in der Forschung aber auch die sogenannten ATI und FODMAPs verdächtigt, Blähbauch und Durchfall zu verursachen. Die Verunsicherung bei betroffenen Verbrauchern ist groß. Und viele populärwissenschaftliche Ernährungsratgeber verteufeln den Weizen regelrecht. Die Folge: steigende Nachfrage nach glutenfreien Nahrungsmitteln und satte Gewinne bei den Herstellern. Während die Politik sich nicht zuständig fühlt, suchen Backindustrie, Forscher und Züchter fieberhaft nach Lösungen. Auch um den Weizen als Lebensmittel zu rehabilitieren. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.11.2018 BR
  • Folge 73
    Deutsche Schule, Traditionsschule, Eliteschule – Oliver Mayer-Rüth begleitet für „DokThema – Abitur unter dem Halbmond“ den Abiturienten Berkin Ersoy und die deutsche Lehrerin Annika Grühn durch das 150. Jubiläumsjahr der Deutschen Schule Istanbul. Nach Terroranschlägen in der Metropole am Bosporus und extremen diplomatischen Verwerfungen zwischen Berlin und Ankara aufgrund willkürlicher Festnahmen deutscher Staatsbürger in der Türkei steht das 150. Jubiläumsjahr der Deutsche Schule in Istanbul unter keinem guten Stern.
    Viele Lehrer sind gegangen, keine neuen Lehrer nachgekommen. Auch Annika Grühn macht sich im ersten Halbjahr Gedanken, wie es weitergeht mit ihr und der Schule. Der Abiturient Berkin kommt aus einer türkischen Mittelschichtfamilie. Seine Eltern investieren einen Großteil ihrer Gehälter in die Ausbildung ihrer Kinder. Dementsprechend hat der Schüler Druck, ein möglichst gutes Abitur zu absolvieren, damit er in Deutschland Medizin studieren kann. Das Jubiläumsjahr ist nicht nur von feierlicher Stimmung geprägt.
    Ein geplantes offizielles Jubiläumsevent kann gar nicht stattfinden, weil sich Vertreter der beiden Staaten aus politischen Gründen nicht treffen können und wollen. Zu all den Problemen kommt auch noch ein Veruntreuungsskandal, der 2013 öffentlich wurde. Dabei ist die Historie und aktuelle Geschichte des deutschen Gymnasiums in Istanbul vor allem eine Erfolgsgeschichte. Jedes Jahr bewerben sich Tausende türkische Schülerinnen und Schüler um einen Platz auf der Deutschen Schule Istanbul.
    Die Schulleitung wählt die 130 Besten aus, die dann ein deutsches Abitur absolvieren können, das ihnen die Möglichkeit gibt in Deutschland zu studieren. Das „Alman Lisesi“ ist aber auch Botschaftsschule. Kinder von deutschen aus beruflichen Gründen nach Istanbul entsandten Eltern besuchen die Deutsche Schule Istanbul. So war die Schule immer auch Brücke zwischen den beiden Nationen und Garant für Völkerverständigung. Die Biologielehrerin Grühn und der Schüler Berkin haben ein Schuljahr mit Hindernissen und Prüfungen vor sich.
    Das türkische Bildungsministerium nimmt noch keinen Einfluss auf den Lehrplan. Dennoch überlegt sich die Lehrerin Grühn ganz genau, was sie im Unterricht sagen darf und was nicht. Gleichzeitig hat die Schule den Anspruch, kritische Geister auszubilden. Berkin weiß selbst, wie wichtig das heutzutage ist und ergänzt schmunzelnd, dass er auch die in der Schule vermittelten „deutschen“ Tugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin angenommen hat. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 12.12.2018 BR
  • Folge 74
    Während 2016 noch ca. 422.000 Menschen ohne eigenes Dach über dem Kopf in Deutschland lebten, gehen Experten für 2018 mittlerweile von 1,2 Millionen Betroffenen aus. Zu den Menschen mit Brüchen in der Biografie und den Arbeitsmigranten aus Osteuropa kommen neuerdings auch deutsche Wohnungslose, die schlichtweg ihre Miete nicht mehr zahlen können. Thomas ist Deutscher und arbeitet tagsüber als Altenpfleger. Nachts schläft er seit drei Monaten gegen eine geringe Bezahlung im Münchner Männerwohnheim in der Pilgersheimer Straße.
    Es ist die größte Notunterkunft für Männer in der Metropole, in der schon lange nicht mehr nur „Klischee“-Obdachlose übernachten. Seit Jahren warnen Sozialarbeiter, dass sie überfordert sind von der Unterbringung gestrandeter Menschen. Die Gründe sind vielschichtig: Die EU-Freizügigkeit bringt nicht nur arbeitsfähige Steuerzahler aus Osteuropa, sondern auch Menschen, die mit großen Erwartungen kamen und sich hier nun kein Dach über dem Kopf leisten können. Die Mietentwicklung und fehlende Sozialwohnungen verschärfen die Situation.
    Und die Flüchtlinge, die geduldet oder anerkannt werden, drängen auch auf den Mietmarkt. Inzwischen, so Sozialarbeiter und Armutsforscher, erreicht das Problem prekärer Lebens- und Wohnsituationen nicht nur Menschen am Rande der Gesellschaft. Die Autorinnen nehmen im Film drei bayerische Städte genauer unter die Lupe und forschen nach den Ursachen für diesen Kampf von Arm gegen Ärmer. In München begleiten sie Streetworker, die sich um den Kälteschutz kümmern und Bewohner von illegalen Camps vom Umzug in Notunterkünfte überzeugen wollen.
    Nürnberg gehört zu den zwölf in Deutschland am meisten von Wohnungslosigkeit betroffenen Städten. Die Wärmestuben sind überfüllt und erstmals müssen Sicherheitskräfte unter den verschiedenen sozialen Gruppen vermitteln. Auch in kleineren Städten wie Rosenheim geraten die Sozialarbeiter verstärkt unter Druck. Streetworkerin Katja Merker ist verzweifelt: Sie hat keine Möglichkeit mehr, in der Wohnungsnothilfe der Diakonie weitere Menschen unterzubringen. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 19.12.2018 BR
  • Folge 75
    Über 70.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich durch Krankheiten, die maßgeblich durch Alkoholkonsum verursacht werden. Den Steuereinnahmen von etwa 3,1 Milliarden Euro durch den Verkauf von Alkohol stehen etwa 40 Milliarden Euro Kosten für die Allgemeinheit gegenüber. Durch Steuererhöhungen, Einschränkungen der Verfügbarkeit oder ein Werbeverbot könnte der Staat gegenlenken. Doch in Deutschland hält sich der Staat bei der Reglementierung der Alkoholindustrie eher zurück. Warum? Beim ersten Brauereien-Lauf in Oberfranken bei Bamberg trinken die Marathonläufer Bier statt isotonischer Getränke.
    Neben Bierführungen, Bierverkostungen und Bierkellern ist dieser Wettbewerb ein weiterer Mosaikstein, um durch das Traditionsgetränk Touristen anzulocken. Etwa ein Drittel aller Gäste kommen mittlerweile wegen des Bieres in die sogenannte „Fränkische Toskana“. Und sie ist natürlich nicht die einzige Region in Deutschland, die mit alkoholischen Getränken für sich wirbt. Eine Praxis, die angesichts der gesundheitlichen und gesamtgesellschaftlichen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums durchaus hinterfragt werden kann. Anders als bei der Tabakwerbung gibt es für Alkoholwerbung in Deutschland kaum Einschränkungen.
    Einer der prominentesten Kritiker der deutschen Alkoholpolitik ist der langjährige Geschäftsführer der „Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen“. Im Arbeitskreis „Alkoholkonsum reduzieren“ haben sich Politiker mit Wissenschaftlern und Vertretern der Alkoholindustrie 2015 zusammengesetzt, um endlich ein Maßnahmenpaket zu schnüren. Einigen konnte man sich auf besser koordinierte Hilfen für Alkoholkranke und auf mehr Prävention, nicht aber auf Maßnahmen wie ein Alkoholverkaufsverbot nach 22 Uhr an öffentlichen Tankstellen oder eine niedrigere Promillegrenze im Straßenverkehr. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 09.01.2019 BR

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