Trio Hülsmann /​ Wogram /​ Dell

65 Min.
An den Beatles kommt man eigentlich nicht vorbei. Und warum sollte man das auch wollen? Ihre meisterhaften Songs sind im kollektiven Gedächtnis verankert und wahre Schätze der Popkultur. Mit ihren einprägsamen, und dabei oft kunstvoll ziselierten Melodien ist auch Julia Hülsmann aufgewachsen. Die Jazzpianistin und Komponistin hat in den letzten 25 Jahren eine ganz individuelle Klangsprache entwickelt: poetisch, kraftvoll, klar und komplex. Ihre eigenen Kompositionen, Gedichtvertonungen und Hommagen an große Komponisten oszillieren zwischen schwebend losgelösten Atmosphären und erdverbundenen, packenden Grooves.
Im langjährigen Trio mit Marc Muellbauer und Heinrich Koebberling und erweiterten Besetzungen hat sie inzwischen elf Alben veröffentlicht, von denen die letzten sieben bei ECM erschienen sind. 2019 stellte sie beim Elbjazz Festival ein Beatles Programm im Quintettformat mit Sänger Theo Bleckmann vor. Als ihr die Elbphilharmonie für 2020 einen Auftritt antrug, mit dem das erste Konzert der Beatles gefeiert werden sollte, das sechzig Jahre zuvor im Hamburger Indra Club stattgefunden hat, entschied Julia Hülsmann sich, noch einen Schritt weiter zu gehen mit einer rein instrumentalen Hommage an die Welthits der Beatles.
Mit Posaunist Nils Wogram fand sie dafür einen der spannendsten und produktivsten Musiker der deutschen Jazzszene mit internationaler Strahlkraft. Mit langlebigen Bands und Allianzen wie dem Quartett „Root 70“ oder dem „Nostalgia Trio“, aber auch in legendär spannenden Solo-Perfomances, wegen deren Intensität er gerne auch mit seinem frühen Mentor Albert Mangelsdorff verglichen wird, kann man ihn erleben.
In Tongebung und Ausdrucksstärke ist sein variantenreiches Spiel unerreicht. Wenn er die Melodien von Welthits wie „Eleanor Rigby“, „Yesterday“ oder „Paperback Writer“ auf seinem Instrument „singt“, oder hochdynamisch über sie soliert, dann leuchten und schimmern sie in vielen Klangfarben. Gleichzeitig schafft er mit seinen Sounds und Linien die atmende Grundierung für das Spiel seiner Mitmusiker*innen. Wie er spielt auch Christopher Dell in einer Klasse für sich. Hochvirtuos und mit untrüglichem Gespür für einen mitreißenden, musikalischen Spannungsaufbau liefert er mit seinen Soli immer wieder dramaturgische Höhepunkte in der harmonisch fließenden Logik von Julia Hülsmanns Arrangements.
Seit seinem 1992 erschienenen Debütalbum hat der 1965 in Darmstadt geborene Musiker sechzehn Einspielungen unter eigenem Namen herausgebracht und auf einer Vielzahl von Produktionen mitgewirkt. In der Musik und auf dem Gebiet des Städtebaus und der Architektur forscht der promovierte Organisationswissenschaftler zudem über das Wesen der Improvisation.
Und über die Musik der Beatles sagt er: „Das ist ja in den Körper eingeschrieben“. Im faszinierenden Live-Zusammenspiel erlebt man Julia Hülsmann, Nils Wogram und Christopher Dell hautnah in der „Bühne frei im Studio 2“. Die Jazzkonzert-Reihe hat eine mit lange Tradition: schon kurz nach der Einweihung des Studiobaus des Bayerischen Rundfunks im Jahr 1963 traten am Rande der Münchner Jazztage internationale Stars im Funkhaus auf. Unter dem Titel „Eintritt frei im Studio 2“ startete Ende 1965 die Konzertreihe zunächst im wöchentlichen, später im monatlichen Turnus.
Es war ein nächtliches Vergnügen, denn erst ab 23:05 Uhr wurde live gesendet. 1974 übernahm der bekannte Jazzpianist und BR-Moderator Joe Kienemann die Leitung der Reihe, die inzwischen „Bühne frei im Studio 2“ hieß. Seine Nachfolge übernahm 2003 Beate Sampson. Noch bis einschließlich Dezember 2024 wird die Konzertreihe im BR-Funkhaus fortgesetzt. Hier trifft die spannende Stilvielfalt des Jazz auf ein offenes Publikum, das Lust auf Entdeckungen hat und auf intensive musikalische Begegnungen im außergewöhnlichen Ambiente von Studio 2. (Text: ARD alpha)

Cast & Crew

Gast: Julia Hülsmann, Nils Wogram, Christopher Dell
Redaktion: Beate Sampson

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