Bei Anruf Entdeckung Folge 2: Jäger der fliegenden Flüsse
Folge 2
2. Jäger der fliegenden Flüsse
Folge 2
Der gebürtige Schweizer Gerard Moss ist seit fünf Jahren im Auftrag der Wissenschaft über den riesigen Wald- und Wasserflächen Amazoniens unterwegs. Für die Klimaforschung soll er das Geheimnis der „fliegenden Flüsse“ lüften, die über dem Regenwald durch Verdunstung entstehen. Sie werden vom Wind zunächst nach Westen ins Zentrum des Kontinents gedrückt und driften dann entlang des Andenmassivs südwärts. Die feuchten Luftmassen treiben so tausende Kilometer weit. Gerard Moss und sein Assistent spüren sie auf und folgen ihnen. Dabei nehmen sie in ihrem Forschungsflugzeug mittels einer speziellen Düse Feuchtigkeitsproben und messen die Dichte und die Ausbreitung der „fliegenden Flüsse“. Im meteorologischen Zentrum von Cachoeira Paulista, einer Stadt zwischen Rio de Janeiro und São Paulo, werden die Forschungsdaten zusammengetragen. „Nicht nur die Regenfälle im Süden des Kontinents, das gesamte Weltklima wird durch das Amazonasgebiet beeinflusst“,
erklärt der Meteorologe José Marengo, der mit seinen Kollegen die „fliegenden Flüsse“ und ihre Auswirkungen auf das Klima entdeckt hat. „Das größte Regenwaldgebiet der Erde wirkt wie eine riesige Wärme- und Wasserpumpe, denn rund ein Fünftel der gesamten Süßwassermenge der Erde fließt durch das Amazonasbecken.“ Der größte Teil des Wassers stammt aus den Wolken, die über dem tropischen Atlantik entstehen, über Amazonien abregnen und den Regenwald wachsen lassen. Rund ein Fünftel des Regenwalds in Amazonien wurde in den vergangenen Jahrzehnten zerstört. Wenn es stimmt, dass sich das Binnenklima verändert, weil die „fliegenden Flüsse“ abnehmen und weniger Regen in den Süden des Kontinents gelangt, hat das weitreichende Konsequenzen für die Landwirtschaft in Brasilien und Argentinien. Sollte es Gerard Moss und seinen Kollegen gelingen, diese Zusammenhänge zu belegen, kann die Entwicklung vielleicht beeinflusst werden, solange ein Großteil des Regenwaldes noch intakt ist. (Text: arte)