Kriegswunden WDR-Moderatorin Bettina Böttinger verlässt für die Reihe „B.sucht“ das Fernsehstudio und besucht jeweils drei Menschen, die ein Thema verbindet. Es sind Menschen, über die jeder ein grobes Bild im Kopf hat. Sie existieren im Verborgenen, teils hinter verschlossenen Türen. Dort, wo es manchmal Mut kostet genauer hinzusehen. In der letzten Folge der Reportagereihe „B.sucht“ trifft Bettina Böttinger Menschen, die mit Kriegswunden leben müssen – körperlich oder seelisch. Auf der Welt herrscht Krieg. Zwanzig kriegerische Auseinandersetzungen waren es allein im vergangenen Jahr (lt. Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung). Tendenz steigend. Und obwohl in unserem Land Frieden herrscht, sind wir Deutschen unmittelbar betroffen. Unsere Soldatinnen und Soldaten setzen bei „militärischen Engagements“ ihr Leben aufs Spiel und tragen nicht selten ernsthafte Verletzungen davon – am Körper und an der Seele. Andere verlieren Verwandte und Freunde bei den grausamen Bürgerkriegen in Syrien oder Libyen. Und manch einer kämpft noch heute mit den Wunden, die ihm der zweite Weltkrieg zugefügt hat. Bettina Böttinger besucht Menschen, deren eigene Kriegswunden nicht heilen wollen. Einer von ihnen ist der Soldat Robert Sedlatzek-Müller, der nach einem traumatisierenden
Afghanistaneinsatz den Boden unter den Füßen verlor. Lange Zeit wollte er nicht wahrhaben, dass er dringend Hilfe brauchte. Er flüchtete sich in den Alkohol, wurde aggressiv und zog schließlich die Notbremse. Heute hilft er anderen Soldaten, mit ihren Traumatisierungen und Ängsten fertig zu werden. Doch auch sein eigener Kampf gegen Bundeswehrbürokratie und um Anerkennung als Trauma-Patient ist noch nicht ausgestanden. Außerdem lernt die Moderatorin den Mediziner Dr. Maged al Sibai kennen. Der gebürtige Syrer kam 1977 nach Deutschland, hält aber seitdem engen Kontakt zu Familie und Freunden in seinem Heimatland. Seit Ausbruch des schrecklichen Bürgerkrieges holt er kriegsverwundete Landsleute nach Deutschland, um sie hier kostenlos zu behandeln. Einer seiner Patienten ist der 30-jährige Murhaf, der bei einem Bombenanschlag beide Beine verlor. Und Bettina Böttinger besucht die 75-jährige Helma Freese, die ihre Kindheit im Bombenhagel des zweiten Weltkrieges nicht vergessen kann. Sie war drei Jahre alt, als ihr Vater mit gerade einmal 28 Jahren in Russland fällt. Doch erst viele Jahre später registriert Helma Freese, welche große Lücke dieser Verlust in ihrem Leben hinterlassen hat. Zu seinem 100. Geburtstag schaltete sie eine Anzeige in den zwei lokalen Tageszeitungen: „Für meinen Vater – ich hätte dich so gerne kennengelernt“. (Text: WDR)