Weißwurstäquator wird der Main liebevoll genannt. Tatsächlich zieht er sich in vielen Windungen und Schnörkeln über 542 Kilometern von Ost nach West durch Deutschland, vom Fichtelgebirge bis nach Mainz. Gleichzeitig ist der Main einer der am meisten verkannten Flüsse Deutschlands. Denn welche Bilder verbindet man mit dem Main? Die Skyline von Frankfurt? Die Weinberge um Würzburg? Unser Bild vom Main ist geprägt durch die Wirtschaftswunderzeit nach dem Krieg. In der Fortschritt alles, Natur nichts bedeutete und die dazu führte, dass der Main in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts mehr einer Kloake als einem Fluss glich. Dieses Image hat er bis heute behalten. Doch der Main ist anders als sein Ruf. Es stimmt, dass Menschen seit Jahrhunderten den Fluss formen
und nutzen. In den letzten Jahrzehnten aber korrigierte man Fehler der Vergangenheit, so dass der Main nun auf der gesamten Strecke wieder viele unerwartete Naturräume zu bieten hat. Am Main zeigt sich die unglaubliche Anpassungsfähigkeit von Tieren und Pflanzen, die selbst unwirtliche Lebensräume nutzen. So bietet der Main Raum für rare Spezialisten und seltene Arten. Wer vermutet am Main schon Schwarzstorch, Wildkatze oder gar Luchse und Fischadler. Wer weiß schon, dass er auf seinem langen Weg an vier großen deutschen Mittelgebirgen vorbeifließt. Fichtelgebirge Steigerwald, Spessart und Hassberge liegen an seinen Ufern. Auwaldreste, Feuchtgebiete und Trockenhänge begleiten ihn auf seinem Weg. Gezügelt und doch unbändig ist der Main ein besonderer Fluss. (Text: WDR)