2021, Folge 68–71

  • Folge 68 (60 Min.)
    Der Bücherfrühling lockt mit einer Fülle toller Neuerscheinungen. Gert Scobel stellt mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher ausgewählte Romane vor. Lesen war selten so relevant wie heute, und ein gutes Buch hat sicher schon manchem durch die Krise geholfen. Die Buchproduktion läuft trotz Pandemie auf Hochtouren, und es gibt eine Vielzahl interessanter Werke zu entdecken. „Buchzeit“ hat vorsortiert. Und das sind die Neuerscheinungen in der heutigen Sendung:Die chinesische Autorin Fang Fang, in ihrem Land schon lang eine der wichtigsten literarischen Stimmen, wurde 2020 bei uns durch ihr aktuelles Wuhan-Tagebuch bekannt.
    Jetzt erscheint auf Deutsch ihr Roman „Weiches Begräbnis“, der ein Trauma chinesischer Geschichte thematisiert: die Ermordung von Millionen Chinesinnen und Chinesen nach der Landreform 1948. Als der Roman 2016 in China erschien, wurde er als literarisches Ereignis gefeiert – und verschwand sofort vom Markt.Sie glaubt, in einer glücklichen Familie mit Ehemann und zwei Söhnen zu leben. Bis sie erfährt, dass ihr Mann sie betrügt. Ein seltsames Agreement soll die Ehe retten, dreimal darf sie ihren Ehemann nach ihren Vorstellungen bestrafen: Die britische Autorin Megan Hunter beschreibt in ihrem Debut „Die Harpyie“ die unheilvolle Verwandlung einer Frau.
    Helga Schubert wurde für ihren Roman „Vom Aufstehen“ 2020 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Da war sie 80 Jahre alt. Die DDR hatte ihr frühere Teilnahmen stets untersagt. Ihre Auszeichnung bezeichnete sie deshalb als „kleinen Sieg über die Diktatur“. In ihrem Roman verwebt sie artistisch Erinnerungen an den Krieg und die DDR mit der Lebensgeschichte ihrer Mutter und ihrer eigenen.“Identitti“ ist der Titel des Romandebuts der deutschen Autorin Mithu Sanyal.
    Eine Professorin für Postkolonialismus in Düsseldorf entpuppt sich darin als Weiße, obwohl sie sich selbst immer als „Person of Colour“ bezeichnet hatte. Damit hatte sie sich zur Leitfigur der Debatten über Herkunft und Identität inszeniert. Nun ist ein Skandal entfesselt, die Professorin wird mit Shitstorms überschüttet, und Demonstrierende fordern ihre Entlassung. Eine Identitätssuche, rasant und komisch beschrieben.Auch die Leipziger Buchmesse ist noch von der Pandemie bestimmt und wurde vorsorglich vom März in den Mai 2021 verschoben. Die „Buchzeit“ wird im Mainzer Zentrum für Kunst und Wissenschaft CADORO aufgezeichnet. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.03.20213sat
  • Folge 69 (60 Min.)
    Sommerzeit ist Lesezeit, und Lesen gehört zu den völlig unbedenklichen Vergnügen im Corona-Sommer 2021. „Buchzeit“ empfiehlt Lektüre für den Reisekoffer und den heimischen Büchertisch. Die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Professorin für Romanische Literatur, Sandra Kegel, Leitung Feuilleton der „FAZ“, und Katrin Schumacher, Redaktionsleitung MDR Literatur, diskutieren mit Gert Scobel über Bücher und manche existenzielle Frage des Lebens. Das Gespräch wird in der „CADORO“ aufgezeichnet, dem Mainzer Zentrum für Kunst und Wissenschaft.
    Und das sind die Romane des „Buchzeit“-Sommers 2021:
    Wallace hat scheinbar alles richtig gemacht. Aufgewachsen in elenden Verhältnissen in Alabama, hat er es bis zum Doktoranden der Biochemie an einer Universität im mittleren Westen gebracht. Und das als schwarzer Homosexueller. Doch spürt er deutlich die Kluft zwischen sich und den anderen, nicht zuletzt die eigene Scham. Der Debütroman „Real Life“ von Brandon Taylor wurde in den amerikanischen Feuilletons gefeiert und schaffte es auf die Shortlist für den Booker Prize 2020.
    England in ferner Zukunft: Längst haben Umweltkatastrophen und Wirtschaftskrisen die alte demokratische Ordnung hinweggefegt. Die Menschen leben in Städten, diktatorisch regiert. Eine kleine Gruppe Frauen entflieht dem und lebt in den Bergen des Lake District ein alternatives Leben. Doch die Rebellion gegen die Macht führt auch unter den Frauen zu diktatorischen Strukturen. Der futuristische Roman „Die Töchter des Nordens“ von Sarah Hall wurde von der „Times“ als eines der 100 besten Bücher des Jahrzehnts ausgezeichnet. Mathias Énard zählt zu den Spitzenautoren Frankreichs.
    In seinem jüngsten Roman „Das Jahresbankett der Totengräber“ führt er seine Leser aufs Land. Für seine Dissertation zieht der Pariser Ethnologe David für einige Monate dorthin und wird sofort von den eigenwilligen Dorfbewohnern bezaubert und gänzlich eingenommen. Der Autor versorgt seine Leser zudem mit Informationen über die Vorzeitgeschichten der Figuren, Etappen ihrer Seelenwanderungen. So ahnt David nicht, dass in dem jungen Wildschweineber, der immer wieder auftaucht, die Seele des verstorbenen Dorfpriesters lebt.“
    Grand Union“ ist der Titel des ersten Erzählbandes der Erfolgsautorin Zadie Smith. Die Schriftstellerin mit jamaikanischen Wurzeln, die in London und New York lebt, befasst sich auch in diesen Erzählungen mit ihren klassischen Themen: Macht-Ohnmacht, Mann-Frau, Schwarz-Weiß. Erzählungen auch formal unterschiedlichster Art, die die Komplexität unserer Zeit vor allem in Fragen der Identität spiegeln. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.06.20213sat
  • Folge 70 (60 Min.)
    Nach einem Jahr Corona-Zwangspause öffnet am 20. Oktober 2021 die Frankfurter Buchmesse wieder ihre Tore. Das „Buchzeit“-Team ist dabei und stellt ausgewählte Titel vor.
    Auf dem „Blauen Sofa“ diskutieren die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher mit Gert Scobel über Bücher und existenzielle Lebensfragen, die sie aufwerfen. In diesem Herbst geht es viel um Familienkonstellationen.
    Der amerikanische Erfolgsautor Jonathan Franzen startet sein Großprojekt, eine Trilogie über drei Generationen einer Familie aus dem Mittleren Westen, mit dem Roman „Crossroads“. Ein evangelischer Pastor in einer liberalen Vorstadtgemeinde Chicagos steht zu Beginn der 1970er-Jahre im Begriff, sich aus seiner Ehe zu lösen. Auch seine Frau und ihre gemeinsamen drei Kinder stehen an Scheidewegen ihres Lebens. Doch wann beginnt die Freiheit des Einzelnen, die Freiheit der anderen zu bedrohen?
    Shuggie ist ein ganz besonderer Junge: sensibel, fantasievoll, beinahe feminin, während sein Vater ein echter Vertreter viriler Potenz ist. Der Tristesse einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 1980er-Jahre versucht Shuggies Mutter mit Eleganz zu begegnen – und scheitert doch zunehmend am Leben. Shuggie macht sich verzweifelt zur Aufgabe, seine Mutter zu retten. „Shuggie Bain“ ist das Debüt des Autors Douglas Stuart, der dafür mit dem Booker Prize 2020 ausgezeichnet wurde.
    Drei Brüder kehren zu einem Ort ihrer Kindheit zurück, einem Holzhaus am See, um dort gemeinsam die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Sie haben sich in den vergangenen 20 Jahren weit voneinander entfernt – und die Beziehung zur Mutter war immer eine belastete und von Konkurrenz geprägte. Ihre Reise ist geprägt von der Hoffnung, die Risse zwischen ihnen kitten zu können. Alex Schulman führt die Leserinnen und Leser seines Romans „Die Überlebenden“ durch eine raue, unberührte schwedische Landschaft.
    Angelika Klüssendorf erzählt von einem Mordfall in einem ostdeutschen Dorf: Eine Frau erschlägt nach langer Ehe ihren Mann, der durch eine Krankheit gerade erst begonnen hat, friedlich zu werden und freundlich mit ihr umzugehen. Danach besucht sie das Dorffest. Warum hat Hilde Walter mit einer Axt erschlagen? Diese Frage stellt sich auch der Ermordete in seiner Parallelwelt. Lebende und Tote werden in Bezug auf den Mord betrachtet. „Vierunddreißigster September“ ist ein Dorfroman besonderer Art. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.10.20213sat
  • Folge 71 (60 Min.)
    Weihnachtszeit ist Lesezeit. Gert Scobel diskutiert mit den Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher über ausgewählte neue Romane. Ob es um die eigene Lektüre für die langen, dunklen Abende geht oder das passende Buch für den Gabentisch: es herrscht die Qual der Wahl. Das „Buchzeit“-Team hat die Neuerscheinungen vorsortiert, stellt vier Romane vor und präsentiert persönliche Lesetipps. Und das ist die Weihnachtsauswahl der „Buchzeit“ 2021: Das Ende einer Ehe muss nicht das Ende einer tiefen Verbundenheit bedeuten.
    Nach ihrer Scheidung sind Lucy Barton und William eigene Wege gegangen und leben in neuen Beziehungen. Doch sind sie noch immer durch ein enges Band der Vertrautheit und des Vertrauens miteinander verbunden. Und als William in eine echte Krise gerät, gibt es nur einen Menschen, den er um Hilfe bitten möchte. Die Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout erzählt in „Oh, William!“ die lange Geschichte einer komplexen Beziehung. Can Xue wird immer wieder für den Nobelpreis gehandelt und ist in diesem Jahr für den Booker Prize nominiert.
    Sie gilt als die einzige Autorin, die sich im Avantgarde-Literaturbetrieb der Volksrepublik China etablieren konnte. Nun ist sie endlich auch auf Deutsch zu lesen: „Liebe im neuen Jahrtausend“. Wei Bo unterhält Beziehungen zu vier Frauen und erlebt dabei die unterschiedlichsten Facetten der Liebe: komische, absurde, groteske, tragische. Dabei zeichnet Can Xue eine Gesellschaft, in der Überwachung und Kontrolle allgegenwärtig sind, in der Paranoia und Misstrauen herrschen und in der auch die Mitmenschlichkeit zu einer Frage von Kommerz und Industrie verkommt.
    Der junge Romanautor Thomas Quinn fühlt sich von einer Romanfigur gestalkt. Einer Figur aus einem Kriminalroman seines Mentors, der vor neun Jahren spurlos verschwunden ist. Thomas begibt sich auf die Reise in ein kleines, abgelegenes Dorf, wo er seinem Schriftstelleridol zum letzten Mal begegnet war. Steven Hall treibt in „Maxwells Dämon“ mit seinen Leserinnen und Lesern ein verwirrendes Spiel, das so einige Gewissheiten in Frage stellt.
    Birgit ist einst der Liebe wegen aus der DDR zu Kaspar in den Westen geflohen. Wirklich glücklich geworden ist sie trotz aller Liebe nie. Nach ihrem Tod stößt Kaspar in ihren Aufzeichnungen auf ein Geheimnis aus Birgits Vorleben und er begibt sich auf Spurensuche. Im Osten Deutschlands trifft er Menschen aus Birgits früherem Leben, wird mit deren Leben und Erfahrungen konfrontiert und stößt am Ende auf eine kleine völkisch gesinnte Gemeinschaft, und ein junges Mädchen, das er zu retten versucht. „Die Enkelin“ heißt der jüngste Roman von Bernhard Schlink. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.12.20213sat

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