Emmanuel Kasarhérou, Kurator des Musée du Quai Branly und Mittler der Kulturen „Erster Kanak, erster Kaledonier, erster Ozeanier, erster Repräsentant der Überseegebiete“: Mit der Ernennung von Emmanuel Kasarhérou zum Kurator des Pariser Musée du Quai Branly-Jacques Chirac im Jahr 2020 wurde ein Zeichen gesetzt. Kasarhérou hat das Gefühl, „nützlich sein zu können“. Als Kind begann er sich für Archäologie zu interessieren, indem er auf den Feldern Tonscherben sammelt. Im Alter von 25 Jahren wurde er während eines bürgerkriegsähnlichen Konflikts zwischen Befürwortern und Gegnern der Unabhängigkeit des Archipels zum Direktor des Museums von Neukaledonien ernannt. 30 Jahre lang beschäftigte er sich in Zusammenarbeit mit dem Anthropologen Roger Boulay mit der Bestandsaufnahme des verstreuten Erbes der Kanaken. Seine Mutter stammt aus Frankreich und sein Vater aus Neukaledonien. Er meint, diese doppelte Identität hat es ihm schon in jungen Jahren ermöglicht, „über die Beziehung zwischen den Kulturen nachzudenken“. Heute präsentiert er die neue Ausstellung des Quai Branly mit dem Titel „La part de l’ombre. Sculptures du sud-ouest du Congo“. Emmanuel Kasarhérou ist heute
in unserer Sendung zu Gast. Klare Mehrheit gegen Unabhängigkeit in Neukaledonien „Wollen Sie, dass Neukaledonien die volle Souveränität erlangt und unabhängig wird?“ lautete die Frage, auf die die Wähler in Neukaledonien am Sonntag mit über 96 % der Stimmen massiv mit „Nein“ antworteten. Die Legitimität des Ergebnisses überzeugt allerdings nicht jeden. Über die Hälfte der Wahlberechtigten nahm nach einem Boykottaufruf der Unabhängigkeitsbewegung FLNKS (Front de libération nationale kanak et socialiste) nicht an dem Referendum teil. Die Bewegung führte den ungünstigen Kontext des dritten Referendums auf der Inselgruppe an, die schwer von der Covid-19-Epidemie betroffen ist. Emmanuel Macron begrüßte hingegen, den „Willen“ der Kaledonier, „in der Republik zu verbleiben“. Für Frankreich hat das Archipel eine strategische Bedeutung, die Vereinten Nationen betrachten es als Gebiet, das „noch zu entkolonialisieren“ ist. Wie hoch ist der Grad der politischen Autonomie? Wer ist eigentlich von wem abhängig? Darüber diskutieren wir mit unseren Gästen. Und zum Abschluss erleben Sie die wissenschaftlichen Erklärungen von Thibaut Nolte und die humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Alix Van Pée. (Text: arte)