20 Tage im 20. Jahrhundert Folge 11: Sinai, 5. Juni 1967 – Pulverfaß Nahost
Folge 11
11. Sinai, 5. Juni 1967 – Pulverfaß Nahost
Folge 11
Im Mai 1967 erzwang der ägyptische Präsident Gamal Abd el Nasser den Abzug der UN-Friedenstruppen aus dem Sinai und sperrte den Golf von Aqaba. Israel fasste dies als Angriff auf seine vitalen Interessen auf. Am Morgen des 5. Juni 1967 eröffnete Israel mit einem verheerenden Präventivschlag gegen die ägyptische Luftwaffe die seit Tagen erwartete Schlacht im Sinai. Kurz vor 8 Uhr starteten mehr als 180 israelische Jagdbomber über das Mittelmeer in Richtung Sinai und Nil. Ihrem anderthalbstündigen Einsatz im ägyptischen Luftraum folgte eine zweite Angriffswelle in annähernd gleicher Stärke. Im Inferno der Raketen, Bordkanonen und Bomben gingen mehr als 300 der am Boden be- findlichen ägyptischen MiGs, alle 30 der gefürchteten TU-16-Langstreckenbomber, Munitions- und Tanklager, Radar- und Luftabwehrstellungen in Flammen auf. Von den 440 einsatz- fähigen Maschinen der ägyptischen Luftwaffe war nur noch ein Zehntel übriggeblieben. In Jordanien saß König Hussein noch beim Frühstück, als am 5. Juli die Radiomeldungen vom Ausbruch der Kämpfe im Sinai eintrafen. Der 32jährige Monarch hatte am 30. Mai mit Nasser ein ägyptisch-jordanisches Militärbündnis geschlossen. Als die erste
israelische Angriffswelle bereits die Hälfte der ägyptischen Luftwaffe zerstört hatte, funkte das Hauptquartier in Kairo einen ersten Lagebericht; die angreifenden israelischen Maschinen seien zu 75 Prozent vernichtet worden, die ägyptische Luftwaffe sei zum Gegenangriff angetreten und im Sinai seien die ägyptischen Panzer auf dem Vormarsch. Israel warnte die Jordanier, in den Krieg einzutreten, aber Hussein glaubte den ägyptischen Erfolgsmeldungen und befahl seinen Truppen loszuschlagen. Ein fataler Fehler. Bald türmten sich auf jordanischer Seite ausgebrannte Panzer, Mannschaftstransporter und Geschütze zu Schrottbergen auf. Ein Strom von mehr als 100.000 palästinensischen Flüchtlingen aus Lagern, Dörfern und Städten der jetzt von Israel besetzten Westbank zog nach Jordanien. Dieser Krieg war der vorläufige Höhepunkt eines seit 1917 andauernden israelischarabischen Konflikts, und er schuf menschliche und territoriale Fakten, die das Spannungsfeld Nahost bis in die heutige Zeit bestimmen. Die Dokumentaion zeichnet die dramatischen Tage nach, lässt Zeitzeugen aller beteiligten Parteien ihre Sicht der Realität schildern und beschreibt die mühsame Suche nach Frieden in den folgenden Jahrzehnten. (Text: ARD)