Folge 33

  • Sendung vom 06.09.2020

    Folge 33
    Die Corona-Leugner und die Demokratie
    Die Demonstrationen am Wochenende in Berlin wirkten bizarr: Gegner der Corona-Maßnahmen der Regierung protestierten neben Menschen, die glauben, die Welt werde von Kinderfressern beherrscht, neben tanzenden Hippies, Reichsbürgern und Nazis. Alle einte eine große Gereiztheit, eine brodelnde Wut auf die deutsche Corona-Politik. Besonders bizarr: Kaum ein anderes Land weltweit navigiert bisher so gut und großzügig durch die Krise. Auch im Ausland blickt man mit verständnislosem Staunen auf die selbsternannten Corona-Rebellen.
    Wurde am vergangenen Wochenende in Berlin das Demonstrationsrecht, ein hohes Gut unseres Grundgesetzes, missbraucht oder legitim beansprucht? Woher kommt diese Wut? Und wie umgehen mit Leuten, welche ihre demokratischen Rechte erklärtermaßen dazu benutzen wollen, die Demokratie abzuschaffen? ttt mit Stimmen der Berlinkorrespondentinnen Pascale Hugues (Frankreich), Linda Lund (Schweden) sowie dem Kommunikationsforscher Norbert Bolz und dem Politikwissenschaftler Götz Aly.
    Autor: Dennis Wagner
    Die 77. Filmfestspiele in Venedig
    Am Lido di Venezia ist vor ein paar Tage die 77. Ausgabe der Mostra Internazionale dell’Arte Cinematografica eröffnet worden. Und das kommt schon fast einem Wunder gleich. Denn Berlin brachte seine Berlinale noch gerade vor Corona über die Bühne, die Glamourshow an der Croisette in Cannes aber fiel bereits dem Virus zum Opfer. Und Venedigs Mostra, immer schon das intimste der großen Filmfestivals, wo man dicht an dicht im Palazzo del Cinema und in Freiluftarenen die Magie der bewegten Bilder feiert: Venedig schien auf dem Höhepunkt der Krise am Ende – wie die Filmwirtschaft, das Kino als öffentliches Spektakel selbst. Doch jetzt findet das Festival an der Lagune statt – unter Corona-Sicherheitsauflagen, die der Magie doch heftig zusetzen.
    Eröffnet wird die Mostra mit einem sehr persönlichen Dokumentarfilm, der im Frühjahr in der menschenleeren, von Touristen befreiten Stadt entstand: „Molecole“ zeigt bei aller Verlassenheit auch das Bild eines beinah utopischen Venedigs – einer Stadt, die mit sich und ihrer fragilen Schönheit zur Abwechslung allein ist, ein Open-Air-Museum, dessen (wenige) Bewohner einander wieder begegnen. ttt trifft den Regisseur des Films, Andrea Segre, Festivaldirektor Alberto Barbera und den Präsidenten der Biennale. Roberto Cicutto sieht in der Coronakrise eine Chance zum Umdenken, auch in der Serenissima, der äußerst unbeschwerten Stadt an der Lagune.
    Autor: Andreas Lueg
    Lang Lang und das Meisterwerk des Barock
    Eigentlich bewegt sich der Pianist Lang Lang im klassischen und romantischen Repertoire. Jetzt hat er, nach zwanzigjähriger Beschäftigung, das Meisterwerk der Barock-Musik, die legendären Goldberg-Variationen von J.S. Bach eingespielt, und zwar in gleich zwei Versionen: als Live-Lonzert in der Leipziger Thomas-Kirche und als ausgetüftelte
    Studioaufnahme. Natürlich hat er sich mit dem Meilenstein der Bachinterpretation, den Aufnahmen Glenn Goulds auseinandergesetzt. Dessen frühe Aufnahme der Goldberg-Variationen hat eine Länge von 38 Minuten, Lang Lang nimmt sich Zeit, seine Einspielung dauert 90 Minuten. ttt hat den Pianisten in Peking gesprochen, wohin er sich in der andauernden Corona-Pause zurückgezogen hat. Eigentlich wollte er in diesen Wochen mit seinem Bach-Programm auf Konzert-Tournee gehen. Wie erlebt der Künstler diese Zeit ohne Auftritte, ohne Publikum? Und wie erlebt er sein Heimatland China unter den Corona-Reglementierungen?
    Autor: Reinhold Jaretzky
    Body of Truth – über das Wesen des Körpers und der Kunst
    Nach ihrer Dokumentation über das Werk des Malers und Bildhauers Georg Baselitz (2013) widmet sich die Regisseurin Evelyn Schels in ihrem neuen Film der Arbeit von vier international renommierten Künstlerinnen. Marina Abramovic, Tochter eines jugoslawischen Partisanen, betreibt in ihren extremen Performances eine schmerzvolle Trauerarbeit, in dem sie ihren Körper an Grenzen bringt. Die iranische Foto- und Filmkünstlerin Shirin Neshat verhandelt in ihren Bildern die widersprüchliche islamische Gesellschaft und das Missverhältnis zwischen Mann und Frau.
    Die Israelin Sigalit Landau thematisiert den Nahostkonflikt vor ihrer eigenen Haustür, indem der allgegenwärtige Stacheldrahtzaun zu einem Hula-Hoop-Reifen wird, der um ihre Hüfte kreist. Der Körper wird zur Plattform, zum Symbol, zum „Schlachtfeld“, auf dem Politik, Religion, die eigene Biografie verhandelt werden. Über die Porträts der vier Künstlerinnen entwickelt sich „Body of Truth“ zu einer tiefgreifenden Studie über das Wesen des Körpers und der Kunst.
    Autor: Lutz Pehnert
    John Cage: Wie langsam ist „So langsam wie möglich“?
    Diese Frage stellt das Musikstück ORGAN²/​ASLSP, geschrieben von John Cage. Der US-amerikanische Komponist gehört zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, sein anarchisches Verständnis für Musik hat die Welt revolutioniert. Musik war für ihn das Leben der Klänge, ohne jedes Ziel. Jeder Klang soll nur sich selbst gehören und nicht der Idee des Komponisten unterworfen sein. Mit diesem Programm wurde John Cage zum Wegbereiter avantgardistischer Kunstbewegungen und gilt bis heute als einer der experimentierfreudigsten Künstler der Moderne. Das Stück ASLSP (as slow as possible) entstand als Orgelfassung 1987, bei der Uraufführung dauerte es eine knappe halbe Stunde.
    Doch war das wirklich so langsam wie möglich? In Halberstadt in Sachsen-Anhalt ist man dieser Frage nachgegangen und hat eine radikalere Interpretation gewählt. Seit 2001 wird das Stück von John Cage dort aufgeführt, die geplante Dauer: 639 Jahre. Durch diese extreme Ausdehnung wird jeder Klangwechsel zu einem großen Ereignis. Am 5. September, pünktlich zum Geburtstag von John Cage, steht erstmals seit sieben Jahren wieder ein solcher Klangwechsel an.
    Autorin: Simone Unger (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.09.2020Das Erste

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 07.09.2020
03:50–04:20
03:50–
So 06.09.2020
23:05–23:35
23:05–
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