2023, Folge 22–41

  • Folge 22 (30 Min.)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.07.2023Das Erste
  • Folge 23 (30 Min.)
    Wenn Deutschland austrocknet – Das Sachbuch „Zwischen Dürre und Flut“: 2022 erlebt Europa den heißesten jemals gemessenen Sommer. Und es ist das vierte Dürrejahr – nach 2018, 2019 und 2020 – in Deutschland, in kürzester Zeit. Ausgedörrte Landschaften, aber vor allem auch ein sinkender Grundwasserspiegel sind die Folgen. So wurde für den Dürresommer 2019 ein Wassermassendefizit von 43,7 Milliarden Tonnen in Deutschland gemeldet. Die Niederschläge reichen nicht aus, um die Speicher wieder zu füllen. Dazu kommt: Das durch Düngemittel eingesickerte Nitrat setzt dem Boden zu und verseucht Grundwasserschichten. Der Autor Uwe Ritzer zeigt in seinem Buch „Zwischen Dürre und Flut. Deutschland vor dem Wassernotstand: Was jetzt passieren muss“ eindrücklich, dass wir Wasser nicht mehr als selbstverständlich betrachten sollten. „ttt“ hat ihn getroffen, wie auch Roland Seel, Bürgermeister von Grävenwiesbach, in dessen Ort 2022 Wassernotstand herrschte.
    Wenn das Zuhause Tatort ist – Zunahme häuslicher Gewalt: Alle 45 Minuten wird eine Frau von ihrem Partner oder Expartner verletzt. Zuhause – da, wo sie sich sicher fühlen sollte. Doch genau da ist der Tatort. Im Vergleich zum Vorjahr ist häusliche Gewalt um 8,5 Prozent gestiegen, wie der aktuelle Bericht des BKA zeigt. Wieder einmal. Dabei gehört häusliche Gewalt schon lange zum Alltag in Deutschland. Und das, obwohl Fach- und Hilfsorganisationen seit Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Prävention von und Unterstützung bei Häuslicher Gewalt fordern. Doch die Politik tut zu wenig.
    Und noch immer sind Betroffene sozial stigmatisiert. Um das zu ändern, das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, wo häusliche Gewalt längst stattfindet, hat sich jetzt die Initiative #DieNächste gegründet. Zum Auftakt zeigten 45 betroffene Frauen, aus allen Bereichen der Gesellschaft, ihr Gesicht. „ttt“ spricht mit einer der Initiatorinnen. Sich selbst als Opfer zu zeigen, braucht Mut. Das weiß auch die Fotokünstlerin Irina Unruh: Sie verarbeitet das Thema künstlerisch und erzählt in „ttt“ über ihre Erfahrungen mit betroffenen Frauen.
    Das Rennen um Künstliche Intelligenz – Verliert Europa den Anschluss?: Es ist ein Wettkampf um Geld, Macht und Vorherrschaft. Amerikanische Tech-Konzerne investieren immer mehr in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, gerade erst hat Elon Musk den Start seines KI-Unternehmens xAI verkündet. Und auch China rüstet auf, in Sachen KI. Die neue Technologie wird die Welt womöglich revolutionieren – und unsere Werte, unsere Sprache, unsere Politik maßgeblich beeinflussen. Und die EU? Können europäische Firmen bei dem Rennen überhaupt mithalten oder werden wir von anderen abhängig? Kann die EU die Nutzung von KI sinnvoll regulieren oder schadet das der Wettbewerbsfähigkeit Europas? Forscher sehen eine Gefahr im geplanten „AI Act“ der Europäischen Union. „ttt“ spricht u. a. mit Vertretern des Netzwerkes „Laion“, die sich für Open-Source-KI einsetzen, und der Initiative „appliedAI“.
    Neues Album – „Blur“ sind nach acht Jahren zurück: Die Mit-Erfinder des Britpop sind zurück, so kraftvoll wie vor 30 Jahren. Am 21. Juli erscheint das neue „Blur“-Album mit dem Titel „The Ballad of Darren“. Zehn Songs zwischen Stadionhymnen, Selbstreflexion und Sarkasmus. Der Auftritt der Band im Londoner Wembley Stadion am 8. Juli war innerhalb von zwei Minuten ausverkauft. Im „ttt“-Interview sprechen Damon Albarn und Graham Coxon über ein kaputtes Post-Brexit-England, das Älterwerden und den Kater nach der Party.
    Afrika meets Europa – Der Maler Michael Armitage: Er gilt als einer der wichtigsten Maler der Gegenwart: Michael Armitage. Das Kunsthaus Bregenz widmet dem britisch-kenianischen Künstler jetzt eine große Ausstellung. Der in Kenia aufgewachsene Maler verbindet in seiner Kunst Afrika und Europa. Seine Motive sind afrikanische Szenen, politische Kundgebungen, Rituale, Pflanzen und Tiere. Dabei fließen Gestaltungsmotive europäischer Malerei ein und erinnern zum Beispiel an Goya oder Gauguin. Statt traditioneller Leinwand bevorzugt Armitage Baumrinde als Malgrund. Die Rinde des ugandischen Feigenbaums wird in einem aufwändigen Prozess in einen weichen Stoff, den „Lubugo“ verwandelt und zu großen Formaten zusammengenäht. Die Nähte bleiben sichtbar und machen seine Gemälde zu Bildern mit Narben. „ttt“ trifft Armitage in seiner Ausstellung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.07.2023Das Erste
  • Folge 24 (30 Min.)
    Die geplanten Themen:
    Schwerpunkt KI: Chat-Bots, die überzeugend lügen können. Neuartige Biokampfstoffe, die durch KI in Rekordzeit entstehen. Fake-Kampagnen drohen Demokratien zu destabilisieren. Viele Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz sehen die Menschheit gerade auf dem Kipppunkt. Andere halten das Apokalypse-Geraune vor allem für geschicktes Marketing. Auf jeden Fall stehen viele soziale und anthropologische Gewissheiten gerade auf dem Spiel. Wie umgehen mit einer Bedrohung, die so viele offene Fragen hinterlässt?
    „ttt“ mit Antworten von: Prof. Yoshua Bengio (Montreal KI-Forscher), Dr. Sara Walker (Arizona State Uni), Prof. Daniel Rückert (Forscher KI-Medizin), Prof. Vincent C. Müller (Philosoph, KI), Jan Voelkl (Stanford, forscht zu Überzeugungskraft KI), Charlotte Siegmann (Kira, think tank zu KI-Sicherheit. MIT).
    Oppenheimer: Am 16. Juli 1945 ging der Menschheit ein Licht auf. Ein neues Licht, das die Menschheit noch nicht kannte – ein weißes, gleißendes Strahlen. Die Beobachter waren begeistert. Dann die Druckwelle und ein Donnern, wie beim jüngsten Gericht. Versuche wie im Sandkasten, in der Wüste von New Mexico. 50 Prozent der Beobachter starben später an Krebs. Die Bombe zwischen Physik und Metaphysik, an der Grenze von Mensch und Gott, am Ort von Prometheus. Wie wird es sein, wenn es geschieht? Es wird still sein, wenn nach dem Blitz alle elektrischen Geräte schweigen. Wenn kein Fernseher, kein Radio, kein Elektrowecker mehr geht, wenn die Plastikuhren von unseren Handgelenken schmelzen. Erst dann erreicht uns der Schall der Detonation. Dann sind wir tot. Sonst würde uns vielleicht einfallen, dass Plutonium von Pluto kommt, dem Herrn der Unterwelt.
    Versuchen wir uns das mal vorzustellen. Am Morgen des 6. August 1945 hat ein einzelnes Flugzeug eine einzige Bombe abgeworfen und damit die Stadt Hiroshima ausgelöscht. 135.000 Tote. Wenige Tage später folgte Nagasaki. Im Kalten Krieg war der thermonukleare Weltuntergang manchmal näher als die nächste Telefonzelle. Die Geschichte der Bombe ist auch eine Geschichte haarsträubender Unglücksfälle. Rund fünfzig von Flugzeugen und U-Booten verlorene Atomwaffen liegen immer noch unerreichbar in der Welt herum: im Ozean und in Sümpfen. Jederzeit erreichbar sind die nach der Abrüstung verbliebenen 12.000 Atomsprengköpfe. DER Filmstart des Jahres 2023 zeigt jetzt Aporien, Dilemmata und Paradoxien beim Bau und beim Erbauer der Bombe: Robert Oppenheimer, der die Thermodynamik in die USA brachte. „ttt“ hat mit Regisseur Christopher Nolan über seinen Film „Oppenheimer“ gesprochen.
    Wolfgang Laib: Blütenstaub und Bienenwachs. Häuser aus Reis. Er sammelt Blütenstaub und schafft leuchtende Kunstwerke damit, er modelliert Skulpturen aus Bienenwachs, er baut seltsame „Reishäuser“. Das alles wirkt archaisch, es scheint voller Magie zu sein. Und doch sind die Arbeiten von Wolfgang Laib geerdet. Sie gründen in seiner Aufmerksamkeit und seinem Respekt vor der Natur. Er stellt absolut heutige Fragen nach der Zerbrechlichkeit von Lebensräumen. Wolfgang Laib ist mit einer großen Retrospektive im Kunstmuseum Stuttgart präsent. Und eine neue Doku „Wolfgang Laib – Here, now and far beyond“ feiert auch gerade Premiere und ist im Museum zu sehen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.07.2023Das Erste
  • Folge 25 (30 Min.)
    Ende der China-Illusion – ein neuer Umgang mit der Supermacht:
    So lautet der Titel des neuen Buches von Sinologin Janka Oertel, in dem sie die Entwicklung der bisherigen deutsch-chinesischen Beziehungen zusammenfasst und für die Zukunft einen pragmatischen Umgang fordert. Nur: Wie soll der aussehen? Der im deutschen Exil lebende Hongkong-Dissident Ray Wong jedenfalls wünscht sich von der deutschen Politik eine klare Verurteilung Chinas, das nicht nur in seiner Heimatstadt Menschenrechte verletzt.
    Es ist ein schwieriger Spagat für Politik und Wirtschaft, aber nach langem Ringen hat die Bundesregierung vor kurzem ihre China-Strategie vorgestellt und sowohl Janka Oertel als auch Ray Wong sehen darin einen wichtigen ersten Schritt. Immerhin wird China nicht nur als Partner, sondern erstmals auch als „systemischer Rivale“ bezeichnet. Dass China an der deutschen Strategie nur verhalten Kritik übt, dürfte allerdings weniger an deren Brillanz, als vielmehr der eigenen wirtschaftlichen Schwäche liegen: Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist nach Corona auf über zwanzig Prozent gestiegen. Wie auch immer das Kräftemessen der Systemrivalen ausgehen wird, das Verhältnis zu China wird zwischen Wertepolitik und wirtschaftlicher Kooperation auszubalancieren sein. (Autorin: Petra Böhm)
    Das Prinzip „Teile und Herrsche“ im Gesellschaftsdrama „Black Box“: Ein neuer Hausverwalter richtet sich in einem schwarzen Container im Hinterhof eines Mietshauses ein. Die Bewohner fragen sich: Was hat das zu bedeuten? Werden jetzt alle kontrolliert oder kehrt endlich Ordnung ein in dem heruntergekommenen Gebäude?
    In ihrem Film „Black Box“ zeichnet die Regisseurin Asli Özge einen Mikrokosmos aus alteingesessenen Mietern und Migranten, Meckerern, Mitläufern und Rebellen – ein perfektes Spiegelbild des gesellschaftlichen Makrokosmos. Als bei einem Polizeieinsatz das ganze Gebäude abgeriegelt wird, sind plötzliche alle auf engstem Raum eingesperrt. Der Zusammenhalt der Gemeinschaft steht auf dem Prüfstand.
    Präzise analysiert die Regisseurin Machtverhältnisse und Nachbarschaftsbeziehungen. Sie zeigt, wie in Stresssituationen Misstrauen und Angst einkehren. Wer kann wem vertrauen? Auf welcher Seite steht der neue Verwalter? Und was setzt sich am Ende durch: das Prinzip der Solidarität oder die Egoismen der Einzelnen? Der Hinterhof wird zur Blackbox, die allmählich ihre Wahrheiten enthüllt. (Autorin: Hilka Sinning)
    Techno oder Blasmusik – Meute aus Hamburg vereint beides: Meute aus Hamburg. Eine Blaskapelle spielt Techno. Und alle tanzen. So einfach ist das. Und gleichzeitig so vielschichtig. In Zeiten der Spaltung ist ja allein das Zusammenbringen von ganz unterschiedlichen, gemeinsam friedlich tanzenden Menschen mittlerweile schon ein politischer Akt. Mit ihrem Bühnendress nehmen Meute der herrschende Klasse die Uniform weg, so wie es die Karnevalsgesellschaften schon früher mit der Politik gemacht haben. Und dann ist da noch was nicht ganz Unwesentliches: ihre fantastische Musik. Meute spielen Techno. Musik der Gegenwart. Die Spielmannszüge waren früher das, was heute die DJs sind: Ekstase, Augenblicklichkeit. Bis in den 70er Jahren die Pioniere der elektronischen Musik die Blasinstrumente ins Synthetische zu überführen begannen.
    Heute spielen Meute also Tanzmusik der Gegenwart, die ursprünglich von Blaskapellen-Sounds inspiriert waren, wirklich als Blaskapelle. Und gehen damit direkt unters Volk. Meute sind wie ein pumpendes Herz. Oh ja, wir leben noch. (Autor: Andreas Krieger)
    Die Lust am Widerstreit – die erste Biografie über Schriftstellerin Brigitte Reimann: „Ich bin so gierig nach Leben.“ Was für ein Satz. Was für ein Bekenntnis und was für ein Verlangen. Den Satz hat die junge Brigitte Reimann in ihr Tagebuch notiert. Sie hat damit ihren Anspruch als Frau und Schriftstellerin erklärt, sich einzumischen, ihren Glücksanspruch zu behaupten, auf Wahrheitssuche zu sein und sich keinem ideologischen Diktat zu beugen. „Ich bin so gierig nach Leben“, heißt auch die erste Biografie über die bekannte DDR-Schriftstellerin von Carsten Gansel, die dieser Tage zu ihrem 90. Geburtstag erschienen ist.
    Die mit nur 39 Jahren an Krebs verstorbene Autorin hat mit ihren Romanen „Franziska Linkerhand“ und „Die Geschwister“ ein präzises Panorama der konfliktgeladenen Gesellschaft in der DDR geliefert, die obendrein Bestseller wurden. Ist nicht das Verblassen hochfliegenden Ideale an einer widerspenstigen Wirklichkeit Thema bis heute? Nunmehr wird Brigitte Reimann auch von einem Publikum in England und den USA entdeckt. Lucy Jones hat „Die Geschwister“ übersetzt und arbeitet gerade an „Franziska Linkerhand“. (Autor: Jens-Uwe Korsowsky) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.07.2023Das Erste
  • Folge 26 (30 Min.)
    Moderne Familienpolitik? – Warum die Debatte über Elterngeld, Kindergrundsicherung und Ehegattensplitting zeigt, dass Politik und Gesellschaft noch viel zu tun haben:
    Endlich wird über Familienpolitik gestritten. Sonst stehen medial meist andere Themen im Fokus. Kinder und Familien haben hierzulande nicht die stärkste Lobby. Es wird gerungen um die Streichung des Elterngeldes für Topverdiener, um das Ehegattensplitting, um die geplante Kindergrundsicherung, die Kinderarmut in Deutschland beenden und nun aber deutlich abgespeckter kommen soll als ursprünglich vorgesehen.
    Eine Debatte, die viele Menschen aufregt. Denn daran entzündet sich einmal mehr die Frage: Welchen Stellenwert haben Kinder, Eltern und Familien eigentlich in dieser Gesellschaft? Aktueller Anlass: Die Sparpläne des Finanzministers Christian Lindner (FDP), der den Bundeshaushalt kürzt, um keine weiteren Schulden zu machen – und dabei auch bei Kindern und Familien sparen will, womit er ausgerechnet jene in den Blick nimmt, die in der Pandemie schon sehr gelitten haben.
    Wut und Verunsicherung entzünden sich hier an einem symbolischen Thema, hinter dem eigentlich sehr viel mehr stecke, sagt die Publizistin Teresa Bücker. In ihrem Buch „Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit“ hat sie beschrieben, wie die meisten Eltern im Alltag unter großem Druck stehen, die Tage aus Job und Fürsorge zu lang sind und sie in der Pandemie erlebt haben, kaum politische Unterstützung zu bekommen. Auch deshalb, findet Teresa Bücker, kommt Deutschland in Sachen Gleichberechtigung und gerechter Familienpolitik nicht wirklich voran. (Beitrag: Katja Deiß)
    Männlichkeit in der Krise? – Das Debattenbuch „Oh Boy“ über das verunsicherte Geschlecht
    Frauen setzen sich nicht erst seit Simone de Beauvoirs Klassiker „Das andere Geschlecht“ mit ihrer geschlechtsspezifischen Sozialisierung auseinander. Doch nach und nach verändert sich auch das Verständnis davon, was Mannsein bedeutet und bedeuten kann. Männlichkeit sei in der Krise, heißt es deswegen schon länger. Doch was bedeutet sie überhaupt? fragen Donat Blum und Valentin Moritz in ihrem neuen Buch „Oh Boy – Männlichkeit*en heute“. Sie haben Schreibende gebeten, literarische Assoziationen zu ihrem Verständnis von Männlichkeit zu verfassen, darunter Dinçer Güçyeter, der diesjährige Buchpreisträger der Leipziger Buchmesse, und Peter Wawerzinek, der mit Romanen wie „Rabenliebe“ und „Schluckspecht“ bekannt wurde.
    Dabei herausgekommen sind 18 drastische, komische, poetische und schambesetzte Kurzgeschichten, Gespräche, die nicht geführt und Gedanken, die nicht laut ausgesprochen wurden, die zeigen, dass es diese eine „Männlichkeit“ nicht gibt. „ttt“ hat mit den Autor:innen Peter Wawerzinek, Dinçer Güçyeter, Donat Blum und Mithu Sanyal über einengende Konzepte, nostalgische Karikaturen von Männlichkeit und neue Generationen gesprochen, die anders ticken und handeln möchten. (Beitrag: Celine Schäfer)
    Streetart-Künstler TVBOY – Mehr als nur der italienische Banksy
    Schwarze Kappe, dunkle Sonnenbrille, Kleistereimer und Spraydose: Damit ist der italienische Streetart-Künstler TVBOY unterwegs, wenn er Mauern in steingewordene Kunstwerke mit politischer Botschaft verwandelt. (Beitrag: Celine Schäfer) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.08.2023Das Erste
  • Folge 27 (30 Min.)
    „Zwei Sekunden brennende Luft“: Diaty Diallos furioser Roman über das Leben in den Banlieus von Paris
    10 Jahre nach seinem Tod: Biografische Erinnerungen an Wolfgang Herrndorf
    Beyond Fame – Jenseits des Ruhms: Das NRW Forum in Düsseldorf zeigt Kunst von Prominenten
    Jeder schreibt für sich allein: Dominik Grafs neuer Film über deutsche Schriftsteller im Nationalsozialismus
    Quo Vadis Deutschland? Ist unsere Demokratie in Gefahr? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.08.2023Das Erste
  • Folge 28 (30 Min.)
    Wie die Tech-Riesen unsere Demokratie abschaffen – Das Buch „Big Tech muss weg“:
    Sie sind allmächtig, sie sind gigantische Monopolisten, sie sind gefährlich für unsere Gesellschaft: Zu diesem Fazit kommt der Medienwissenschaftler Martin Andree in seinem Buch „Big Tech muss weg! Die Digitalkonzerne zerstören Demokratie und Wirtschaft – Wir werden sie stoppen“ . Die Rede ist von den Big Five: Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft. Andree hat den tatsächlichen Medienkonsum gemessen, anstatt sich auf unzuverlässige Befragungen zu verlassen. Dabei musste er feststellen, dass die Konsumenten die Hälfte der Zeit den Inhalten von zehn Unternehmen widmen.
    Alle anderen: chancenlos. Die Werbeeinnahmen machen es noch deutlicher: 80 bis 90 Prozent kassieren Amazon, Alphabet und Meta. Und die Plattformen sind Meister darin geworden, die Nutzer mit allen Mitteln auf ihren Seiten zu halten. Die Folge von alldem, so Martin Andree: In wenigen Jahren werden die Plattformen unsere Medienwirklichkeit dominieren und unsere Demokratie dadurch massiv bedrohen. „?ttt“ hat mit ihm darüber gesprochen, wie wir das verhindern können.
    Weniger politische Bildung? – Die alarmierenden Sparpläne der Bundesinnenministerin:
    Die Zahl ist alarmierend: Laut einem Haushaltsentwurf des Bundesinnenministeriums soll der Etat der Bundeszentrale für politische Bildung im nächsten Jahr um gut ein Fünftel gekürzt werden. Statt 96 Millionen Euro sind nur noch 76 Millionen vorgesehen. Was heißt das für die politische Bildung in einem Land, in dem das Vertrauen in die Demokratie abnimmt und die Unzufriedenheit mit dieser Staatsform zunimmt? „?ttt“ fragt nach: Braucht es in diesen Zeiten nicht eher mehr als weniger an politischer Bildung? Und wie sollte effektive staatlich subventionierte Förderung und Stabilisierung der Demokratie eigentlich aussehen?
    Provokant, überraschend, anregend – Der Dokumentarfilm „Feminism WTF“:
    Warum wird immer noch über Feminismus gestritten? Warum werden Frauen schlechter bezahlt? Warum gibt es so viel Gewalt gegen Frauen? Und warum interessiert das so wenig Männer? Im Dokumentarfilm „Feminism WTF“ geben Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen spannende Antworten auf solche Fragen. Und sie erklären eindrücklich, wie Feminismus mit der Frage der Geschlechtsidentität, mit unserem Wirtschaftssystem und auch mit Rassismus zusammenhängt. Katharina Mückstein hat einen originellen, bildlich starken und teilweise provokanten Film gedreht. „?ttt“ stellt „Feminism WTF“ vor und spricht mit der Regisseurin.
    Kunst im Kontext des Krieges – Fabian Knecht in Wolfsburg:
    Seine Kriegserfahrungen in Kunst zu verarbeiten, hatte Fabian Knecht eigentlich nicht geplant – und doch war es unvermeidbar. Als Künstler einfach so weiterzuarbeiten, als habe es die existentiellen Erfahrungen, die er im Zuge seines humanitären Engagements in der Ukraine gemacht hat, nicht gegeben, war für ihn danach unvorstellbar. Herausgekommen ist der Werkzyklus „Der Weg des größten Widerstandes“: Werke, in denen er mit Asche arbeitet, die aus ausgebrannten Panzern stammt, oder Installationen, die aus handgeknüpften Tarnnetzen bestehen.
    Die tauscht er bei seinen anhaltenden Fahrten ins Kriegsgebiet regelmäßig gegen professionelle Tarnnetze. Seine Kunst versteht der Meisterschüler von Olafur Eliasson als „humanistische Plastiken“, mit denen er Hilfsprojekte in der Ukraine finanziert. Fabian Knecht führt „?ttt“ exklusiv durch die Ausstellung seines Zyklus’ in der „Städtischen Galerie Wolfsburg“ – und er legt letzte Hand an seiner monumentalen Außenskulptur an: der Rekonstruktion eines Bombenkraters aus der Ukraine (ab dem 26. August 2023).
    Klug, zart, berührend – Roman „Die Details“ der schwedischen Autorin Ia Genberg:
    Was macht unser Leben aus? Die Begegnungen und Beziehungen, die wir hatten, und die Details, die das Leben vielleicht mehr bestimmen als die großen Momente. So sieht es Ia Genberg, Stockholmerin, Journalistin, Krankenschwester und preisgekrönte Roman-Autorin. In ihrem neuen Buch erinnert sich die Erzählerin an vier Menschen, die sie geprägt haben: an ihre große Liebe Johanna, an den Vater ihres Kindes, an ihre Mutter und an eine psychisch kranke Freundin, die damals, in den 90ern als „völlig gestört“ bezeichnet wurde. In einer Zeit, in der es ohne Internet und Handy auch schwer war, verlorene Menschen wiederzufinden. Genau beobachtet und geschrieben in einem fesselnden, melancholischen und sehr poetischen Ton. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.08.2023Das Erste
  • Folge 29 (30 Min.)
    Ein Film mit Brisanz – „Tel Aviv – Beirut“ von der israelischen Regisseurin Michale Boganim
    Seit dem ersten Krieg 1982 gibt es keinen Frieden zwischen Israel und Libanon. Der scheinbare ausweglose Konflikt im Nahen Osten liefert den Hintergrund für die Geschichte von Myriam und Tanya: Zwei Frauen, die eine Israelin, die andere Libanesin entdecken, dass sie mehr gemeinsam haben als die Männer, die auf beiden Seiten der Grenze an der Macht sind, sie glauben lassen. Mit „Tel Aviv -Beirut“ hat die israelische Regisseurin Michale Bogamin einen bewegenden Film gedreht: über die Sinnlosigkeit des Kriegs und die Hoffnung, die in der Kraft der Frauen liegt.
    „ttt“ hat die Regisseurin und eine der Hauptdarstellerinnen getroffen.
    Im Porträt – die Schriftstellerin Nele Pollatschek, die gerade ihren neuen Roman „Kleine Probleme“ herausbringt
    Nele Pollatschek, geboren 1988 in Ostberlin, gehört zu den interessantesten und meistbeachteten Autorinnen ihrer Generation. Schon für ihr Romandebüt „Das Unglück anderer Leute“, in dem sie eine dysfunktionale Familie beschreibt, wurde die damals 25-jährige mehrfach ausgezeichnet. Von ihren Erfahrungen als Studentin der Philosophie und der Literaturwissenschaften an der Elite-Universität Oxford handelt der Nachfolgeroman „Oxbridge“, eine bissige und gleichzeitig witzige Abrechnung mit dem britischen Klassensystem und seinen Fallstricken. In ihrem neuen Buch „Kleine Probleme“ greift Nele Pollatschek ein weit verbreitetes Phänomen auf: das Prokrastinieren, also das systematische Aufschieben bei der Erledigung von Alltagsaufgaben.
    „ttt“ hat die Schriftstellerin, Podcasterin und Kolumnistin in Berlin getroffen. Sie spricht darüber, was Ost-und Westberliner Schriftsteller wirklich unterscheidet und über Steuererklärungen, die so kompliziert sein können wie die Zusammensetzung eines Zauberwürfels.
    EXZESS Berlin – Hauptstadt der Clubs
    Berlin ist die Hauptstadt der Clubkultur. Orte wie das Berghain, der Tresor oder der KitKat-Club sind weltweit bekannt. Nirgends, so der Ruf, wird länger, exzessiver, freier gefeiert als hier. Exklusiv für die Mediathek der ARD haben rbb und ARD Kultur eine 3teilige Doku-Serie „EXZESS – Berlin – Hauptstadt der Clubs“ (Veröffentlichung, 7. September in der ARD Mediathek) gedreht. Die Serie erkundet das sagenumwitterte Berliner Nachtleben und erzählt zugleich aus fünf Jahrzehnten Clubkultur. Denn die Freiheit der Berliner Nacht ist ein Mythos mit Tradition.
    „ttt“ hat die Doku – Serie vorab geschaut. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.09.2023Das Erste
  • Folge 30 (30 Min.)
    Das Ende der Traumfabrik? – Der Doppelstreik in Hollywood und seine Folgen
    In Hollywood gehen die Filmscheinwerfer aus. Seit vier Monaten legt der Streik von Schauspielern und Drehbuchautoren die Traumfabrik lahm – mit weitreichenden Folgen auch für die deutsche Filmwirtschaft. Das Studio Babelsberg, bedeutendste deutsche Filmfabrik, hat Kurzarbeit angemeldet, praktisch steht die Produktion. Auch die Kinobranche blickt gebannt ins Ungewisse: Wird es, wenn Hollywood-Filme nicht fertig werden und Schauspieler nicht über Rote Teppiche laufen, wieder leere Säle geben, weiße Leinwände wie zuletzt bei der Pandemie? Und was ist mit dem Nachschub für die Freunde der Fernsehserienunterhaltung? Autoren und Schauspieler gegen die Studios, Warner, Paramount Universal & Co: Der Showdown in Hollywood wirft ein Schlaglicht auf die Unsicherheit angesichts der revolutionären Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz: Schreibt sie bald die Drehbücher, ersetzt sie die Stars durch digitale Doubles?
    „ttt“ hat Gewerkschaftsvertreter der streikenden US-Schauspieler in Los Angeles getroffen und mit den Filmproduzenten Martin Moszkowicz und Max Wiedemann gesprochen über die Folgen des Ausstands für die deutsche Filmlandschaft.
    Autor: Andreas Lueg
    Das Leben des Walter Ulbricht vor der DDR
    „Und er wollte werden, was er alsbald auch wurde: der kommunistische Diktator in Deutschland.“ Mit diesem Satz endet der 777 Seiten lange erste Teil der Biografie „Walter Ulbricht: Der deutsche Kommunist“ von Ilko-Sascha Kowalczuk. Der erste Band behandelt die Zeit bis 1945, als die „Gruppe Ulbricht“ nach Berlin entsandt wurde, und enthält Ulbrichts Aufstiege innerhalb der Arbeiterbewegung, den Kampf der KPD in der und gegen die Weimarer Republik, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Exilzeit in Prag, Paris und Moskau.
    Wer diese Hintergründe kennt, versteht sehr viel besser, was Ulbricht nach 1945 antrieb und warum die DDR zu dem wurde, was sie war. Ulbrichts Geschichte ist auch jene des Kommunismus und des zerrissenen 20. Jahrhunderts. Kowalczuk hat für sein Buch jahrelang jeden Zettel, jeden Brief, jede Quelle studiert, die er finden konnte. Herausgekommen ist ein vielschichtiges Porträt des Diktators als junger Mann. „ttt“ hat den Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in Berlin besucht.
    Autor: Hans-Michael Marten
    Expedition in die Welt der Haie mit François Sarano
    Der Ozeanologe und Taucher François Sarano war einst Teil der legendären Crew des französischen Meeresbiologen Jacques-Yves Cousteau und ist noch immer auf den Weltmeeren unterwegs, um das Leben unter Wasser zu erforschen. Besondere Faszination üben Haie auf ihn aus, deren Leben er in zahlreichen Dokumentationen untersucht hat. Das Image dieser Raubfische ist denkbar verzerrt, ihre Rolle im Ökosystem Meer kaum erforscht. Sarano wirft einen neuen Blick auf die seit Millionen Jahren existierenden Haie, deren Bestand zuletzt um siebzig Prozent zurückgegangen ist, und macht ihnen mit seinem Buch „Wie man mit Haien schwimmt“ nicht weniger als eine Liebeserklärung. In „ttt“ erzählt Sarano von magischen Begegnungen unter Wasser.
    Autoren: Jürgen Hansen, Simone Stripp
    Poesie der Tristesse – Aki Kaurismäkis Liebesgeschichte „Fallende Blätter“
    Ansa arbeitet im Supermarkt, Holappa in einer Metallfabrik. Der Film „Fallende Blätter“ ist ihre Liebesgeschichte. Zwei einsamen, längst nicht mehr jungen Menschen, die sich in einer Karaoke-Bar zum ersten Mal begegnen und dann sehr oft verpassen. Es ist nur eine Liebesgeschichte, sanft und schlicht erzählt, aber beseelt von der Melancholie, dem Humor und den Farben, wie sie allen Kaurismäki-Filmen eigen sind. Ein erneutes Meisterwerk des 66-jährigen Regisseurs.
    „Fallende Blätter“, beim Festival de Cannes mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet, als Finnlands Beitrag für den Academy Award in der Kategorie „Bester Internationaler Film“ ausgewählt und im Rennen um den Europäischen Filmpreis, ist gerade in den deutschen Kinos angelaufen. Begleitet von einer Kurztournee des finnischen Popduos Maustetytöt, die mir ihren Songs Kultstatus in der Indie-Popszene ihrer Heimat genießen.
    Die Lieder der Geschwister Kaisa und Anna sind, wie Karausmäkis Filme, scharfsinnig, schwermütig und trotzdem lakonisch und ohne Bitterkeit, eben „the finnish way of dealing with life“. Und deshalb haben sie auch einen wunderbaren Auftritt in Kaurismäkis 18. Spielfilm. „ttt“ stellt den Film und das Popduo Maustetytöt vor.
    Autoren: Lilli Klinger & Lutz Pehnert (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.09.2023Das Erste
  • Folge 31 (30 Min.)
    Das nomadische Jahrhundert:
    Neue Perspektiven auf die Migration
    Das Rauschen der Zeit:
    Wim Wenders portraitiert Anselm Kiefer
    Politisch und poetisch:
    Der britische Künstler Isaac Julien in Düsseldorf
    Die Macht der Erinnerung:
    Evelyn Rolls Buch „Pericallosa“
    „Inside the Game“:
    ARD-Doku liefert exklusive Einblicke in die Gaming Branche. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.09.2023Das Erste
  • Folge 32 (30 Min.)
    Der globale Süden und die Ignoranz des Westens – Buch über eine sich wandelnde Weltordnung:
    Die Zeiten, in denen der Westen die internationale Politik beherrscht hat, sind vorbei. Keine Dominanz mehr seitens Europas und der USA. Die Autoren Johannes Plagemann und Henrik Maihack erzählen in ihrem Buch „Wir sind nicht alle“ (C.H. Beck) davon, wie der globale Süden gegen den Westen aufbegehrt. Beispiel: Ukraine-Krieg. Für viele Gesellschaften im globalen Süden handelt es sich dabei um einen Krieg in Europa, mit dem sie nichts zu tun haben. Daher reagieren sie auch mit Unverständnis darauf, dass der Westen von ihnen fordert, sich mit ihm gegen Russland zu stellen. Beispiel: Klimawandel. Diese Krise ist in erster Linie vom Westen verursacht – oft auf Kosten des globalen Südens. Westliche Doppelmoral. „ttt“ spricht mit den beiden Autoren darüber – und wie der Westen dem Süden in Zukunft begegnen sollte.
    Dem Unsagbaren eine Stimme geben – Literaturnobelpreis für Jon Fosse:
    Er war einer der Favoriten für den diesjährigen Literaturnobelpreis – und bekommt ihn jetzt auch: Jon Fosse. Die Jury ehrt ihn für seine „innovativen Theaterstücke und Prosa, die dem Unsagbaren eine Stimme geben“. Damit wird einer der erfolgreichsten Schriftsteller Norwegens ausgezeichnet, der sich von dem Preis zwar überrascht zeigte, aber ihn auch nicht für unmöglich gehalten habe. Hierzulande ist Fosse vor allem als Dramatiker bekannt, auch Romane von ihm sind in Deutschland erschienen – so auch die ersten beiden Romane seines geplanten Siebenteilers „Heptalogie“, übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Er berichtet in „ttt“, wie sich die Texte von Jon Fosse ins Deutsche übertragen lassen – und wie sich die Zusammenarbeit mit dem frisch gekürten Literaturnobelpreisträger gestaltet.
    Von Sisi zu Ingeborg Bachmann – Portrait der Schauspielerin Vicky Krieps:
    Sie war Sisi in „Corsage“, spielte neben Daniel Day Lewis in „Der seidene Faden“ und jetzt verkörpert sie die legendäre Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Vicky Krieps spielt ungewöhnliche Frauen, ist dabei wunderbar wandelbar und hat doch immer eine ganz eigene unverwechselbare Ausstrahlung. Geboren ist Vicky Krieps in Luxemburg, Schauspielstudium in Zürich, jetzt lebt sie in Berlin. Sie spricht mehre Sprachen, und gleichsam misstraut sie der Sprache, hinterfragt sie – wie Ingeborg Bachmann. Der Film von Regisseurin Margarete von Trotta über die österreichische Autorin kommt am 19.10. ins Kino. „ttt“ trifft Hauptdarstellerin Vicky Krieps – eine besondere Begegnung.
    Endlich zu sehen! – Verschobene Retrospektive von Philip Guston in der Tate Modern:
    Die Aufregung war groß, als im Jahr 2020 eine große Retrospektive des Malers Philip Guston von gleich vier Museen verschoben wurde. Der Grund: Philip Guston hat in seinen Bildern symbolisch die weißen Kapuzen des berüchtigten Ku-Klux-Klans gemalt – als eine Reflexion über das Böse. Doch angesichts der Protestwelle, die auf den Mord an George Floyd durch einen Polizisten im Mai 2020 folgte, befürchteten die Ausstellungsmacher in den USA und London, dass die Bilder missverstanden werden könnten und wollten angesichts der „drängenden Fragen der Zeit“ das Ausstellungskonzept überprüfen. Übertriebene Vorsicht oder Cancel Culture? Und sind die Werke von Guston wirklich so missverständlich? „ttt“ schaut sich die Schau auf ihrer letzten Station in der Tate Modern an (Philip Guston, Tate Modern bis 25. Februar 2024).
    Countertenor und Breakdancer – Jakub Józef Orlinski:
    Er steht mit beiden Beinen auf den großen Opernbühnen oder kopfüber auf einer Hand beim Breakdance-Wettbewerb. Der polnische Countertenor Jakub Józef Orlinski schafft den Spagat zwischen Barock und Breakdance. Als Model, Tänzer und Akrobat ist er auch in Werbekampagnen zu sehen. Im Dezember 2021 debütierte Orlinski an der New Yorker Metropolitan Opera und verzaubert seitdem mit seiner Engelsstimme die Musikwelt. Mit „Beyond“ ist am 7.10. sein neues Album erschienen. Im Rahmen seiner Europa-Tournee gibt er auch Konzerte in Deutschland (21.11. Köln, 24.11. Essen, 30.11. Berlin). ttt besucht Jakub Józef Orlinski in seiner Heimatstadt Warschau. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.10.2023Das Erste
  • Folge 33 (30 Min.)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.10.2023Das Erste
  • Folge 34 (30 Min.)
    Terror im Netz, Leben mit dem Krieg: Israel nach dem 7. Oktober:
    Als die Hamas-Terroristen am Morgen des 7. Oktober Israel überfielen, kamen sie nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Kameras: Per Helmkamera oder Smartphone filmten sie sich beim Morden von Frauen, Kindern, Familien, verbreiteten Bilder ihrer Massaker über Telegram und sogar über die Facebook-Profile ihrer Opfer. Es war der Beginn eines Krieges, der auch zu einem „Krieg der Bilder“ wurde: Die Hamas, so Medienforscher, nutze Social Media in bislang ungekannter Weise als Teil ihrer psychologischen Kriegsführung. Israelische Aktivisten und Kulturschaffende antworten auf ihre Weise: Achiya Schatz kämpft mit seiner Organisation FakeReporter gegen Desinformation und antisemitische Hetze im Netz.
    Nach den Angriffen der Hamas hat er nun eine neue Online-Plattform geschaffen – „digital-dome.io“: „So wie wir einen Iron Dome gegen Raketen haben, brauchen wir einen Digital Dome gegen Angriffe im Netz. „Und eine Gruppe von Filmemachern um Eliran Peled hat für das Projekt #BringThemHomeNow mit Angehörigen der von der Hamas verschleppten Geiseln gesprochen und diese in kurzen Web-Clips porträtiert. „ttt“ hat beide in Tel Aviv getroffen – Stimmen aus einer Stadt im Krieg.
    Autor: Tim Evers
    „Die Wahlen in Polen haben die Frauen und die Jugend gewonnen“: Die Schriftstellerin Dorota Maslowska und die Filmemacherin Agnieszka Holland über Polens Zukunft nach den Wahlen.
    Dorota Maslowska war 32 Jahre jung, als die PiS-Partei 2015 an die Macht kam. Jetzt, nach 8 Jahren Alleinherrschaft, wurde die erzkonservative und nationalistische Partei abgewählt. Dorota Maslowska sieht zwei Gruppen, deren Stimme in den letzten Jahren nichts gezählt hat in Polens Politik: die Jugend und die Frauen. Und diese beiden Gruppen haben sich jetzt Gehör verschafft und entscheidend zur Niederlage der PiS-Partei beigetragen. Maslowska sieht bei aller Euphorie, die jetzt in Polens Gesellschaft herrscht, schwierige Zeiten kommen. Denn auch die polnische Gesellschaft ist gespalten.
    Agnieszka Hollands neuer Spielfilm „Green Border“ über die push backs der polnischen Grenzsoldaten gegen Flüchtlinge an der Grenze zu Belarus vor 2 Jahren hatte mitten im Wahlkampf Premiere in Polen. Sie erlebte eine massive Kampagne der Regierung gegen ihren Film. Holland erzählt, dass es sehr mühsam werden wird, die Demokratie in Polen wiederherzustellen. All jene Leute, die die Verfassung gebrochen haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden, so Holland. Aber sie hofft, dass es sehr schnell gehen wird, ein offeneres Klima für Künstler und Journalisten im Lande herzustellen.
    „ttt“ hat mit Dorota Maslowska und Agnieszka Holland gesprochen und den Historiker Krzystow Ruchniewicz nach seinen Perspektiven für ein Polen nach der 8-jährigen PiS-Herrschaft gefragt.
    Autor: Ulf Kalkreuth
    100 Jahre Türkische Republik: Ein Land zwischen Europa und Asien, eine Republik gespalten in zwei Lager: Seit Mustafa Kemal Atatürk vor genau 100 Jahren mit brutaler Hand seine Kulturrevolution, eine moderne, am Westen orientierte und säkulare Türkei auf den Weg brachte, ist das Land am Bosporus nie zur Ruhe gekommen. Heute regiert mit Recep Tayyip Erdogan ein Präsident, der die Türkei zurück zu religiösen und nationalistischen Werten führt. Mit dem im Berliner Exil lebenden Journalisten Can Dündar, dem Historiker Ahmet Kuyas und dem Künstler Bedri Baykam, beide in Istanbul, blickt „ttt“ auf ein Land, dessen jüngere Geschichte so dramatisch, gewalttätig wie faszinierend erscheint.
    Autor: Andreas Lueg
    „Ein ganzes Leben“: „Ein ganzes Leben“, so heißt der Roman von Robert Seethaler über den wortkargen Tagelöhner Andreas Egger, der Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Bergdorf ein einfaches Leben führt. Damals eine literarische Sensation, ein internationaler Bestseller, in 40 Sprachen übersetzt. Jetzt wird der Roman verfilmt: Vor atemberaubender Alpenkulisse erzählt Regisseur Hans Steinbichler die Geschichte eines unbedeutsamen Mannes, der keine Spuren in der Weltgeschichte hinterlässt, der sein Schicksal stoisch annimmt: Als Waisenkind wird er misshandelt, dann heiratet er die Liebe seines Lebens, um sie gleich wieder in einer Lawine zu verlieren. „ttt“ hat sich den Film angeschaut.
    Autor: Max Burk (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.10.2023Das Erste
  • Folge 35 (30 Min.)
    Krieg der Bilder
    Die unerträglichen, von der Hamas selbst gedrehten Videos ihres Terrorüberfalls auf Israel, millionenfach verbreitet über Social Media, sind in der Welt. Sollen, müssen klassische Medien, auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen sie zeigen, dient das der Aufklärung über ein unsagbares Verbrechen, wie die Fotos, die amerikanische Bildreporter nach der Befreiung in den deutschen Konzentrationslagern machten? Und jenseits vom „Krieg der Bilder“, der jeden Krieg begleitet: Wir wirken Bilder vom Krieg, zumal jene seriöser Fotojournalistinnen und -journalisten, was können sie bewirken? Gibt es Grenzen des Zeigbaren? Was ist mit der Würde der Opfer?
    „ttt“ spricht mit der Fotoreporterin Johanna-Maria Fritz, der Kunsthistorikern Charlotte Klonk, die zur Bildergeschichte des Terrors forscht, und mit dem Journalisten Deniz Yücel, der fordert: „Wir müssen uns diesen Bildern aussetzen, um die Dimension des Geschehenen zu begreifen“.
    Autor: Andreas Lueg
    „To Have and To Have Not“ – 40 Jahre Billy Bragg
    Billy Bragg gehört zu den großen Protestsängern unserer Zeit. In den 80er-Jahren kämpfte er mit Liedern wie „To Have and To Have Not“ und „There Is Power in a Union“ gegen die sozialen Missstände in Margaret Thatchers Großbritannien an, solidarisierte sich lautstark mit den Bergarbeitern während des berüchtigten Miners’ Strike. Ein überzeugter Sozialist mit Punk-Attitüde und Schrammelgitarre, der in die Öffentlichkeit trat, um die Welt zu verändern. Seine schnörkellose Art zu singen, sein Wortwitz, seine Poesie, seine politischen Ideale – all das traf einen Nerv und half, eine ganze Generation von jungen Menschen zu politisieren.
    Die Energie von damals ist bis heute geblieben, noch immer, vier Jahrzehnte später, ist Billy Bragg zur Stelle, wenn die Arbeiterklasse in Not ist. Eine Band braucht er dafür noch immer nicht. Nur sich und sein Instrument. Zu seinem 40. Jubiläum ist nun eine umfangreiche Compilation erschienen, mit dabei bisher unveröffentlichte Songs. „ttt“ hat den britischen Singer/​Songwriter in seiner südenglischen Heimat getroffen.
    Autor: Marcus Fitsch
    ARD-Hommage an Loriot zum 100.
    Die ARD plant am 6. November die Würdigung eines großen Humoristen. „Loriot100“ heißt der Dokumentarfilm, der den vielseitigen Ironiker auf einen Sockel stellt und sein Werk mit der Geschichte der alten Bundesrepublik verbindet: Vicco von Bülow, der sich nach einem Wappentier seiner adeligen Familie „Loriot“ nannte und der die Gesellschaft der Bundesrepublik auf eine intelligente Weise sezierte wie kein Zweiter.
    Autor: Titus Richter
    Das Leben feiern – Dokfilm „Miss Holocaust Survivor“
    Einmal im Jahr findet in Israel ein ungewöhnlicher Schönheitswettbewerb statt. Frauen im Alter von 77 – 95 Jahren flanieren in ihren schönsten Kleidern über den Laufsteg, sie haben Schmuck angelegt und strahlen ins Publikum. Doch was hier zählt, sind keine Äußerlichkeiten. Alle Teilnehmerinnen teilen das gleiche Schicksal: Sie sind Überlebende des Holocaust.
    Im Dokumentarfilm „Miss Holocaust Survivor“ begleitet Regisseur Radek Wegrzyn zwölf Bewohnerinnen eines Altersheims für Holocaust-Überlebende auf ihrem Weg zum Catwalk. Die Bühne gehört dabei den Geschichten der Jüdinnen. Zum Beispiel Rita Kasimow-Brown, die als damals Siebenjährige 19 Monate in einem engen Erdloch überlebte. Oder Tova Ringer, im Alter von 95 Jahren noch täglich im Fitnessstudio. Oder Madeleine Schwartz, die mit 77 Jahren noch Mathematik unterrichtet.
    „Es soll diejenige gewinnen, die das Leben am meisten feiert“, sagt Shimon, der Gründer des Altenheims. Was auf den ersten Blick skurril erscheint, findet seit 2017 im israelischen Haifa statt, initiiert von einer Traumatherapeutin, die damit die Frauen zur Auseinandersetzung mit den in der Kindheit erlittenen Verlusten ermutigen will. Einer kleinen Jury erzählen sie, was sie erlebt haben und wie sie überlebt haben. Schmerzvolle Erinnerungen brechen wieder auf, doch am Ende sind sie alle auf der Bühne, um zu zeigen: „Wir stehen hier und lächeln, denn wir sind am Leben.“
    Autor: Matthias Morgenthaler (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.11.2023Das Erste
  • Folge 36 (30 Min.)
    Die geplanten Themen
    „Alles und nichts sagen“: Eva Menasse über das Debattieren in hitzigen Zeiten
    Hochgemute Nichtskönner: Die Kölner Musik- und Kunstszene in den 80ern
    John Akomfrah: Der britische Videokünstler mit großer Schau in der Schirn
    Paul Ripke: Leidenschaftliche Fotografie und atemberaubende Shootings
    Cybermobbing und Frauenhass: Myriam Leroys autofiktionaler Roman „Rote Augen“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.11.2023Das Erste
  • Folge 37 (30 Min.)
    „Operation Finale“: Inmitten des Krieges in Israel eröffnet in München eine Ausstellung über die Ergreifung von Adolf Eichmann:
    Es war der erste große Prozess, in dem Opfer des Holocaust vor der Weltöffentlichkeit live über Rundfunk Zeugnis über die Verbrechen der Nazis ablegten. Möglich wurde er durch eine spektakuläre Verfolgungs- und Entführungsaktion, an der auch der israelische Geheimdienst beteiligt war. Zum ersten Mal wird nun in Deutschland eine Ausstellung zu sehen sein, für die der Mossad seine geheimen Archive öffnete. „ttt“ spricht mit einem ehemaligen Mossad-Agenten – und in Prag mit Eva Erben, einer Holocaust-Überlebenden, die Eichmann einst persönlich traf und nun – als 93-Jährige – erneut eine neue Heimat sucht: Im Oktober schlug hinter ihrem Haus im israelischen Aschkelon eine Rakete der Hamas ein.
    Rache: über ein existenzielles Bedürfnis in der Kulturgeschichte des Menschen:
    Die Moderne nimmt für sich in Anspruch, die Rache überwunden und durch die Herrschaft des Rechts ersetzt zu haben. Doch viele politische Konflikte der Gegenwart sind noch immer angetrieben von einem existentiellen Wunsch nach Rache. Gemeinsam mit dem Philosophen Fabian Bernhardt (FU Berlin, Autor des Buches „Rache – über einen blinden Fleck der Moderne“) und dem Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer analysieren wir die Dynamiken dieses Urbedürfnisses, seiner Verankerung in der Kulturgeschichte und die Frage nach einem möglichen Ausweg.
    „Napoleon“: Arbeit am Mythos durch Meisterregisseur Ridley Scott:
    Genialer Militärstratege, Vollender der Französischen Revolution oder Kriegsverbrecher? Am Mythos Napoleon versuchten sich schon viele Filmemacher – Stanley Kubrick scheiterte daran. Nun erzählt Regisseur Ridley Scott die Geschichte Napoleons für die Kinoleinwand – als pathetisches Porträt eines fragilen Mannes. Warum?
    Der Choreograph Yoann Bourgeois und sein Tanz mit der Schwerkraft:
    Eine Frau, die wie ein überlebensgroßer Kegel über eine Scheibe schwebt, ein Mann, der in unendlicher Wiederholung eine Treppe emporsteigt. Die Videos des französischen Choreographen Yoann Bourgeois aus dem Pantheon wurden millionenfach geklickt. Tanz mit der Schwerkraft. Poesie mit dem Trampolin. Auch mit Popstars wie Harry Stiles und Pink arbeitet er. Ein Porträt anlässlich seiner Europatournee.
    Die Skulpturen der Nairy Baghramian:
    Wer derzeit am New Yorker Metropolitan vorbeigeht oder in den Innenhof des dortigen Museum of Modern Art, der sieht Skulpturen der Berliner Künstlerin Nairy Baghramian. Im Iran geboren und mit ihren Eltern nach Deutschland emigriert, ist sie international eine der anerkanntesten Bildhauerinnen. Ihre Arbeiten sind verspielte, abstrakte, antimonumentale Kunstwerke. „ttt“ mit einem Porträt – und einem Gespräch über ihr Verständnis von Freiheit, und warum nationale Grenzen sie nicht interessieren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.11.2023Das Erste
  • Folge 38 (30 Min.)
    „Frauen! Leben! Freiheit!“ – Narges Mohammadi und ihr unermüdlicher Kampf im Iran:
    Seit drei Jahrzehnten kämpft die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und für die Meinungsfreiheit und erhält dafür den diesjährigen Friedensnobelpreis. Entgegennehmen kann sie den Preis nicht: Seit November 2021 sitzt sie erneut in Haft. Mittlerweile hat sie einen Großteil ihres Lebens im Gefängnis verbracht. Heimlich führt sie Interviews und veröffentlicht, was hinter den Gefängnismauern vor sich geht. Ihre Hafterfahrungen und die von 13 weiteren Frauen hält sie in ihrem aktuellen Buch „Frauen! Leben! Freiheit!“ fest. Ihren Mann und ihre Kinder, die in Frankreich im Exil leben, hat Narges Mohammadi zuletzt vor 8 Jahren gesehen.
    „ttt“ spricht mit Mohammadis Ehemann Taghi Rahmani, der, selbst regimekritischer Journalist, jahrelang im Iran inhaftiert war und jetzt im Exil in Frankreich lebt. Außerdem treffen wir die deutsch-iranische Journalistin Natalie Amiri, die fünf Jahre lang das ARD-Studio in Teheran geleitet hat und die Menschenrechtsaktivistin Mariam Claren. Ihre Mutter Nahid Taghavi ist derzeit zusammen mit Narges Mohammadi im Evin-Gefängnis inhaftiert.
    Beitrag: Mandana Bareh Foroush
    Frieden schaffen – aber wie? Was wir aus vergangenen Kriegen über die Gegenwart lernen können:
    Es gibt im Moment so viele Kriegstote wie seit 30 Jahren nicht, die Ausgaben für Militarisierung und Waffenexporte sind auf einem Rekordhoch. Im „Weltfriedens-Index“ steht es schwarz auf weiß: Die Friedfertigkeit nimmt weltweit immer weiter ab.
    Der Historiker Jörn Leonhard analysiert in seinem Buch „Über Kriege und wie man sie beendet“ wie Kriege und Konflikte in der Vergangenheit zu Ende gingen. Eine Feuerpause könne zwar ein erster Schritt auf dem Weg zu Verhandlungen sein, für einen stabilen Frieden aber brauche es noch weit mehr.
    „ttt“ spricht mit der Friedensforscherin Ursula Schröder und dem Historiker Jörn Leonhard über die Frage, was wir aus vergangenen Kriegen und Konflikten lernen können – und was es jetzt braucht, damit ein stabiler Frieden im Nahen Osten überhaupt denkbar wird.
    Beitrag: Sarah Plass
    Heimat, Rassismus und die Sehnsucht nach Liebe:
    Stephan Anpalagan über die tiefen Wunden der Migrationsgesellschaft: In diesem Land gibt es einen Ort, um den sich Mythen ranken. Den keiner so richtig zu beschreiben vermag, der aber definiert, wer wir sind. An dem festgelegt wird, was „normal“ ist und was nicht. Ein Sehnsuchtsort – und ultimative Kampfzone: die Mitte der Gesellschaft. Wie schwierig es sein kann, es in dieses „Traumland“ zu schaffen, wenn man nicht in seinen warmen Schoß hineingeboren wird, darüber hat der Autor und Theologe Stephan Anpalagan mit „Kampf und Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft“ ein aufwühlendes Buch geschrieben.
    „ttt“ hat Stephan Anpalagan in Wuppertal getroffen und mit ihm in der Schwebebahn über Liebeskummer, Rassismus und Heimat gesprochen.
    Beitrag: Sven Waskönig
    Der Dokfilm „Smoke Sauna Sisterhood“: Schwitzen gegen das Patriarchat:
    80 Grad Celsius: Bei dieser Temperatur wechselt das Patriarchat den Aggregatzustand. Es beginnt zu verdunsten, Tropfen für Tropfen – bis nur noch Dampf von ihm übrig ist. 80 Grad ist auch die Temperatur, auf die eine traditionelle estnische Rauchsauna erhitzt wird. Im Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“ von Anna Hints begegnet sich eine Gruppe von Frauen über die Jahreszeiten hinweg immer wieder im Schutz von Dampf, Wärme und Dunkelheit. Im gemeinsamen Ritual finden sie Trost und Heilung. Auf dem diesjährigen Sundance Film Festival wurde Hints für ihre Regiearbeit an dem Film ausgezeichnet. „Smoke Sauna Sisterhood“ ist außerdem nominiert für den Europäischen Filmpreis 2023. „ttt“ hat Anna Hints im eindeutig weniger als 80 Grad warmen Berlin getroffen und mit ihr über das schweißtreibende Patriarchat und die heilende Wirkung weiblicher Solidarität gesprochen.
    Beitrag: Andreas Krieger (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 26.11.2023Das Erste
  • Folge 39 (30 Min.)
    Klima-Katastrophe und Stillstand: Wie wir alle Druck auf die Politik machen können
    Ein Land der vielen Wahrheiten: Asne Seierstad erzählt drei Leben im Afghanistan der Taliban
    „Ohne Tauben können wir nicht leben“: Poetische Film-Doku Kash Kash über den Alltag in Beirut
    Maler, Exzentriker, Genie: Biopic über den norwegischen Künstler-Star Edvard Munch
    Knistern, Ruckeln, Glitch: Wie technische Fehler zu einer neuen Kunstform werden (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.12.2023Das Erste
  • Folge 40 (30 Min.)
    „Nicht einen Schritt weiter nach Osten“ – Buch von Mary Elise Sarotte: Am 21. Februar 2022 wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin an sein Volk. In einer Rede an die Nation erklärte er, im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands habe es Zusagen der USA gegenüber der Sowjetunion gegeben, man werde die NATO „nicht einen Zentimeter“ nach Osten ausdehnen. Diese Zusagen seien nicht eingehalten worden, der Westen trage die alleinige Verantwortung für Konsequenzen, die sich aus dem Wortbruch ergeben. Drei Tage nach dieser Ansprache begann Russland seinen Überfall auf die Ukraine.
    Tatsächlich ist kaum eine Entwicklung der jüngeren Geschichte so umstritten wie die der NATO-Osterweiterung. Ihren Anfang nahm sie in den Jahren der deutschen Wiedervereinigung 1989 und 1990. Bis heute ranken sich zahlreiche Legenden und Kontroversen um die Verhandlungen, die am 12. September 1990 zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ zwischen den beiden deutschen Staaten und den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges führten. Entspricht es der Wahrheit, dass US-Außenminister James Baker im Rahmen der Verhandlungen um die deutsche Wiedervereinigung der Sowjetunion einen hypothetischen Handel vorschlug: Ihr gebt euren Teil Deutschlands frei, wir verrücken die NATO nicht nach Osten, „not one inch eastwards“? Hat Michail Gorbatschow recht, wenn er 2014 in seinen Erinnerungen berichtet: „Das Thema der ‚NATO-Erweiterung‘ wurde gar nicht diskutiert und in diesen Jahren nicht angesprochen.“ Was steht wirklich in diesem Vertrag? Wie kam er zustande? Für ihr Buch „Nicht einen Schritt weiter nach Osten.
    Amerika, Russland und die wahre Geschichte der NATO-Osterweiterung“ hat die amerikanische Historikerin Mary Elise Sarotte Hunderte Interviews geführt, zahllose Primärquellen ausgewertet und Unmengen von Archivmaterial durchforstet. Sarotte, die Ende der 80 Jahre in Berlin die Wende hautnah miterlebte und jetzt in Havard lehrt, nennt das Ergebnis ihrer materialreichen Untersuchung eine „Genealogie der Gegenwart“. „ttt“ hat Mary Elise Sarotte in Berlin getroffen. (Autor: Rayk Wieland).
    Nazi-Raubkunst in der Hamburger Kunsthalle?: Robert Graetz war ein bekannter jüdischer Kunstsammler in Berlin. Über 200 Gemälde hatte er in seinem Haus in Berlin-Grunewald. Nach 1933 verlor Graetz alles – zuerst sein Haus, dann seine Kunstsammlung, danach seine Familie und schließlich, auf einem Transport nach Osten, sein Leben. Zur selben Zeit, als Graetz auf Todestransport war, ging der bekannte Kunsthändler Conrad Doebbeke auf „Einkaufstour“: Er kaufte bei jüdischen Sammlern und Händlern zu Schleuderpreisen ein und brüstete sich später damit, dass er immer unter 1000 Reichsmark pro Bild zuschlagen konnte. Von diesem Kunsthändler Doebbeke übernahm auch die Hamburger Kunsthalle Bilder. Auf der Suchdatenbank „Lost Art“ für Nazi-Raubkunst wird dabei auch ein Gemälde von Paula Modersohn-Becker genannt. Der Titel „Mädchen (Mädchenkopf)“.
    Roberto Graetz hat seinen Großvater nie kennengelernt. Sein Vater konnte fliehen, Roberto wurde 1951 im Exil in Argentinien geboren. Seit Jahrzehnten versuchen nun die Überlebenden der Familie Graetz, die verstreute Sammlung ihres Großvaters ausfindig zu machen und zurückzubekommen. Das aber ist, besonders bei deutschen Museen, ein fast aussichtsloser Kampf. Um das Bild von Modersohn-Becker bemühen sich Graetz und sein Anwalt nun schon seit drei Jahren. Aber vergeblich. Die Hamburger Kunsthalle macht das, was deutsche Museen in solchen Fällen fast immer tun: abstreiten und auf Zeit spielen.
    Vor 25 Jahren, im Dezember 1998 wurde die „Washingtoner Erklärung“ verabschiedet, die für solche Fälle klare Vorgaben macht: Die Museen müssen beweisen, woher sie ihre Kunstobjekte haben. Aber in Deutschland gibt es kein Restitutionsgesetz. Bei Streitfällen können Museen einer Schlichtung durch eine „Beratende Kommission“ zustimmen, sie sind dazu aber nicht verpflichtet. Ein absurdes Verfahren für die Angehörigen. Knapp 80 Jahre nach Kriegsende macht ausgerechnet Deutschland es den Nachfahren der Opfer der NS-Diktatur besonders schwer, das Eigentum ihrer Vorfahren zurückzuerhalten.
    „ttt“ that mit Roberto Graetz gesprochen und mit dem Direktor der Hamburger Kunsthalle. (Autor: Ulf Kalkreuth)
    Wim Wenders’ „Perfect Days“ – Über die Schönheit im Alltäglichen: Immer gleich laufen die Tage in Hirayamas Leben ab. Aufstehen, Fertigmachen, zur Arbeit fahren. Vom ersten Automatenkaffee bis zum Feierabend in derselben Kneipe – alles scheint ritualisiert. Was in unserer erlebnisorientierten Welt für manchen einem Schreckensszenario gleicht, sind für den schweigsamen Japaner glückliche Tage. In sich ruhend, zufrieden geht er seinem Beruf als Toilettenputzer in der Millionenmetropole Tokio nach, reinigt die öffentlichen Toiletten der Stadt mit derselben Hingabe, mit der er zu Hause seine Zimmerpflanzen hegt. Hirayama ist der Held in Wim Wenders neuem Spielfilm „Perfect Days“.
    Mit beinahe dokumentarischem Blick begleitet der Film das Leben seines Protagonisten, beobachtet jede noch so gewöhnliche Szene und findet schon bald die Schönheit, die Poesie im Alltäglichen. Für seine herausragende Darstellung des Hirayama bekam Schauspieler Koji Yakusho („Die Geisha“) im Mai bereits den Darstellerpreis der 76. Filmfestspiele von Cannes. Nächste Woche kommt „Perfect Days“ in die deutschen Kinos. „ttt“ hat Wim Wenders vorab in Berlin getroffen und mit ihm über seinen neuen Film gesprochen, über seine Faszination für die japanische Kultur und darüber, was wir von ihr lernen können. (Autor: Marcus Fitsch)
    Die Deutschen – René Burri in Erfurt: Er war Schweizer und Magnum-Fotograf: René Burri (1933 – 2014). Seine Reportagen aus China, Brasilien und Kuba, vor allem Fotos von Che Guevara, wurden weltberühmt. Zu Beginn seiner Karriere aber machte René Burri ein kleines Buch über „Die Deutschen“. Durch seine aus Freiburg im Breisgau stammende Mutter mit der deutschen Kultur vertraut, war er in Zürich aufgewachsen und hatte zu Deutschland ein ambivalentes Verhältnis.
    Auf Reisen zwischen 1956 und 1964 entstand ein deutsches Sittenbild, das nicht unbedingt den Erwartungen in Ost- wie Westdeutschland entsprach, aber authentisch und empathisch ist. Burri war umständehalber im Magnum-Auftrag öfter im Westen als im Osten und fand sowohl Trennendes – den wirtschaftlichen Aufschwung auf der einen Seite, den propagandistischen auf der anderen – als auch Gemeinsames: neue Uniformen und eine Geschichtsvergessenheit, darauf aus, die Vergangenheit gegen die blühende und freiheitliche Zukunft einzutauschen. „Die Deutschen“, die ursprüngliche Serie, sowie Burris Erweiterungen aus den 1980er Jahren und nach dem Mauerfall, sind jetzt in der Kunsthalle Erfurt ausgestellt. (Autor: Meinhard Michael) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.12.2023Das Erste
  • Folge 41 (30 Min.)
    Die geplanten Themen:
    Kultur in Russland
    Stalinistische Fassaden, Denunziantentum, Anzeigenepidemie.
    Wie steht es um die Kulturschaffenden in Russland nach 2 Jahren Krieg?
    Große Billboards mit Putin Zitaten, Propaganda, Gleichschaltung, Angst auf den Straßen. Und im Kulturbetrieb – man kann jederzeit abgeholt und verhaftet werden. Kulturschaffende denunzieren andere Kulturschaffende, Leute aus dem Kulturbetrieb zeigen andere an, machen dadurch Karriere, übernehmen Positionen. Die Mittelmäßigen sind überall, die Herausragenden haben das Land verlassen oder verstecken sich. Mit Hilfe der Philosophin Oxana Timofeeva und der Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa wirft „ttt“ einen recht gruseligen Blick in Putins potemkinsches Reich der glänzenden Oberflächen.
    Das Phänomen Taylor Swift
    Sie ist die berühmteste Frau der Welt. Sie hat alles Bisherige in den Schatten gestellt – sie ist erfolgreicher als Elvis oder die Beatles. Über 100 Millionen monatliche Spotify-Hörer. Mit „1989 – Taylors Version“ das meistgestreamte Album an einem Tag. Mitte Oktober startete weltweit der Konzertfilm „Taylor Swift: The Eras Tour“ in den Kinos und übertraf sogar den Einspielerfolg der Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“. Die Universität von Melbourne plant ein „Swiftposium“, um den Einfluss der Sängerin auf Gesellschaft, Wirtschaft und Fans zu erforschen. Allein auf Instagram folgen ihr rund 300 Millionen Menschen. Amerikanische Zeitungen beschäftigen einen eigenen Taylor-Swift-Reporter, um ständig zu berichten.
    Bis Mitte 2024 wird Taylor Swift weltweit 146 restlos ausverkaufte Konzerte spielen. Sie hätte locker mehr Tickets verkaufen können. Ihre derzeitige Welttournee, die Eras-Tour, war überall in Minuten ausverkauft. Im Sommer kommt sie nach Deutschland, die Tickets kosteten im Schnitt 300 Euro (77–641 Euro). Wie war der phantastische Aufstieg der ehemaligen Country-Sängerin aus Reading/​Pennsylvania überhaupt möglich? Was ist das Geheimnis ihres Erfolges? Wir haben Wissenschaftlerinnen befragt – und Stars – und natürlich ihre Fans, die „Swifties“. „ttt“ mit dem Versuch, dem Phänomen Taylor Swift auf die Spur zu kommen.
    Baumeister Peter Haimerl
    Er hat zwei ganz und gar unglaubliche Konzertsäle gebaut – in Blaibach in Niederbayern und zuletzt im oberfränkischen Lichtenberg. Spektakuläre Projekte eines für das Spektakuläre mittlerweile berühmten Baumeisters. Damit ist er endgültig: ein Stararchitekt. Peter Haimerl hat gerade den Wohnungsbau auf ebenso spektakuläre Weise umgekrempelt, mit seinem Wabenhaus. Haimerl ist unbequem, mischt sich gern in Städteplanungen ein und mischt diese auf. Vor einigen Jahren entwickelte er „Zoomtown“, eine Zukunftsvision, die auf der Grundannahme basiert, dass Europa künftig mit amerikanischen und asiatischen Megalopolen konkurrieren muss.
    Europäischen Großstädte sollten sich intensiv vernetzen. Rom, München, Paris, London – lauter verschiedene Viertel einer einzigen großen Stadt, alle in zwei Stunden erreichbar durch die „Zoomliner“, wie Haimerls Hochgeschwindigkeitszüge heißen. Die Zeit dafür wird nie reif sein, sagt Haimerl. Humor hat er auch. In Lichtenfels steht eine futuristisch anmutende Ausstellungsplattform. Das Archiv der Zukunft – ein ThinkTank der Innovationen. „Drei Bäume, drei Decks – eigentlich ganz simpel“, sagt Haimerl. Ja, so ist er, bodenständig und Weltbürger, der große Baumeister Peter Haimerl.
    Die Ausstattung der Welt
    Bilder erzählen Geschichten. Dinge des Alltags auch. Und es gibt einen Ort, an dem diese gesammelt und gepflegt werden – der Requisiten Fundus.
    Damit die Wirklichkeit der Welt, Epochen und Milieus widergespiegelt oder erfunden werden können. Robert Bramkamp und Susanne Weirich haben diesen Kosmos erkundet, in ihrem sehr sehenswerten Dokumentarfilm „Die Ausstattung der Welt“- ab 25. Januar 2024 im Kino.
    Michael Köhlmeier
    Ihm beim Erzählen zuzuhören, ist ein ganz und gar wunderbares Erlebnis. Wenn er die antiken Mythen nacherzählt – oder und auch die Märchen der Welt, er tut dies auf ganz eigene, eindringliche Weise. Vom grandiose Geschichtenerzähler Michael Köhlmeier erscheint Ende des Monats ein neues Buch: „Das Philosophenschiff“. Auf einem sogenannten Philosophenschiff wurden bei den „Säuberungen“ der jungen Sowjetunion Teile der Intelligenz außer Landes gebracht. „ttt“ hat Michael Köhlmeier in seinem wirklich außergewöhnlich ausgestatteten Haus in Vorarlberg besucht. Das Philosophenschiff. VÖ: 29. Januar 2024. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.01.2024Das Erste

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ttt – titel thesen temperamente online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…