Staffel 8, Folge 1–6

Staffel 8 von „Rabiat“ startete am 01.08.2022 in der ARD Mediathek und am 01.08.2022 in Das Erste.
  • Staffel 8, Folge 1
    Bis 2030 wird die Zahl der Pflegedürftigen in Deutschland auf sechs Millionen anwachsen, berichtet der aktuelle Pflegereport. Eine davon könnte die Mama von „Rabiat“-Autorin Lena Oldach sein. Gemeinsam stellen sich Mutter und Tochter unbequemen Fragen. Was erwartet Christiane Henze, heute 65, später einmal von ihrer Tochter? Was darf sie von ihr erwarten? Und was kann Lena leisten? Auf einer Reise zu Pflegenden in ganz Deutschland sucht die Autorin in „Rabiat: Wer pflegt Mama?“ ihre Antwort auf eine millionenfach gestellte Frage.
    Es ist Freitagmittag in Waltrop bei Dortmund. Es klingelt. Sandra Dreischoff strafft ihren Rücken und drückt den Türöffner. Ab jetzt ist Pflegezeit. Für die 52-Jährige gibt es kein arbeitsfreies Wochenende, keinen Feierabend. Denn vor vier Jahren hat sie ihre schwer demente Mutter Renate Walczak zu sich geholt. Unter der Woche wird sie halbtags in einer Tagespflege betreut. „Früher waren wir wie beste Freundinnen. Zu erkennen, dass es jetzt nur noch bergab geht mit ihr, war verdammt schwierig“, sagt Dreischoff: „Aber sie ins Heim zu stecken, das bringe ich einfach nicht übers Herz.“
    Sandra Dreischoff ist eine von vielen Angehörigen, die pflegen. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, meist von Frauen. Für sie rächt es sich oft im Alter, wenn sie für die Pflege der Angehörigen aufhören zu arbeiten. Dann fehlt ihnen Geld zur Rente. Der Staat aber rechnet wortwörtlich mit pflegenden Angehörigen. „Ambulantisierung“ heißt das Schlagwort der Politik: Die ist billiger als stationäre Pflege.
    Die Wartelisten bei Pflegeheimen sind dennoch lang. Dort zahlt der Staat dazu, wenn das Geld fehlt. Christiane Schalles-Much aus Nossen bei Dresden hat entschieden: Papa muss ins Heim. Sie und ihre Familie waren der Pflege des Vaters nicht mehr gewachsen. „Mein Lebensgefährte und ich konnten keinen Schritt mehr machen. Da blieb nichts mehr übrig an Zeit. Nichts“, beschreibt Schalles-Much: „Ich habe Papa dann gesagt: Ich kann das nicht mehr.“ Nun lebt Wolf Rüdiger Lücht in einem Pflegeheim in der Nähe seiner Tochter. Wirklich glücklich sind beide nicht mit der Situation. Denn das Leben im Heim gefällt Herrn Lücht nicht. „Ich bin in der Wüste – ich will hier nicht sterben“, sagt er.
    Die häusliche Pflege ist für Angehörige kräftezehrend – oder gar unmöglich, wenn Kinder und Eltern Hunderte Kilometer entfernt voneinander leben. Die stationäre Pflege wiederum ist für viele mit einem Makel belegt. Eine Alternative können mobile Pflegedienste darstellen, die Angehörige unterstützen. Doch auch hier sind die Wartelisten lang, das Arbeitspensum der Pflegekräfte ist hoch und die Zeit knapp bemessen, wie „Rabiat“-Autorin Lena Oldach bei einem ambulanten Pflegedienst in Worpswede bei Bremen erlebt.
    „Rabiat“-Autorin Lena Oldach muss sich mit den eigenen moralischen Ansprüchen an sich selbst auseinandersetzen. Mit der Angst, das eigene Leben auf Stopp zu stellen, um die Mutter zu pflegen, während sie gleichzeitig spürt, dass ihr der Gedanke, die Mutter ins Heim zu stecken, missfällt. Es bleibt ein Dilemma, ein Thema ohne Wohlfühlfaktor, dem sich früher oder später aber fast alle stellen müssen: Wer pflegt Mama (oder Papa)? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2022Das Erste
  • Staffel 8, Folge 2
    Aktien sind angeblich das Maß der Dinge in Sachen Vermögensbildung. Angeregt durch Inflation und Influencer, zieht es immer mehr junge Menschen an die Börse, um für das Alter vorzusorgen oder einfach Geld zu machen. Auch der Staat zieht mit, schon bald soll es eine Aktienrente geben. Ist das riskante Zockerei oder sinnvolle Altersvorsorge einer Generation, die auf die gesetzliche Rente nicht mehr vertrauen kann? In „Rabiat: Aktienhype – muss ich einsteigen?“ macht sich Reporter Nico Schmolke auf die Suche nach der passenden Anlage. Dabei trifft er Unternehmer der New Economy wie Robin Kiera (Influencer TikTok) und Skeptiker wie Griechenlands ehemaligen Finanzminister Yanis Varoufakis.
    Im ersten Corona-Jahr 2020 sind 500.000 Menschen unter 30 Jahren neu an die Börse gegangen. In Deutschland besitzen nun also 1,5 Millionen junge Leute Aktien. Und es werden immer mehr. Die Jungen sind dabei nur die Speerspitze einer Gesellschaft, die sich zunehmend für Aktien interessiert. Während in Deutschland jeder zweite Mensch so gut wie gar kein Vermögen hat, teils sogar verschuldet ist, treibt es die andere Hälfte an die Börse. Mit Erfolg, denn die Aktienwerte steigen, viel mehr als die Löhne für tatsächliche Arbeit. Junge Menschen werden angeregt durch Börsen-Apps, die mit Hochglanz-Werbung in den sozialen Medien auf sich aufmerksam machen. Geld-Influencer und Money-Formate im Netz verpassen Aktien ein cooles Image.
    Der „Rabiat“-Film beginnt beim Autor: Zu Hause auf der Couch installiert er sich die Aktien-App eines Berliner Start-ups. Er beginnt mit einem langfristigen Sparplan für vermeintlich sichere Aktien-Fonds, ETFs, die einen breit gestreut am Wachstum des Weltmarktes teilhaben lassen. Im Laufe des Films verfolgt er die Entwicklung seines Depots und muss im Frühjahr 2022 lernen, mit roten Zahlen und Kursstürzen umzugehen.
    Hinter dem Hype stecken Leute wie Robin Kiera. Auf TikTok folgen dem Unternehmer und Speaker über 400.000 Menschen. Er gibt Tipps, wie man erfolgreich ist und sich ein Vermögen aufbaut. Den Reporter nimmt Kiera in die Mangel mit der Frage, warum er nicht schon viel mehr Geld in sein Aktien-Depot gesteckt hat.
    Auch wenn die einfach zu bedienenden Neo-Broker-Apps die Börse nach Hause auf die Couch geholt haben, pulsiert das Herz der deutschen Börse weiterhin in Frankfurt. Auf dem Parkett verstrickt sich Schmolke mit dem Aktienhändler Benedikt Vierkotten in Diskussionen um den Sinn und Unsinn, mit Geld Geld zu verdienen.
    Reporter Schmolke lässt sich dazu hinreißen, auch mal eine Einzelaktie zu kaufen. Am Tag der Eröffnung des Tesla-Werks bei Berlin setzt er auf Kursgewinne beim Elektro-Auto-Hersteller. Bei einem Besuch vor Ort stößt er auf den Gegensatz zwischen Tesla-Fans, die sich über den Unternehmenserfolg und steigende Aktienkurse freuen, und Sitzblockierern, die auf den Wassermangel in der Region hinweisen und von der Polizei weggetragen werden müssen. Es gibt eben doch kein Wachstum und Kursgewinn ohne Nebenwirkungen.
    Zum großen Rundumschlag gegen das System Börse holt der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis aus. In Athen sagt er zu Schmolke: „Wer dich mit langfristigen Prognosen über zwangsläufige Aktiengewinne zum Kauf anregt, sollte verhaftet werden.“ Er ruft ins Gedächtnis, wie hart der Crash war, der in Griechenland auf jahrelange Euphorie über freie Märkte und Börsengänge folgte. Varoufakis will nicht akzeptieren, dass man als Einzelner von der Gesellschaft nicht länger vor Altersarmut geschützt wird.
    Der Fall von Sabine Mulla lässt den Reporter zweifeln: Sie hat durch den Wirecard-Skandal mehr als 20.000 Euro verloren, die sie in die Aktien des Unternehmens gesteckt hatte. Klar, man soll seine Anlagen immer diversifizieren, nie nur auf ein Unternehmen setzen. Doch Wirecard war von Politik und Bankenaufsicht propagiert worden. Wie hätte ein Laie dann diesen gewaltigen Zusammenbruch erahnen können?
    Im Bundestag versucht Renten-Politiker Johannes Vogel von der FDP jedoch klar zu machen, dass es ohne Aktien bei der Altersvorsorge nicht länger geht. Noch dieses Jahr will er im Parlament den Einstieg in die Aktienrente durchsetzen. Schmolke konfrontiert ihn mit der Kritik: Was ist mit seiner Rente, wenn die Börse kollabiert? Und wäre das nicht neokolonial, wie Varoufakis ihm mit auf den Weg gegeben hat, wenn seine Rente durch Aktiengewinne dank schwerer Arbeit von Menschen im globalen Süden erwirtschaftet wird? Vogel hält dagegen und zeigt ihm auf, warum Aktien und das dahinterstehende Weltbild für viele junge Menschen gerade so dermaßen attraktiv sind.
    So wird dem „Rabiat“-Reporter am Ende klar, dass es aus individueller Sicht nichts Besseres als Aktien zu geben scheint, wenn man im Alter nicht verarmen will. Beruht seine Skepsis also nur auf alten Klischees und seiner fehlenden Erfahrung im Umgang mit Geld? Oder ist der Aktienhype tatsächlich hoch problematisch? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2022Das Erste
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 25.07.2022
  • Staffel 8, Folge 3
    Was passiert, wenn sich Menschen komplett dem Hass verschreiben und nahezu ihr ganzes Leben darauf ausrichten, anderen Menschen zu schaden? In „Rabiat: Bekenntnisse eines Haters“ beleuchtet Reporter Christoph Kürbel eine Szene, die zwar über das Internet agiert, aber auch das ganz reale Leben von Menschen zur Hölle macht. Sie organisieren sich in Messenger-Gruppen und stalken oder mobben ihre Opfer, bis diese kein normales Leben mehr führen können. „Rabiat“-Reporter Christoph Kürbel gelingt es, einen solchen Hater aus der virtuellen Anonymität vor die Kamera zu holen.
    Vincent ist Täter, hat jahrelang Menschen über das Internet gemobbt. Vor allem über den Ü50-YouTuber „Kopfnuss Kalli“ macht sich Vincent immer wieder lustig und bringt den Kleinwüchsigen so an den Rand der Verzweiflung. Vincent spielt ihm erst vor, sie seien befreundet, dann beleidigt er ihn oder gibt sich als jemand anders aus. Kalli ist mittlerweile obdachlos und misstraut allem und jedem.
    In einem anderen Fall lockt Vincent einen Mann mit geistiger Behinderung in einen Hochhaus-Komplex und bringt ihn dazu, nackt bei Fremden zu klingeln – im Glauben an ein Sexdate. „Masken-Game“ nennen das Hater wie Vincent. In ihrem Jargon veranstalten sie einen „Marathon“ mit dem Behinderten. Für sie eine „Show“, reines Entertainment. Vincent filmt und verbreitet die Aufzeichnung in Messenger-Gruppen und hält sie bis heute in einem „Trophäenordner“ auf seinem Handy gespeichert.
    Eine plötzliche Krebserkrankung hat den 24-Jährigen wachgerüttelt. Er will mit dem Mobbing aufhören. Das ist allerdings schwieriger als gedacht. Er hat den Hass zu lieben gelernt, berauscht sich an der Macht der Manipulation. Nach über einem Jahrzehnt sind die „Masken-Games“ zu einer Sucht geworden.
    „Rabiat: Bekenntnisse eines Haters“ gibt einem bislang anonymen Täterprofil Kontur. Vincent stellt sich dem „Rabiat“-Reporter und steht pars pro toto für tausende Hater im Netz. Was treibt einen Menschen zu einem solchen Verhalten? Was geht in ihm vor? Wie wichtig ist ihm diese perfide Welt des Hasses? Wie groß ist das Phänomen dieser „Spiele“ und wie viele Menschen sind daran beteiligt?
    Vincent hat eine ausgeprägte Form des Aufmerksamkeitsdefizit-/​Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS. Als Kind bekommt er Ritalin, um seine extremen Anfälle in den Griff zu bekommen. Die Medikamente wirken, aber haben auch einen großen Einfluss auf seine Persönlichkeit. Er wird introvertiert, gefühlsarm, nicht mehr laut und fröhlich oder wütend. Vincent fängt an, Computerspiele zu spielen, stunden- und nächtelang. In einem Online-Computerspiel findet er seine erste Community. Er zerstört die Welten seiner Mitspieler und bekommt dafür Anerkennung. In YouTube-Videos verhöhnt der damals 15-Jährige seine Opfer. Vincent radikalisiert sich immer weiter und wird zum Mobber.
    Er schämt sich für manche seiner Taten und liebt gleichzeitig den Machtrausch als „Marionettenspieler“ im Netz. Nach Jahren der Abschottung, der Abwehr von Argumenten und der Isolation öffnet sich Vincent gegenüber „Rabiat“-Reporter Christoph Kürbel und hinterfragt sich und sein Verhalten. Gemeinsam arbeiten sie die letzten zehn Jahre seines Lebens auf – mit dem Ziel, andere Mobber von Taten abzuhalten, die nichts anderes sind als virtuelle Menschenverachtung am Rande der Lynchjustiz. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.08.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereMo 01.08.2022ARD Mediathek
  • Staffel 8, Folge 4
    Filip Blank ist verzweifelt. Seine Ex-Frau hat die gemeinsame Tochter Lara nach Paraguay entführt. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Frau immer tiefer abgerutscht in düstere Theorien im Netz. Erst fürchtete sie die Maskenpflicht, dann die Impfung – und nun den Zusammenbruch der Zivilisation. In ihrem Abschiedsbrief an den Vater schreibt sie von einem „unmittelbar bevorstehenden Bürgerkrieg“, vor dem sie Lara retten müsse.
    Blank ist kein Einzelfall. Unsichtbar für die Öffentlichkeit fechten Millionen Deutsche derzeit im Privaten Konflikte aus, die noch vor kurzem undenkbar gewesen wären. Im Familienkreis geht es um böse Mächte, Menschenexperimente und den Widerstand gegen eine vermeintliche Diktatur. Diese Mythen, die sich in Familien im ganzen Land breitgemacht haben, sorgen nun für Streit, Gewalt – und sogar Entführungen.
    Wie konnte es so weit kommen? Und wie findet die Gesellschaft wieder zusammen? „Rabiat: Entführte Kinder – Wie Corona Familien zerreißt“ ist eine Reise zu deutschen Familien, zu Müttern, Vätern und ihren Kindern, die mit dem nächsten Virus kämpfen: der Desinformation.
    „Rabiat“-Reporter Jan Stremmel begleitet Blank bei der Suche nach seiner Tochter. Er reist mit ihm nach Südamerika und nimmt dort die Spur der Entführer auf. Gemeinsam treffen sie Politiker, Diplomaten und Polizisten. Sie folgen den Hinweisen, die die Entführer auf ihrer Flucht hinterlassen haben. Doch zunächst bleibt Lara verschwunden. Im Sommer schließlich wird öffentlich nach ihr und ihrer Stiefschwester gefahndet, die Weltpresse berichtet.
    Die „Rabiat“-Reportage zeigt nun exklusiv die sechsmonatige Suche von Blank und Anne Reiniger, die ebenfalls nach ihrer verschwundenen Tochter sucht. Der Film dokumentiert die verzweifelte Suche zweier Eltern nach ihren Kindern. Die Recherchen von „Rabiat“-Reporter Jan Stremmel und seinem Team werden schließlich dazu beitragen, die Kinder zu finden.
    Auch in Deutschland trifft „Rabiat“-Reporter Jan Stremmel Menschen, deren Familienfrieden durch Verschwörungsmythen zerstört wurde. Katharina etwa, eine 24-jährige Rettungssanitäterin aus Straubing, brach den Kontakt zur Mutter ab. Während die Tochter in der Pandemie täglich Menschen leiden sah, hielt die Mutter das Virus für eine Erfindung.
    Wie man aus solchen Strudeln herausfindet, weiß Dennis Ego, 36 Jahre alt: Der Designer ist in einer Familie von Verschwörungsgläubigen aufgewachsen. Erst mit Anfang 20 entkam er den Mythen und Fake News. Er berichtet, wie er selbst ins Zweifeln geriet – und wie er mit den eigenen Eltern umgeht, die bis heute in dieser Gedankenwelt stecken.
    Der Film stellt Fragen, die viele Deutsche gerade beschäftigen: Was passiert mit der Gesellschaft, mit den Verwandten? Was geschieht zwischen Partnerinnen und Partnern, zwischen Eltern und Kindern? Und vor allem: Wie lernen die Menschen, wieder friedlich miteinander umzugehen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.08.2022Das Erste
  • Staffel 8, Folge 5
    „Ich will keine Kinder!“ Wer so etwas sagt, stößt oft auf Unverständnis, wird angefeindet und als Egoist beschimpft. Manchen gewollt Kinderlosen geht es ums Klima – weniger Menschen belasten die Umwelt geringer. Manche wollen einfach ihr Leben leben, ohne Nachwuchs großzuziehen. Und manche finden es sogar unmoralisch, Kinder ins Leben zu bringen, denn Leben bedeute auch Leid. „Rabiat“-Autorin Katja Döhne will verstehen, warum sich Menschen bewusst gegen Kinder entscheiden und woher der Hass auf Zeugungs-Unwillige kommt. Verena Brunschweiger ist freiwillig kinderlos. Sie geht noch einen Schritt weiter und will andere von der Idee überzeugen, ebenfalls keine Kinder zu bekommen.
    Brunschweiger ist eine sogenannte Antinatalistin. Um den Klimawandel zu stoppen, sei es das beste Mittel, sich nicht fortzupflanzen, sagt sie. Und tatsächlich: Eine Studie aus Schweden soll zeigen, wie effektiv man sich der Klimakrise entgegenstemmen könne, wenn Familien in Industrieländern weniger Kinder hätten. Auch Karim Akerma hat sich gegen Kinder entschieden. Der Philosoph aus Hamburg ist einer der wenigen Männer in der Antinatalisten-Bewegung. Für ihn ist es eine Frage der Moral.
    Wer ein Kind auf die Welt bringt, der schenke dem neuen Menschen auch alles Schlechte, was ein Leben mit sich bringen könne. Und das sei eine Menge, meint Akerma. Gerade in Kriegszeiten wie aktuell in der Ukraine werde das deutlich. Trotzdem sieht sich Akerma nicht als Pessimist und mag es, am Leben zu sein. Wie passt das zusammen? Es gibt beim Thema „Kein Kinderwunsch“ aber auch ganz reale Diskriminierung: Sterilisation „aus freien Stücken“ wird gerade jungen Frauen in Deutschland oft schwer gemacht. Ein Verein will Unterstützung leisten. Wie schwer ist es für Frauen wirklich, sich den Wunsch einer Sterilisation zu erfüllen? Das erfährt die „Rabiat“-Reporterin Katja Döhne aus erster Hand von einer jungen Frau, die sie zu ihrem Sterilisationstermin begleitet.
    Dominik hat seine Sterilisation schon hinter sich. Der bodenständige Typ aus der Nähe von Pinneberg liebt seine Freiheit und schämt sich nicht dafür. Der 36-jährige Lagerarbeiter hat sich mit 22 Jahren sterilisieren lassen – aus voller Überzeugung und hat es bis heute nicht bereut. Sie hat bereut, ein Kind bekommen zu haben. Franziska Burkhardt gehört der Bewegung „Regretting Motherhood“ an und stellt ihre eigene Mutterrolle infrage.
    Die alleinerziehende Mutter aus Weimar war mit ihrem Kind oft überfordert. Katja Döhne trifft auf ihrer Reise durch die Republik ganz verschiedene Menschen ohne Kinderwunsch und stößt auf viele Fragen, die manchmal schwer zu beantworten sind. Was ist nun eigentlich egoistischer – ein Kind zu bekommen oder kinderfrei zu bleiben? Wenn uns der Klimawandel so wichtig ist, warum ziehen wir dann nicht weniger Kinder als eine rettende Maßnahme in Betracht? Und wieso ist es für den Rest der Gesellschaft so schwer, Menschen ohne Kinderwunsch zu akzeptieren? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.08.2022Das Erste
  • Staffel 8, Folge 6
    Morgens um 5:00 Uhr in der Flensburger Förde: Den Fang des Tages verkauft Uwe Lund später direkt von seinem Boot.
    Es ist eine rabiate Reise an ein fast totes Meer. Die Ostsee ist leergefischt, überdüngt und voller Plastikmüll. Eins der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland ist in Gefahr. Das Ökosystem droht zu kippen. Eine internationale Studie kam schon im Jahr 2020 zu dem Schluss: Die Ostsee ist in durchwachsenem Zustand. Reporter Manuel Möglich trifft in „Rabiat: Rettet die Ostsee!“ Politiker, Pensionsbesitzer, Touristen und Biologen, die sich alle auf ihre Art Sorgen um die Ostsee machen. Mit der Umweltorganisation Sea Shepherd und dem Fischer Uwe Lund fährt Möglich raus, um nachzusehen, wie es aktuell aussieht und was getan werden muss, um das Ökosystem zu erhalten und ein Leben am und mit dem Meer auch in der Zukunft zu ermöglichen.
    Sea Shepherd fährt in diesem Sommer eine groß angelegte Ostsee-Kampagne. Es gibt Camps an den Stränden. Die freiwilligen Helfer suchen nach Plastikmüll und wollen die Touristen aufklären. Mehrere Boote sind im Einsatz und kontrollieren Fischerei und Schifffahrt. Uwe Lund sagt von sich, er sei der letzte Berufsfischer von Flensburg. Ein Mann Mitte 50, der sein Herz auf der Zunge trägt.
    Seit 40 Jahren fährt er hinaus aufs Meer wie einst schon sein Vater. An einem Morgen im Juni begleitet „Rabiat“-Reporter Manuel Möglich ihn an Bord seines Schiffs „Popeye“ in die Flensburger Förde. Auch Lund merkt, dass sich die Ostsee verändert hat. Früher fing er mehr Fische, sagt er, heute sind seine Netze häufig leer. Besonders bedroht in der Ostsee und durch Fangquoten reguliert ist der Dorsch. Lund freut sich nun über Plattfische und verkauft, was er fängt, im Hafen später direkt von seinem Boot. „An den Klimawandel habe ich früher nicht geglaubt, aber mittlerweile weiß ich: Den gibt es“, sagt Lund.
    Mit den Aktivistinnen und Aktivisten von Sea Shepherd habe sich Lund noch nie unterhalten, würde er auch nicht unbedingt machen, sagt er. Er gibt „Rabiat“-Reporter Manuel Möglich aber eine Frage mit auf den Weg: „Bin ich kleiner Fischer mit meinem Kutter wirklich das Problem?“ Im Juli 2022 begleitet „Rabiat“-Reporter Manuel Möglich dann die Crew von Sea Shepherd hinaus auf die Ostsee. Vor der Küste von Kühlungsborn hat das Team in 20 Metern Tiefe ein altes Fischernetz entdeckt.
    Häufig verheddern sich Meeressäuger in solchen Geisternetzen, gelangen nicht zurück an die Oberfläche. Auch lösen sie sich langsam in winzige Plastikfasern auf und tragen so zur Mikroplastik-Belastung der Meere bei. Allein in der Ostsee sollen jedes Jahr bis zu 10.000 Netze und Netzteile verloren gehen, schätzen Fachleute. „Rabiat: Rettet die Ostsee!“ ist eine Bilanz der verpassten Chancen. Hätten sich die deutschen Küstenländer und die europäischen Anrainerstaaten früher auf geringere Fangquoten, gemäßigtere Industrieeinleitungen und weniger Agrardünger geeinigt, dann ginge es der Ostsee heute deutlich besser. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.08.2022Das Erste

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