Staffel 3, Folge 1–3

Staffel 3 von „Rabiat“ startete am 13.10.2019 bei YouTube und am 14.10.2019 in Das Erste.
  • Staffel 3, Folge 1
    Die Kontrolle und Steigerung möglichst aller Körperfunktionen mit Fitnessarmbändern, drillartigem Training oder auch Selbstmedikation – ein Riesentrend. Das Ziel: die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers und Geistes zu optimieren – teilweise mit drastischen Mitteln. In der Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Die Selbstoptimierer“ besucht der Y-Kollektiv- und „Rabiat“-Autor Alexander Tieg Bio-Hacker, Extrem-Sportler und Powerjobber und probiert aus, wie es sich anfühlt, sich selbst zu optimieren. Der Auftakt der dritten Staffel des jungen Reportageformats von Radio Bremen im Ersten wird für den Autor zu einem echten Kraftakt.
    Es ist kurz nach acht an einem Montagmorgen, Andreas Breitfeld liegt in einer Gefriertruhe mit vier Grad kaltem Wasser, er atmet schwer, schnauft. „Im ersten Moment kickt es dich total und danach wird eigentlich alles so ein bisschen angenehmer“, sagt er. Zwei Minuten bibbert Breitfeld im Eiswasser, persönliche Herausforderung auf seinem Weg zur Selbstoptimierung. Denn wenn der Morgen so brutal beginne, meint Breitfeld, könne der Rest des Tages ja nur besser werden.
    Der Wunsch nach Optimierung hat längst nicht mehr nur mit Sport zu tun. Die Verbesserung des eigenen Körpers, tausendfach auch geliked und geteilt im Netz, Abbilder von Schönheit und Fitness, haben neue Ideale geschaffen. Und noch nie war es so einfach, mit Spritze und Skalpell nachzuhelfen. Oder Gehirn und Körper via Selbstmedikation bis an die Grenze der Legalität fit zu machen für Top-Performance. Andreas Breitfeld ist Bio-Hacker: Er misst und kontrolliert nahezu alle Körperfunktionen und diese Werte beeinflussen, was er isst, wann er ruht und wie viel Sport sein Körper verträgt.
    Es geht um: mehr Energie im Alltag, ein höheres Fitnesslevel und mentale Stärke. Für Gleichgesinnte betreibt er ein Bio-Hacking-Labor in München, eine Mischung aus Fitness- und Reha-Studio. Seine Kunden: überambitionierte Junge und alternde Macher. „Wir bemessen uns nach: weiter, höher und schneller“, sagt Breitfeld, dies führe teilweise zu einer übersteigerten Leistungserwartung. Die Optimierung des eigenen Ichs ist kein neuer Trend einiger Weniger. Der Wunsch nach maximaler Leistungsfähigkeit findet sich längst in allen Berufs- und Altersgruppen.
    In einer repräsentativen Studie des Münchner Marktforschungsinstituts Kantar TNS im Auftrag des Bundesverbands Gesundheitsstudios Deutschland, des Deutschen Fitness- und Aerobic-Verbands und des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit äußerten im Jahr 2016 bereits 97 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer den Wunsch, ihre Körper verbessern zu wollen. Hauptsache mithalten, Hauptsache: nicht abgehängt werden. Doch woher kommt diese Sehnsucht, schöner und schneller sein zu müssen, höher und weiter kommen zu wollen? Und überhaupt: Wieviel Ehrgeiz und Disziplin sind notwendig, um die eigene Leistung messbar zu steigern? Für die Radio-Bremen-Reportage „Rabiat: Die Selbstoptimierer“ geht auch Autor Alexander Tieg an die eigene Leistungsgrenze, unterstützt durch seinen ehemaligen Jugendtrainer.
    Vor mehr als 15 Jahren trainierte dieser den Reporter schon einmal, als Jugendlicher im Radsport: jede Woche ungezählte Kilometer auf dem Rennrad, gemeinsame Rennwochenenden von März bis September. Nun arbeiten sie wieder an der Leistungssteigerung des Reporters: Was ist mit acht Wochen Training möglich? Und wie entbehrungsreich ist der Alltag, wenn alles der eigenen Optimierung untergeordnet wird? „Das Gefühl fürs Training wird schon wiederkommen“, sagt Helmar Gröbel nach dem ersten Leistungstest und verordnet mindestens vier Trainingseinheiten pro Woche: Laufen und Radfahren für die Ausdauer, Gewichttraining für die Beinkraft.
    Autor Alexander Tieg wird zum Selbstoptimierer und trifft andere, die ebenfalls das Optimum erreichen wollen. In Hamburg trainiert er mit Silvia Nordmann, sie sagt: „Für meine Ziele bin ich bereit, unheimlich hart zu arbeiten.“ Die Steuerprüferin ist gerade zwei Runden um die Außeralster gejoggt, 15 Kilometer noch vor der Arbeit.
    „Jedes Mal geht es einen Tick besser“, sagt sie: „Und das ist ein gutes Gefühl.“ Ihr Ziel: Im kommenden Jahr will die 63-Jährige einen 100-Kilometer-Lauf absolvieren. Dafür trainiert sie bis zu 15 Stunden pro Woche, zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob. Doch wie schädlich kann ein übersteigerter Selbstanspruch letztlich auch sein? Was passiert, wenn der Druck so immens wird, dass der eigene Ehrgeiz und unbedingte Leistungswille krank machen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.10.2019Das ErsteDeutsche Online-PremiereSo 13.10.2019YouTube
  • Staffel 3, Folge 2
    Waidsmannheil oder lieber nicht? Freizeitspaß beim Schießen, Töten und „Zerwirken“ von Wildtieren versus aktiver Naturschutz mit Hingabe und verantwortungsvoller Fleischgenuss. Y-Kollektiv- und Rabiat-Reporterin Katja Döhne beim Schiesstraining in der Jagdschule, Disziplin Skeet-Schiessen auf Tontauben.
    Mit aller Kraft versucht der Jäger, das Messer durch das Becken des geschossenen Rehbocks zu rammen, aber er kommt nicht voran. Es ist schon spät und dunkel im Wald, nur die Scheinwerfer des Pick-Up-Trucks strahlen das tote Tier und die beiden Jäger an. Einer von ihnen hat „Waidmannsheil“ auf den Unterarm tätowiert. „Der Bock war älter als gedacht. Je älter, desto mehr ist der Beckenknochen hinten drin verwachsen“, sagt Jäger Max Götzfried. Deshalb ist das Aufbrechen des Tieres auch schwieriger. Sein Jagd-Kumpel zieht durch: Ein langer Schnitt hoch bis zur Kehle, dann holt er alle Eingeweide auf einmal aus dem Reh heraus.
    Waidmannsheil. Jäger sein: Die einen sagen, das sei aktiver Naturschutz, Ausdruck einer tiefen, ehrlichen Liebe zum Wild, ein Akt des Respekts vor Fleisch und Tier. Das Schießen sei nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Kritiker dagegen halten diese Argumentation für mindestens widersprüchlich, manche nennen sie verlogen. Für sie ist die Jagd ein blutiges Freizeitvergnügen, ausgeübt von empathielosen Hobbyjägern, die vor allem aus einem Grund Tiere schießen: Weil es ihnen Spaß macht.
    Jagd-Gegner wie Richard David Precht kritisieren unter anderem die geläufige Argumentation „Der Mensch hat nun mal einen Jagdtrieb“ als eine längst überholte Meinung. Er findet es moralisch schwierig, ein Tier als Freizeit-Jäger freudig erregt zu beobachten, um es dann aus dem Hinterhalt abzuschießen. Die Jagd polarisiert, sie regt viele auf. Und sie gewinnt immer mehr Anhänger. Mittlerweile haben über 380.000 Menschen in Deutschland den Jagdschein, so viele wie nie zuvor.
    Woher kommt dieser Anstieg? Wie schwierig ist es, einen Jagdschein zu erlangen? Und welche Argumente sind bei genauerem Hinsehen überzeugender – die der Jäger oder die der Jagd-Kritiker? Um dem Thema möglichst nahe zu kommen, will Autorin Katja Döhne selbst den Jagdschein machen. Jagdschulen mit Crash-Kurs-Angeboten gibt es mittlerweile zuhauf. In einem Drei-Wochen-Intensivkurs im Wendland bereitet sich Katja Döhne auf die Jagdprüfung vor. Ob die Vorbereitung für das „Grüne Abitur“ in so kurzer Zeit zu schaffen ist? Auf ihrem Weg trifft die Autorin Menschen, die sich ein Leben ohne Jagd nicht vorstellen können.
    Familie Götzfried aus Frankfurt lädt in ihr Jagdhaus ein. Vater Roderich jagt seit 60 Jahren. Auch sein Sohn Max ist vom Jagdfieber gepackt, genau wie dessen Lebensgefährtin. Im Jagdhaus der Familie, bei einem gemeinsamen Ansitz und beim Zerwirken einer geschossenen Sau erzählen die Götzfrieds von ihrer Leidenschaft für die Jagd, ihren Beweggründen und ihrem Umgang mit der wachsenden Kritik. „Früher hatten die Leute mehr Respekt vor uns“, sagt Roderich Götzfried.
    Heute gebe es immer mehr Auseinandersetzungen im Revier, mit Spaziergängern und anderen Jagd-Gegnern zum Beispiel. Viele sehen die Jagd auch als nachhaltige Alternative zum Billigfleisch aus der Massentierhaltung im Supermarktregal. Sich sein eigenes Fleisch erjagen, das Tier eigenhändig aufbrechen und später das selbst geschossene Fleisch essen: Verantwortungsvoller kann man Fleisch gar nicht konsumieren, oder? Der ausgebildete Berufsjäger und Metzger Mark Junglas kämpft für einen bewussten Fleischkonsum auch bei Nicht-Jägern: In seiner Gläsernen Metzgerei in Köln können die Kunden dabei zusehen, wie aus dem toten Wild Wurst gemacht wird.
    Von der Jagd als Freizeitbeschäftigung hält Junglas zwar nicht mehr viel. Aber wenn schon Fleisch essen, dann ist Wild eine tiergerechte Alternative, meint er – solange es von vernünftigen Jägern geschossen wird. Die Autorin Katja Döhne begegnet auf ihrer Reise für die Radio-Bremen-Reportage „Rabiat: Auf der Jagd“ vielen kontroversen Meinungen. Ob sie ihre Frage „Fühlt es sich für mich richtig an, Tiere in freier Wildbahn zu schießen?“ beantworten kann? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.10.2019Das ErsteDeutsche Online-PremiereSo 20.10.2019YouTube
  • Staffel 3, Folge 3
    Rekordhitze, Waldbrände, Dürre – die Erderwärmung ist mittlerweile auch in Deutschland deutlich zu spüren. Doch statt Verzicht heißt es weiter: Essen, Fliegen, Konsumieren als gäbe es keine Klimakrise. Y-Kollektiv- und „Rabiat“-Autor David Donschen reist in der Radio-Bremen-Reportage „Rabiat: 5 nach 12“ durch ein Land, in dem viele von Klimaschutz sprechen, aber nur wenige ihn wirklich ernst angehen. Er will herausfinden: Schafft es die Menschheit noch, sich selbst zu retten? Am Flughafen Tegel filmt Reporter David Donschen landende Maschinen mit einer Spezialkamera.
    Sie ermöglicht es, das klimaschädliche CO2 zu zeigen. „Oh mein Gott, das sieht ja schrecklich aus“, kommentiert eine Familie die Bilder. Und trotzdem sagen sie: „Wir fliegen weiter! Da sind wir ganz egoistisch.“ Auch der Reporter fliegt viel und gerne. Dabei hatte sich David Donschen in seiner Studienzeit der grünen Sache verschrieben: Als studierter Umweltwissenschaftler setzte er sich im Wendland gegen den Castortransport auf die Schienen und organisierte in der grünen Hochschulgruppe Aktionen gegen Wegwerfbecher.
    Doch je älter er wurde, desto mehr von seinen Idealen gingen flöten. Heute fliegt er mindestens einmal im Jahr mit einem Langstreckenflug durch die Welt, isst immer noch Fleisch und auch sein restlicher Konsum ist nur in Maßen ressourcenschonend. Der Klimaexperte Seraja Bock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung rechnet den CO2-Fußabdruck von David Donschen aus – mit einem erschreckenden Ergebnis. Der Reporter begleitet engagierte Klimaaktivisten, die mit Blockaden und drastischen Aktionen versuchen, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.
    Doch wie viel Widerhall finden die effekthascherischen Proteste bei den Cruise Days in Hamburg und der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt? Und sowieso steht die Frage im Raum: Wie viel kann der Einzelne beim Thema Klimaschutz tun und was muss die Politik regeln? Auf ihrem Weg vom Wahlkreis nach Brüssel diskutiert David Donschen das mit der grünen Europapolitikerin Anna Cavazzini.
    Wie viele Verbote müssen her? Und wie groß ist die Sorge vor einer deutschen Gelbwestenbewegung, wie es sie in Frankreich gegeben hat? Denn effektiver Klimaschutz scheitert in Deutschland auch am tiefen Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik. Das zeigt sich in Thüringen. Hier protestierten Bürgerinitiativen gegen Südlink. Die Stromtrasse soll Windstrom aus dem Norden in den Süden transportieren und gilt als eines der zentralen Infrastrukturprojekte der deutschen Energiewende. Doch die Menschen entlang der Trasse glauben das nicht.
    Außerdem verstehen sie nicht, weshalb bei ihnen Landschaften umgegraben werden für Strom, von dem sie nichts haben. Es zeigt sich: Klimaschutz wird schwierig in einer Gesellschaft, die geprägt ist von Misstrauen und fehlender Solidarität. Dabei sieht man in heimischen Wäldern, wie der Klimawandel in Zukunft auch in Deutschland wüten wird. Die Rekordtemperaturen der vergangenen zwei Jahre haben riesige Brände befeuert. David Donschen ist unterwegs in der Lieberoser Heide.
    Hier hat das Feuer nicht nur den Wald, sondern auch Moore in Brand gesetzt. Schluss mit dem Klein-Klein, fordert Prof. Andreas Oschlies. Der Klimaforscher aus Kiel sagt: Nur mit Reduktion werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Stattdessen müssen wir das CO2 aus der Atmosphäre nehmen und in den Boden pressen. Eine Maßnahme, die in Deutschland äußerst umstritten ist. Sorgt die Angst der Deutschen dafür, dass wir Zukunftstechnologien für den Klimaschutz ungenutzt lassen? Eine Produktion der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen für Das Erste (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.10.2019Das ErsteDeutsche Online-PremiereSo 27.10.2019YouTube

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