Falling Skies – Review

Die heiß erwartete neue Spielberg-Serie unter der Lupe – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 22.06.2011, 17:01 Uhr

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Ganz schön flink so ein „Skitter“ – mit sechs Beinen kein Wunder

Das Fernsehen braucht eine Invasionsserie, die funktioniert! Doch wann immer in den letzten 30 Jahren Außerirdische über den Planeten herfielen, ging irgendetwas schief. Die Serienversion von „Krieg der Welten“ war billig und uninspiriert. Irgendwann machte „Akte X“ nur noch Spaß, wenn es nicht mehr um die große und komplett unübersichtlich gewordene Invasionsverschwörung ging. Das Original von „V – Die Besucher“„ unterzogen die Macher einer Kaputt-Veränderung, bevor es überhaupt zur Blüte kommen konnte und die Neuauflage hat sich nach einem vielversprechenden Start als inhaltlich komplett anspruchslose Katastrophe entpuppt. Die Hoffnung, mit „Falling Skies“ endlich ein modernes, anspruchsvolles und spannendes Sci-Fi-Drama auf Sendung zu haben, das der Thematik einer Alien-Invasion gekonnt neues Leben einhaucht, wird zumindest in den ersten beiden Episoden ebenfalls enttäuscht. Zwar ist „Falling Skies“ lange nicht so schlecht wie das neue „V“, doch letztendlich ist das auch kein Kunststück. Die Folgen sind sicher nicht langweilig, doch jeden Funken von Originalität sucht man hier vergebens. Die „Skitters“ fallen als sechsbeinige Krabbeltiere über uns her, als krude Mischung zwischen den „Aliens“, den Tholianern aus „Star Trek – Enterprise“ und den Bugs aus „Starship Troopers“. Dass sie in einer Szene von Hal als „Lizards“, also Echsen bezeichnet werden, wie einst die Besucher aus „V“, hilft da ebenfalls wenig. Auch die Optik der Mutterschiffe und Kampfroboter lässt deutlich zu wünschen übrig. Es werden weder neue Akzente im Design gesetzt, noch wird man durch irgendeine Art von visueller Opulenz zum Staunen gebracht. Und mit sämtlichen „Akte X“- und „Star Trek“-Episoden im Gedächtnis, in denen irgendeine Art von Parasit eine Rolle spielt, könnte wohl Jeder eine eigene Serie bauen.

Derart offensichtliche Mängel lassen sich auch bei den Hauptfiguren und ihren Darstellern finden. Zwar funktionieren Tom, Hal und Matt in sich geschlossen als Familie. Als eigenständige Persönlichkeiten werden sie von Autor Robert Rodat allerdings komplett an die Wand gefahren. Ex-Professor Tom fühlt sich berufen, bei jeder noch so kleinen Gelegenheit sein historisches Wissen weiterzugeben, allerdings ohne jeden Anflug von echter Geek-Begeisterung oder Selbstironie. So verkommt er zur platten, vorhersehbaren Schablone. Hal ist der junge, aggressive Rebell, für den mit Margaret (Sarah Sanguin Carter), wie könnte es auch anders sein, die einzige weibliche Nebenfigur (abgesehen von Moon Bloodgoods Ärztin Anne) bereits romantisch reserviert ist. Und Matt gerät einfach nur zur postapokalyptischen Version eines nervigen Kindes, das den Zuschauer mit piepsiger Stimme darüber informiert, was bisher geschah. Dass die spannende Episode, die die eigentliche Invasion dargestellt hätte, ausgespart wird, liegt natürlich im schmalen Budget begründet. Was bleibt also? Matt schafft es immerhin quengelig auf eine Feier anlässlich seines Geburtstags zu bestehen, was Tom und Co. gleich zum Anlass nehmen, in minutenlangen und mit Tränendrüsenmusik unterlegten Sequenzen ausgiebig zu zeigen, wie einfach es doch ist, die Menschlichkeit in all dem zerstörerischen Chaos zu bewahren.

Aber ist es wirklich so einfach, wie im triefend sentimentalen Steven Spielberg-Universum suggeriert? Gegenüber dem apokalyptischen Zombie-Drama „The Walking Dead“ wirkt die hier bis zur Absurdität aufrecht erhaltene Ideal der Kindheit wie ein verquerer Einschub aus dem Handbuch zu „Eine himmlische Familie“. Außerdem sorgt es für reichlich Langeweile. Man hat sich eindeutig für die familienfreundliche Herangehensweise entschieden – Apokalypse Light. Diese Harmlosigkeit ist angesichts der anderen Blood- & Guts-Serien auf TNT, die momentan qualitativ meist aber auch nicht besser unterwegs sind, wirklich überrascht und verwundert.

Drew Roy, Noah Wyle und Moon Bloodgood in „Falling Skies“

Wie gesagt, zwischen Noah Wyle und seinen Serien-Söhnen stimmt durchaus die Chemie, doch eben auf vollkommen oberflächlicher Ebene. Der Rest der Guerilla-Truppe, sowie deren Beziehungen zu Tom und den Seinen sind leider auch recht uninteressant geraten. Anne wirkt wie das Klischee einer treusorgenden, mütterlichen Ärztin. Ironischerweise war ihre Darstellerin Moon Bloodgood zuletzt mit einer besseren Rolle in einer weitaus überzeugenderen Apokalypse bei „Terminator: Die Erlösung“ tätig. Und auch Captain Weaver sollte noch eine Hintergrundgeschichte zurechtgelegt werden, um aus dem zähneknirschenden Karrieresoldaten mit der größten Herausforderung seines Lebens eine dreidimensionale Figur zu machen.

„Falling Skies“ ist einfach nicht am Puls der Zeit. Verärgert dürfen Sci-Fi-Liebhaber außerdem darüber sein, dass sie wieder einmal von den Verantwortlichen nicht ernst genommen werden. Nein, offensichtlich wollen Science-Fiction-Fans gar keine anspruchsvolle Serienkost, keine anstrengenden, übergreifenden Storylines, die schwierige Fragen stellen, die Charaktere herausfordern oder nicht immer auch familienfreundlich sind! Die sind doch auch schon mit einer Serie zufrieden, die aus lieblos zusammengezimmerten Versatzstücken besteht! Hauptsache die Laser knallen und die Kids können das Ganze später im Garten nachspielen. So bleiben Serien wie „Babylon 5“, „Battlestar Galactica“ oder „Star Trek – Deep Space Nine“ die Ausnahme – und Science-Fiction bleibt von Kritikern belächelt und wird bei Preisverleihungen kategorisch ignoriert.

Währenddessen scheint bei Steven Spielberg eine Entwicklung zum Schlechteren als Produzent und Filmemacher, der Genre-Freunden bereits das Ende von „A.I. – Künstliche Intelligenz“ und „Minority Report“ vermieste, nicht mehr umkehrbar. Ein bis zur Lächerlichkeit zelebrierter Glaube an das Gute im Menschen und an Happy Ends hat sämtliche Grauzonen ausradiert. Doch genau von denen lebt ein herausragendes Drama. Mit „Falling Skies“ dürfte Spielberg aber immerhin Eines erreicht haben – seinen kreativen Tiefpunkt.

Meine Wertung: 2/​5

Autor: Ralf Döbele

Alle Bilder: © 2011 TNT

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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