„SOKO Wien“-Neuzugang Martin Gruber: „Wie ein Fußballspiel, in das man in der 95. Minute eingewechselt wird“

Interview über „Bergretter“-Ausstieg, „Bim Bam Bino“ und erste Rolle in Gottschalk-Film

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 19.10.2023, 10:00 Uhr

Wechsel bei „SOKO Wien“: Max Herzog (Martin Gruber, M.) wird neuer Kriminalhauptkommissar – Bild: ZDF/Petro Domenigg
Wechsel bei „SOKO Wien“: Max Herzog (Martin Gruber, M.) wird neuer Kriminalhauptkommissar

Seit wenigen Wochen zeigt das ZDF neue Folgen von „SOKO Wien“, wie gewohnt freitags um 18:00 Uhr. Mit dem Staffelwechsel geht ein Neuzugang einher: Stefan Jürgens alias Major Carl Ribarski verlässt die Serie und in seine Fußstapfen tritt der aus den „Bergrettern“ bekannte Martin Gruber, der als neuer Kriminalhauptkommissar Max Herzog einsteigt. Seinen Einstand gibt er in der Episode „Grenzen“, die am 20. Oktober linear ausgestrahlt wird und schon jetzt in der ZDFmediathek bereitliegt.

fernsehserien.de-Redakteur Glenn Riedmeier sprach mit dem Schauspieler darüber, ob es schwierig war, als Neuzugang in das bestehende Ensemble aus Kollegen einzusteigen, die in der Serie teilweise seit 17 Jahren zusammenarbeiten. Außerdem verrät Gruber, ob er seinen Ausstieg bei den „Bergrettern“ bereut – und weshalb er gewissermaßen Thomas Gottschalk seinen Einstieg in die Schauspielerei zu verdanken hat.

fernsehserien.de: Lieber Herr Gruber, Sie stoßen in der neuen Staffel als Nachfolger von Stefan Jürgens zur „SOKO Wien“. Wie sind Sie zur Serie gekommen?

Martin Gruber: Da muss ich ein bisschen zurückdenken, denn das ist jetzt schon zweieinhalb Jahre her. Wir sind mittlerweile schon in ‚meiner‘ dritten Staffel angekommen. Normalerweise wird die Serie in Deutschland zeitnah ausgestrahlt, aber jetzt hat sich das ZDF wirklich lange Zeit gelassen [lacht]. Ich habe damals beim Casting vorgesprochen, das war allerdings noch in der Corona-Zeit. Normalerweise fährt man zum Casting, sitzt mit dem zuständigen Regisseur und den zukünftigen Kollegen am Tisch und probiert ein paar Szenen aus. Zur Corona-Zeit musste man sich stattdessen am Küchentisch mit dem Laptop und einer Zoom-Konferenz begnügen, was zusätzliche Herausforderungen mit sich brachte. Die Zeitverzögerung ist ja schon beim normalen Telefonieren herausfordernd, aber wenn man zusammen spielen soll, wird das echt heftig. Insofern war dieses Casting sehr denkwürdig, aber die Chemie mit Lilian Klebow und Andreas Kiendl hat sofort gestimmt. Trotz der telekommunikativen Komplikationen hat es funktioniert und ich bin an diesen Job gekommen [lacht].

Major Max Herzog (Martin Gruber, l.) und Bezirksinspektor Klaus Lechner (Andreas Kiendl) ZDF/​Markus Kloiber

Die Serie gibt es nun schon sehr viele Jahre. Wie war es für Sie, als Neuzugang in das bestehende Ensemble einzusteigen?

Martin Gruber: Ich hole mal etwas aus: Als ich bei den „Bergrettern“ ausgestiegen bin, war ich sechs Staffeln vor Ort dabei und wir waren ein wahnsinnig eingefleischtes Team. Dann kam der liebe Sebastian Ströbel und ich weiß, dass er in den ersten zwei bis drei Folgen einen wirklich schwierigen Stand hatte. Das lag nicht an ihm, sondern es ist grundsätzlich so: Wenn man in eine lange laufende Produktion mit einem eingespielten Team einsteigt, ist das ein bisschen wie bei einem Fußballspiel, in das man in der 95. Minute eingewechselt wird. Man ist nicht wirklich warm und kommt plötzlich aufs Spielfeld. So ähnlich ist mir das auch bei der „SOKO Wien“ gegangen. Ich hatte einen Heidenrespekt vor der Tatsache, dass die 17 Jahre lang wahnsinnig erfolgreiches Fernsehen gemacht haben und die Geschichten wie aus dem Effeff erzählt werden. Diese Sportlichkeit muss man als neuer Spieler erst mal erlangen, wenn man dazukommt. Das Team vor und hinter der Kamera hat es mir aber so unglaublich leicht gemacht, dass mir schon nach dem dritten Tag nicht mehr aufgefallen ist, dass ich dort eigentlich komplett neu auf dem Feld bin.

Martin Gruber (l.) mit dem „SOKO Wien“-Team ORF/​Thomas Ramstorfer

Sie spielen den neuen Kriminalhauptkommissar Max Herzog, den Nachfolger von Major Carl Ribarski (Stefan Jürgens). Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

Martin Gruber: Man muss dazu erklären: Um eine Figur kreieren zu können, die viele Ecken und Kanten oder besondere Eigenarten hat, wie etwa bei „Dr. House“ oder „Breaking Bad“, braucht man viel Zeit. Die haben wir nicht und in der Form sind auch unsere Formate nicht geschrieben. Es sind zehn bis zwölf Minuten, die wir pro Tag an Material drehen. Wir erzählen keine horizontalen Geschichten der Protagonisten. Unsere Folgen haben eine ganz bestimmte Struktur und in diese Struktur werden die Figuren gesetzt. Außerdem drehen wir immer vier Folgen parallel und nicht chronologisch. Damit ich trotzdem meiner Rolle irgendeine Kante geben kann, versuche ich, die Figur relativ nah an mir selbst zu lassen. Alles andere ergibt sich durch den geschriebenen Dialog und die fiktiven Geschichten, in die wir von den Autoren geschmissen werden. In meinem Fall wird der Max zunächst sehr vorsichtig als Nebenfigur eingeführt, bevor ich auf eine gleichwertige Ebene mit den anderen Charakteren komme – damit sich der Zuschauer nicht denkt: „Mensch, jetzt ist mein Liebling Ribarski weg und nun drücken sie mir den Gruber aufs Auge, den ich gar nicht sehen will.“ Das Problem wurde geschickt umschifft. Ich tauche immer wieder mal auf, bin aber zunächst noch keine Hauptfigur. Ich hoffe, dass die Zuschauer dann zumindest sagen werden: „Na gut, passt mir zwar nicht so, aber ich nehme ihn trotzdem an.“[lacht]

Auf der nächsten Seite verrät Martin Gruber, ob er seinen Ausstieg bei den „Bergrettern“ bereut und weshalb seine Zeit bei der Telenovela „Sturm der Liebe“ für seine filmische Entwicklung sehr wichtig war.

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