„SOKO Wien“-Neuzugang Martin Gruber: „Wie ein Fußballspiel, in das man in der 95. Minute eingewechselt wird“

Interview über „Bergretter“-Ausstieg, „Bim Bam Bino“ und erste Rolle in Gottschalk-Film

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 19.10.2023, 10:00 Uhr

Martin Gruber als Andreas Marthaler in „Die Bergretter“ ZDF

fernsehserien.de: Sie haben „Die Bergretter“ bereits angesprochen. Mit dieser Serie, in der Sie sechs Staffeln lang Andreas Marthaler verkörpert haben, werden Sie immer noch von vielen Zuschauern verbunden. Haben Sie im Nachhinein mal bereut, dass Sie ausgestiegen sind?

Martin Gruber: Nein, bereut habe ich es nicht, weil das eine sehr bewusste Entscheidung war. Ich habe das damals aus diversen Gründen getan. Habe ich den Job geliebt? Absolut! Es war für mich einer der tollsten Jobs, die ich je in meinem Business hatte. Das war ein Sandkasten für Erwachsene, in dem ich mich körperlich zu 150 Prozent ausleben konnte und unglaubliche Sachen tun durfte. Ob unter dem Hubschrauber am Tau hängend bis auf den Dachstein fliegen, in irgendwelche kalten Gumpen springen, in Höhlen tauchen, Motorrad fahren oder aus dem Helikopter in einen See springen – da war wirklich alles mit dabei, was mein Actionherz liebt! Es war eine wunderschöne Zeit – aber alles hat eben auch seine Zeit, die dann für mich zu Ende war.

Spielten bei den „Bergrettern“ ein Paar: Martin Gruber und Stephanie Stumph IMAGO/​Stephan Görlich

Das ist sehr konsequent. Wenn Sie die Dreharbeiten für „Die Bergretter“ und „SOKO Wien“ vergleichen – gibt es Unterschiede?

Martin Gruber: Ja, ich sage mal so: Das Gefährlichste, was mir bei der „SOKO“ passieren kann, ist dass ich vom Bürostuhl runterfalle [lacht]. Es unterscheidet sich natürlich sehr in der Körperlichkeit. Ein bisschen Hinterherlaufen und Pistole ziehen ist die eine Sache. Die Hauptlast liegt dort eindeutig auf der verbalen Kommunikation. Die Textlast ist im Vergleich zu den „Bergrettern“ um einiges höher. Bei den „Bergrettern“ wird gehandelt, bei der „SOKO“ wird diskutiert [lacht].

Sie haben in Ihrer Laufbahn schon zahlreiche Filme und Serien gedreht. Gibt es Produktionen, die für Sie besonders bedeutsam waren oder auf die Sie besonders stolz sind?

Martin Gruber: Besonders wichtig für meine Laufbahn war mein Theaterdasein in Eggenfelden, als ich zum Beispiel den Franz von Moor in „Die Räuber“ spielen durfte. Das war karrieremäßig für mich insofern wichtig, als dass ich damals mit Peter Nüesch einen Regisseur hatte, der mir das Allerletzte abverlangt hat und mit unglaublicher Vehemenz hinter dem stand, was er als Vision hatte. Das hat mich als Schauspieler extrem weitergebracht. Filmisch – und das mögen viele Leute kaum glauben – ist unter anderem „Sturm der Liebe“ für mich sehr wichtig gewesen. Mit 250 Drehtagen pro Jahr war ich knapp zweieinhalb Jahre lang durchgehend beschäftigt und hatte durch das hohe Drehpensum den Luxus, mich da richtig ausprobieren zu können. Ich habe das schamlos ausgenutzt und konnte immer wieder nachjustieren. Das hat mich schauspielerisch enorm weitergebracht. Danach schockt einen nichts mehr [lacht]!

Das ist absolut ehrenwert. Telenovelas finden außerhalb der Fernseh-Bubble in der Berichterstattung kaum statt, aber bei uns gehören diese Serien mit zu den gefragtesten überhaupt. Das darf man nicht unterschätzen.

Martin Gruber: Richtig, sie werden nur immer gerne unter den Teppich gekehrt, weil sie vermeintlich keine Qualität haben. Aber das stimmt so nicht.

Emma Strobl (Ivanka Brekalo) und Felix Saalfeld (Martin Gruber) wurden in Staffel 4 von „Sturm der Liebe“ ein Paar ARD/​Ralf Wilschewski

Sie haben Ihre Arbeit am Theater angesprochen. Würden Sie gerne wieder mehr Theater spielen?

Martin Gruber: Auf jeden Fall! Ich war erst vor kurzem im Akademietheater in Wien und habe mir den „Raub der Sabinerinnen“ angeschaut, mit der göttlichen Birgit Minichmayr in der Hauptrolle. Als ich das Herzblut und die wahnsinnige Intensität gesehen habe, mit der diese Frau an die Rolle herangeht, wurde mir wieder bewusst, warum ich diesen Job gewählt habe und ihn machen möchte. Da will man sofort wieder zurück auf die Bretter, die die Welt bedeuten!

Auf der nächsten Seite erläutert Martin Gruber, weshalb er gewissermaßen Thomas Gottschalk seinen Einstieg in die Schauspielerei zu verdanken hat – und erinnert sich an seine Zeit bei der legendären Kindersendung „Bim Bam Bino“.

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