Die Rechte der Kinder

Artikel 42: Die Pflicht, die Rechte bekannt zu machen
Unter größter Geheimhaltung werden „Die Rechte der Kinder“, niedergeschrieben in einem großen roten Buch, in das Kinderministerium gebracht. Nur Leni hat davon gehört. Sie fragt beim Pförtner des Ministeriums an, wo sie ihre Rechte einsehen könne. Doch statt eine Information zu erhalten, fliegt sie hochkantig raus. Pförtner Dork begleitet die geheime Lieferung zu Ministerialdirigent Dr. Ambrosius. Bald merkt aber die in dessen Büro versammelte Gesellschaft, daß das Buch der Kinderrechte magische Kräfte hat, und daß es offenbar gefährlich auf Erwachsene reagiert … (Text: KI.KA)

Artikel 16: Das Recht der Kinder auf Privatsphäre
Mitten im Sommer – die Sonne strahlt, die Bäume duften und die Bienen summen – entdeckt Kevin, daß er sich in Linda verliebt hat. Wie aber soll ein Neunjähriger einer Klassenkameradin das sagen. Natürlich mit einem Liebesbrief und einem kleinen Gedicht. Als Kevin den Brief während des Unterrichts Linda zukommen lassen will, erwischt ihn der Lehrer. Zum Vergnügen der Klasse liest er den Brief laut vor … (Text: KI.KA)

Artikel 9 und 10: Das Recht der Kinder, wenn sich Eltern trennen
Jonas hat Geburtstag. So üppig wie in diesem Jahr war der Gabentisch allerdings noch nie ausgefallen. Doch bei genauerem Hinsehen wird ihm klamm ums Herz; an jedem Geschenk hängt eine Widmung von Mutter oder Vater. Und dann kommt es heraus, ausgerechnet am Geburtstag: Die Eltern werden sich scheiden lassen. Und schon geht es los: Hier die Waschmaschine, da der Fernseher und mittendrin Jonas. Als die Eltern auch noch den Eßtisch in zwei Teile zersägen, fragt sich Jonas ersthaft nach seinem Recht … (Text: KI.KA)

Artikel 19: Der Schutz der Kinder vor Mißhandlung
Seit Felix einmal im Fahrstuhl stecken geblieben ist und er sich die Lunge aus dem Hals geschrien hat, bis ihn jemand hörte, läuft er lieber die neun Stockwerke zu seiner Wohnung. Auf diese Art weiß er wenigstens, wer im Hochhaus wohnt. Heute aber hört er aus einer Wohnung, die neu bezogen worden ist, einen gellenden Schrei. Er klingelt, um zu fragen, ob er helfen kann. Doch er wird von einer jungen Frau abgewiesen … (Text: KI.KA)

Artikel 31: Das Recht der Kinder auf freie Entfaltung
Alle denken, Nike hat es gut. Sie darf Tennis spielen soviel sie will, und sie hat ein schickes weißes Dress, einen eigenen Trainer, und später wird sie sicher so reich werden wie Steffi Graf. Aber wenn ihre Freundin Mona und die anderen auf einem alten, ausrangierten Lastkahn herumklettern, dann kann sie nicht mitspielen: Neben Training und Hausaufgaben bleibt keine Zeit, und schmutzig machen darf sie sich sowieso nicht … (Text: KI.KA)

Anitas Mutter arbeitet als Dienstmädchen in Fiorellas Elternhaus in Lima. Nach der Schule geht Anita zu ihrer Mutter. Zur gleichen Zeit kommt auch Fiorella aus der Schule zurück, allerdings aus einer ganz anderen. Denn Fiorella hat eine weiße Haut, und ihre Eltern sind reich. Anita aber hat eine dunkle Haut, und ihre Mutter ist arm. Doch Anita und Fiorella sind über diese Grenzen hinweg zu Freundinnen geworden. Und so lädt Fiorella Anita auch zu ihrem 10. Geburtstag ein … (Text: KI.KA)

Artikel 13: Das Recht auf freie Meinungsäußerung und darauf, sich Informationen zu beschaffen
Anne kommt in eine neue Schule. Da sie ein neugieriges kluges Mädchen ist, freut sie sich sehr, nimmt aber für den Fall, daß es ihr zu langweilig ist, ihre Detektivgeschichten mit. Die Schule erscheint ihr merkwürdig. Aus den Klassen dringt kein Lärm, die Kinder sitzen verschlafen herum. Wie gut, daß sie ihr Lieblingsbuch dabei hat! Kaum aber hat sie es aufgeschlagen, wird es ihr von einer Frau entrissen: „Hier wird nicht gelesen!“, schreit sie und rennt mit dem Buch davon … (Text: KI.KA)

Artikel 38 Absatz 4: Kinder haben ein Recht auf Schutz vor Kriegsfolgen
„Piraten-Luftpost“, jubeln Tina und Jens und fangen den Brief ab, der an einem Bündel Luftballons herabsinkt. Doch die Schrift darauf ist für sie nicht zu entziffern. Captain Dork, der alle Schriften und Sprachen dieser Welt kennt, übersetzt ihn. Er handelt von der achtjährigen Ria aus Kambodscha, die erst nach drei schrecklichen Kriegsjahren in ihrem Land wieder nach Hause zurückkehren konnte. Aber nichts war so wie früher … (Text: KI.KA)

Artikel 28: Das Recht aller Kinder, lesen, schreiben und rechnen zu lernen
Micky und Franky finden die Schule und vor allem Mathematik zum Abgewöhnen. Sie beschließen zu schwänzen und sich einen schönen Tag zu machen. Beim Versuch, auf dem Markt einen Apfel zu stehlen, geraten sie mit dem gleichaltrigen Mahmud aneinander, der am Gemüsestand seiner Großeltern hilft. Sie finden ihn cool, fragen ihn später, ob er sich mit einer Mark an einem Sonderangebot von Videofilmen beteiligen will. Das trifft sich gut, denn Mahmut hat eine sturmfreie Bude … (Text: KI.KA)

Artikel 39: Wenn ein Kind in kriegerischen Auseinandersetzungen gequält wurde, hat es ein Recht auf jedwede Hilfe, damit die körperlichen und seelischen Wunden heilen können
Captain Dorks Handy klingelt. Es ist die verzweifelte Stimme des zehnjährigen Gatashya, der Kindern in Deutschland von dem furchtbaren Krieg in Ruanda erzählt. Vor drei Jahren wurde seine Familie von den Rebellensoldaten überfallen. Niemand blieb am Leben, nur Gatashya konnte fliehen. Versteckt lebte er in Wäldern und Trümmern. Dann griff ihn ein Soldat auf, der ihn in ein Waisenhaus brachte … (Text: KI.KA)

Artikel 22: Das internationale Recht von Kinderflüchtlingen aufs Asyl
Dirk, Sven und Rambo haben ein verwildertes Grundstück entdeckt, auf dem es sich toll spielen lässt. Plötzlich nähern sich Polizeisirenen. Ein Suchtrupp stürmt das Grundstück und die drei verschwinden. Dirk ist ein bisschen langsam und erreicht als letzter sein Fahrrad. Direkt hinter ihm kommt ein völlig verängstigter, schwarzer Junge in zerrissenen Kleidern angerannt. Ohne zu zögern, nimmt ihn Dirk mit auf sein Fahrrad und fährt los. Unter einer Brücke treffen sich die Freunde. Was machen sie mit einem vor der Polizei geflüchteten Jungen, der kein Wort Deutsch versteht? (Text: KI.KA)

Artikel 23: Das Recht behinderter Kinder auf ein erfülltes Leben und die aktive Teilnahme am Leben der Gemeinschaft
„Das kann ja heiter werden“, stöhnt Stefans Vater, als Katja beim Neueinzug das Klavierbein ins Fenster stößt. Stefans Vater ist Hausmeister in einem ziemlich heruntergekommenen Mietshaus. Er ist dauernd mit irgendwelchen Reparaturen beschäftigt. Stefan aber freut sich: Endlich ist wieder ein Kind seines Alters im Haus. Als er für seinen Vater Farbe aus dem Keller holen soll, lernt er Katja unter ungewöhnlichen Umständen näher kennen. Das Licht geht wieder einmal aus, als er mitten auf der Kellertreppe steht. Direkt neben ihm fängt ein Klavier an zu spielen … (Text: KI.KA)

Artikel 3: Das Recht der Kinder, dass bei allen öffentlichen Angelegenheiten oder Planungen ihr Interesse beachtet wird
Es ist Bürgermeisterwahl – die Zeit der großen Versprechungen. Der Wahlkampf des Kandidaten Salm wird vor allem mit den Belangen der Kinder geführt. Dumm für ihn, dass er Ines, Ruben und Markus fast überfahren hätte, als sie auf ihren Roller-Blades den Zebrastreifen überquerten. Diesen Kandidaten gucken wir uns einmal genau an, lautet ihr Beschluss. Sie entdecken, dass die Kinder nur als Werbemittel benutzt werden. (Text: KI.KA)

Artikel 8 & 28: Das Recht der Kinder auf elterliche Fürsorge/​Das Recht auf Bildung
Koi lebt mit ihrer Mutter in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Da sich der Vater aus dem Staub gemacht hatte, bevor Koi vor acht Jahren geboren wurde, kennt sie ihn nicht. Ihre Mutter hat keine Lust, von ihm zu erzählen. Sie mußte damals die Schule abbrechen; darum ist sie heute arm. Sie verkauft Essen auf der Straße. Ihr Stand liegt direkt neben der Schule, und Koi schaut immer wieder sehnsüchtig zu den Kindern mit ihren schönen Schuluniformen. Rechnen hat sie beim Verkaufen auf der Straße gelernt, aber schreiben und lesen kann sie nicht, da das Schulgeld für die Mutter zu teuer ist … (Text: KI.KA)

Artikel 34: Der Schutz und Selbstschutz von Kindern gegen sexuelle Nötigung
Fast hätte es einen Fahrradzusammenstoß gegeben! Ninas Freundin Luzie und der neue Freund von Ninas Mutter, Werner, sind beide schwungvoll in den Toreingang gefahren. Beide kennen sich nicht, haben aber das gleiche Ziel: Mit Nina und ihrer Mutter zum Baden zu fahren. Ninas Mutter ist Hebamme. Gerade als alle losfahren wollen, wird sie zu einer Geburt gerufen. Werner ist schnell bereit, mit Nina allein loszuradeln. Mit Luzie hatte er nicht gerechnet, doch Nina besteht darauf, dass ihre Freundin mitkommt. Luzie findet das Verhalten Werners ihrer Freundin Nina gegenüber eigenartig. (Text: KI.KA)

Artikel 36: kein Kind darf zur Arbeit gezwungen oder wirtschaftlich ausgebeutet werden
Seit Monaten hat es nicht mehr geregnet. Die Felder verdorren, das Vieh verdurstet. Immer mehr Indiofamilien verlassen das Dorf im Hochland der Anden. Auch Julians Vater überlegt, ob er gehen soll. Aber er hängt an seiner Heimat, und er will nicht anderer Leute Diener werden. Julian belauscht, wie sich sein Vater eines Nachts bei einem Zauberer rat holt. Er hört, daß die Götter zürnen, weil sich die Dorfbewohner schuldig gemacht haben. Dafür müssen Opfer gebracht werden. Juilan erfährt von einem Schulfreund, daß im Nachbardorf Männer aufgetaucht sind, die Kinder brauchen, um in den Flüssen des Amazonas nach Gold suchen. Man könne in kurzer Zeit schnell zu Geld kommen … (Text: KI.KA)

Artikel 2: Kinder dürfen nicht wegen ihrer sozialen, ethnischen oder kulturellen Herkunft benachteiligt werden
Franzi kennt das schon: Immer wenn sie in eine neue Schule kommt, gibt es Schwierigkeiten wegen der Lebensform ihrer Eltern. Franzi ist nämlich die Tochter von Artisten, die im Wohnwagen durch die Lande reisen. Und so muß sie an jedem Ort, wo ihre Eltern Station machen, wieder in eine andere Schule gehen. Doch diesmal ist es besonders schlimm. Die Lehrerin, Frau Steinhart, will Ruhe und Ordnung in ihrer Klasse haben, und nach ihrem Dafürhalten stellt Franzi diese Ordnung auf den Kopf … (Text: KI.KA)

Artikel 3: Das Recht der Kinder auf Beteiligung an sie betreffenden Entscheidungen
Carsten und Ramona sind Spitze im Streetball. Pizzaausfahrer Gino ist ihr Coach. Sie haben einen idealen Platz zum Spielen: ein ehemaliges Trümmergrundstück, das zum Spielplatz ausgebaut worden ist. Als sie aber heute zum Training kommen, stehen sie vor einem Bauzaun. Sie können es nicht fassen, aber auf dem daneben angebrachten Schild steht eindeutig, daß hier neue Wohnungen entstehen … (Text: KI.KA)

Artikel 27: Das Recht aller Kinder auf angemessenen sozialen Standard
Wieder muß Schlucki zusehen, wie sich die ganze Klasse auf die Klassenfahrt freut, denn auch mit Zuverdienen wird er kaum teilnehmen können. Schluckis Vater folgt nämlich dem Erziehungsprinzip der Sparsamkeit. Und so ist Schlucki oft ausgeschlossen. Sein Freund Benny kann das nicht verstehen. Schluckis Vater ist doch nicht arm. Seine eigene Mutter hat keinen tollen Job, aber es ist immer soviel da, daß Benny mithalten kann. Kurz vor der Klassenfahrt gesteht Bennys Mutter ihm, daß sie entlassen worden ist und sie beide sich in der nächsten Zeit einschränken müssen. (Text: KI.KA)

Artikel 37 und 41: Kinder dürfen nicht mit Gefängnis bestraft werden. Die Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten, Kinderrecht in Landesrecht umzusetzen
Als die Staaten die Kinderrechts-Charta unterzeichneten, haben sie sich die Konsequenzen nicht genau überlegt. Denn Kinderrecht schränkt Erwachsenenrecht automatisch ein. Folglich wird Captain Dork als der Durchsetzer der Kinderrechte steckbrieflich gesucht: Wegen Mißachtung der Landesrechte, wegen Widerstand ge-gen die Staatsgewalt und anderer schwerwiegender Vergehen. Die Kinder sind empört: Captain Dork ist doch ein Kind – wenn auch ein zum Kind gewordener Erwachsener. Zusammen mit ihm planen sie, wie sie die Regierungen dazu bringen können, das Kinderrecht anzuwenden. (Text: KI.KA)