Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (27 Min.)
    Wer an Indien denkt, hat zwei Welten vor Augen: das Indien der reichen Enklaven mit ihren Wolkenkratzern, deren Bauplätze den Armen abgekauft wurden, und das andere Indien, das von Armut geprägt ist. Das unterentwickelte Indien, in dem Not und Elend herrschen, wird einem massiven Modernisierungsprogramm unterworfen. Doch der landesweite Kampf gegen die Armut findet nicht überall Zustimmung und bleibt schwierig in diesem riesigen Staat, der von tiefgreifenden sozialen Ungleichheiten geprägt ist. Die Armut nährt Religionskonflikte und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die indische Demokratie. Der Großteil der Menschen hier wünscht sich eine medizinische Grundversorgung und ein Minimum an Bildung.
    Sudharak Olwe und Sanjit Das, zwei indische Fotojournalisten, sowie ihre Kollegin Mansi Thapliyal rücken die enormen Ungleichheiten ihres Landes in den Fokus und zeigen, wie viel noch im Argen liegt. Der Grat zwischen Fotojournalismus und Aktivismus ist in Indien sehr schmal. Von den Tamasha-Tänzerinnen bei den Nomadenstämmen in der Region Maharashtra bis hin zu den Bauern in Orissa, die von der Stahlindustrie enteignet wurden, von Müllmännern in den Slums von Mumbai über Jutehändler am Brahmaputra bis hin zur Yoga-Hochburg Rishikesh am Fuße des Himalayas – ein Brückenschlag zwischen Stadt und Land, der die Ungleichheiten im heutigen Indien deutlich zutage treten lässt.Doch trotz dieser Widrigkeiten macht das Land Fortschritte.
    Die Zivilgesellschaft erobert alle Bereiche, Frauen erkämpfen sich Machtpositionen, und bei den Wahlen drängt das Volk an die Urnen. Beharrlich haben Generationen von Fotografen versucht, die Gegensätze dieses unruhigen Landes mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern einzufangen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.08.2016arte
  • Folge 2 (25 Min.)
    Mumbai, Kalkutta, Neu-Delhi – mit dem Bau von Städten will Indiens erster Ministerpräsident Jawaharlal Nehru den Übergang zur Moderne erreichen. Während ein Fünfjahresplan auf den nächsten folgt, entstehen riesige Baustellen. Die Getreide- und die Milchproduktion wird verdoppelt, und das bäuerliche Indien wandelt sich allmählich – freilich ohne zu ahnen, dass 20 Jahre später, im Jahr 1984, in Bhopal eine Chemiefabrik explodieren und eine der größten Umweltkatastrophen der Geschichte auslösen würde. Am Beispiel der heiligen Flüsse, den bedeutenden Pilgerstätten des Hinduismus, ist zu erkennen, wie stark sich der Bezug der Inder zu ihrer Umwelt verändert. Die Umweltprobleme, mit denen das Land heute kämpft, verstärken die Angst vor den zerstörerischen Folgen des Wachstums.
    Das moderne Indien ist aus einem Kulturschock entstanden und scheinbar für immer zwischen seinen Wurzeln und seiner Zukunft hin- und hergerissen. Das westliche Modell mit seinem Streben nach wissenschaftlichem und materiellem Fortschritt wird nicht von allen Indern mitgetragen. Diese Zerrissenheit empfinden auch die Fotografen, wenn sie sehen, wie sich ihre Heimatstädte wandeln.Die Fotografen Sameer Tawde, Saibal Das und Ravi Agarwal stammen selbst aus Indiens Metropolen, die zum Inbegriff der Entwicklung des Landes geworden sind. Sie gehen mit ihrer Kamera auf Erkundungstour – von den historischen Stadtzentren bis in die abgelegenen Vororte. Sie fotografieren in der Weltstadt Mumbai, in Kalkutta mit seinem Erbe der britischen Kolonialzeit oder auch in der Stadt in der Stadt, in Neu-Delhi, das mittlerweile weit über das alte Delhi hinausgewachsen ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.08.2016arte
  • Folge 3 (26 Min.)
    Lange bevor die introspektive Fotografie aufkommt, ist Indien ein Land, in dem die Gruppe gesellschaftlich dominiert und dem Einzelnen nur wenig Raum lässt. Bis heute bleiben die Unterschiede in Form von Kasten, Religionen und Volksgruppen allgegenwärtig. Nur eines ist inmitten dieser Vielfalt von universeller Bedeutung: die Zugehörigkeit zu einer Großfamilie, die aus bis zu 20 Personen bestehen kann. Die Familie ist der Grundpfeiler der Gesellschaft, sie bestimmt seit jeher den Lebensweg.Kurz nach der Unabhängigkeit 1947, die zwei Jahrhunderte britischer Kolonialherrschaft beendet, kommt es zu einer stärkeren Öffnung zum Ausland. Das rebellische und spirituelle Indien zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Selbst die Beatles suchen hier nach dem inneren Frieden und bereiten so den Weg für Generationen von Hippies auf der Suche nach dem Nirwana.
    Umgekehrt übernehmen die Inder auch die Sitten und Gebräuche des Westens. Mit dem Aufstieg der Konsumgesellschaft entdecken sie nach und nach neue Lebensweisen – aber vor allem sich selbst. So löst sich die Gruppe schließlich langsam auf, an ihre Stelle tritt das Individuum. Dieser Wandel veranlasst viele indische Fotografen, die Veränderungen innerhalb ihrer Gesellschaft aus einer persönlichen Perspektive zu betrachten.Pablo Bartholomew, Pionier beim Ablichten des Privatlebens, hat gerade mit den Arbeiten seiner Jugend im anarchistischen Indien der 70er und 80er Jahre ein komplexes Werk geschaffen. Nun tritt Atul Loke in seine Fußstapfen. Er fotografiert immer und immer wieder das Haus seiner Kindheit und zeigt damit, wie das Leben in der Gemeinschaft sich dem Ende zu neigt.Sohrab Hura gräbt noch tiefer in der kollektiven Psyche Indiens.
    Sie veröffentlichte ein Fototagebuch, das die Schizophrenie ihrer Mutter thematisiert, und somit in der breiten Öffentlichkeit für große Aufregung sorgte, da die Mutter in Indien unantastbar ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.08.2016arte
  • Folge 4 (27 Min.)
    Existiert eine indische Identität? Als die Briten ihre ersten Handelsniederlassungen auf dem Subkontinent gründen, erkennen sie schnell, dass die Konturen dieses Landes stark variieren – je nachdem, ob man Hindu, Paria, Muslim, Sikh, Christ, Buddhist, Jain oder Angehöriger eines indigenen Stammes ist.Nachdem sie die unendliche Vielfalt Indiens während ihrer 200-jährigen Kolonialherrschaft kartographiert und klassifiziert haben, müssen die Briten weichen: Mahatma Gandhis pazifistischer, aber kompromissloser Kampf begeistert die Massen und führt sie in die Freiheit. Nach ihrer Unabhängigkeit sollten sich die Inder nicht das politische System der Kolonisatoren zum Vorbild nehmen. Trotz ihrer Leidenschaft für das Kricket-Spiel wollen sie keine schlechte Kopie der Engländer werden.
    Doch was ist die Alternative zur Modernität der westlichen Welt? Eine schwierige Frage, die Jawaharlal Nehru zu beantworten versucht, der 1947 erster Ministerpräsident der jungen indischen Demokratie wird. Wie soll er die Einheit dieses Vielvölkerstaats mit seinen 400 Millionen Einwohnern bewahren? Zwei Faktoren verhindern seinen sehnlichen Wunsch nach einem modernen Indien: Der erste ist der religiöse Fanatismus. Er fordert im ganzen Land – von Kaschmir über die Regionen der Sikhs und Tamilen bis hin zum Bundesstaat Nagaland – zahlreiche Todesopfer. Der zweite besteht in der wirtschaftlichen Unterentwicklung, wodurch sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertieft.Bis heute ist Indien auf der Suche nach seiner Identität.
    Raghu Rai, der als Vater der indischen Fotografie gilt, zeigt in seinen Arbeiten, was Indien in den letzten 50 Jahren ausgemacht hat – die Vielfalt seiner Natur, seiner Gemeinschaften und Traditionen. Die Fotografin Uzma Mohsin setzt sein Werk nun in Schwarz-Weiß und Blau fort. In Goa, einem zum Touristenzentrum avancierten multikulturellen Schmelztiegel, zeigt sie den Kampf Indiens mit der ungebändigten Globalisierung.Am Fuße des Himalayas wirft Dileep Prakash seinen Blick auf das koloniale Erbe der jungen indischen Nation. Seine Arbeit auf den Spuren der Briten führt klar vor Augen, dass dieses komplexe Land erst dann zu sich findet, wenn es sich sowohl seiner Vielfalt als auch seiner Vergangenheit stellt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.08.2016arte

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