Lange Zeit wurde er als Alternative zum Wehrdienst angeboten. Heute steht der Freiwilligendienst, in anderen Ländern auch Zivil- oder Bürgerdienst genannt, normalerweise jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren offen, die auf diese Weise etwas zum Gemeinwohl beitragen können. Für eine geringe Aufwandsentschädigung arbeiten sie in einem Verein oder für öffentliche Träger. „Vox Pop“ ermittelt in Frankreich. Staatspräsident François Hollande verkündete im Januar 2016, dass er sich für das Jahr 2018 eine Ausweitung des Bürgerdiensts (service civique) auf 350.000 Freiwillige wünscht. Das entspräche der Hälfte einer Altersklasse und wäre eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den 70.000 Freiwilligen im Jahr 2015. „Es gibt keine Nation ohne die Beteiligung der Bürger, ohne ihr Engagement: sich zu engagieren bringt doppelten Nutzen, für sich selbst und für andere“, erklärte er. Doch der Bürgerdienst ist umstritten. Kritiker meinen, er sei ein verdecktes Mittel, an qualifizierte junge Menschen heranzukommen und ihnen Aufgaben zu übertragen, die eigentlich korrekt bezahlte Mitarbeiter übernehmen müssten. Doch die
Freiwilligen erhalten gerade mal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns, und diese Entschädigung wird auch noch größtenteils vom Staat übernommen. Entsprechend häufig gibt es Missbrauch. Besonders sichtbar ist er in den Anzeigen, in denen gesetzeswidrig spezifische Kompetenzen von den Freiwilligen verlangt werden. Einige Aufgaben, die den jungen Menschen übertragen wurden und von denen „Vox Pop“ Kenntnis hat, lassen Zweifel am Konzept aufkommen. Ist der Bürgerdienst nicht ohnehin nur ein Mittel, die Arbeitslosenzahlen zu beschönigen, die gerade bei den jungen Erwachsenen besonders hoch sind? Zwischen Großzügigkeit und echter Integrationsarbeit einerseits und politischem Kalkül andererseits muss der Bürgerdienst noch seinen Weg finden. Interview: Marie Trellu-Kane, Mitgründerin des Vereins Unis-cité und Ideengeberin des aktuellen französischen Bürgerdienstes Vox Report: Die ARTE-Korrespondentin schildert, wie die Niederlande zwei Justizvollzugsanstalten an Belgien und Norwegen vermieten. Und wie immer begleiten ARTE-Korrespondenten die aktuellen EU-Themen der Woche, diesmal mit Berichten über den Freiwilligendienst in Deutschland und Italien. (Text: arte)