Unser Land in den 70ern Staffel 1, Folge 10: Alles neu – 1979
Staffel 1, Folge 10
10. Alles neu – 1979
Staffel 1, Folge 10 (45 Min.)
NRW begrüßt den neuen Kanzlerkandidaten
Bild: WDR/picture-alliance/Martin Athenstädt
1979 ist ein Jahr voller Veränderungen. Weg von der Discomusik entwickelt sich eine neue deutsche Welle, die auch deutsch singt, aber nichts mit dem alten Schlager zu tun hat. Die Band Extrabreit gründet sich. Ebenso, wie die Grünen in NRW. Ein mutiges Ehepaar rettet mit seinem Schiff Cap Anamur vietnamesische Flüchtlinge, ein Theaterintendant sorgt in Bochum für ein volles Haus und rebellierende Schauspieler und ein lauter CDU/CSU Kanzlerkandidat aus Bayern macht Wahlkampf in NRW und sorgt für Aufruhr. Das Land soll sich verändern und alles neu werden. Ausgerechnet aus Hagen kam die junge deutsche Musik um Nena und Extrabreit. Auch wenn der Erfolg der Neuen Deutschen Welle vor allem in den Achtzigern liegt, so startet die Band Extrabreit bereits Ende der 70er ihre Karriere. Kai Havaii, der damalige Sänger, erinnert sich noch an die ersten Sessions. Rupert Neudeck und seine Frau sahen im Fernsehen die Bilder von flüchtenden Vietnamesen im südchinesischen Meer und machten sich zu einer der größten Rettungsaktionen auf, die bis heute Vorbild für die Seerettung von Flüchtlingen ist. Die Fussbroichs, die erste Dokusoap im deutschen Fernsehen, hatten ihren Auftakt und Annemie Fussbroich spricht von den Dreharbeiten in ihrer Wohnung und wie sie plötzlich
berühmt wurde. In Bochum krempelte Claus Peymann das Schauspielhaus um, brachte viele neue Schauspieler mit und schmiss die Hälfte des alten Ensembles raus. Die wehrten sich und schimpften auf den neuen Chef. Die Bundesgartenschau in Bonn schuf zwar die Rheinaue, stand aber unter dem Verdacht von Korruption und Geldverbrennung. Eine Fernsehserie erschreckte Deutschland. Holocaust konfrontierte die Bundesbürger mit ihrer Vergangenheit. Die einen waren schockiert, die anderen zweifelten am Gezeigten. Aber Holocaust führte zu einer großen gesellschaftlichen Diskussion darüber, wer hat was gewusst im Dritten Reich. Holocaust wurde auch zum Wort des Jahres Dann wurde noch ein neuer Kanzlerkandidat präsentiert. Die CDU/CSU wollte mit Franz-Joseph Strauß antreten und der machte schon mal Wahlkampf in NRW. Bei einem Auftritt in Essen kam es zu Tumulten durch die Gegner von Strauß – der lief zu alter Form auf und beschimpfte die Demonstranten als „kommunistische Terrorbanden“, „Pöbelhaufen“, „rote Brüllhorden“. Und Strauß wird persönlich: „Ihr könnt einem ja leidtun mit eurer erbärmlichen Dummheit“, „Ihr seid die besten Nazis, die es je gegeben hat“. Erzählt wird der Film von Joko Winterscheidt, der am 13. Januar 1979 in Mönchengladbach geboren wurde. (Text: WDR)