Peter Viergutz strahlt mit seinem weißen Rauschebart und milden Lächeln die Ruhe eines echten Königs aus. Besonders, wenn er in seiner kleinen Bude in Weseby an der Schlei steht und Bonbons verkauft. Er braucht diese Ruhe, für sich und seine kleinen Kunden. Die Kinder stehen oft lange Schlange vor seinem Kiosk. An manchen Tagen warten sie mehr als zwei Stunden, bis sie an der Reihe sind. Denn Peter Viergutz nimmt seinen Job und die Kunden ernst. „Naschikönig“ nennen sie ihn, und ihr „König“ zählt die Naschis einzeln in spitze Tüten, rechnet mit einem Abakus (jede Kugel fünf Cent) die Budgets der Kids geduldig herunter. Steht bei ihm ein Kind mit zehn Euro, dann dauert es auch schon mal eine halbe Stunde, bis die Tüte gefüllt ist. Denn der „Naschikönig“ verkauft nicht einfach nur Süßigkeiten. Er berät seine Kunden, lässt
sie neues Naschwerk probieren und gibt Tipps, wie man es essen sollte, damit es am besten schmeckt. Für den „Naschikönig“ von Weseby ist Naschen eine Kunst, auch eine Überlebenskunst. Vor 15 Jahren ist Peter Viergutz mit Hannelore nach Weseby an die Schlei gekommen. Sie haben Haus und Autowerkstatt in Berlin verkauft, einige Bandscheibenvorfälle und drei Herzinfarkte haben Peter dazu gezwungen. Beide wollten aus der unruhigen Großstadt heraus. Schnell waren sie mitten drin im Dorfleben. Peter verkaufte kleine, selbst gepackte Naschitüten, um etwas Geld für die Kinder vom Sportverein zu verdienen. Weil er das so liebevoll machte, wurde er schnell der „Naschikönig“ von Weseby. Hannelore und Peter pachteten einen kleinen Kiosk an der Schlei. Damit bessern sie nun ihre Rente etwas auf. Reich werden sie von dem vielen Kleingeld aber nicht. (Text: NDR)