Typisch! Folge 248: Der Schleusenwärter von Wilhelmsburg
Folge 248
Der Schleusenwärter von Wilhelmsburg
Alternativtitel: "Scholle" und seine Schleuse
Folge 248 (30 Min.)
Die Veringkanal-Schleuse in Wilhelmsburg ist die älteste und letzte handbetriebene Schleuse in Hamburg. Schleusenwärter Christian Wrage, genannt „Scholle“, läuft etliche Meter um die eigene Achse im Kreis. Acht Tore muss er mit dem Triebstock aufstemmen. Zahnrad für Zahnrad. Bevor das angemeldete Schiff kommt, versucht er, dass die ersten Tore schon geöffnet sind, damit es in der Schleuse nicht so lange warten muss. Jeder Muskel seines Körpers kommt dabei zum Einsatz, über anderthalb Stunden. Aber „Scholle“ nimmt den Kraftakt mit Humor: „Für irgendwas muss es ja gut sein. Sonst hätten sie es leichter gemacht.“ Mit 37 Jahren ist Christian Wrage der jüngste Hamburger in diesem jahrhundertealten Beruf. Für ihn ist es ein Privileg, dass er diese Tätigkeit überhaupt
ausüben kann. Das liegt an seiner regulären Arbeit als Signaltechniker bei der Hafeneisenbahn. Nach Dienstschluss dort kann er pünktlich um 14:30 Uhr an den Toren stehen. Ein schöner Nebeneffekt: Er darf im Schleusenwärterhaus direkt am Kanal wohnen. Seitdem er dort vor sechs Jahren eingezogen ist, sorgt „Scholle“ dafür, dass in Hamburg-Wilhelmsburg alles im Lot bleibt. Er fischt Unrat aus dem Veringkanal, bittet Jugendliche, ihren Müll nach dem Feiern am Wasser einfach wieder mitzunehmen, und unterstützt die freiwillige Feuerwehr. Und noch eine Aufgabe ist vor Kurzem auf ihn zugekommen: Er ist Vater geworden. Und an seinen Nachwuchs stellt er bereits hohe Erwartungen: „Wenn ich der Kleinen ordentlich Kraftfutter gebe, dann kann sie das mit dem Schleusen später mal übernehmen.“. (Text: NDR)