2018, Folge 1–24

Nach ARD-Angaben werden die Ausgaben der Sendung intern nicht nummeriert, so dass keine laufenden Gesamtnummern bekannt sind und wir deshalb nur innerhalb eines Jahres zählen können. Leider scheint somit auch nicht feststellbar, wie viele Ausgaben es vor 2018 bereits gab.
  • Folge 1
    Black Lives Matter: Über Rassismus in den USA und eine Geschichte vom Überleben
    Deals mit Diktatoren: Über Grenzzäune in Afrika und die Kultur der Abschottung
    Malerei als Abenteuer: Sebastian Schraders geheimnisvolle Bilder des Widerstands (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.01.2018Das Erste
  • Folge 2
    Das Erbe von 1968 – Was ist von damals geblieben?
    Das Jahr 1968 – lange her. Heute, fünfzig Jahre später, Chiffre für Studentenrevolte und Polizeigewalt, gesellschaftlichen Aufbruch und den langen Marsch durch die Institutionen. Wie wirken die Kämpfe und Ideen bis heute fort, und wie hat die Revolte unser Land verändert? War das die linke Revolution, auf die jetzt eine konservative folgen muss? „ttt“ spricht mit Alt-Achtundsechzigern Daniel Cohn-Bendit, Götz Aly und Michael Ruetz über das Erbe von 1968.
    Ein Gesetz und seine Folgen – Wie das Netzdurchsetzungsgesetz Satire behindert
    Neues Jahr, neues Gesetz. Und das ist in aller Munde: Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz richtet sich gegen Hass und Hetze in den sozialen Medien. Nun müssen Facebook, Twitter und Co. offenkundig strafbare Inhalte innerhalb von 24 Stunden löschen, bei schwieriger zu entscheidenden Fällen haben sie sieben Tage Zeit. Bis zu 50 Millionen Euro Strafe drohen, wenn die Netzwerkbetreiber wiederholt und systematisch gegen das Gesetz verstoßen. Die Kritik an dem Gesetz ist groß: Es schränke die Meinungsfreiheit ein und private Unternehmen würden darüber entscheiden, was erlaubt ist und was nicht. Wo hört Meinung auf und fängt Hetze an? Aber auch: Was ist Satire und was nicht? Denn die trifft das Netzwerkdurchsetzungsgesetz auch.
    Im Löschwahn, dem sich die sozialen Medien seit dem 1. Januar scheinbar unterworfen haben, wird auch vieles versehentlich gelöscht. Ironische Posts: gelöscht. Satirisch gemeinte Tweets: gelöscht. So wurde kurzerhand von Twitter für einen gewissen Zeitraum der komplette Account der Satirezeitschrift „Titanic“ gesperrt. Führt das Gesetz zur Zensur? Ist bald Schluss mit lustig im Netz? Müssen sich Humor, Ironie und Satire ein anderes Betätigungsfeld suchen und finden bald im Netz nicht mehr statt? „ttt“ spricht mit dem Chefredakteur der „Titanic“, mit dem Satiriker Shahak Shapira, Markus Beckedahl von netzpolitik.org und dem Staatssekretär Gerd Billen des Bundesjustizministeriums.
    Eric Idle und sein neuster Roman – Wie ein Monty Python-Mitglied über Hollywood schreibt
    Vor fast 50 Jahren wurde sie gegründet und er war von Anbeginn dabei: 1969 rief Eric Idle die legendäre britische Komikertruppe Monty Python mit ins Leben. Er war derjenige, der das Lied „Always look on the bright side“ verfasste, der unzählige Sketche schrieb und in ihnen mitspielte. Inzwischen lebt Idle in den USA, in Los Angeles und arbeitet als Drehbuchschreiber, Schauspieler und auch Autor. Am 11. Januar ist sein neuester Roman „The writer’s cut. Ein Reality-Roman aus Hollywood“ erschienen, ein satirisches Buch über Schein und Sein in Hollywood. Es handelt von einem Drehbuchautor namens Stanley, der ankündigt einen Roman zu schreiben mit vielen Sex-Szenen und vielen Promis.
    Das macht die Runde und alle wollen darin vorkommen. Denn wer nicht mit dabei ist, der zählt nichts in der Traumfabrik. Der Buchvertrag ist unterschrieben, die Filmrechte verkauft – ohne dass irgendwer auch nur eine Zeile gelesen hat. Nur das ist auch gar nicht möglich. Denn Stanley hat noch nicht eine Zeile geschrieben. „ttt“ trifft Eric Idle in seinem Haus in Los Angeles und spricht mit ihm über Monty Python, Harvey Weinstein und die #metoo-Bewegung, Hollywood und Donald Trump.
    Kampf für die Freiheit – Gary Oldman spielt Winston Churchill
    Ein alter Grantler, der viel zu viel trank und bei den eigenen Parteifreunden unbeliebt war. Es stand nicht gut um Churchill, als er 1940 von König George VI. zum Premierminister ernannt wurde. Vor allem aber war die außenpolitische Lage dramatisch: Das Deutsche Reich hatte im Zweiten Weltkrieg gerade Frankreich erobert, die britische Armee stand in Calais und Dünkirchen, es drohte ihre Zerstörung – und dann die Invasion der Deutschen in Großbritannien. Der Spielfilm „Die dunkelste Stunde“ (Regie: Joe Wright) erzählt von Schicksalstagen eines Politikers, der von Kabinettsmitgliedern bedrängt wird, mit den Deutschen zu verhandeln, um das Leben der Soldaten zu retten.
    Aber Churchill will nicht vor Hitler einknicken und bis zum bitteren Ende für Sieg, Freiheit und Unabhängigkeit seines Landes kämpfen. Das ist großes Kino, nicht frei von Heldenverehrung, Pathos und Patriotismus, aber eine Glanzleistung von Hauptdarsteller Gary Oldman, der zu Recht Anfang Januar den Golden Globe bekommen hat.
    Deutschlands intelligenteste Band – 25 Jahre Tocotronic
    Sie wollten „Teil einer Jugendbewegung“ sein, waren „Im Zweifel für den Zweifel“, denn „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Tocotronic gelten als eine der intelligentesten Bands Deutschlands. Zu Beginn ihrer Karriere standen sie für schrabbeligen Gitarrenrock, hintersinnige Liedzeilen und Trainingsjacken. Später überraschten sie mit Pop und manchmal sogar mit romantischen Texten. Tocotronic polarisierten oft, wurden als „verkopfte Diskursrocker“ geächtet und verehrt. Sie füllen Konzertarenen und ganze Seiten im Feuilleton. Jetzt feiert die Band ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem neuen Album: „Die Unendlichkeit“ erscheint am 26. Januar, ab März gibt es eine große Tournee. „ttt“ trifft die Musiker vorab im Probenraum in Berlin (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.01.2018Das Erste
  • Folge 3
    „Der Schattenkrieg“ – die geheimen Tötungskommandos des Mossad: Der Name des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad bedeutet übersetzt schlicht: das Institut. Die unauffällige Bezeichnung täuscht. Der Mossad gilt als einer der bestinformiertesten Geheimdienste der Welt – und als einer der mörderischsten. „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Israel mehr Menschen liquidieren lassen als jedes andere Land der westlichen Welt“, sagt Ronen Bergman, Chefkorrespondent für Militär- und Geheimdienstthemen bei der israelischen Tageszeitung „Yediot“. Bergman hat jetzt erstmals eine umfassende Geschichte der geheimen Tötungskommandos des Mossad geschrieben, von der Staatsgründung Israels 1948 bis heute.
    Für sein über 860 Seiten starkes Buch „Der Schattenkrieg“ hat er über 1000 Interviews geführt und mehr als 1000 Mossad-Dokumente und Quellen anderer israelischer Geheimdienste ausgewertet. Bergman erzählt von Erfolgen und Misserfolgen der zum Teil unbekannten Attentate, er benennt Opfer, Täter und Verantwortliche und fragt, welchen Preis Staat u nd Gesellschaft in Israel für ihre Sicherheit bezahlen. Und er schildert das „satanische Dilemma“, in dem der Mossad von Anfang an gefangen ist: Sind die Tötungsbefehle moralisch und rechtlich vertretbar? Ist es ethisch und juristisch legitim für ein Land, zum Schutz seiner Bürger schwerwiegendste Verbrechen zu begehen? Autor: Matthias Morgenthaler
    Rayk Wieland Georg Baselitz – große Retrospektive zum 80. Geburtstag: Georg Baselitz, das ist der mit den Bildern verkehrt herum. Als Georg Kern 1938 in Ostsachsen geboren, nahm er als Künstler den Namen seiner Herkunft an. Seit 30 Jahren wird er zu den bedeutendsten Malern in Deutschland gezählt, seine Werke erzielen höchste Preise auf dem Kunstmarkt. Vom 21. Januar bis 29. April wird Baselitz anlässlich seines 80. Geburtstages in der Fondation Beyeler in Basel mit einer Retrospektive geehrt. Rund 90 Gemälde und zwölf Skulpturen aus sechs Jahrzehnten ermöglichen ein kompaktes Bild durch die Schaffenszeit des Künstlers.
    Seine Bilder waren reich an Provokationen, Kontroversen und Skandalen. Baselitz malte zunächst mit großer Aggression brutale Bilder, die den Staatsanwalt auf den Plan riefen: Ein junger Wilder, der sich durchsetzen will, und er schafft es gegen abstrakte Dominanz mit figurativer Malerei. Baselitz stellte die Bilder ab 1969 auf den Kopf und deklarierte, sie hätten mit der Realität ohnehin nichts zu tun.
    Wie auch immer das zut rifft: Das Label für den Markt war gefunden. Es folgten zwei Jahrzehnte farbstarker neoexpressiver Malerei, ehe der Künstler, der nichts so fürchtet wie Wiederholung, sich rückschauend, provoziert durch die deutsche Vereinigung, wieder stärker seiner Herkunft widmete und anschließend sein früheres Werk als „Remix“ noch einmal vornahm. Baselitz 2018, wohl weniger zornig als in Jugendjahren, aber immer noch höchst empfindlich und ehrgeizig, denn „der Kampf ist noch nicht zu Ende“. Autor: Meinhard Michael
    „The Disaster Artist“ – Parodie auf Hollywoods meist missverstandenen Filmemacher: Die Geschichte ist so unwirklich und absurd, dass sie nur aus dem wahren Leben stammen kann: 2003 erschien in den USA der Film „The Room“, ein Kammerspiel über eine Dreiecksbeziehung, der so voller Fehler und Absurditäten ist, dass er bald darauf als der schlechteste Film aller Zeiten galt. Die Hauptrolle spielte der Regisseur, Autor und Produzent gleich selbst: Tommy Wiseau, ein durch und durch seltsamer Mensch unbekannter Herkunft und unbekannten Alters, mit allerdings dem einen großen Lebensziel: Hollywoodstar zu werden.
    Tatsächlich gelang ihm das. Sein Film wurde Kult, wenn auch aus anderen Gründen, als es eigentlich beabsichtigt war. James Franco hat über die Entstehung dieses Films nun wiederum einen Film gemacht – ebenfalls als Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent, mit ebenfalls durchschlagendem Erfolg. Allerdings mit einem Unterschied: Diesmal sollte das Publikum lachen. Für seine Darstellung des Tommy Wiseau bekam James Franco gerade den Golden Globe.
    Obwohl Francos „The Disaster Artist“ eine völlig überdrehte Komödie ist, ist doch keine einzige Szene übertrieben. Es ist wohl alles genau so passiert – und gerade das ist beinahe wirklich unglaublich – und zugleich eine tröstende Hollywood-Geschichte über einen, der auszog, ein Star zu werden, ohne doch im Grunde auch nur die winzigste Chance oder „Qualifikation“ dazu zu haben. „ttt“ hat mit James Franco und seinem Bruder Dave gesprochen. Autor: Dennis Wagner
    Die Zukunft des Erinnerns – Gedenken an den Holocaust im Wandel: Alljährlich am 27. Januar erinnert sich Deutschland mit einem Gedenktag an den Holocaust. Über sieben Jahrzehnte nach dem Menschheitsverbrechen an den Juden leben nur noch wenige Zeitzeugen, lehnen viele Jüngere jede Verantwortung für die Vergangenheit ab. „ttt“ erzählt die Geschichte der Berlinerin Margot Friedländer: Sie überlebte das Konzentrationslager, zog für 64 Jahre nach New York und kehrte 2009 nach Berlin zurück: um jungen Menschen zu berichten, was damals geschah. Wie sieht die Zukunft der Erinnerung aus, wenn das Bewusstsein für die geschichtliche Verantwortung in einer – jenseits der Erinnerungsrituale – zunehmend vergesslichen Gesellschaft schwindet? Reicht es, Schulklassen einen obligatorischen Auschwitz-Besuch zu verordnen? ’Wie vermittelt man diesen Teil der deutschen Geschichte an Migranten und Geflüchtete – den deutschen Bürgern der Zukunft? Autor: Andreas Lueg (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.01.2018Das Erste
  • Folge 4
    Machtmissbrauch und Sexismus
    Was kann die Debatte um #metoo bewirken?
    Stadt der Rebellion
    Ein Roman über das Scheitern der ägyptischen Revolution
    Playing God
    Eine erschütternde Dokumentation über den Wert des Lebens
    Das Hope House
    Der spektakuläre Nachbau des Anne-Frank-Hauses in Bregenz (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.01.2018Das Erste
  • Folge 5
    Abgründe – vor und hinter der Kamera: Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“!
    Der neue Film von Ridley Scott über die Entführung John Paul Getty III. hat schon Filmgeschichte geschrieben, bevor er überhaupt fertig wurde. Hauptdarsteller Kevin Spacey musste nach den Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn aus dem Film herausgeschnitten werden. Für den Nachdreh mit Christopher Plummer hatte der Regisseur nur ein Zeitfenster von wenigen Wochen. Kurz vor Filmstart wurde bekannt, dass Mark Wahlberg über eine Million Dollar für den Nachdreh erhielt. Die Hauptdarstellerin Michelle Williams 1000. Ein Drama um Geld und Macht – vor und hinter den Kulissen.
    Käfighaltung oder Wohlfühlort? – Das Büro der Zukunft!
    Wie werden wir in Zukunft arbeiten? In kühl gestalteten Großraumbüros mit austauschbaren Arbeitsplätzen, verbunden durch ein digitales Netzwerk und riesige Chatsysteme? Oder geht der Trend doch wieder hin zu kleineren Einheiten? Welche Kriterien werden entscheiden? Effizienz und Kostenersparnis oder Menschlichkeit und Kreativität? ttt spricht mit Arbeitspsychologen, Philosophen und Entwicklern von Bürosystemen.
    Berserker und „Schweinehund“ – Zum 100. Geburtstag von Lothar Günter Buchheim!
    Mit seinen Romanen „Das Boot“ und „Die Festung“ hat er internationale Bestseller geschrieben. Er war ein talentierter Maler, gerissener Fälscher und Sammler mit sicherem Gespür für große Kunst. Yves Buchheim erzählt die Geschichte seines Vaters, der im Februar 2018 hundert Jahre alt geworden wäre, und räumt auf mit den Mythen und Legenden, die sich um die schillernde Persönlichkeit ranken und an denen Buchheim selbst kräftig mitgestrickt hat.
    Megastädte vom Reißbrett – Neom City!
    Saudi Arabien plant eine 500 Milliarden Euro teure Megastadt an der Grenze zu Jordanien und Ägypten. Sie soll als rein kommerzielles Projekt betrieben werden und Maßstäbe setzen für die Stadt der Zukunft. Auch China, Korea und Indien entwickeln Millionenstädte, die am Reißbrett entstehen. Das technische und stadtplanerische Know-How dafür liefern unter anderem deutsche Stadtentwickler. ttt spricht mit Speer und Partner, die Großsiedlungen in China und Saudi-Arabien planen, sowie Wolfgang Prix von Coop Himmelb(l)au, der die Entwicklung dieser Mega-Cities durchaus kritisch sieht.
    Die Zukunft des Pop – die junge Israelin Noga Erez im Porträt!
    Sie hat Komposition studiert und schreibt und produziert eigenwillige, hochkomplexe Songs, die Kritiker und Musikfans gleichermaßen begeistern. Gleichzeitig ist sie eine Künstlerin, die die politischen Themen ihres Landes mit großer Offenheit und einer erstaunlichen Haltung kommentiert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.02.2018Das Erste
  • Folge 6
    Ein Jahr ohne Freiheit – Neue Texte von Deniz Yücel: Am 14. Februar ist es ein Jahr her, dass Deniz Yücel in Istanbul von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Ende Februar 2017 kam er in Untersuchungshaft, seitdem sitzt er im Gefängnis. Ihm werden „Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung“ vorgeworfen. Doch tatsächlich geht es wohl darum, den deutsch-türkischen Journalisten mundtot zu machen. Damit zumindest das nicht gelingt, veröffentlicht die Journalistin Doris Akrap jetzt gemeinsam mit Yücel ein Buch mit alten und neuen Texten von ihm: „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“ (Nautilus Flugschrift).
    Und zum Jahrestag ist eine große Solidaritätslesung in Berlin geplant. Es geht um Deniz Yücel und gleichzeitig auch um die vielen, vielen anderen Journalisten und Intellektuellen, die in der Türkei inhaftiert sind. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ ist die Türkei auf Platz 155 von 180 Ländern. „ttt“ spricht mit Doris Akrap, die lange mit Yücel zus ammengearbeitet hat, und mit Ilkay Yücel, der Schwester des Journalisten.
    Kampf den Umweltlügen – Film und Buch „Die Grüne Lüge“: Die Umwelt lässt sich so leicht retten, man muss nur die richtigen Produkte kaufen – das suggerieren einige Konzerne. Sie preisen ihre Produkte als „nachhaltig“, „fair“, „natürlich“ oder „umweltschonend“ an und geben sich selbst ein „grünes“ Image. „Greenwashing“ nennt man das. Regisseur Werner Boote und Autorin Kathrin Hartmann decken jetzt in einem Film und in einem Buch solche Umweltlügen auf. Aber es geht nicht nur gegen die Unternehmer, auch die Politik ist mitverantwortlich: Statt strenge Vorgaben zu machen, verlässt sie sich auf freiwillige Versprechungen, die nicht einklagbar sind. Der Film „Die grüne Lüge“ läuft auf der Berlinale und kommt am 22. März in die Kinos, das Buch erscheint demnächst. „ttt“ spricht mit Kathrin Hartmann über ihre Recherchen.
    Hollywoods Antwort auf Trump – Meryl Streep und Tom Hanks im Film „Die Verlegerin“: Es geht um die Freiheit der Presse, um die Gleichberechtigung der Frauen und um die Unabhängigkeit der Justiz. Der Spielfilm „Die Verlegerin“ behandelt große Themen der heutigen USA, man kann ihn als Hollywoods Kommentar zu Trump und „Fake News“ sehen. Dabei ist die Geschichte, die der Film erzählt, über 45 Jahre alt: 1971 gibt ein Whistleblower eine geheime Studie des Verteidigungsministeriums an die Presse, die sogenannten „Pentagon-Papers“.
    Sie belegen, dass die Strategie der US-Regierung im Vietnam-Krieg gescheitert ist und die Bevölkerung darüber belogen wird. Verlegerin Katherine Graham, im Film gespielt von der wunderbaren Meryl Streep, muss entscheiden, ob ihre „Washington Post“ Teile der Papiere veröffentlicht. Obwohl sie befürchten muss, wegen Geheimnisverrat vor Gericht zu landen. „Die Verlegerin“ kommt am 22. Februar in die Kinos. ttt spricht mit Regisseur Steven Spielberg und den Hauptdarstellern Meryl Streep und Tom Hanks über die „Pentagon Papers“ und das hohe Gut der Pressefreiheit.
    Wie weiblich war die Revolte? – 68 und die Frauen: 50 Jahre nach der Revolte hat sich ein falsches Bild in den Köpfen festgesetzt, so die Historikerin Christina von Hodenberg: die Legendenbildung erzählt 1968 als Aufstand von Männern wie Rudi Dutschke, Fritz Teufel, Rainer Langhans oder Daniel Cohn-Bendit. Als Kritik der Söhne an den Nazi-Vätern. Und die Frauen? Sie fehlen in unserem Bild von 1968. Weil die Aktivistinnen nicht so sehr das Scheinwerferlicht suchten? Weil sich die weibliche Revolte hauptsächlich im Privaten vollzog? In ihrem Buch „Das andere Achtundsechzig“ füllt Christina von Hodenberg diese Leerstelle, erinnert an vergessene Aktivistinnen und zeigt: 1968 war weiblich.
    Mehr als der Mann am Klavier – Studiobesuch bei Nils Frahm: Er ist viel mehr als der Mann am Klavier! Nils Frahm schafft Klangwelten – als Pianist, aber vor allem mit allem: Klobürsten, Holzschubladen, Orgel, Effektgeräten. Dabei verweigert er sich dem Computer, seine Ausrüstung ist komplett analog. Zu einem Konzert reist er auch schon mal mit zwei Tonnen Equipment an. Seit zehn Jahren veröffentlicht er Platten, jetzt ist gerade sein neues Album erschienen: „All Melody“ (Erased Tapes). Spätestens seit seiner Filmmusik für „Victoria“ von Sebastian Schipper ist er fast so etwas wie ein Popstar. Dabei verweigert er sich jeglicher Genrezuschreibung. Er ist immer auf der Suche: nach dem richtigen Klang. Und oft kann man diese Suche in seiner Musik nachverfolgen. „ttt“ besucht Nils Frahm in seinem Studio – und lässt sich total analog verzaubern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.02.2018Das Erste
  • Folge 7
    Bedrohter Lebensraum – Ein Buch über den Stamm der Tenharim im Amazonasgebiet: Im Amazonas-Urwald in Brasilien, auf einem Gebiet so groß wie Schleswig-Holstein, leben 900 Menschen vom Stamm der Tenharim. Ihr Wald wird von allen Seiten abgeholzt, doch der kriegerische Stamm wehrt sich gegen die Holzfäller – auch mit Pfeil und Bogen. Thomas Fischermann, Korrespondent der ZEIT in Rio, ist vier Jahre lang immer wieder zu den Tenharim gereist, hat das Vertrauen eines jungen Kriegers erlangt und seine Geschichte aufgeschrieben: „Der letzte Herr des Waldes“.
    Fake, Lügen und Video – Neue Technologien der Gesichtserkennung und Bildmanipulation: Videos gelten als Beweis, dass etwas echt ist. Noch. Längst arbeiten Entwickler an Technologien, die es ermöglichen, die Mimik und die Sprache eines Menschen auf das Bild eines anderen zu übertragen. Täuschend echt wirkende Avatare sollen so zum Beispiel unsere Kommunikation revolutionieren. Auch in anderen Bereichen profitiert die Wissenschaft von Programmen, die die menschliche Mimik verändern und entschlüsseln können: Sie werden für die Schmerztherapie oder für die Marktforschung eingesetzt.
    Doch was passiert, wenn solche Techniken missbraucht werden: Wenn Donald Trump in einem manipulierten Video den Dritten Weltkrieg ausrufen würde? Steuern wir auf eine neue und verheerende Form der Fake News zu? Welche Verantwortung haben die Entwickler? „ttt“ besucht den Technologiepunk Hao Li im Silicon Valley und spricht mit deutschen Forschern des Fraunhofer Instituts über eine Zukunft, in der womöglich nichts mehr so ist, wie es scheint.
    Alles neu – oder einfach weiter so? – Die Zukunft der Berlinale: Alle Jahre wieder – und das seit mittlerweile sechzehn Jahren: Der Direktor der Berlinale, Dieter Kosslick, empfängt auf dem Roten Teppich zu den Internationalen Filmfestspielen. Doch seine Amtszeit nähert sich dem Ende, und im Zuge der Regelung seiner Nachfolge ist eine Diskussion um das Festival entstanden. Wie soll das Profil der Berlinale künftig aussehen: so breit gefächert wie bisher oder inhaltlich stärker fokussiert? Soll das Festival von einem Direktor bzw. einer Direktorin oder aber von einer Doppelspitze geleitet werden? Und welche Rolle soll der deutsche Film auf der Berlinale spielen? „ttt“ fragt nach bei Dieter Kosslick, der Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters, und bei Filmschaffenden.
    Zivilcourage in der DDR – Der Film „Das schweigende Klassenzimmer“: Eine Schweigeminute verändert ihr ganzes Leben. Weil eine Klasse sich mit einer menschlichen Geste mit den Opfern des Ungarnaufstandes 1956 solidarisiert, kriegt sie die ganze Härte der DDR-Funktionäre zu spüren. Die Schweigeminute im Unterricht wird als „Konterrevolution“ gewertet, die Stasi versucht in Verhören, die Rädelsführer auszumachen, doch die Klasse hält zusammen. Die drastische Strafe: Alle werden vom Abitur ausgeschlossen, den Schülerinnen und Schülern bleibt nur die Flucht nach Westdeutschland. Regisseur Lars Kraume hat in „Das schweigende Klassenzimmer“ (Kinostart 1.3.) eine wahre Begebenheit verfilmt. „ttt“ hat einen der Schüler von damals getroffen.
    Bildgewaltig in Kohle – Der amerikanische Künstler Robert Longo: Seine Bilder sehen oft aus wie Fotos: mal gestochen klar, mal verwackelt. Sie sind hyperreal, oft überlebensgroß – und sie sind alle gezeichnet. Mit Kohle. Das ist der Stoff, mit dem Robert Longo sich ausdrückt. Seine Bilder sind immer eine Reflexion auf die jeweilige Zeit – so betitelte er eine monumentale Zeichnung der amerikanischen Flagge mit „November 8, 2016“, dem Tag der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA, und teilte diese Zeichnung in zwei, präsentiert sie in zwei Rahmen nebeneinander. Seine Werke sind jetzt in den Deichtorhallen zu sehen, gemeinsam mit Francisco Goya und Sergei Eisenstein: „Proof“ (ab 17. Februar). Und das kommt nicht von ungefähr: Longo hat sich mit den beiden anderen Künstlern intensiv auseinandergesetzt – und die Ausstellung mit kuratiert. „ttt“ bekommt vom Künstler eine exklusive Einführung in seine Schau. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.02.2018Das Erste
  • Folge 8
    Die geplanten Themen:
    Von Europa in die Dritte Welt – Fotojournalist Kai Löffelbein zeigt den Weg unseres Elektroschrotts
    Ein junger schwarzer Mann stakt mit einem Sack auf der Schulter auf FlipFlops durch den Nebel. Der mehrere Hektar weite Grund, auf dem er läuft, besteht komplett aus zertrümmerten Computermonitoren, Leiterplatten, Fernsehern. Der gelbgraue Nebel entsteigt kleinen Feuern, mit denen Männer Computerkabel von ihren Isolierungen befreien. Wir sind mitten in der Hauptstadt von Ghana, in Accra, auf einem Schrottplatz. Hier landet der Elektroschrott aus Westeuropa und findet eine letzte Verwertung und Ruhestätte. Es ist unser Müll.
    Der deutsche Fotograf Kai Löffelbein reiste immer wieder um die Welt, um Anfang und Ende unserer geliebten Elektronikspielzeuge zu suchen. Auf seinen grausam-schönen Bildern zeigt er Orte, von denen wir zwar wissen, dass es sie gibt, das aber lieber ganz schnell vergessen möchten. Und er zeigt die Menschen, die an diesen Orten arbeiten und leben. CTRL-X ist der Titel seines Fotobuches, das demnächst erscheinen wird. Darin beobachtet Löffelbein Menschen in Ghana, China und Indien beim sogenannten „Recycling“.
    Doch was so nachhaltig und umweltfreundlich klingt, ist in Wirklichkeit ein Desaster für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen, die diese Jobs machen. CTRL-X ist der Computerbefehl, mit dem man Dateien einfach verschwinden lassen kann. Doch der Müll läßt sich nicht einfach so in Luft auflösen. Wissen Sie, verehrter Leser, wo der Bildschirm, auf dem Sie diese Zeilen gerade lesen, in zehn Jahren sein wird? „ttt“ hat den Fotografen in seinem Atelier in Hannover besucht. Autor: Dennis Wagner
    Dokfilm „trust WHO“ – wie krank ist die Weltgesundheitsorganisation?
    Es ist so ein bisschen wie der Kampf David gegen Goliath. Eine junge Filmemacherin und besorgte Mutter stellt sich mutig einem internationalen Netz aus Korruption und Lügen. Es geht um nichts weniger als die globale Gesundheit. Nur ist der Gegner eigentlich gar kein klassischer Bösewicht – ganz im Gegenteil. Eigentlich existiert er allein zum Wohle der Menschheit. Im Dokumentarfilm „trust WHO“ begleitet der Zuschauer die Berliner Regisseurin Lilian Franck bei ihrer Investigativrecherche tief hinein in die Strukturen der Weltgesundheitsorganisation.
    Sie fragt: Wie unabhängig ist die Behörde für das weltweite Gesundheitswesen? Ob Tabakskandal, Schweinegrippe oder das Atomunglück im japanischen Fukushima – gerade in der jüngsten Vergangenheit wurde der Organisation immer wieder eine zu große Nähe zu Industrie und Wirtschaft vorgeworfen, Entscheidungen und Empfehlungen seien eher zu Gunsten von Pharmafirmen und der Atomindustrie ausgefallen statt zu Gunsten von Opfern und Patienten. Lilian Franck spricht mit Verantwortlichen, mit ehemaligen Mitarbeitern und Whistleblowern und erlebt eine Organisation, die alles andere als unabhängig handelt, deren größte Geldgeber nicht etwa ihre Mitgliedsstaaten, sondern private Stiftungen und Konzerne mit wirtschaftlichen Interessen sind und deren Presseabteilung es gelernt hat, meisterhaft jeder unangenehmen Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
    Es geht um die Frage, ob die Weltgesundheitsorganisation ihrer Verantwortung, der Koordination des globalen Gesundheitswesens überhaupt noch gerecht werden kann. Doch letztendlich auch darum, wem wir heutzutage noch vertrauen können. Autor: Marcus Fitsch
    „Der Clan der Kinder“ – Roberto Saviano über Neapels Jugend am Abgrund
    „Um Kind zu werden, habe ich zehn Jahre gebraucht. Um dir ins Gesicht zu schießen, brauche ich eine Sekunde.“ Das ist die Art Spruch, mit der Roberto Savianos jugendliche Romanhelden auf ihren Mopeds Neapel unsicher machen: Dentino, Lollipop, Drone gehören zum „Clan der Kinder“ und sie leben wie die Großen in der Camorra, immer auf der Suche nach schnellem Geld und immer ohne Rücksicht auf Verluste. Saviano hat es mit „Gomorrha“, der Bestandsaufnahme des organisierten Verbrechens, nicht nur in Neapel zu Buch-, Kino- und TV-Serienerfolg gebracht. Im „Clan der Kinder“ beschreibt er eine Jugend am Abgrund, ohne Gott und Perspektive, in einem Italien, in dem der Staat den Kampf gegen die Mafia längst verloren hat. „ttt“ hat den Schriftsteller in Mailand getroffen. Autor: Andreas Lueg
    68. Berlinale: Wer bekommt die Bären? Wir blicken auf die Berlinale: Zehn Tage lang verbringt die hochkarätig besetzte Internationale Jury um Regisseur Tom Tykwer im Kino, um schließlich die Gewinner des Filmfestes zu küren. „ttt“ berichtet über die Filme, die am Samstag mit dem Goldenen Bären und dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet werden. Autorin: Hilka Sinning (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.02.2018Das Erste
  • Folge 9
    „Der Abstieg des Westens“ – Europa in der neuen Weltordnung
    Exklusiv-Gespräch mit Joschka Fischer in „ttt“Ö Es ist fast ein politisches Vermächtnis des ehemaligen Außenministers und gleichzeitig so etwas wie ein Brandbrief – Joschka Fischers neues Buch, „Der Abstieg des Westens“, das Mitte März erscheint. Darin analysiert er die gewaltigen internationalen Machtverschiebungen, die derzeit stattfinden. Das System der internationalen Ordnung gerate aus den Fugen, die USA seien nicht länger Weltmacht, so Fischer. Nichts Geringeres als eine neue Weltordnung des 21. Jahrhunderts entstehe gerade. Die entscheidende Frage für Europa sei: Werden wir Gewinner oder Verlierer sein? Historisch kenntnisreich und geopolitisch versiert beschreibt Fischer das weltpolitische Machtgefüge, das uns 70 Jahre lang Demokratie, Frieden und Wohlstand gesichert hat: der transatlantische Westen mit den USA als globaler Ordnungsmacht, mit seinen Sicherheitsgarantien und seinen normativen Grundlagen wie Freiheit, Demokratie, Gewaltenteilung, der Herrschaft des Rechts, freiem Handel und Marktwirtschaft.
    Diese historisch einmalig erfolgreiche Ordnung, so Fischer, sei wie eine Illusion geplatzt – im Schicksalsjahr für den Westen: 2016, mit Brexit und Trump. Die zwei Gründungsnationen des modernen Westens verabschieden sich von den unverrückbaren Grundlagen des gemeinsamen Modells, so Fischer.
    Deutschland sei bequem gewesen, „es war Verlass auf die Cousins auf der anderen Seite des Atlantiks, wenn’s mal ernst wird.“ Gleichzeitig übernehme China die Rolle der globalen Ordnungsmacht – zunächst wirtschaftlich und technologisch, aber nicht nur das. Sein Buch kommt zur richtigen Zeit. Es beschreibt die Dramatik der historischen Situation analytisch scharf und in ihrer ganzen Dringlichkeit. Und: Er fordert die Politik auf, zu handeln. „ttt“ hat Joschka Fischer in Berlin getroffen.
    Außerdem bei „ttt“:
    - Alice Schwarzer und ihr neues Buch „Meine algerische Familie“
    - Macht macht mörderisch: Der Kinofilm „Der Hauptmann“
    - Rebell und Superstar: Jean Michel Basquiat
    - Die Kunstlegende – in der Frankfurter Schirn. Was ist dran am Hype? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.03.2018Das Erste
  • Folge 10
    Vorbei? War’s das mit der Sozialdemokratie? ttt diskutiert Krise und Bruchstellen der Sozialdemokratischen Bewegung und ihren Niedergang in Europa mit den Künstlern Claus Peymann und Klaus Staeck, sowie mit den Politikern Daniel Cohn-Bendit und Kevin Kühnert.
    Zeit der Zauberer: Mit der allumfassenden Dominanz der Wissenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts, erging es der Philosophie, wie es der Malerei mit dem Aufkommen der Fotografie erging – sie musste sich selbst auf neue Weise erfinden. Der derzeit interessanteste Vermittler von Philosophie, Wolfram Eilenberger, hat jetzt ein grandioses Buch vorgelegt, über die 10 spannenden Jahre der Philosophie zwischen 1919–1929, als Martin Heidegger ein wilder Skifahrer, Walter Benjamin eine Barfly und Ludwig Wittgenstein ein stocksteifer Milliardär waren – und abgesehen davon, das Denken völlig neu erfunden haben.
    Joan Baez: Im Januar ist die Bürgerrechtlerin und Pazifistin 77 geworden, im März kommt ihre neue Platte „Whistle Down the Wind“: Wir sind sehr gespannt, wie Joan Baez ihr eigenes Leben und die aktuelle Welt- und Kunstlage beurteilt.
    Zwei Herren im Anzug: Ist das autobiographisch? Die beliebteste (beim Publikum) Frage bei Lesungen, stellt sich bei Bierbichler nicht. Er kann nicht anders, als aus seiner persönlichen Erfahrung zu schöpfen. „Zwei Herren im Anzug“ ist die von ihm selbst verfilmte Version seines Romans „Mittelreich“. Ein hochinteressantes Stück Zeitgeschichte, gespiegelt in einer Familiengeschichte. Sepp Bierbichler im exklusiven ttt-Interview zu seinem neuesten Kunststück. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.03.2018Das Erste
  • Folge 11
    Sondersendung von der Leipziger Buchmesse:
    Junge Literatur aus Rumänien: „Null Komma Irgendwas“ von Lavinia Braniste Christina ist Anfang 30 und aus der rumänischen Provinz in die Hauptstadt Bukarest gezogen. Eigentlich ist sie Übersetzerin, aber dieser Beruf taugt in Rumäniens Realität allenfalls als Freizeitbeschäftigung – niemals könnte Christina damit ihren Lebensunterhalt finanzieren. Also arbeitet sie als persönliche Assistentin der Chefin einer Baufirma. Christina bleibt nichts anderes übrig, als dieses fremde Leben anzunehmen und zu ihrem zu machen. Lavinia Braniste beschreibt in ihrem Roman auf absolut unspektakuläre Weise den Alltag einer jungen Frau im heutigen Rumänien.
    „Es soll erlaubt sein, nicht über Politik zu schreiben“ sagt Lavinia Braniste. Und dennoch spiegelt ihr Roman in seiner Protagonistin Christina natürlich auch die Zustände und damit die Politik Rumäniens, das dieses Jahr Gastland der Leipziger Buchmesse ist. Braniste, Jahrgang 1983, wurde in die Nach-Ceausescu-Ära hineingeboren. Sie gehört nicht mehr zur Generation jener rumänischen Schriftsteller, die sich direkt mit der Diktatur auseinandersetzt, aber sie erzählt von den sozialen, politischen und mentalen Nachwirkungen dieser Zeit.
    Davon, dass die „Revolution“ von 1989 in Rumänien bis heute nicht vollendet wurde. Man hat den Diktator und seine Frau damals erschossen, aber ansonsten blieb diese furchtbare Epoche der rumänischen Geschichte weitestgehend unaufgearbeitet. Die allgegenwärtige Korruption und der Zynismus, der die gesamte politisc he Kultur des Landes zerfrisst, sind die Folgen dieses Schweigens. „ttt“ hat Lavinia Braniste in Bukarest besucht, hat sich mit ihr zusammen in Rumäniens Hauptstadt umgeschaut und spricht mit ihr über ihren Roman und darüber, was er uns über das heutige Rumänien erzählt.
    „Unterwegs in Nordkorea – eine Gratwanderung“ – das neue Buch von Rüdiger Frank: Spanien, Italien, Österreich – und klar, die Ostsee: Das waren in den vergangenen Jahren die beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Ein Land taucht in dieser Liste verlässlich und nicht ganz unüberraschend am hinteren Ende der Skala auf: Nordkorea – vermutlich weil Bilder von Militärparaden und Berichte von unerträglichen Lebensbedingungen im Land auf westliche Urlauber nicht sonderlich einladend wirken. „Wer trotz aller Bedenken dorthin fährt, erlebt Menschen, die eine Menge Humor haben und auch zur Selbstironie fähig sind“ schreibt Rüdiger Frank in seinem Buch „Unterwegs in Nordkorea – eine Gratwanderung“.
    Der aus Leipzig stammende Ostasienwissenschaftler berät internationale Organisationen und Regierungen in Korea-Fragen, hat das Land wie kaum ein anderer bereist und betreut seit längerem selbst westliche Touristengruppen dort. Sein Buch ist kein Reiseführer, sondern eher eine Handreichung für Interessierte und Reisewillige, zusammengestellt aus Informationsschnips eln und Quellen, die Frank sich in über drei Jahrzehnten zusammengetragen hat. Frank beschönigt nichts und entlarvt dennoch so manches Klischee über ein unentdecktes Reiseland.
    „Entlang den Gräben“ – Navid Kermanis Reise in die Krisengebiete der Welt: Der Schriftsteller Navid Kermani schreibt auch politische Reportagen aus den Krisengebieten der Welt. „Entlang der Gräben“ entstand auf einer Reise zwischen Kermanis Wohnort Köln und Isfahan im Iran, der Heimatstadt seiner Eltern. Das östliche Europa, die ersten Etappen auf Kermanis langer Erkundungsfahrt, sind voll alter und neuer Grenzen, Gräben und Brüche, von den durch Migration ausgelösten Gräben in den Gesellschaften bis zu den Massengräbern des Zweiten Weltkriegs, neuem Großmachtstreben in Russland und dem dauerhaft kontaminierten Niemandsland um Tschernobyl. Kermani hofft bei alldem – und derzeit gegen jede Wahrscheinlichkeit – auf ein einiges Europa, in dem Vielfalt und Toleranz zuhause wären.
    Leipziger Buchmesse: Wer bekommt den Buchpreis? Wir sind wieder dabei, wenn heute Abend, am 15. März, der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse vergeben wird und stellen den Gewinner oder die Gewinnerin vor. Außerdem: Bestsellerautor Sebastian Fitzek verrät Max Moor auf der Buchmesse das Backrezept für Bestseller. Und:Wie betrachtet die Literaturbranche aktuelle Tendenzen und Entwicklungen zur Meinungsfreiheit in der Demokratie?Zu diesem Thema haben sich Durs Grünbein und Uwe Tellkamp vor wenigen Tagen zu einem Streitgespräch im Dresdner Kulturpalast getroffen. Max Moor trifft Durs Grünbein nun auf der Leipziger Buchmesse. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.03.2018Das Erste
  • Folge 12
    Themen:
    Koloniale Raubkunst? Der Streit um die Benin-Bronzen
    „Die Staatsräte“: Helmut Lethens Auseinandersetzung mit rechten Lebenslügen
    Auf den Spuren des Palästina-Konflikts: Der andere Blick des Fotografen Meinrad Schade
    Eine Ode an die Liebe (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.03.2018Das Erste
  • Folge 13
    Deniz Yücel – Der deutsch-türkische Journalist im exklusiven Fernsehinterview bei „ttt“:
    Seit sechs Wochen ist Deniz Yücel frei – entlassen aus dem türkischen Gefängnis, in dem er ein Jahr ohne Anklageschrift gefangen gehalten wurde, davon über acht Monate in Isolationshaft. Erst am Tag seiner Entlassung erfuhr er, was die türkische Justiz ihm vorwirft: ein paar Zeitungsartikel, erschienen in der Tageszeitung „Die Welt“, deren Korrespondent Yücel ist, sowie Kontakte zu Oppositionspolitikern, Menschenrechtsanwälten, Wissenschaftlern. Mehr nicht. Für seine reguläre journalistische Tätigkeit drohen ihm in dem Prozess, der im Juni dieses Jahres in der Türkei beginnen soll, bis zu 15 Jahre Haft.
    Yücels Inhaftierung führte zu einer großen, in Deutschland einmaligen Solidaritätswelle, weit über die Medien-Branche hinaus. Autokorsos wurden gefahren, Lesungen seiner Texte veranstaltet, Tausende von Briefen zu ihm ins Gefängnis geschickt. Sein Fall führte vielen Menschen auch in Deutschland vor Augen, wie schnell Konflikte, die wir weit weg an der Peripherie Europas lokalisieren, auch in unser Leben eingreifen können. Und welche Folgen es hat, wenn demokratische Grundwerte, wie die hierzulande vom Grundgesetz garantierte Presse- und Meinungsfreiheit, macht- und geopolitischen Ambitionen geopfert werden.
    In der vorigen Woche hat Deniz Yücel sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Festsaal Kreuzberg bei all seinen Unterstützern bedankt und „ttt“ sein bislang einziges Fernsehinterview gegeben: über sein in der Haft entstandenes Buch „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“, über den Alltag im türkischen Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9, über die nicht einmal mehr zum Schein gewahrte Unabhängigkeit der Justiz in der gegenwärtigen Türkei und über die Freiheit, so viel Himmel über dem Kopf zu haben, wie man will.
    Außerdem bei „ttt“:
    Bodenlos – Schwindelerregende Wohnungspreise und die Stadtgesellschaft in der Krise:
    „ttt“ trifft den Stararchitekten David Chipperfield in Mailand, Reinier de Graaf, Partner von Rem Koolhaas im Office for Metropolitan Architecture (OMA), in Rotterdam, und Christine Thalgott und Hans-Jochen Vogel von der „Münchner Initiative für ein anderes Bodenrecht“ in München.
    „Capital City“ – Spektakuläre Fotos, Bilder aus den Städten der Welt:
    „ttt“ besucht den spanischen Fotografen Carlos Hernàndez in seiner Heimatstadt Barcelona.
    Südafrikas Kunst-Star trifft auf historische Skulpturensammlung – William Kentridge im Frankfurter Liebieghaus:
    „ttt“ hat Kentridge in der Frankfurter Ausstellung getroffen und sich mit ihm auf Sinnsuche in dieser großen, faszinierenden Bilderwelt begeben.
    Stardirigent mit Kuhherde – Sir John Eliot Gardiner wird 75:
    „ ttt“ hat den Dirigenten und begeisterten Biobauern bei seinen Konzerten und auf seinem Landsitz im britischen Dorset besucht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.04.2018Das Erste
  • Folge 14
    „Such dir einen schönen Stern am Himmel“:
    Die ALS-Kranke Nina Zacher schrieb ein bewegendes Buch über ihren Abschied aus dem Leben ALS ist eine der letzten tödlichen Krankheiten, gegen die die Medizin vollkommen machtlos ist – die Diagnose bedeutet den sicheren und schnellen Tod. Nina Zacher war erst 40 als sie durch ALS aus einem erfüllten Alltag als Ehefrau und Mutter von vier Kindern gerissen wurde. Sie starb im Mai 2016. Für die letzten Monate ihres Lebens stellt sich Zacher eine Aufgabe: Zusammen mit ihrem Mann und der Ghostwriterin Dorothea Seitz verfasste sie ein Buch, das den Untertitel „Geschichte eines Abschieds“ trägt.
    Darin erzählt sie, was es bedeutet, zu wissen, dass man dieses Leben verlassen muss. Und zugleich ist Nina Zachers Buch auch ein Versuch, Aufmerksamkeit für eine Krankheit zu wecken, die auf dem Vormarsch ist, die Zahlen von Neuerkrankungen steigen sprunghaft an. Schon kurz nach der Diagnose begann Nina Zacher ihre Krankheit öffentlich zu machen. Zehntausende folgten ihr bei Facebook. Dokumentiert wird ein Kampf, den die Betroffenen nur verlieren können. Dennoch, so die Botsch aft des Buchs, kann der Tod auch eine Art Geschenk sein: Erst im Angesichts des Endes verstehen wir das Leben. Autor: Andreas Lueg
    Die 700 Umzugskartons der Leni Riefenstahl:
    Erstmals wird jetzt der Nachlass der umstrittenen Künstlerin der Öffentlichkeit gezeigt. Vor 16 Jahren, 2002, wurde Leni Riefenstahl 100 Jahre alt – da gab es noch mal ein großes weltweites Interesse an der umstrittenen Künstlerin. Ein Jahr später, 2003, starb Riefenstahl. Danach wurde es still um den ‚Mythos Riefenstahl‘. Aber als Ende 2017 bekannt wurde, dass der gesamte Nachlass Riefenstahls an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Schenkung geht, da brach das weltweite Interesse erneut auf. Seitdem stapeln sich die Anfragen aus aller Welt, einen Blick in das riesige Archiv der Regisseurin und Fotografin werfen zu dürfen. 700 Umzugskartons wurden von Bayern nach Berlin gebracht. Die Sichtung und Auswertung dieses Jahrhundert-Nachlasses ist eine Aufgabe von Jahren. „ttt“, durfte jetzt exklusiv einen ersten Blick werfen. Autor: Ulf Kalkreuth
    „Zusammen Leben – meine Rezepte gegen Kriminalität und Terror“:
    Der ‚beste Bürgermeister der Welt‘ aus einer belgischen Kleinstadt hat ein Buch geschrieben Seit 2004 kürt die „City Mayers Foundation“ mit Sitz in London alle zwei Jahre den „Besten Bürgermeister der Welt“. 2016 wurde Bart Somers mit diesem Preis geehrt für seine herausragenden Verdienste um die Integration in seiner Stadt. Somers ist Bürgermeister von Mechelen, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern in Belgien – die Hälfte davon Zuwanderer aus 130 verschiedenen Nationen. Bis 2001 war Mechelen ein düsterer Ort mit Dauerkriminialität und Perspektivlosigkeit – ähnlich wie Molenbeek, eine halbe Autostunde entfernt von Mechelen, wo die Attentäter von Paris herkamen.
    Als Somers 2001 zum ersten Mal Bürgermeister von Mechelen wurde, begann er mit völlig neuen Rezepten, den Ort zu verändern. In seinem Buch erzählt er von dem langen Weg, den er seitdem zusammen mit seinen Bürgern gegangen ist. Wir er aus Zuwanderern gleichwertige Bewohner der Stadt machte. Seine Geschichte klingt beim ersten Eindruck wie ein Märchen, aber die Realität sah und sieht anders aus – es is t tägliche, harte Arbeit, den Schmelztiegel der Kulturen, Religionen und Nationen, der in Mechelen existiert, zusammenzuhalten. Aber, es kann funktionieren. „ttt“, hat Somers in Mechelen besucht und ihn durch seine Stadt begleitet. Autor: Norbert Kron
    Charly Hübner:
    Einer der wenigen deutschen Schauspieler, der alles und jeden spielen kann. Sein Kommissar Alexander Buckow ist längst zur Kultfigur geworden. Als er 2012 für eine „Polizeiruf 110“-Folge am Rostocker Hafen drehte, lernte er zufällig die Mecklenburger Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ kennen. Fasziniert von ihrem Frontman Jan Gorkow, genannt „Monchi“ und dessen Biografie, entschloss er sich einen Dokumentarfilm über ihn zu machen. Denn so eine Figur hat er noch nicht auf der Leinwand gesehen. Charly Hübner begleitet die Band auf ihrer Anti-Rechts-Tour durch Mecklenburg. Charly Hübner ist selbst in Mecklenburg aufgewachsen, als Jugendlicher floh er vor der Neonazi-Szene seiner Heimat – Monchi ist geblieben. Der Film „Wildes Herz“ erzählt von diesem Bleiben. Für Charly Hübner ist es ein Heimatfilm. „ttt“ traf Charly Hübner am Hamburger Schauspielhaus, wo er derzeit u.a. in der Castorf-Inszenierung „Der haarige Affe“ zu sehen ist. Autor: Lutz Pehnert (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.04.2018Das Erste
  • Folge 15
    Die Welt ist besser als gedacht – Das Vermächtnis von Star-Statistiker Hans Rosling
    Katastrophen, Kriege, Klimawandel. Um unsere Welt steht es so schlecht wie nie zuvor. Denken wir zumindest. Doch die Fakten des schwedischen Wissenschaftlers Hans Rosling zeigen: Es gibt mehr Fortschritt, als wir glauben. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt weltweit liegt heute bei über 70 Jahren. Mehr als 80% aller Kinder sind geimpft. In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung mehr als halbiert. Ob Schulbildung der Mädchen, Zugang zu sauberem Wasser, Staaten mit Demokratie, Frauenrechte – die Kurven zeigen nach oben. Im vergangenen Jahr ist Rosling gestorben, sein Sohn und seine Schwiegertochter haben sein letztes Buch „Factfulness“ (Ullstein) beendet und jetzt veröffentlicht.
    Für die Rechte von Psychiatriepatienten – Bille August verfilmt spektakulären Gerichtsprozess
    Ihr Fall machte Geschichte: Gegen die Übermacht der Ärzte erkämpfte sich die Psychiatriepatientin Eleanor Riese gemeinsam mit ihrer unbeirrbaren Anwältin Colette Hughes ein Mitspracherecht bei der Medikation. Zuvor wurde sie gegen ihren Willen mit Medikamenten ruhiggestellt, die schwere Nebenwirkungen hatten. Der Regisseur Bille August hat diese Geschichte jetzt verfilmt: „Eleanor & Colette“ ist ein packendes Justizdrama – und die bewegende Erzählung einer tiefen Freundschaft zwischen zwei Frauen (Filmstart 3. Mai). „ttt“ trifft Bille August und Helena Bonham Carter, die in der Rolle von Eleanor Riese brilliert – und fragt die echte Colette Hughes nach ihren Erinnerungen an ihre Freundin und die Zeit des Prozesses.
    Gefürchtet, gefeiert, gescheitert? – 200. Geburtstag von Karl Marx
    Globalisierung, ungezügelte Finanzmärkte, wachsende Ungerechtigkeit – es gibt viele Gründe, den Kapitalismus zu kritisieren. Und dabei berufen sich einige Kritiker gern auf den großen Karl Marx, der das ganze Elend schließlich vorhergesehen habe. Doch man sollte ihn nicht zum Propheten hochstilisieren, so der Ideen-Historiker Gareth Stedman Jones. Er hat eines der wichtigsten Bücher zum Marx-Jubiläum geschrieben, das von der internationalen Kritik gefeiert wird: „Karl Marx. Die Biographie“. Darin befreit er Marx von vielen Verfälschungen und portraitiert ihn als einen Denker seiner Zeit. Marx habe den Kapitalismus zwar genau analysiert, aber er hatte – anders als oft propagiert – keine fertige Theorie über dessen Untergang. Die wurde ihm erst nach seinem Tod zugeschrieben. „ttt“ spricht mit Gareth Stedman Jones über Leistung, Scheitern und Aktualität von Karl Marx.
    Wie Frauen in Ägypten leben – Die eindrücklichen Porträts von Amélie Losier
    Groß waren die Erwartungen, die mit der ägyptischen Revolution verbunden waren – nicht nur, aber auch von Frauen. Ging es doch nicht nur darum, gegen das politische System Mubaraks aufzustehen, sondern auch gegen alte Wertvorstellungen und Geschlechterungerechtigkeit. Und jetzt, wo nicht mehr viel von den erhofften und auf dem Tahir-Platz geforderten Freiheiten übrig ist: Wie stellt sich die Situation für die Frauen in Ägypten dar? Die Fotografin Amélie Losier hat sich aufgemacht, ägyptische Frauen in ihrem Umfeld zu porträtieren – und sie zeigt in ihrem Fotoband beeindruckende Bilder von Frauen fernab der westlichen Klischees der arabischen Frau: „Sayeda“ (Nimbus).
    Black Woman Power – Die Sängerin und Schauspielerin Janelle Monáe
    Sie singt gegen das Patriarchat, kämpft gegen Rassismus, setzt sich für die Rechte der LGBT-Community ein – und das alles mit viel Sex-Appeal. Die Sängerin und Schauspielerin Janelle Monáe ist in den USA bereits ein Star. Sie spielte in den Filmen „Hidden Figures“ und „Moonlight“ mit, wetterte bei der Grammy-Verleihung gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung. Ende April erscheint ihre neue CD „Dirty Computer“, ein tanzbares Album, das musikalisch an ihren früheren Mentor Prince erinnert. Damit will Janelle Monáe nun auch Europa erobern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.04.2018Das Erste
  • Folge 16
    Themen: Eskimo Limon. Eis am Stiel: Über Gewinner und Verlierer einer Teenie-Sex-Komödie /​ Nach dem Echo-Aus: Diskussionen um Kippa, Kreuz und Koran /​ Jenseits des Westens: Wie Machtansprüche und Überlegenheitsgefühle die Welt spalten /​ System Error: Der (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.04.2018Das Erste
  • Folge 17
    Wer sagt, dass Boden Privateigentum sein muss?
    „ttt“ über schwindelerregende Wohnungspreise und die Stadtgesellschaft in der Krise: Die Wohnungs- und Immobilienpreise steigen in unseren Städten unaufhörlich. Wohnraum – ganz gleich ob Miet- oder Eigentumswohnungen – wird für einen wachsenden Teil der Bevölkerung unerschwing-lich. Spekulanten, nationale und internationale Investmenttrusts tummeln sich auf den Immobilienmärkten und fahren fantastische Renditen ein, während immer mehr normal verdienende Menschen sich das Wohnen in der Stadt nicht mehr leisten können. David Chipperfield, einer der gefragtesten Architekten weltweit, sagt, es ginge gar nicht mehr ums Wohnen, sondern nur noch ums Investment.
    Wohnungen und Häuser stehen leer, ihr steigender Wert werde nur noch zur Vermögensent-wicklung benutzt. Er fragt sich: „Sollen wir [Architekten] uns wirklich noch den Kopf über die Gestaltung von Treppenhäusern zerbrechen, während draußen das Monster weiter wächst?“ Die entfesselten Bo-denmärkte entfalteten eine zersetzende Wirkung auf den sozialen Zu-sammenhalt der Stadtgesellschaft. Nun regt sich in Deutschland pro-minenter Widerstand. Die „Münchner Initiative für ein anderes Bodenrecht“, zu der unter anderem Hans-Jochen Vogel und die ehemalige Münchner Stadtbaurätin Christine Thalgott gehören, fordert in einer bundesweiten Diskussion dazu auf, in Deutschland eine radikal andere Bodenpolitik einzuführen.
    „Der Boden ist kein Gut wie jedes andere. Vergleichbar Wasser und Luft ist er unverzichtbar für das menschliche Dasein. Boden ist zugleich unvermehrbar. Daher verbietet es sich, Boden dem freien Marktgeschehen zu überlassen. Unsere Verfassung betont die Gemeinwohlbindung des Eigentums. Beim Boden ist dem in besonderer Weise Rechnung zu tragen.“ So weit die Initiative in ihrem Münchner Aufruf für eine andere Bodenpolitik.
    Die bisherige sei der Dreh- und Angelpunkt der steigenden Immobilienpreise; der Bo-den könne nicht länger das Privateigentum Einzelner sein, fordern die Initiatoren. „ttt – titel, thesen, temperamente“ trifft den Stararchitekten David Chipperfield in Mailand, Reinier de Graaf, Partner von Rem Koolhaas im Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam, und Christine Thalgott in München. Die Sendung kommt am Sonntag, 6. Mai, vom Hessischen Rundfunk (hr) und ist um 23:05 Uhr im Ersten zu sehen; es moderiert Max Moor.
    „Capital City“ – Spektakuläre Fotos, Bilder aus den Städten der Welt: „ttt“ besucht den spanischen Fotografen Carlos Hernández in seiner Heimatstadt Barcelona. „Die Tyrannei des Schmetterlings“ – Frank Schätzings Science-Fiction-Roman über das Leben nach der digitalen Revolution: „ttt“ spricht mit dem Erfolgsautor Schätzing über die Chancen und Gefahren Künstli-cher Intelligenz und das gesellschaftliche Zukunftsmodell, für das er brennt, nachdem er die technologischen Entwicklungen der Welt zu Ende und auf die Spitze getrieben hat.
    Sting und Shaggy – Über die Liebe zum Reggae und die Welt in der Krise: „ttt“ hat Sting bei einem Konzert in Köln getroffen und mit ihm über Reggae, seine Zusammenarbeit mit Shaggy, aber auch über die aktu-elle Weltlage gesprochen: Über seine musikalische Zusammenarbeit mit syrischen Flüchtlingen, ein denkwürdiges Abendessen mit dem Diktator Baschar al-Assad und die Gründe, warum er sich als Musiker für Wohltätigkeits-Projekte engagiert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.05.2018Das Erste
  • Folge 18
    Die geplanten Themen:
    Nichts ist, wie es scheint!
    Die Mondlandung – hat nie stattgefunden. 9/​11 – ein Komplott der Regierung G. W. Bush. Verschwörungstheorien gibt es zu beinahe jedem historischen Ereignis – vor allem dann, wenn es unfassbar erscheint. Aktuell feiert die Verschwörungstheorie durch das Internet und die sozialen Medien ein Comeback, eine Art Relegitimierung. Der Tübinger Amerikanist Michael Butter erklärt nun in einem Buch die Mechanismen, nach denen Verschwörungstheorien funktionieren. Und er zeigt auf, welche Auswirkungen sie auf unsere Demokratie haben.
    Amerika von unten!
    Sie weiß genau, wie es ist, in einem ärmlichen Viertel, ohne Perspektive, aufzuwachsen: die Fotografin Danna Singer. Sie kommt selbst aus dieser Welt. Aufgewachsen in Toms River, New Jersey, verheiratet mit 24, geschieden mit 30, lange Kellnerin. Ihre Rettung: die Fotografie. Ein Kunststudium am renommierten Pratt Institute, dann an der Elite-Uni Yale bietet ihr einen Ausweg. Heute arbeitet sie für Magazine, wie den „New Yorker“, unterrichtet an einem College. Auf ihren Fotos zeigt sie das Elend der Welt, aus der sie kommt, offen und ungeschönt. Das Amerika der Unterprivilegierten, ein Amerika, das auf Donald Trump gehofft hat und ein besseres Leben.
    Ein Leben für die Kunst!
    Bekannt wurde sie als Gefährtin von Pablo Picasso. Weitgehend unbekannt ist, dass sie ihr ganzes Leben gemalt und ein beeindruckendes künstlerisches Werk geschaffen hat: Françoise Gilot. Jetzt zeigt ein neues Buch bisher unveröffentlichte Arbeiten von ihr. Wir treffen die 96-Jährige zum weltweit einzigen Interview in New York!
    Aldi, Lidl und die Stadt!
    In Deutschland fehlen knapp zwei Millionen bezahlbare Wohnungen. Politiker greifen zu unkonventionellen Kooperationen. Wie in München, der teuersten Stadt Deutschlands. Hier plant Aldi nun, Wohnhäuser zu bauen. Was bedeutet das? Wenn Discounter zu Bauträgern werden? Ihr Imperium auf den Wohnungsmarkt ausdehnen? Günstige Wohnungen werden gerade in Städten wie Berlin oder München dringend gebraucht. Doch welche Auswirkungen hat das auf unsere Städte – auf die Art zu wohnen und die Architektur? Wir sprechen mit Politikern, Architekturkritikern und Vertretern von innovativen Bauinitiativen über das neue Phänomen der Discounter-Wohnung.
    Ein charmanter Maniac am Dirigentenpult!
    Er ist 28 Jahre jung, sensibel und selbstbewusst: Lorenzo Viotti. Vergangenes Jahr wurde der Dirigent zum „Newcomer of the year“ gekürt. Der Sohn des ehemaligen Leiters des Münchner Rundfunkorchesters, Marcello Viotti, ist ein großes Versprechen. Ab der kommenden Spielzeit leitet er das Gulbenkian Orchester in Lissabon. Mit seiner ebenso einfühlsamen wie intensiven Art verzaubert Viotti seine Musiker – und nicht nur die. Im Internet unter www.DasErste.de/​ttt (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.05.2018Das Erste
  • Folge 19
    Rassismus – die Erfindung von Menschenrassen:
    Die dunklen Schatten des Rassismus reichen weit zurück: Ein Neger ließe sich abrichten, der Weiße aber habe alle Anlagen zu Kultur und Zivilisation, schrieb ausgerechnet der Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant. Dieser Tage reflektiert ein kühnes Ausstellungsprojekt im Dresdner Hygiene-Museum die Geschichte des Rassenwahns. Beklemmende Exponate dokumentieren die Abgründe einer Lehre, die darauf abzielt, die Welt in Über- und Untermenschen aufzuteilen. Heute wird sich kaum einer mehr offen als Rassist bekennen, die Gesinnung aber lebt in unserer Zivilgesellschaft weiter. ttt traf den ersten Bundestagsabgeordneten schwarzafrikanischer Abstammung in seinem Wahlkreis in Halle an der Saale. Karamba Diaby hat viel über Alltagsrassismus zu erzählen, aber auch über Möglichkeiten, ihm die Stirn zu bieten. Autor: Tilman Jens
    Die tragikomische Reise einer Leiche durch Syrien:
    Der syrische Schriftsteller Khaled Khalifa gilt als „aufsteigender Stern der arabischen Literatur“ (New York Times). In seinem neuen Roman schickt er drei Geschwister auf eine groteske Reise durch die syrische Kriegshölle: Sie haben ihrem Vater auf dem Sterbebett versprochen, ihn in seinem Heimatdorf zu bestatten. Doch wie kommt man in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land von Damaskus in die von Rebellen kontrollierte Region um Aleppo – mit einer Leiche auf dem Beifahrersitz? ttt hat Khaled Khalifa während seiner Lesereise durch Deutschland getroffen. Autor: Tim Evers
    Ein außergewöhnliches Filmprojekt: „Augenblicke – Gesichter einer Reise“:
    Der eine: Der Streetart- und Fotokünstler JR, 35 Jahre alt, bekannt für großformatige Schwarzweiß-Porträts, die er Hauswände und Fassaden klebt. Die andere: Agnès Varda, 90 Jahre alt, vielfach ausgezeichnete Regisseurin und Dokumentarfilmerin. Beide sind Kultfiguren der französischen Kunstszene. Für ein gemeinsames Filmprojekt reisten sie kreuz und quer durch Frankreich. Das Konzept war denkbar einfach: Menschen fotografieren. Ihr Transportmittel war JRs Fotomobil, ein fahrbares Studio mit eingebauter Kamera, das fertige Fotos ausspucken kann.
    Damit fuhren sie in abgelegene Dörfer und besuchten Orte, die in keinen Touristenführer zu finden sind. JR machte Fotos von pensionierten Briefträgern, Bistro-Kellnerinnen und verschrobenen Künstlern, von Ziegenzüchtern und Bergleuten. Die überlebensgroßen Bilder ließen sie an Scheunen und Fabrikmauern und Containern zurück. Agnès Varda dokumentierte die Aktionen mit ihrem Kamerateam. Das Ergebnis ist der Film „Augenblicke – Gesichter einer Reise“: Ein Dokumentarfilm, der einzigartige Geschichten erzählt und die einfachen Leute feiert. Autorin: Hilka Sinnig
    70 Jahre Israel – die große Biographie des Staatsgründers David Ben Gurion:
    Die Gründung des Israelischen Staats wäre ohne ihn undenkbar gewesen: David Ben-Gurion. Ein Staatslenker mit Visionen, der für Krieg gegen die Palästinenser und für Aussöhnung mit den Deutschen stand. Der berühmte israelische Historiker Tom Segev hat jetzt eine Biografie geschrieben über diesen faszinierenden und widersprüchlichen Menschen, der gerade heute wieder sehr populär ist. „Wir leben jetzt 12 Jahre unter Benjamin Netanjahu“, sagt Segev, „es gibt verschiedene Gründe, warum man ihn unterstützen kann, aber ich kenne niemanden, der ihm Glaubwürdigkeit zuschreibt. Ben Gurion dagegen ist eine Figur, die eine Vision symbolisiert und eine Integrität.
    Deshalb ist er wieder sehr relevant für uns.“ Segevs Biographie zeichnet das Leben eines Staatsmanns, der von sich behauptete, schon mit drei Jahren ein Zionist gewesen zu sein. Der das Jiddische trotzdem verachtete und der für die Holocaust-Überlebenden wenig Geduld hatte. Für sie wollte er nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern einen eigenen jüdischen Staat errichten lassen, US-General Eisenhower lehnte diesen Plan ab. Dass der Konflikt mit den Arabern nicht zu lösen ist, sah Ben Gurion schon 1919. Die Juden wollten Palästina, die Araber auch. Das sei eine unüberbrückbare Kluft.
    Die einzige Möglichkeit sei, diesen Konflikt zu managen. Er war für die Aussiedlung der arabischen Bevölkerung, aber er war dagegen, die Gebiete zu erobern, in denen die Araber nun lebten. 1948 sprach er sich aus gegen die Besetzung der Altstadt von Jerusalem, des Westjordanlands und des Gazastreifens. Auch 1967, im Sechstagekrieg, war er gegen die Eroberung dieser Gebiete. Segev: „Heute würde er sicher sagen: Ich hab’s euch doch gesagt. Wir sind jetzt seit fünfzig Jahren die Hausherren der Palästinenser, unterdrücken sie und verletzen ihre Menschenrechte. Das war genau das, was Ben Gurion vermeiden wollte.“ Autor: Matthias Morgenthaler (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.05.2018Das Erste
  • Folge 20
    „Gehört der Islam zu Deutschland?“ – Warum das die falsche Debatte ist „ttt“ über eine Frage und das erbitterte Ringen um sie Gehört der Islam zu Deutschland? Diese Frage und das erbitterte Ringen um sie sind inzwischen zum Dauerbrenner der öffentlichen Debatte geworden. Welche Antwort man auch immer für die richtige halten mag: Ist die Frage an sich nicht schon falsch gestellt? Denn egal, ob es um die Silvesternacht in Köln oder die Bildungsaussichten von Deutschtürken der dritten Generation geht: Warum diskutieren wir immer wieder über Religion, wo es doch eigentlich um Integration, Chancengleichheit und die Verteidigung und Durchsetzung gemeinsamer Werte gehen sollte? Reduzieren wir damit nicht die Lebensrealitäten ganzer Bevölkerungsschichten auf das Religiöse, auf die Tatsache, dass sie Muslime sind, um anschließend noch ihre Zugehörigkeit zu diesem Land in Frage zu stellen? Spielen wir damit nicht nur den Populisten, sondern gerade auch den radikalen Religiösen und islamistischen Gruppierungen in die Hände, die sich ohnehin nur wünschen, dass sich alle Muslime ausschließlich mit ihrer Religion identifizieren? Wenn auf der anderen Seite jetzt wieder Kruzifixe in bayerischen Ämtern aufgehängt werden sollen: Geht es dabei wirklich um das Christentum? Oder vielmehr um Wahlkampf, Machtinteressen und vor allem um Ausgrenzung – wir, die Christen, und die anderen, die Muslime.
    Dabei ist die Lage doch eigentlich ganz klar: Unser Grundgesetz garantiert Religionsfreiheit und zeigt gleichzeitig die Grenzen der religiösen Ausübung auf – schließlich stehen das Grundgesetz und seine Werte über den religiösen Gesetzen.
    Sollten wir deswegen nicht aufhören, eine endlose, nicht zielführende Debatte über Religion und die Frage zu führen, ob der Islam zu Deutschland gehört? Müssten wir sattdessen nicht endlich stärker für die Werte des Grundgesetzes einstehen und noch stärker die Identifikation mit diesen Werten für alle hier lebenden Menschen einfordern? Und ist die Ausübung von Religion in einer freiheitlich pluralistischen und demokratischen Gesellschaft nicht Privatsache? „ttt – titel, thesen, temperamente“ trifft die Autorin Jagoda Marinić, den Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, den Pianisten Igor Levit, den Religionsphilosophen und Verfassungsrechtler Horst Dreier sowie die Publizistin Alice Schwarzer und spricht mit ihnen über die Islam-Debatte in Deutschland.
    Die Sendung kommt am Sonntag, 3. Juni, vom Hessischen Rundfunk (hr) und ist um 23:05 Uhr im Ersten zu sehen; es moderiert Max Moor. Außerdem bei „ttt“: Verfilmung eines Skandalbuchs – Houellebecqs „Unterwerfung“ kommt ins Fernsehen: „ttt“ hat den Schauspieler Edgar Selge, den Regisseur Titus Selge und die Theaterregisseurin Karin Beier getroffen und mit ihnen über den Fernsehfilm gesprochen.
    Stahl, Beton, bodentiefe Fenster oder lieber Zuckergussfassade? – Was darf moderne Architektur heute? „ttt“ hat sich die neue Frankfurter Altstadt angeschaut und diskutiert mit dem Architekturkritiker Hanno Rauterberg sowie den beiden Architekten Philipp Oswalt und Jürgen Engel über eine Glaubensfrage. „Ein Mann seines Wortes“ – Wim Wenders’ Begeisterung für Papst Franziskus: „ttt“ über den neuen Wenders-Film und den Himmel über Rom. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.06.2018Das Erste
  • Folge 21
    Die geplanten Themen:
    Heimatverlust und Fremdheitsgefühle – Sind Ostdeutsche auch Migranten?
    Verlust der Heimat, Fremdheitsgefühle und Benachteiligung durch den Rest der Gesellschaft. Viele Ostdeutsche haben nach der Wende die gleichen Erfahrungen gemacht wie Migranten, sagt die Berliner Integrationsforscherin Naika Foroutan. Zugespitzt formuliert: „Ossis“ sind im wiedervereinigten Deutschland auch „Migranten“. Foroutan arbeitet am „Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung“ gerade an einer Studie, in der Einstellungen gegenüber Muslimen und Ostdeutschen miteinander verglichen werden. Ein Interview, in dem sie ihre These vertrat, löste eine breite Debatte aus, Autoren mit ostdeutschen und migrantischen Wurzeln reagierten mit großer Zustimmung oder entsetzter Ablehnung. „ttt“ spricht mit Naika Foroutan und diskutiert mit den Schriftstellern Fatma Aydemir und Ingo Schulze.
    „Krimterrorist“ oder politischer Gefangener – Der Fall der Filmemachers Oleg Sentsov
    Es gab schon diverse Solidaritätsaktionen für den ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov: Appelle der European Film Academy, prominente Fürsprecher und einen preisgekrönten Dokumentarfilm, der seine Geschichte erzählt. Oleg Sentsov wurde 2014, nach der Annektion der Krim durch Russland, verhaftet und als „Krimterrorist“ zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sein Vergehen: öffentliche Kritik an der russischen Intervention auf der Krim und Unterstützung der Proteste auf dem Maidan in Kiew. Jetzt ist Sentsov in einen unbefristeten Hungerstreik getreten, um seine Freilassung und die anderer ukrainischer Häftlinge zu erzwingen. „ttt“ spricht mit seinem Anwalt und Unterstützern – und zeigt, wie sehr im heutigen Russland Macht und Willkür gerade im Kunstbetrieb ein Klima der Angst schüren.
    So ähnlich, so unterschiedlich – Ein verblüffendes Fotoprojekt über Nord- und Südkorea
    Die Idee ist simpel – und verblüfft: dieselben Motive, dieselben Lebensphasen, und doch könnte das jeweilige Umfeld nicht unterschiedlicher sein. Der japanische Fotograf Yusuke Hishida hat ganz normale Menschen in Nord- und Südkorea fotografiert: Jugendliche, die Rollschuh fahren, Mütter, die ihre Babys wiegen, Frauen in Landestracht, lächelnde Soldaten, Kampfsportler. Der Bildausschnitt ist immer der gleiche – und nur die Bildunterschrift verrät, ob die Aufnahme nördlich oder südlich des 38. Breitengrades entstanden ist. Denn die Porträts ähneln sich – und unterscheiden sich bei genauem Hinsehen dann doch. Oder ist es nur reine Bildinterpretation? „ttt“ vergleicht – und lässt sich verwirren.
    „Die Welt im Selfie“ – Wie der Tourismus Städte zerstört
    Der Tourismus ist die größte Industrie der Welt, so der italienische Autor und Journalist Marco d’Eramo. Und er hat fatale Folgen: Er verdrängt Einheimische, zerstört Landschaften und Städte. In seinem scharfsinnigen Buch „Die Welt im Selfie“ analysiert d’Eramo unser „touristisches Zeitalter“: Er schreibt über die Touristen, die zwanghaft auf der Suche nach dem Authentischen sind und gleichzeitig eine perfekte moderne Infrastruktur verlangen. Darüber, wie sich Innenstädte im Zeitalter von „Airbnb“ verändern und für Einheimische unerschwinglich werden. Außerdem klagt d’Eramo über die UNESCO, die mit dem Titel „Weltkulturerbe“ aus lebendigen Städten tote Kulissen mache. „ttt“ trifft Marco d’Eramo in Rom und spricht mit ihm über die Folgen des Tourismus.
    Die Illusion von Unendlichkeit – Der Lichtkünstler James Turrell
    Seine Kunst besteht nur aus Licht – wobei das „nur“ eine totale Untertreibung ist. Denn James Turrell verzaubert mit Licht, erzeugt die Illusion von Unendlichkeit in einem geschlossenen Raum. Das muss man erst mal können! Wer sich in seine mit Licht gefluteten Räume begibt, fühlt sich dem Himmel ganz nah und schwerelos. In Baden-Baden ist jetzt eine Retrospektive seiner Werke zu sehen. Zudem hat Turrell Arbeiten speziell für das Museum Frieder Burda entwickelt (ab 9. Juni). „ttt“ taucht ein in das Farbenmeer und durchwandert sphärische Lichtnebel – und fühlt sich wunderbar erleuchtet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.06.2018Das Erste
  • Folge 22
    Das Vermächtnis des Nelson Mandela: Wer war dieser große Freiheitskämpfer eigentlich? Und was ist von seiner Vision geblieben, in Südafrika – 25 Jahre nach Ende der Apartheid? „Mutige Menschen fürchten sich nicht davor, um des Friedens willen zu vergeben.“ Ein Satz von Nelson Mandela, der im Juli hundert Jahre alt geworden wäre. „Für die Welt war er Mandela, einer der größten Reformer in der Geschichte, aber für mich war er der alte Madiba, der mich erzogen hat.“ Der Enkel, Ndaba Mandela, erzählt jetzt die ganz persönliche Geschichte eines der wichtigsten politischen Köpfe der Menschheit.
    Mit 12 Jahren zieht Ndaba zu Nelson Mandela in den Präsidentenpalast und wird von diesem mit Weisheit und Strenge durch eine schwierige Jugend geführt. Es ist genau die Zeit, in welcher Nelson Mandela friedlich gegen Rassentrennung und Unterdrückung kämpft und versucht ein tief zerrissenes Land zu befrieden. Ndaba Mandela: „Mut zur Vergebung. Das Vermächtnis meines Großvaters Nelson Mandela“. Erscheint am 18. Juni 2018 bei Dumont.
    Das Wunder von Matera: Eine (der zwei) Kulturhauptstädte 2019 und die Verwerfungen des täglichen Lebens zwischen Hit-and-Run-Tourismus und historischem Erbe mit den Sassi, den einzigartigen Höhlensiedlungen. Der Gap zwischen genialischer, siegreicher Bewerbung und prekärer Umsetzung in der Realität. Ein Sack voll Geld (von der EU), aber größte Schwierigkeiten bei der Verwirklichung. Soweit alles wie befürchtet – im Süden Italiens. Oder doch nicht? Die Gelder wären zuletzt beinahe wieder gestrichen worden – die Region Basilicata aber will es auf den letzten Drücker doch noch schaffen – das Wunder von Matera!
    David Lynch: „Traumwelten“ – die außergewöhnliche Autobiografie des wohl meistdiskutierten Filmemachers der letzten Jahrzehnte erscheint am 25. Juni. Wir konnten schon jetzt mit David Lynch Co-Autorin und langjähriger, enger Freundin Kristine McKenna sprechen. Seit „Eraserhead“ war Kristine McKenna auf Einladung von David Lynch auf allen Sets beim Dreh dabei. „Traumwelten“ erzählt jetzt, wie außergewöhnlich David Lynch bereits als Kind und Jugendlicher war und wie seine einzigartigen Filme entstanden sind. „Blue Velvet“, „Wild at Heart“, „Twin Peaks“, „Lost Highway“, „Mullholland Drive“, „Inland Empire“ – diese Filme haben Filmgeschichte geschrieben. Sie sind klarsichtig und rätselhaft, wunderschön und düster. David Lynch/​ Kristine McKenna: „Traumwelten“. Erscheint am 25. Juni 2018 bei Heyne Encore.
    Zukunft des Bauens: Der Wettbewerb um immer höhere und raffinierter konstruierte Häuser aus Holz ist in vollem Gang. In Tokio wird gerade ein spektakulärer 350 Meter hoher Holzhochhausturm geplant, mit 70 Etagen. In London soll der hölzerne „Oakwood Tower“ 300 Meter hoch wachsen, in Chicago plant man einen 244 Meter Tower. Das tatsächlich bisher höchste wirklich gebaute Haus aus Holz steht in Vancouver, Kanada, mit 18 Stockwerken und 53 Metern Höhe. Ein in Wien geplantes Holzhochhaus soll bis zum Jahresende immerhin 84 Meter im Nordosten der Stadt in den Himmel wachsen. Auf 24 Etagen entstehen Wohnungen, Büros, ein Hotel samt Wellnessareal.
    Der Anspruch: ein ressourcenschonender und energiesparender Bau aus nachwachsendem Material. Überraschenderweise soll der Holzbau sogar weniger feueranfällig sein, als ein gewöhnliches Hochhaus. Es ist gerade Sturm und Drangzeit im Holzbau. In Berlin wurde bereits vor zehn Jahren das erste Stadthaus ganz aus Holz gebaut. Aktuell wird in Heilbronn Deutschlands höchstes Haus aus Holz in Angriff genommen, immerhin 34 Meter hoch. Wie sinnvoll ist es, hohe Häuser aus Holz zu bauen? Und müssen dafür nicht zu viele Bäume sterben? ttt auf der Suche nach einer möglichen Zukunft des Bauens. Straße. Leben.
    Fotos: Die wieder gefundene Stärke der Fotografie. Eine umfassende Schau in Hamburg zeigt jetzt die Superstars der Street Photografie der letzten 70 Jahre mit 350 Arbeiten – Lee Friedlander, Wolfgang Tillmans, Candida Höfer, Stephen Shore, Martin Parr und viele andere. „[Space] Street. Life. Photography“ – Deichtorhallen HH bis 21. Oktober. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.06.2018Das Erste
  • Folge 23
    Themen: Lügen und Vergessen: Francesca Melandris Roman über Italien /​ Zwischen Hoffnung und Angst vor Abschiebung: Der Dokumentarfilm „Zentralflughafen THF“ /​ Monsantos vergiftetes Image: Mathieu Asselins fotografische Spurensuche /​ Der Messias des Jazz: (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.06.2018Das Erste
  • Folge 24
    „Horrordroge auf Rezept“: Wie die Familie Sackler mit ihrem Pharma-Konzern Milliardengewinne aus dem süchtig machenden Schmerzmittel „OxyContin“ in den internationalen Museumsbetrieb investiert: Eine Drogenepidemie von historischem Ausmaß sucht seit einigen Jahren die USA heim, der jedes Jahr über 65.000 Menschen zum Opfer fallen. Angefangen hat die Geschichte mit dem Schmerzmittel „OxyContin“, das die Familie Sackler mit ihrem Unternehmen „Purdue Pharma“ 1996 auf den Markt gebracht und aggressiv beworben hat, als schmerzstillend und harmlos. Der „Pain Killer“ aber macht extrem süchtig, das aber verschwieg Familie Sackler – so der Vorwurf.
    Die Patienten bekamen das Mittel ohne Probleme massenhaft verschrieben, Tausende gerieten in die Abhängigkeit und landeten schließlich bei Heroindealern. Heute hat die Opiod-Epidemie in den USA ein solches Ausmaß angenommen, dass Präsident Trump den medizinischen Notstand ausrufen musste. Die Familie Sackler machte mit dem Medikament bisher über 35 Mrd. Dollar Umsatz und finanziert mit den Gewinnen internationale Museen, wie das Metropolitan Museum in New York, den Louvre in Paris, die Tate Modern in London und das Jüdische Museum in Berlin, wo die bekannte Sackler-Treppe den Museumsneubau mit dem Altbau verbindet. Nan Goldin, Aktivistin und Fotografin aus New York fordert mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen die Museen der Welt auf, keine Gelder mehr von der Familie Sackler anzunehmen und fordert die Unternehmer auf, Entzugskliniken zu finanzieren, anstatt ihr Image mit Museumssponsoring aufzupolieren.
    „ttt“ berichtet über die Geschichte dieser Drogenepidemie und den Zusammenhang zu internationalem Museumssponsoring. Wir treffen in New York den Pulitzer-Preisträger Barry Meier, der in seinem Buch „Pain Killer“ die erschütternde Geschichte dieses Medikaments aufgeschrieben hat und wir sprechen mit dem Fotografen Brian Snyder, der die Opfer dieser Epidemie in einer Reportage festgehalten hat.
    „Auf der Suche nach Ingmar Bergman“: Zum 100. Geburtstag des Ausnahmeregisseurs: Er ist – ganz offiziell – der „größte Filmregisseur aller Zeiten“, gekürt von Kollegen wie Martin Scorsese, Woody Allen und Wim Wenders 1997 in Cannes: Ingmar Bergman. Am 14. Juli wäre er 100 Jahre alt geworden. In ihrem Dokumentarfilm „Auf der Suche nach Ingmar Bergman“ nähert sich die Regisseurin Margarethe von Trotta nun dem auch von ihr bewunderten Filmemacher und entdeckt in Gesprächen mit Freunden und Familienangehörigen einen von Dämonen getriebenen Mann, für den Filmemachen auch Therapie ist. Eine beeindruckend persönliche Hommage an einen Jahrhundert-Künstler. „ttt“ traf Margarethe von Trotta in Paris.
    „Weimar am Pazifik“: Die Thomas-Mann-Villa in Los Angeles wird deutsche Künstlerresidenz: Matt Damon, Steven Spielberg u.a. Hollywood-Größen wohnen in der Nachbarschaft – die einstige Exil-Residenz des Nobelpreisträgers Thomas Mann liegt heute in teuerster Lage am San Remo Drive in Pacific Palisades. Die Bundesregierung kaufte die Villa und lässt sie komplett renovieren. Zur Eröffnung des „Thomas Mann House“ vor zwei Wochen kam Bundespräsident Steinmeier. Als erster Stipendiat der Künstlerresidenz zieht Burghart Klaußner ein.
    Der Schauspieler legt im September seinen ersten Roman vor. Im Interview denkt er nach über Deutschland und Amerika, die bedrohte Demokratie in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft hier wie dort. Und er erinnert daran, dass auch Thomas Mann – wie Bertolt Brecht, Hanns Eisler, Kurt Weill und Lion Feuchtwanger in der unmittelbaren Nachbarschaft von Pacific Palisades – damals ein Refugee war: Flüchtling in heilloser Zeit. „ttt“ hat sich in der Villa, die trotz Renovierung noch eine Baustelle ist, umgesehen.
    „Foxtrot“: Ein bewegender Film übt mit feiner Ironie Kritik an Israels Armee und ihrem Mythos: Es ist der am meisten gefeierte Film in Israel im vergangen Jahr (Silberner Löwe in Venedig) – aber auch der umstrittenste. Denn er rührt an einem Tabu: Er kritisiert die israelische Armee. Miri Regev, ehemalige Offizierin und Pressesprecherin der israelischen Armee, heute Kulturministerin des Landes, hat den Film öffentlich kritisiert, er sei eine Diffamierung der Israelischen Streitkräfte. Regisseur Samuel Maoz und seine Familie erhielten Drohungen.
    Der Film erzählt die Geschichte von einem Vater, der die Nachricht bekommt, dass sein Sohn im Krieg gefallen sei. Der Vater, selbst traumatisiert vom Kriegseinsatz und Sohn einer Holocaust-Überlebenden lebte immer im Schatten der Shoah, die Ereignisse, die er nie erlebt hatte, bestimmten sein Leben. Der Sohn ist stationiert an einem entlegenen Checkpoint Israels, dort aber kommt es zum dramatischen Zwischenfall. Nach seinem Film „Lebanon“, in dem Maoz sein Trauma als Soldat im Panzer im Libanon verarbeitet, jetzt also wieder eine Geschichte über den ständigen Ausnahmezustand in der israelischen Armee.
    Diesmal aber erzählt Maoz vom Trauma der israelischen Gesellschaft insgesamt: „Ich habe verstanden, warum Israels Gesellschaft sich so verhält, wie sie es tut. Und meine simple und zugleich komplexe Antwort ist, dass wir eine traumatisierte Gesellschaft sind durch unsere emotionale Erinnerung an die Bilder von dem, was sich während des Holocaust ereignete.“ „ttt“ traf den Regisseur Samuel Maoz in Tel Aviv zum Interview.
    „Was haben ein Fußballspiel und ein Violinkonzert miteinander zu tun?“: Der 22jährige Violinist Emmanuel Tjeknavorian im Porträt: Warum ist ein gutes Violinkonzert wie ein gutes Fußballspiel? Emmanuel Tjeknavorian, Fan von Real Madrid und Ludwig van Beethoven, weiß es. Der 22jährige Geiger aus Wien gab gerade in der Reihe „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“ ein Konzert in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin. In dieser Reihe debütierten bereits Daniel Barenboim, Jessye Norman und Simon Rattle, bevor sie weltberühmt wurden. Emmanuel Tjeknavorian gilt unbestritten als ein Ausnahmetalent. 2015 gewann er beim Sibelius-Wettbewerb in Helsinki gleich zwei Preise; in der Saison 2017/​2018 gastiert er als „Rising Star“ in den besten Konzertsälen Europas; gerade ist seine erste CD mit Solos auf der Violine erschienen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.07.2018Das Erste

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