Wohl jeder hat schon eimal seine Bordkarte selbst ausgedruckt, sein Gepäck selbst aufgegeben, mühevoll selbst Möbel aufgebaut oder sich mit einer Selbstbedienungskasse herumgeschlagen. Und wohl jeder hat sich schon einmal gefragt, wer hier eigentlich wen bezahlen sollte für die getane Arbeit. Die Dokumentarfilmerin Cosima Dannoritzer ist um die Welt gereist und zeigt, wie Zeit zu einem Marktwert wurde, wie die tickende Uhr die Macht über unser Arbeits- und Privatleben übernommen hat. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Industrialisierung die Stempeluhr erfunden – der Beginn von Produktivitätssteigerung und Optimierung von Arbeitsprozessen. 1912 legte das Pariser Observatorium die Universalzeit für die ganze Welt fest. Seitdem gibt sie immer mehr den Takt vor. Um Zeit zu sparen, reduzierte eine Firma der Geflügelindustrie in den
USA die Toilettenpausen ihrer Arbeiter auf sieben Minuten pro Tag. In Japan sind 40 Prozent der Japaner von einem Burn-out betroffen; Suizide häufen sich. Dabei hatte der gesellschaftliche Druck, immer mehr zu arbeiten und infolgedessen überhaupt keinen Urlaub mehr zu nehmen, so verheerende ökonomische Folgen, dass die Regierung gegensteuerte. In Frankreich ermöglicht das Mathys-Gesetz, Kollegen einen Teil seiner Urlaubstage zu spenden, wenn diese schwerkranke Angehörige betreuen. Ihnen wird mehr Zeit für ihre Familie geschenkt. Im Laufe eines Jahrhunderts ist Zeit zu Geld geworden – eine Folge des Kapitalismus und der Globalisierung. Der Dokumentarfilm beschreibt diese Entwicklung: von der Einrichtung von Zeitzonen im 19. Jahrhundert bis hin zu unserer modernen Gesellschaft, in der viele meinen, Auszeiten könnten vor allem der Produktivität schaden. (Text: SRF)