In den langen Interviews mit Frauen, die Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden sind, stellten die Filmemacher fest, dass den Frauen meist doppeltes Leid widerfährt. Denn wenn die Opfer die Vorfälle melden, werden sie nicht ernst genommen oder – schlimmer noch – selbst angeschuldigt. Viele Studentinnen geben im Film in eindrücklichen Schilderungen wieder, wie sie von der Universitätsleitung zum Schweigen gebracht wurden und mit welchen Repressalien sie rechnen mussten, wenn sie eine Vergewaltigung meldeten. Die Universitäten spielen die sexuellen Übergriffe herunter – sie tun alles, um den Ruf ihrer Institution zu schützen. Auch Andrea Pino und Annie Clark mussten nach ihrer Vergewaltigung Demütigungen ihrer College-Leitung erfahren. Die beiden mutigen jungen Frauen liessen sich davon aber nicht abschrecken. Sie begannen zu recherchieren und fanden einen Gesetzesartikel, aufgrund dessen sexuelle Vergehen an
Universitäten strafrechtlich verfolgt werden können. Sie haben in ganz Amerika eine Debatte zum Thema ausgelöst und helfen Opfern in allen Staaten Amerikas, sich gegen die sexuellen Übergriffe zur Wehr zu setzen. In ihrem Kampf gegen sexuelle Übergriffe und Vertuschungen an den Universitäten sind die beiden Frauen bis zum ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama vorgedrungen. Die Obama-Regierung änderte das Prozedere, wie eine Vergewaltigung gemeldet wird: Vergewaltigungsopfer müssen seither die Vorfälle nicht mehr der Universität mitteilen, sondern können sie direkt dem Bildungsministerium melden. Die vorliegende Dokumentation ist bereits Dick und Zierings zweiter Film zum Thema Vergewaltigungen. In ihrem Vorgängerwerk „Der unsichtbare Krieg“ deckten sie die systematischen Vergewaltigungen in der US-Armee auf. Der Film brachte dem Team eine Oscar-Nominierung ein, und sie erreichten eine Reform der Militärgerichtbarkeit in den USA. (Text: SRF)