unvollständige Folgenliste (Seite 16)
Frühmorgens in den Bernsteinwelten von Nida
Kasimieras Mizgiris aus Nida ist einer von ihnen. Noch vor Sonnenaufgang macht er sich mit seinem Netz auf den Weg zum Strand. Er will vor allen anderen da sein und sein Glück versuchen. Bernstein schwebt im Salzwasser. Eine mühevolle und gefährliche Arbeit. Denn die Bernsteinfischer müssen aufpassen, dass die Wellen sie nicht mitreissen und fortspülen.
Zum Aufwärmen zwischendurch gibt es Bernsteinschnaps, selbst gebraut aus Wodka und kleinen Bernsteinstückchen, die dem Getränk einen harzigen Geschmack verleihen. Im Fischerdorf Nida betreibt Kasimieras ein kleines Bernsteinmuseum mit wertvollen Fund- und Schmuckstücken. Und in seiner Werkstatt gleich an der Strandpromenade verarbeitet er selbst seine Bernsteinfunde zu modernen Anhängern. Die vielen Sommergäste, die Nida auf der Suche nach Spuren des alten Ostpreussen besuchen, überrascht Mizgiris damit, dass aus den fossilen Harzklumpen viel mehr entstehen kann, als nur eine gewöhnliche Bernsteinkette. (Text: SRF)Frühmorgens in den Karpfenteich von Rietschen
Karsten Tusche liebt die Stille der Morgenstunden am Wasser, wenn die Natur langsam erwacht. Wenn sich im grössten zusammenhängenden Teichgebiet Deutschlands die Oktobersonne langsam hervorkämpft, taucht sie die mehr als tausend Gewässer in ein goldenes Licht. Hier sind Karpfen, Plötzen, Schleie und Hechte zu Hause. Rund 40 Teiche gehören Karsten Tusche und seiner Familie, sie leben von den Fischen. Von September bis Januar läuft die Karpfenernte.
Um 06:00 Uhr steigen die Fischer in das fünf Grad Celsius kalte Wasser, um die Karpfen zu «ernten», wie sie sagen. Bereits Tage vorher wurde das Wasser langsam abgelassen. Die Männer ziehen Netze, an deren unterem Rand Gewichte angebracht sind, durch das schlammige Wasser. Denn die Karpfen tummeln sich am liebsten am Grund. (Text: SRF)Frühmorgens in den Korkwäldern von Los Alcornocales
In dem Naturpark gibt es so viele urwüchsige Korkeichen wie nirgendwo sonst im Mittelmeerraum. Jetzt im Sommer lässt sich ihre Rinde abschälen. Wegen der extremen Hitze können die Männer nur bis zum Mittag arbeiten.
Mit dem ersten Tageslicht beginnen die Korkschäler, die Corcheros, den Kork von den Bäumen zu schälen. Miguel ist Arriero, ein Maultiertreiber, der mit seinen Tieren den geschälten Kork aus dem unwegsamen Gelände abtransportiert. Kein Traktor kann die Tiere hier ersetzen. Doch bevor die eigentliche Arbeit im Wald beginnen kann, müssen Miguel und seine Kollegen die Tiere im Morgengrauen fertig machen. Der Beruf des Korkbauern ist in Andalusien traditionell geprägt, alles, was Miguel über die Korkernte weiss, hat er von seinem Vater gelernt. Heute ist sein eigener Sohn Juanmi dabei. Er erfährt, wie die Maultiere sicher geführt werden und dass die Korkeichen von Los Alcornocales nur alle neun bis zehn Jahre geschält werden dürfen; erst dann hat die Rinde wieder die nötige Stärke. (Text: SRF)Frühmorgens in den Rosenfeldern von Agros
Frühmorgens in den Salinen von Trapani
Bis im September muss die Ernte eingebracht sein. Mit Schaufeln und Schubkarren ernten die Gucciardos und die engagierten Saisonarbeiter das Salz aus den flachen Becken und schütten es zu grossen, weissen Haufen auf.
Die Wasserregulierung von Becken zu Becken ist eine Kunst, die Antonino Gucciardo meisterhaft beherrscht. So steigert sich der Salzgehalt des Wassers durch die Verdunstung von Becken zu Becken. Auch der Vertrieb des Salzes ist Familiensache. Darum kümmert sich Salvatore Gucciardo. Mit sizilianischen Aromen wie Orangen und Limonen verfeinert und in kleine Döschen verpackt, wird das Fiore di Sale auch ins Ausland geliefert. (Text: SRF)Fürs Essen auf den Acker
Tina Siegenthaler und Finn Thiele pachten einen Biohof in Dietikon bei Zürich. Sie arbeiten oft 14 Stunden am Tag und verdienen keine 2000 Franken im Monat. Das soll sich ändern. Die beiden haben zusammen mit einer Gruppe von ökologisch und sozial engagierten Menschen eine Vision: Sie wollen den Hof zusammen mit 500 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern bewirtschaften, die sich zu einem grossen Teil von dem ernähren, was der Hof abwirft. Dafür bezahlen sie einen fixen Beitrag und arbeiten mehrere Tage im Jahr mit. Das Leuchtturmprojekt zeigt eindrücklich, was mit Solidarität und Engagement möglich ist.
In der Surselva im Kanton Graubünden entsteht die erste «Solidarische Landwirtschaft» in den Bergen. Das Projekt reagiert auf den Wunsch von Städtern, auf einer Alp mitzuarbeiten. Die Frage ist, wie das Zusammenspiel zwischen Bergbauern und Unterländerinnen funktioniert. Um erste Erfahrungen zu sammeln, veranstaltet die Kerngruppe «Bergsolawi» Schnuppertage. Das Experiment kann beginnen. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Do. 23.09.2021 SRF 1 Game Over – Im Sog der Computerspielsucht
Der mittlerweile 30-jährige, computerspielsüchtige Liby L. hat sich während zehn Jahren fast vollständig abgekapselt. Im «DOK» «Game Over» versucht er, sich über die Ursachen und Folgen seiner Gamesucht klar zu werden. Dabei wird er mit der bangen Frage konfrontiert, ob angesichts der heutigen Omnipräsenz von digitalen Medien seine Onlineabhängigkeit überhaupt heilbar ist?
Wie die meisten Kinder und Jugendlichen hat der gelernte Lebensmitteltechniker Liby L. schon sehr früh seine Faszination für Computerspiele entdeckt. Doch nach massiven Konflikten mit seiner Familie wurde das Zocken für den gebürtigen Solothurner zum alleinigen Lebensinhalt. Zuletzt sass er über viele Jahre hinweg in einer vom Sozialamt getragenen, abgedunkelten Mansarde und verbrachte bis zu zwanzig Stunden täglich vor dem Bildschirm. Er wog über 150 Kilogramm, drohte ständig, zu kollabieren, und konnte kaum noch normal sprechen. Damals zog seine Sozialarbeiterin die Notbremse.
Dank eines Familienplatzes im «Projekt Alp» kam Liby L. zu einer sechsköpfigen Bauernfamilie im Berner Oberland und hatte schlagartig keinen Zugang mehr zu seinen Onlinegeräten. Dieser radikale Entzug machte Abgründe sichtbar: Sozial war er auf der Stufe eines überforderten Kindes stehen geblieben und auch körperlich besass er kaum noch Ressourcen. In den kommenden Jahren musste Liby L. alle Verhaltens- und Bewegungsregeln neu erlernen: Vom Händewaschen über die Regulation des Hungergefühls bis hin zum Aufsetzen des der Situation angemessenen Gesichtsausdrucks. Denn besonders eine Fähigkeit hatte er durch die Belohnungs- und Beschallungsüberflutung im Gamer-Universum fast vollständig verlernt: die Möglichkeit, ein Gefühl für sich selbst und Empathie für seine Umgebung zu empfinden.
Im Dokumentarfilm von Sören Senn werden Aspekte der rasant wachsenden «Gamification» des Lebens in einer Weise beleuchtet, wie sie weder im populären E-Sport noch bei alltäglichen Familienkonflikten um mehr oder weniger Onlinezeit für Jugendliche sichtbar werden: nämlich, dass in digitalen Ersatzwelten womöglich fundamentale menschliche Fähigkeiten zu verkümmern drohen. Die Geschichte des gamesüchtigen Liby L. erzählt mit eindrücklicher Intensität, wie das Erdulden von Frustration und überhaupt das Erleben von emotionalen Nuancen – im Nachhinein – mühselig erlernt werden muss. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Do. 12.03.2020 SRF 1 Geboren am 04. November 1948 – Birgit Steinegger / Ursula Haller
Wer sind wir und wie sind wir geworden, was wir sind? Welche Weichen hat das Schicksal gestellt, welche Chancen haben wir selber beim Schopf gepackt? Es gibt hierzulande wohl keine Schauspielerin, die so gern gesehen ist wie Birgit Steinegger. In ihrer Fernsehsendung „Total Birgit“ erheiterte sie ein Millionenpublikum. Doch die Frau, die in über einhundert verschiedene Rollen schlüpfte, ist sich in ihrer eigenen Rolle als Birgit Steinegger am wenigsten nah. Selbstzweifel plagen sie. Wie kann man mit so viel Schüchternheit so weit nach oben kommen?
Ursula Haller war der Stachel im Fleisch von Christoph Blocher. Die Widerspenstige liess sich nicht zähmen, weder mit Sprachregelungen noch mit Parteiparolen. Als sozial denkende Frau, Mutter einer Tochter und eines indischen Adoptivsohnes, ist sie ihren Idealen stets treu geblieben. Heute schaut sie auf eine bemerkenswert selbstbestimmte Biografie zurück.
Genauso selbstbestimmt geriet auch das Leben des Arztes Hansueli Albonico. Manchmal ebenso heimgesucht von übermächtigen Selbstzweifeln wie Birgit Steingegger, versteht er es dennoch, sein Leben eigenwillig, ja geradezu trotzig, zu gestalten. Beherzt hat er sich für die Komplementärmedizin eingesetzt. Und unerschrocken leistete er humanitäre Einsätze in Kambodscha und im griechischen Flüchtlingslager von Idomeni.
„Geboren am?“ zeichnet auf unterhaltende und bereichernde Art die Lebenswege von drei Schweizer Persönlichkeiten nach, deren Geburt am gleichen Tag nur ein paar Stunden auseinander liegt, diesmal am 4. November 1948. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 02.08.2017 SRF 1 Geboren am 08. September 1954 – Franco Knie
Wie werden wir, was wir sind? Manchmal wird diese Frage vom Schicksal beantwortet. Franco Knie etwa, getauft auf den Namen Franz, lebt den Traum des Zirkusartisten. Nie unter Druck gesetzt, aber auch nie gefragt, ob er ein anderes Leben möchte, nimmt der Sprössling der sechsten Knie-Generation das Leben im Zirkus als Aufgabe an. Es ist ein ewiger Spagat zwischen Glamourwelt und Alltagssorgen. Ob frühes Vaterglück, Ehekrisen oder Sorgen um den autistischen Sohn: „The Show must go on“. Mit 50 dreht sich Franco Knie noch einmal um seine eigene Achse, wird Vater von Zwillingen, holt Verpasstes nach und findet seine innere Zufriedenheit in der Sesshaftigkeit mit der Familie.
Margrit Clement aus dem Bündner Bergdorf Malix rebelliert dagegen früh gegen Regeln und Rollen. Entsprechend oft muss sie in der Schule nachsitzen oder ohne Abendessen ins Bett. Nach einer Verkaufslehre zieht es sie nach Basel, in die Grossstadt. Mit Bikini und Minirock im Gepäck. Eigene Kinder kann sie nicht bekommen. Dennoch sind ihr Daheim und ihr Leben von Kinderlachen erfüllt. Sie betreut Pflegekinder und engagiert sich für benachteiligte Mitmenschen. 2016 der Schock. Ihre grosse Liebe stirbt an einem Herzinfarkt. Mit 62 sieht sich Margrit gezwungen, ihr Leben noch einmal neu zu ordnen.
Heidi Kunz wächst mit ihren jüngeren Geschwistern Stephanie und Andreas in Luzern auf. Sie hat Hummeln im Hintern, macht Eiskunstlauf, Kunstturnen, Hockey, Blauring und Leichathletik. Als sie 18 Jahre ist, stirbt ihre jüngere Schwester bei einem Töffunfall. Der Tod der Schwester zerrüttet die Familie. Heidi bricht mit den Eltern. Ihr weiterer Weg führt sie als Bauführerin in eine Männerdomäne, in fremde Länder und in eine eigene, intakte Familie. Das Schicksal meint es gut mit ihr. 2004 entrinnt sie knapp dem Tsunami in Thailand, der Hunderttausenden das Leben nimmt.
In „Geboren am?“ schildern drei Schweizer Persönlichkeiten, wie unterschiedlich farbig, glamourös, abenteuerlich, aber auch traurig ein Leben sein kann, das am genau gleichen Tag im gleichen Jahr beginnt, diesmal am 8. September 1954. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 09.08.2017 SRF 1 Geboren am 16. Januar 1940 – Hausi Leutenegger
Es ist eine der spektakulärsten Biografien unter der Schweizer Sonne. Da geht ein armer Bauernbub, der sein Zimmer mit vier Geschwistern teilen musste, mit 20 Jahren und etwas Kleingeld in die Fremde nach Genf. Er will weg von zu Hause, denn im Dorf gilt er nichts. Seine Familie, acht Kinder, Habenichtse, ist ohne Anerkennung. Als der Vater einer Tochter, die er mochte und die ihn mochte, den Umgang mit ihm als armen Schlucker verbot, gab es kein Halten mehr. „Denen zeig ich’s“, schwor er, „ich gehe und komme erfolgreich zurück.“
Das ist Hausi Leuteneggers Geschichte. Vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens – Krieg, wirtschaftlicher Aufschwung, mediale Aufmerksamkeit – erzählt er eindrücklich, wie er vom Nobody zum beachteten Somebody wurde.
Hans Huldi, auf den Tag gleich alt wie Hausi, stammt ebenfalls aus einer ärmlichen, kinderreichen Familie. Damit er eine Lehre machen und, wie damals üblich, bezahlen kann, müssen zwei Brüder arbeiten gehen. Mit Intelligenz und eisernem Willen schafft er einen Aufstieg im Militär, wie es meist nur Akademikern vorbehalten war. Das Militär galt damals noch als karrierefördernd: Hans Huldi bringt es zum CEO einer renommierten Autofirma.
Die gesellschaftlichen Veränderungen bezüglich Moral seit den 50er-Jahren lassen den gleichaltrigen Otto Zwygart unbeeindruckt. Er hält an den eingewurzelten Werten des Christentums fest. Abtreibung, Alkohol, Spielcasinos und Sex vor der Ehe sind des Teufels. Dass man auch ohne Anpassung an den Mainstreams glücklich sein und bleiben kann, zeigt seine Biografie auf bewundernswerte Weise.
„Geboren am?“ ist erzählte Schweizer Geschichte, von persönlicher Warte aus vermittelt. Quasi ein Familienalbum der Schweiz, das die letzten Jahrzehnte Revue passieren lässt. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 26.07.2017 SRF 1 Geboren am 23. März 1938 – Federica de Cesco
Es ist der 23. März 1938. Hitlers Kriegspropaganda durchdringt Europa. Die Schweiz steht im Zeichen der geistigen Landesverteidigung. Im norditalienischen Pordenone wird an diesem Tag das einzige Kind einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters geboren, Federica de Cesco. Ihre Kindheit in der Zeit des Zweiten Weltkriegs verbringt sie mit ihren Eltern in Äthiopien, Italien, Frankreich, Norddeutschland und Belgien. Im Alter von 15 Jahren schreibt sie ihre erste Geschichte auf. „Der rote Seidenschal“ wird ein internationaler Bestseller und befeuert über Generationen Mädchenträume. Heute lebt die 79-jährige Erfolgsautorin in Luzern und schreibt täglich. Immer noch ihrer Leidenschaft folgend.
Am 23. März 1938 wird auch Matthias Heller als mittleres von drei Kindern geboren. Der Vater ist Bildhauer. Die Künstlerfamilie passt nicht so recht in die einfache Dorfgemeinschaft von Eglisau. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs erschüttern das grenznahe Eglisau, nicht aber seine Träume. Matthias Heller zieht mit 18 Jahren nach Zürich, studiert Architektur und geht später nach Rotterdam, New York und San Francisco, wo er auch sein privates Glück findet.
Von dieser Freiheit kann die gleichaltrige Elisabeth Richner in Gerlafingen nur träumen. Sie fügt sich ein in das traditionelle Rollenbild, trägt Jupe mit Strümpfen und ist dazu bestimmt, nach der Heirat den Haushalt zu führen. Aufgrund einer Angina wird sie vom Arzt mit einer zu hohen Dosis Penicillin behandelt. Elisabeth erleidet eine Nierenvergiftung. Eine Dialyse gibt es damals nicht. Die Ärzte prophezeien ihr, dass sie höchstens 20 Jahre alt wird. Die Schulmedizin kennt keine Heilung, doch Elisabeth will leben.
In „Geboren am?“ schildern drei Schweizer Persönlichkeiten, wie unterschiedlich farbig, glamourös, abenteuerlich, aber auch hart ein Leben sein kann, das am genau gleichen Tag beginnt, diesmal am 23. März 1938. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 19.07.2017 SRF 1 Geboren am 25. Oktober 1963 – Mike Müller
Der 25. Oktober 1963 ist ein Freitag. In Washington plant US-Präsident John F. Kennedy eine Reise nach Dallas. In Deutschland hat sich am Vortag ein schweres Grubenunglück ereignet. Später wird es in die Geschichte eingehen als „Das Wunder von Lengede“. In der Schweiz, über Grenchen, liegt dichter Nebel. Im Regionalspital wird an diesem Tag ein strammer Bub geboren. Der kleine Michael. Heute heisst er Mike. Mike Müller. Und gehört zu den beliebtesten Schauspiel- und Comedystars der Nation.
Seine Kindheit verbringt Mike Müller weltgewandt im Kanton Solothurn. Seine Spielkameraden kommen aus Italien und Spanien. Später wird ihn sein Lebensweg entlang der Wohlstandsgesellschaft der 60er führen, vorbei an den Jugendunruhen und Drogenproblemen der 80er bis hin zu seinem beruflichen Karrieresprung in der TV-Unterhaltung der 90er-Jahre.
Am 25. Oktober 1963 wird auch Luzia Bertschinger geboren. Von Luzern zieht die Familie nach New York, wo der Vater eine Anstellung in der Autobranche findet. Ihre Kindheit verbringt Luzia in einem Vorort von Manhattan. Bald spricht sie besser Englisch als Deutsch. Ein Bezug zur Heimat bleibt: Die Ferien verbringt sie jeweils bei den Grosseltern im Appenzell. Ein Erfahrung, die ihren späteren Berufsweg prägen wird. Nach fünf Jahren läuft die Arbeitsbewilligung des Vaters in den USA aus, die Familie kehrt zurück. Luzia macht erst eine KV-Lehre und später die Ausbildung zur Bäuerin.
Ob es an aufmüpfigen Sternen liegt? Luzia Bertschinger und Mike Müller lassen sich beide nicht gerne gängeln. Während sich Mike in der RS mit den Kommandanten anlegt, weigert sich Luzia als junge KV-Stiftin mit „Fräulein“ angesprochen zu werden.
Ganz andere Sorgen hat Giovanna Vieceli, Tochter italienischer Gastarbeiter. Sie wird am 25. Oktober 1963 in Zürich geboren. Ihre Kindheit verbringt sie im Kreis 5. Es ist die Zeit der Schwarzenbach-Initiative. Die Angst vor der „Überfremdung“ geht um. Die Einbürgerung der Familie ist gefährdet, der Abstimmungssonntag wird zur Zitterpartie. Wie Luzia Bertschinger absolviert auch Giovanna Vieceli eine KV-Lehre. Später holt sie die Matura nach, beginnt ein Kunststudium, bricht ab. In etwa zur selben Zeit, wie sich Mike Müller an der Universität Zürich fehl am Platz fühlt. Eine Reise nach Japan markiert für Giovanna den Wendepunkt in ihrem Leben. Und Mike lernt, einen Philosophen zu spielen, statt einer zu sein.
Ein Datum – drei Lebensgeschichten. Welche Weichen stellt das Schicksal für uns? Wie sind wir geworden, wer wir sind? Mike Müller findet seinen Platz auf der Theaterbühne und begeistert später als Schauspieler mit Leichenwagen und Bart. Giovanna Vieceli muss fast bis ans andere Ende der Welt reisen, um ihre Heimat im Herzen zu finden. Und Luzia Bertschinger wiederum zieht es mit ihrem Partner nach Peru, wo sie in schwere politische Unruhen geraten. Jahre später, zurück in der Schweiz, reibt sie sich am Alltag als Hausfrau und Mutter. Heute hat sie als Yogalehrerin ihre Mitte gefunden.
Der 25. Oktober 1963. Ein Datum – drei Lebensgeschichten. „Geboren am?“ feiert das Leben in all seinen Facetten. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 05.07.2017 SRF 1 Geboren am 27. Mai 1963 – Maria Walliser
Wer sind wir und wie werden wir, was wir sind? Welche Abzweigungen, welche Entscheidungen bestimmen über unser Glück? Maria Wallisers Skikarriere beginnt an einem unscheinbaren Tag in Ebnat Kappel. Die 16-Jährige fährt überraschend aufs Podest. Es ist der Beginn einer steilen Sportlerkarriere. Dreimal wird sie Weltmeisterin, 25 Weltcupsiege fährt sie ein.
Der Traum einer Schauspielkarriere ist danach relativ schnell ausgeträumt. Dafür findet sie ein beständiges Glück mit ihrer Jugendliebe. Die Geburt ihrer Tochter Siri erweist sich als Wendepunkt. Siri wird mit einem offenen Rücken geboren und braucht ihre ganze Aufmerksamkeit. Heute engagiert sich Maria Walliser mit ihrer eigenen Stiftung für die Abgabe von Folsäure an Schwangere.
Erik Kress. Auch er ein Freund der schnellen Strecken. Mit sechs Jahren bekommt er sein erstes Velo. Mit 16 fährt er in der Junioren-Nationalmannschaft. Die Liebe zum Rennen ist etwas vom Wenigen, was Erik mit seinem Vater verbindet, der selbst gerne Radrennprofi geworden wäre. Später sattelt er um, in die Autobranche – es ist nie zu spät für einen Neubeginn. Erik Kress hat zwei Kinder aus erster Ehe und wird mit 54 noch einmal Vater eines Buben.
Auch Beatrice Fischer lebt den Temporausch. Mit 16 fährt sie Töff, später springt sie Fallschirm und wird Flugbegleiterin bei der Crossair. Als ihr Vater an Lungenkrebs stirbt, wird ihr Leben erstmals entschleunigt. Ebenso 2001, als ihr späterer Mann, ein Swissair-Pilot, mit dem Grounding seinen Job verliert. Der dritte Wendepunkt markiert die Geburt ihrer Zwillingstöchter. Eines der Frühchen kommt behindert zur Welt.
„Geboren am …“ – drei Menschen erzählen über die Höhenflüge und tiefen Taucher ihres Lebens. Ein Leben, das am exakt gleichen Tag beginnt, diesmal am 27. Mai 1963. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 16.08.2017 SRF 1 Geboren im iranischen Gefängnis – Aufarbeitung eines Traumas
Vor vierzig Jahren wurde der letzte Schah von Persien und mit ihm die iranische Monarchie gestürzt. Ayatollah Khomeini, der neue religiöse Führer, liess nach seiner Machtergreifung Zehntausende politische Gegner verhaften und ermorden. Unter den Gefangenen waren auch die Eltern der Filmemacherin, die viele Jahre im Gefängnis Evin überlebt haben und nach Deutschland fliehen konnten. In der Familie wurde nie über die Verfolgung und das Gefängnis gesprochen. Maryam Zaree will das jahrzehntelange Schweigen brechen und Antworten auf ihre Fragen finden, zum Ort und den Umständen ihrer Geburt. Sie trifft andere Überlebende, spricht mit Expertinnen und Experten und sucht nach Kindern, die, wie sie, im gleichen Gefängnis geboren wurden. Dabei versucht sie Antworten auf ihre persönlichen wie auch auf politische Fragen zu finden. (Text: SRF)Geboren, um König zu sein
Am 6. Mai feiert Grossbritannien die Krönung von Charles III. «BBC» ermöglicht einmalige Einblicke in die Biografie und die Denkweise des neuen Königs. Er selbst und sein engstes Umfeld zeichnen ein Bild von jenem Menschen, der das nächste Kapitel der Geschichte der britischen Krone prägen wird.
Noch nie hat ein britischer Thronfolger so lange auf seine Herrschaft gewartet wie er: Charles III. war 73 Jahre alt, als er im September nach dem Tod seiner Mutter den Thron bestieg. Gut ein halbes Jahr später wird nun seine Krönung gefeiert.
«Können Sie sich vorstellen zu wissen, dass Ihr ganzes Leben auf diese eine Sache zusteuert – aber wenn Sie sie erreichen, bedeutet dies, dass Sie Ihr geliebtes Elternteil verlieren?», beschreibt der Autor Robert Harris die eigentümliche Lage, in der König Charles – der ehemalige Prinz von Wales – sich über Jahrzehnte befand.
Harris ist ein enger Freund des neuen Königs und eine der rund zwanzig Personen, die im Dokumentarfilm «Geboren, um König zu sein» zu Wort kommen. Ob Unternehmer, Familienfreundin oder ehemaliger Premierminister: Sie alle haben Charles kennengelernt, auf ihre ganz eigene Art und Weise. So setzt sich ein Porträt jenes Mannes zusammen, der nun nicht nur Staatsoberhaupt Grossbritanniens ist, sondern auch weiterer 14 Staaten des Commonwealth.
Patricia Scotland, die Generalsekretärin des Commonwealth, betont, wie sehr die Anliegen dieser Staaten dem König am Herzen liegen, beispielsweise, was den Klimawandel betrifft: «Er hat sich für dieses Thema eingesetzt, lange bevor es weit oben auf der politischen Agenda stand.»
Es wird deutlich, wie sehr sich der frühere Prinz von Wales bemühte, Einfluss auf Gesellschaft und Politik zu nehmen: Etwa durch persönliche Gespräche mit Premierministerinnen und -ministern oder über seine verschiedenen wohltätigen Organisationen. Auf die Frage, ob sich dieses Engagement fortsetzen werde, sagt der heutige König selbst: «Nein, wird es nicht. So dumm bin ich nicht.» Er sei sich bewusst, dass er als König nun eine andere Funktion habe – so will es die ungeschriebene britische Verfassung. Doch einige seiner Weggefährten sind überzeugt: Hinter den Kulissen hat Charles auch weiterhin die Möglichkeit, Überzeugungsarbeit für jene Themen zu leisten, die ihm am Herzen liegen.
Neben Umwelt- und Klimaengagement setzt er sich vor allem für die Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner wohltätigen Organisationen attestieren ihm ein besonderes Feingefühl, was den Umgang mit jungen Menschen betrifft: Er sei ehrlich interessiert an ihren Ansichten und persönlichen Geschichten – selbst wenn dieses Interesse nicht immer gegenseitig sei. Manche Jugendliche seien vor den Begegnungen mit dem König skeptisch, hätten keine Lust, ihn kennenzulernen, erzählt Martina Milburn, Geschäftsführerin der Organisation The Prince’s Trust: «Doch dann treffen sie ihn – und ihre Einstellung verändert sich sofort.» (Text: SRF)Original-TV-Premiere Do. 04.05.2023 SRF 1 Die Geburt der Zukunft?
Auch in Europa sind die Zahlen alarmierend. In der Schweiz und Deutschland beispielsweise haben sich die Kaiserschnittraten innerhalb von wenigen Jahrzehnten mehr als verdoppelt, sie liegen momentan bei 32 Prozent. Insbesondere Privat- und Belegklinken tragen zu den extremen Steigerungen bei, sie überschreiten deutlich den Landesdurchschnitt.
Keine Frage: Der Kaiserschnitt kann Leben retten, er hat die Müttersterblichkeit weltweit erheblich gesenkt. Doch die Indikationen für die einstige Notfall-OP sind heute vielfältiger denn je und Ärzte führen die Schnittentbindung oft allzu bereitwillig aus. Sie hinterfragen ausserdem nur selten den wachsenden Wunsch vieler Frauen nach einem sogenannten Wunsch-Kaiserschnitt, den viele auch aus Angst vor der natürlichen Geburt wählen.
Lange Zeit dachten Mediziner, eine Schnittentbindung bedeute für die Mutter ein etwas höheres Risiko, sei aber für das Baby das Beste. Doch neue Studien zeigen ein anderes Bild: Während natürlich geborene Kinder den Geburtskanal passieren und ihr Immunsystem dabei von der ersten Sekunde an lernt, mit einer Vielzahl an Keimen umzugehen, werden Kaiserschnittkinder in ein steriles Milieu geboren. Dadurch erhalten sie ein anderes Mikrobiom – die Gesamtheit aller menschlichen Keime. Forscher glauben, dass dies die Ursache dafür sein könnte, dass Kaiserschnittkinder anfälliger sind für Asthma, Allergien, Diabetes, Fettleibigkeit, Zöliakie und weitere Autoimmunerkrankungen.
Es scheint also nicht egal, wie wir geboren werden. Warum also steigen die Kaiserschnittraten unaufhörlich weiter, ist der Trend zum Kaiserschnitt überhaupt noch aufzuhalten? Diesen Fragen geht der Film nach und zeigt dabei auch, was Schwangere weltweit hinsichtlich der Geburt ihres Kindes bewegt, wie sie mit ihren Ängsten umgehen und welche Hoffnungen sie dabei in die Ärzte setzen.
Die Entscheidung für immer mehr Kaiserschnitte ist ein tiefer Eingriff in die Evolution des Menschen und stellt die Geburtsmedizin vor eine grosse Herausforderung. Erst recht in der durch die Ökonomisierung geprägten Medizin und einer Gesellschaft, die immer mehr Sicherheit fordert. (Text: SRF)Gefährliches Netz – Die dunkle Seite der Algorithmen
Visuelle Darstellung von personalisierter WerbungBild: SRF/Polar Star Films/Yuzu ProductionsWer sich im Internet durch Cookies und Nutzungsbedingungen klickt, gibt Daten preis. Das mag harmlos klingen, doch für grosse Tech-Unternehmen ist es substanziell. Ihr Erfolg baut darauf auf. Dank der Daten können sie gezielt Werbeplätze anbieten, die speziell auf einzelne Personen zugeschnitten sind. Für Werbetreibende ist es ein wahrgewordener Traum. Sie schalten Werbungen bei Google, Facebook und Co., Algorithmen machen den Rest. Doch die Sache hat nicht nur einen Haken.
Private Informationen über Menschen werden im Internet zum Kauf angeboten. Es gibt einen eigenen Markt für diese Daten, auf denen jede und jeder mitbieten kann. So kommt es, dass auch Daten in betrügerische Hände gelangen. Verwundbare Menschen werden über den Tisch gezogen. Aber nicht nur auf individueller Ebene bergen die Daten im Netz Gefahren. Es kann für ganze Gesellschaften kritisch werden.
Die Verbreitung von Desinformation wird für Unternehmen plötzlich attraktiv, weil damit Geld gemacht werden kann. Denn Falschinformationen ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Es sind Inhalte, welche besonders viele Klicks generieren. Je mehr Klicks es gibt, desto mehr Werbegeld fliesst. Die Verbreitung von Desinformation lohnt sich also finanziell. Das Resultat: Demokratien stehen unter Druck.
In «Gefährliches Netz – Die dunkle Seite der Algorithmen» sprechen Menschen, die gegen diese Entwicklung ankämpfen, Opfer davon wurden oder Einsicht hatten in die geheimen Geschäftsmodelle vom Tech-Giganten Google. (Text: SRF)Schweizer TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 19.01.2025Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Äthiopien
Die Danakil-Wüste ist die heisseste Region der Welt – die Bodentemperatur beträgt hier an manchen Tagen mehr als 60 Grad Celsius. Seit Jahrhunderten ist dieser Ort die Heimat des Afar-Volks. Ihr Leben in der Danakil-Wüste ist rau und ungemütlich. Die Afar sind Halbnomaden und hausen in einfachen Zelthütten. Ihre wenigen Dörfer liegen kilometerweit von einander entfernt, noch viel weiter weg ist meist die nächste Schule.
Kamele, Ziegen und Schafe sind der wertvollste Besitz der Afar. Das Versorgen der Tiere steht für sie an erster Stelle. Obwohl in Äthiopien offiziell Schulpflicht herrscht, schicken viele ihre Kinder gar nicht oder erst sehr spät zur Schule, denn jede helfende Hand wird gebraucht. Trotzdem wollen mittlerweile immer mehr Afar, dass ihre Kinder Lesen und Schreiben lernen, denn Bildung ist für sie die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben.
Dafür nehmen sie viel in Kauf: Die Schülerinnen und Schüler laufen jeden Tag quer durch die Wüste, bis zu 15 Kilometer weit. Schon der Hinweg ist ein täglicher Kampf gegen Hitze und Durst. Zu Fuss wandern sie durch scheinbar endlose Weiten, in denen es immer heisser wird. Etwas zu trinken gibt es auf dem stundenlangen Marsch nur in den seltensten Fällen. Doch nicht nur Sonne und Durst machen den Schulweg so gefährlich – in den plötzlich aufkommenden Sandstürmen verirren sich auch immer wieder Schülerinnen und Schüler. Nach dem Unterricht wird es noch einmal besonders hart: Wenn die Kinder ihren Rückweg antreten, misst das Thermometer bis zu 50 Grad. (Text: SRF)Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Mexiko
In den verwinkelten Tälern des Kupfercanyons machen sie sich auf den Weg. Vom tiefsten Punkt des Canyons müssen die Schülerinnen und Schüler auf rund 1950 Meter hinaufklettern, denn ihre Schule liegt auf einem Tafelberg. Ein normaler Mensch braucht für diesen Aufstieg drei bis vier Stunden, die Kinder der Tarahumara schaffen ihn in 90 Minuten – wenn es das Wetter gut meint mit ihnen. Wenn nicht, dann wird der Weg nicht nur länger, sondern auch gefährlicher. Denn die Schüler müssen eine rutschige Schlucht überwinden und ausserdem einen reissenden Gebirgsfluss überqueren, der bei Regen massiv anschwellen kann. Oft laufen sie barfuss oder mit selbst gemachten Sandalen aus Autoreifen, denn so rennt es sich am besten. Und rennen hilft schliesslich auch gegen die Kälte, die den Kindern ihren Schulweg zusätzlich erschwert. (Text: SRF)Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Mongolei
Obwohl die Nomaden während der Wintermonate mit ihren Tieren näher an die Städte heranrücken, um ihr Überleben zu sichern, müssen die Schüler zehn Kilometer und mehr bei eisiger Kälte zurücklegen. Manche sind zu Fuss unterwegs, andere auf dem Rücken eines Reittiers. Ihr beschwerlicher Weg führt über endlos erscheinende Schneedecken und zugefrorene Seen. Temperaturen von bis zu minus 36 Grad Celsius machen die Wanderung zur Tortur.
Eltern, die es sich leisten können, bringen ihre Kinder mit dem Motorrad über Schnee und Eis zur Schule. Diese Bedingungen sind aber alles andere als ungefährlich aber dennoch ein wahrer Luxus im Vergleich zum Schulweg der ärmeren Kinder. Allein in der Einöde sind sie den sogenannten «Dzuds», plötzlich auftretenden Schneestürmen, schutzlos ausgeliefert. Hinzu kommt die Angst vor wilden Tieren wie Wölfen und Bären, die im Winter hungrig durch die Taiga streifen. (Text: SRF)Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Nicaragua
Jeden Morgen steigen die drei Schwestern Julia, Yulissa und Kenya in ihren Einbaum, um zur Schule zu rudern. Sie leben an der Ostküste von Nicaragua, einem der ärmsten Länder der Welt. Die jüngste der Schwestern ist gerade mal fünf, die älteste neun Jahre alt. Sie rudern über den Río Escondido. Er ist nicht nur einer der grössten Ströme des Landes, sondern gleichzeitig auch einer der gefährlichsten Schulwege der Welt. Denn während sie auf die in den Bäumen über dem Fluss lauernden Schlangen achten müssen, kämpfen die drei Schwestern gegen die Strömung an und schöpfen permanent Wasser aus ihrem Einbaum, denn er hat unzählige Löcher und droht jede Minute zu sinken.
Auch anderen Mitschülerinnen und Mitschülern ergeht es nicht besser: Sie leben weit vom Fluss entfernt und ihr Weg zur Schule führt durch den tiefen Dschungel. Genau wie der des elfjährigen Greyven. Seine Füsse tragen ihn täglich durch das sogenannte Schlangenfeld, in dem Korallenotter und die berüchtigte Boa constrictor ihr Unwesen treiben. Während auf dem Hinweg der Regen die Schlangen aus den leeren Kokosnussschalen lockt, macht sie auf dem Rückweg die Nachmittagshitze von über 35 Grad Celsius lebhaft und angriffslustig. (Text: SRF)Die gefährlichsten Schulwege der Welt – Papua Neuguinea
Kaum ein Landstrich der Erde ist weniger erforscht und schwieriger zu erreichen als das Grosse Papua-Plateau, die Heimat der Kaluli. Schätzungsweise leben hier gerade einmal 2500 Menschen auf einer Fläche von 1360 Quadratkilometern. Die Analphabetenrate ist hoch, denn nur wenige Eltern können es sich leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Hinzu kommt der lange und kräftezehrende Weg dorthin, dessen Gefahren viele fürchten.
Um im «Land der tausend Flüsse» zur Schule zu gehen, müssen die Kinder einen bis zu sieben Tage langen Marsch durch den Urwald auf sich nehmen – ein riskantes Unterfangen. In diesem Schuljahr wagen zwei Kinder der Kaluli den gefährlichen Schulweg durch den Dschungel zum Internat in der nächsten Stadt.
Zahllose Flüsse müssen sie watend oder über selbstgebaute Brücken balancierend überqueren. Wilde Tiere wie Urwaldkrokodile, riesige Baumratten und Skorpione sind eine konstante Bedrohung, während die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze ihr Vorankommen zusätzlich erschweren. Und doch ist für diese Kinder die vielleicht grösste Herausforderung ihr erster Kontakt mit der Zivilisation. (Text: SRF)Die Gefängnisschule
Die beiden Filmautoren hatten die einmalige Gelegenheit, Häftlinge, Lehrpersonen und Aufsichtspersonen in einem Gefängnis in San Francisco ein Semester lang hautnah zu begleiten. Eindrücklich wird gezeigt, wie Insassen, die wegen schweren Delikten sitzen, Schwierigkeiten haben, sich einzuordnen und einem geregelten Unterricht zu folgen. Sie, die fast alle in prekären Verhältnissen aufgewachsen sind, müssen lernen, Konflikte nicht durch Gewalt, sondern durch Argumente zu lösen. Aber auch für die Lehrpersonen und das Aufsichtspersonal ist die Schule eine Herausforderung.
Ihnen machen Rückschläge und die grosse psychische Belastung zu schaffen. Doch die grosse Anstrengung lohnt sich. Das Ziel ist ein Schulabschluss. Etwas, was sich die meisten Häftlinge vorher nicht zugetraut haben. Das Diplom gibt ihnen Mut und Selbstvertrauen und macht Hoffnung auf eine gelingende Reintegration ausserhalb der Gefängnismauern. Der Pilotversuch fand in den USA grossen Anklang und hat ähnliche Projekte angestossen. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Mi. 08.04.2020 SRF 1 Gefahren und Chancen der digitalen Welt
Autorin Michèle Sauvain geht in ihrem Film der Frage nach, wie gefährlich Computergames effektiv sind. Sie zeigt, wie Kids heute online kommunizieren, fragt bei bekannten YouTubern und Game-Entwicklern sowie beim Gamehersteller Microsoft und bei den Strafverfolgungsbehörden nach, wer in dieser unübersichtlichen virtuellen Welt die Verantwortung für Missbräuche übernehmen soll und kann. Entstanden ist ein vielschichtiger Film über ein neues Phänomen, bei dem nur eines klar ist, nämlich, dass Eltern hinschauen und sich interessieren müssen.
Viele Eltern können mit der Freizeitbeschäftigung ihrer Kinder am Computer nicht viel anfangen, die meisten wissen nicht einmal, welche Games ihre Kinder spielen. Dabei ist das, was in dieser virtuellen Welt passiert in den letzten fünf Jahren zur neuen Jugendkultur geworden. Gute Gamer sowie YouTuber und YouTuberinnen werden als die neuen Helden gefeiert und von Millionen von Kindern und Jugendlichen verehrt. Und zwar über die Landesgrenzen hinweg.
Damian zum Beispiel ist erst zwölf, er gamt fürs Leben gern uns ist auch richtig gut darin. Zu Hause zeigt er uns, wie souverän er sich auf Minecraft bewegt. Seinen eigenen YouTube-Kanal füttert er regelmässig mit selbstgeschnittenen Filmchen. Sein Ziel ist, möglichst viele Follower zu gewinnen, Leute die regelmässig auf seinem Kanal nachschauen, was er macht. Seine Vorbilder sind die grossen deutschen YouTuber, wie LPmitKev.
Der ist mit 28 Jahren und 1,4 Millionen Follower einer der grossen Stars und stellt alles auf seinen YouTube-Kanal, was er in seinem Alltag macht. Ihn treffen wir auf der grössten Gamermesse der Welt, der Gamescom. Ob er dort gamt, zu Hause ist, mit seiner Freundin auf Reisen geht – seine Fans können sein ganzes Leben mitverfolgen und sie machen es täglich. Kev verdient damit gutes Geld und bringt alles mit, was man braucht, um ein YouTube-Star zu werden. Er ist ein positiver Mensch, ein guter Entertainer und Verkäufer seiner selbst.
So viel hat sich also gegenüber früher gar nicht verändert, das stellt auch Journalist Marc Bodmer fest, der die Gamer- und YouTube-Szene schon seit ihren Anfängen beobachtet. Er ordnet das neue Phänomen ein und kommt wie die Strafverfolgungsbehörden in Sachen Gefährlichkeit der neuen Medien zu einem simplen Fazit: Selbst wenn Pädokriminelle Games und Chats für sich entdeckt haben, um potenzielle Opfer zu finden, ist das Einzige, was wirklich schützt, unsere Kinder medienkompetent zu machen. Und das beginnt damit, dass wir uns für das, was sie auf ihrem Computer tun, interessieren. (Text: SRF)Original-TV-Premiere Do. 22.03.2018 SRF 1 Gefangen in Putins Russland – Teenager als Staatsfeinde
Anja Pawlikowa ist ein 17-jähriger Teenager aus Moskau: Sie liebt Tiere, Musik und Ökologie. In einer Telegram-Gruppe chattet sie mit anderen jungen Leuten, auch Kritik an Putins Politik ist Thema. Einer der Chat-Teilnehmer ist Ruslan D., der sich mit Putin-Kritik besonders hervortut. Er schlägt vor, sich im richtigen Leben zu treffen, mietet Räume an und – wie sich später herausstellt – stattet diese mit Videokameras aus.
Bei den Treffen regt er an, aus der Gruppe eine «richtige politische Bewegung» zu machen, die sich «Novoe Velichie», «Neue Grösse», nennen soll. Die Gruppe fabriziert Flugblätter und lernt von Ruslan D., wie man Molotowcocktails baut. Nachdem er genug belastendes Material gefilmt hat, übergibt Ruslan D. die «Beweise» an die Polizei.
Alle Mitglieder der Gruppe werden im März 2018 verhaftet, einige von ihnen unter Folter gezwungen, Falschaussagen gegeneinander zu machen. Die junge Moskauer Filmemacherin Anna Schischowa hat über mehrere Jahre den Schauprozess gegen die jungen Leute beobachtet und den zunehmend verzweifelten Kampf von Anjas Mutter Julia begleitet, die Unschuld ihrer Tochter zu beweisen.
Im Laufe des Films verdichten sich die Indizien, dass Ruslan D. für den russischen Geheimdienst arbeitet und der FSB die jungen Leute um Anja unterwandert hat. Parallel zu den Dreharbeiten verschlechtert sich ab 2018 die Menschenrechtslage und Presse- und Meinungsfreiheit in Russland, die wenigen noch unabhängigen Medien werden verboten. Eine neue Stufe der Einschüchterung sind Cyber-Fallen durch den Geheimdienst FSB, wie sich am Beispiel der Gruppe um Anja herausstellt. (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 15.01.2023 SRF 1
zurückweiter
Füge SRF DOK kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu SRF DOK und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.