Sportclub Story Folge 202: Fußballstar Alexandra Popp: Das Comeback der Kapitänin
Folge 202
Fußballstar Alexandra Popp: Das Comeback der Kapitänin
Folge 202 (30 Min.)
Fußballerin Alexandra Popp ist schon 111 Mal mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft aufgelaufen. Im April 2021 verletzte sie sich schwer, ein Knorpelabriss an der rechten Kniescheibe sorgte für eine lange Zwangspause. Nicht das erste Mal, dass „Poppi“, wie ihre Mitspielerinnen sie nennen, von einer Verletzung gestoppt wurde. Bereits die Fußball Frauen EM 2013 und 2017 hat sie verletzungsbedingt verpasst, deshalb ist die Motivation für das Comeback im Hinblick auf die UEFA Women’s EURO 2021, die vom 6. bis 31. Juli 2022 in England stattfinden soll, besonders groß: „Es ist wirklich die EURO in England, die mich dazu nötigt, mich noch einmal zurückkämpfen zu wollen. Wenn ich den Kampf am Ende verliere, dann ist das so. Aber ich hätte es wenigstens versucht. Aufgeben? Das wäre nicht ich“, sagt die 30-jährige Kapitänin der Nationalelf. Alexandra Popp, geboren und aufgewachsen am Rande des Ruhrgebiets, hat früh gelernt, sich durchzusetzen: Bei ihrem Heimatverein FC SW Silschede spielte sie bis zum Alter von 14 Jahren in einem Team gemeinsam mit Jungen, wurde von Gegenspielern erst belächelt. Und dann bestaunt. Auf der Eliteschule des Fußballs Berger Feld in Gelsenkirchen wurde sie als einziges Mädchen gemeinsam mit FC-Schalke-04-Talenten wie Max Meyer und Joel Matip ausgebildet. Mit den Aufwandsentschädigungen des DFB für Nachwuchslehrgänge unterstützte sie damals ihre unter finanziellen Schwierigkeiten leidenden Eltern, auch ans Sparkonto ging sie ran. „Das war schwer. Für mich stand eigentlich immer fest, ich möchte irgendwann mein eigenes Haus haben, Familie, Kinder, Hund. Dann habe ich das Gesparte abgegeben. Aber ich weiß, wofür. Für mich ist Familie ein ganz hohes Gut und steht an erster Stelle.“ Erste
Station in der Frauen-Bundesliga war der FCR Duisburg, Trainerin war dort die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Sie ist bis heute von Alexandra Popp überzeugt ist: „Poppi stirbt für andere auf dem Platz. Sie gibt einfach immer alles, geht immer vorneweg, ist ein Leader-Typ.“ Als Alexandra Popp die deutsche Mannschaft bei der U20-WM der Frauen 2010 zum Titel schoss, wurde sie von den Medien zur „Verheißung des deutschen Fußballs“, zum „neuen Torengel“ und „Popp-Star“ gekürt. Sie selbst blieb auf dem Boden, die Entscheidung für den Wechsel zum VfL Wolfsburg 2012 traf sie auch, weil der Verein bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz half: „Poppi“ wurde Zootierpflegerin. Sonntags Bundesliga, montags Berufsschule, an den anderen Tagen pendelte sie zwischen Erdmännchengehege und Trainingsplatz. Mit dem VfL Wolfsburg sammelte sie, erst als Stürmerin, dann im defensiven Mittelfeld, Titel und Trophäen: Zwei Mal gewann das Team die Champions League, wurde sechs Mal deutscher Meister, holte acht Siege im DFB-Pokal. Mit der Nationalelf gewann Alexandra Popp, zweimalige Fußballerin des Jahres, die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Auf dem Platz rackert Popp wie kaum eine Zweite, daneben setzt sie sich ein gegen Diskriminierung, für Vielfalt und Diversität, auch mahnt Popp immer wieder an, die Professionalisierung des Frauenfußballs voranzutreiben. Das Turnier in England im Sommer gilt als große Chance, den Sport auch hierzulande wieder populärer zu machen. Und DFB-Kapitänin Popp will unbedingt dabei sein. NDR Autorin Inka Blumensaat hat die Wolfsburgerin während der langen Reha begleitet, hat Hoffnungsschimmer und Rückschläge miterlebt und dokumentiert den Weg einer Frau, die einfach nie aufgibt. (Text: NDR)