Sportclub Story Folge 174: Angesteckt – Was eine Corona-Infektion im Sport bedeutet
Folge 174
Angesteckt – Was eine Corona-Infektion im Sport bedeutet
Folge 174 (30 Min.)
Rund 2,5 Millionen Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie in Deutschland mit dem Coronavirus angesteckt. Die meisten gelten als genesen, doch nicht alle von ihnen sind auch gesund. Besonders Sporttreibende spüren schnell, wenn das Virus bleibende Schäden angerichtet hat. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen und werden unter dem Begriff Long COVID zusammengefasst. Oft sind die Betroffenen nicht mehr leistungsfähig oder leiden unter bleibenden Organschäden. NDR Autor Hendrik Maaßen hat mit vielen betroffenen Profi- und Amateursportler*innen gesprochen und berichtet über ein unterschätztes Problem, das eine steigende Zahl an Menschen betrifft. Frank Stäbler ist dreifacher Weltmeister im Ringen. Corona war für ihn lange nicht greifbar, auch nicht, als er sich ansteckte. „Ich hatte nur leichte Symptome und habe nach der Quarantäne gar keinen medizinischen Check machen wollen. Ich fühlte mich topfit!“ Doch beim Belastungs-EKG bricht der 31-Jährige zusammen. Die Analyse ergibt: Stäbler hat 20 Prozent weniger Lungenkapazität. Für einen Spitzensportler bedeutet das eigentlich das Karriereende. Während das Risiko an einer Coronainfektion zu versterben statistisch gesehen für Männer höher ist, erkranken vermehrt Frauen an dem Long-COVID-Syndrom. „Es sind die Jüngeren, es sind die Fitteren und eher diejenigen, die eine leichte COVID-Erkrankung durchlebt haben“, sagt Prof. Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. Welte leitet eine der wenigen Long-COVID-Ambulanzen, die Betroffenen
Unterstützung bietet. „Die meisten Patienten leiden an einem Symptomkomplex, d.h. sie sind chronisch erschöpft und matt, haben Gedächtnis- oder Koordinationsschwierigkeiten und leiden an bleibendem Geruchs- und Geschmacksverlust“, so Welte. Zu den Ursachen gibt es nur Annahmen. Forschende vermuten, da häufiger eher leicht erkrankte und junge Menschen von Long COVID betroffen sind, könnte das bei ihnen besser funktionierende Immunsystem zu solchen Störungen führen. Vereinfacht gesagt: Eine Überreaktion der Abwehrkräfte auf das Virus wirft den Körper langfristig aus dem Gleichgewicht. Die Dokumentation zeigt auch, dass gerade Hobby- und Amateursportlerinnen und -sportler besonders gefährdet sind. Sportstudierende Chiara Köhler muss ihr Studium aktuell aussetzen, denn an Sportprüfungen ist nicht zu denken. „An schlechten Tagen komme ich nicht mal ohne Pause in den dritten Stock“, sagt die 24-jährige Hannoveranerin. Die regelmäßigen Lungenfunktionstests zeigen trotz Behandlungen kaum eine Verbesserung. „Wir haben keine etablierten Therapien“, sagt Pneumologe Welte. Er warnt: „Die schwersten Rückfälle in COVID-Symptome stellen wir bei Menschen fest, die sich zu früh wieder stark belastet haben.“ Sporttreibende sollten nach einer überstandenen Infektion warten, bis wirklich alle Symptome verschwunden seien. „Und wenn sie dann ganz langsam wieder mit dem Sportaufbau beginnen, können sie die Herzfrequenz in Ruhe und Belastung zur Kontrolle nutzen. Wenn diese Werte erhöht sind, sollten sie aufhören und einen Arzt konsultieren.“. (Text: NDR)