2023/2024, Folge 438–442
Russlands Krieg – Zerreißprobe für den Sport
Folge 438 (30 Min.)Eineinhalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs sollen russische Athletinnen und Athleten wieder an internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen. So will es das Internationale Olympische Komitee und stürzt den Weltsport damit in eine seiner größten Krisen. Denn nicht alle Sportverbände folgen der IOC-Empfehlung, halten stattdessen am Ausschluss fest. Weniger als ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele ringt der internationale Sport um Einigkeit. Über allem steht die Frage nach einer Olympiateilnahme russischer Sportlerinnen und Sportler. Wie wird diese Debatte in Russland wahrgenommen? Dieser Film gibt seltene Einblicke in das Innenleben des russischen Sports. Eindrücke aus einem Land, in dem der Sport seit jeher ein Politikum und gerade in dieser Zeit eines der wichtigsten Propagandawerkzeuge des Kremls ist. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere So. 01.10.2023 WDR Deutsche Streaming-Premiere Mo. 25.09.2023 ARD Mediathek Flucht und Fußball. Die Geschichte der Brüder Bilali
Folge 439 (45 Min.)Abertausende von Gesichtern und dennoch jedes eine Geschichte für sich. Die Langzeitdokumentation von „Sport inside“ erzählt die der Brüder Elidon (18) und Erion Bilali (15) aus Tirana, der albanischen Hauptstadt. Nach dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters und dem plötzlichen Tod ihrer Mutter sind sie elternlos zurück geblieben. Es gibt keine Restfamilie, die in der Lage wäre, sich um sie zu kümmern. Daher beschließen sie, ihr Glück einfach mal in Deutschland zu versuchen – denn dort kann man mit Fußball Geld verdienen und sich ein Leben aufbauen.
Wenn man gut ist. Und Fußball spielen können sie, das haben sie gelernt, von klein auf in großen Clubs. Und so landen auch die Brüder Bilali 2015 auf der Balkanroute; das einzige deutsche Wort, das sie zu diesem Zeitpunkt kennen, ist: „Asyl“. 2023, acht Jahre danach, sind sie tatsächlich Deutsche. Erstaunlich, denn albanische Asylsuchende gelten als „Wirtschaftsflüchtlinge“ und werden zumeist direkt wieder zurückgeschickt.
Elidon und Erion Bilali aber gehören zu den nur 0,3 Prozent, die eine Duldung in Deutschland zugebilligt bekommen – weil sie Waisenkinder sind und der Jüngere nicht ohne den Älteren bleiben darf. Die Doku erzählt die Geschichte von 2015 chronologisch bis in die Gegenwart: von der Ankunft in Deutschland, über ihr neues Leben in der Schule und in der Ausbildung, auf Fußballplätzen und in ihrem jeweiligen Zuhause, inklusive Hochzeit. Dies alles läuft ab, während in Deutschland permanent aufgeladene Debatten über Migration, Facharbeitermangel, Integration, Überfremdung und Grenzsicherung geführt werden.
Wir sehen, wie die Bilalis in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Rees am Niederrhein vom Trainer einer Flüchtlingsmannschaft entdeckt werden, der sie gleich zum Probetraining bei einem Bundesligaclub vorstellt. Wie diese großen Träume scheitern und sie in der Flüchtlingsunterkunft in Rheine auf die Abschiebung warten, bis der dortige Hausmeister feststellt, dass Elidon genau der Spielmacher sein könnte, den er für seine Kreisligamannschaft sucht.
Und tatsächlich erweist sich schließlich der Fußball für die Brüder als das Tor zu einem neuen Leben, wenn auch ganz anders als geplant. Es ist nicht die große Karriere, die sie hinlegen – Oberliga und Kreisliga sind heute der Wirkungskreis. Aber wir sehen, wie dennoch dadurch für sie eins zum anderen kommt: Die Lehrstelle beim Clubsponsor, daraus folgend ein Beruf, die befristete, dann unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, eine neue Heimat, neue Freunde. Ein neues Leben. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Do. 30.11.2023 WDR WM der Schande – Ein Jahr nach der Fußball-WM 2022
Folge 440Ein Jahr nach der Fußball-WM 2022 Film von Benjamin Best und Robert Kempe „Die beste WM aller Zeiten“. Mit diesem Satz beschwor FIFA-Präsident Gianni Infantino schon weit vor Beginn die Bedeutung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Doch das war nicht das einzige Versprechen, das der Weltverband und die katarischen WM-Organisatoren mit der ersten WM im arabischen Raum verknüpften. Die FIFA-WM, die die Fußballfans weltweit polarisierte wie kein anderes Fußballturnier davor, sollte den gesellschaftlichen Wandel im Emirat voranbringen, den Fußball in der Region fördern und die Arbeits- und Lebensbedingungen von hunderttausenden Arbeitsmigranten verbessern. Heute steht das Land längst nicht mehr im Fokus des Weltinteresses. Von den Organisatoren wird das Turnier als Erfolg gefeiert. Doch in der Zwischenzeit macht Katar andere Schlagzeilen: vermeintliche Bestechung von EU-Politikern in Brüssel und ein Abhörskandal in der Schweiz.
Der fünfte Teil der WDR-Sport-Inside-Doku-Serie „WM der Schande“ zeigt, was ein Jahr nach dem Turnier von den Versprechungen übriggeblieben ist. Teil 5 schließt an die Teile 1 bis 4 der Doku aus dem Oktober 2022 an. Die ersten vier Teile von „WM der Schande“ erreichten auf den verschiedenen Plattformen über 6,3 Millionen Aufrufe/Wiedergaben/Zuschauer. Die vierteilige Doku widmete sich aus unterschiedlichen thematischen Blickwinkeln unter anderem den undurchsichtigen Vergabepraktiken der FIFA, den menschenunwürdigen Bedingungen der Gastarbeiter und der politischen Strategie, die Katar mit der WM verfolgte. Die Doku-Serie wurde im September 2023 mit dem österreichischen Fernsehpreis „Romy“ in der Kategorie „Beste Dokumentation TV/Stream“ ausgezeichnet. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere So. 10.12.2023 WDR Zehn Jahre nach Sotchi – Olympias dunkles Erbe
Folge 441 (30 Min.)Vor zehn Jahren endeten die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Es waren die teuersten Spiele aller Zeiten und vor allem waren es Wladimir Putins Spiele. Heute ist klar: dem russischen Präsidenten ging es damals um viel mehr als nur Sport. Die Spiele waren der Auftakt für seine Invasionspolitik in der Ukraine – noch während der Spiele gab er den Befehl zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Dieser Film zeigt auf, wie die Winterspiele 2014 in Sotschi die Transformation eines autoritären Russlands zu einem diktatorischen Russland begleitet und befördert haben. Und wie diese Transformation zu einer Spaltung der Sportwelt geführt hat. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Mi. 13.03.2024 WDR „Ich bin stärker als Du!“ – Sexueller Missbrauch im Fußball
Folge 442 (30 Min.)Über Jahre missbraucht ein Fußballtrainer jugendliche Spieler. Im März 2024 wird er wegen 488 Fällen des sexuellen Übergriffs und 153 Fällen der Vergewaltigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt – es ist einer der größten Fälle von sexuellem Missbrauch im Sport in Deutschland. Doch wie konnte der Trainer über all die Jahre unentdeckt Jugendliche missbrauchen? Die meisten Straftaten finden auf dem Vereinsgelände statt – in einer Umkleidekabine. Der Trainer gibt sich als Physiotherapeut aus, obwohl er keine entsprechende Ausbildung hat.
Die angeblichen „Behandlungen“ sind sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung. Die Betroffenen geraten in einen Sog, bei dem sie nicht merken, dass sie missbraucht werden. Eine typische Täterstrategie, sagt Bettina Rulofs von der Sporthochschule Köln: Die missbräuchlichen Situationen würden so Teil des Alltags, dadurch könnten die Betroffenen nicht wahrnehmen, dass es sich dabei um etwas Falsches handelt. „Und es ist ja auch so, dass sie das Wissen voneinander haben, dass das auch den anderen passiert.
Also ist das so, als würde da so ein Deckmantel drüber gelegt, und es ist alles in Ordnung. Warum sollte das schlimm sein?“ Der Trainer nutzt dabei auch seine Vergangenheit als Trainer bei einem Profiklub aus, weil das bei den Jugendlichen den Traum vom Profifußball weckt. Als die Taten schließlich innerhalb des Vereins bekannt werden, tun sich die Verantwortlichen schwer mit dem Umgang: erst ein Jahr später erstatten sie Anzeige.
In der Dokumentation „Ich bin stärker als Du!“ zeichnet Andrea Schültke den Fall nach. Henry, einer der betroffenen Spieler, erzählt, wie der Trainer, zu dem er aufschaut, ihn in die Falle locken konnte. Der Film zeigt, wie überfordert der Verein mit der Situation lange ist und sich auch nach dem Urteil gegen den Trainer schwertut mit der Aufarbeitung. Die Dokumentation gerät darüber hinaus der Frage nach, welche Rolle die Fußballverbände bei der Prävention vor und dem Umgang mit sexualisierter Gewalt spielen.
Und wie die Profiklubs, in deren Nachwuchsleistungszentren Präventionskonzepte Bedingung für die Lizensierung sind, als Vorbilder dienen können. Im Mittelpunkt aber stehen die Betroffenen, die sich mit dem Mut sich ihrer Geschichte zu stellen und den Täter vor Gericht und ins Gefängnis zu bringen von ihrer Opferrolle emanzipieren. Oder wie Henry es ausdrückt: „Das Allerwichtigste ist, du bist an nichts schuld. Das, was dir passiert ist, dafür kannst du nichts. Und du musst dich für nichts schämen.“ (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.07.2024 WDR
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