Den Nationalkonservativen wäre es vermutlich lieber, er würde schweigen. Das ist aber nicht die Art von Thomas Maissen. Der 52-jährige Historiker ist der Meinung, dass die Art und Weise, wie die SVP die Schweizer Geschichte erzählt, mystifiziert und politisch instrumentalisiert, unbedingt ein Gegengewicht braucht. So schrieb er das Buch «Schweizer Heldengeschichten – und was dahintersteckt», das vor Kurzem erschien. Er demontiert darin Sätze, die unter anderem Christoph Blocher über die Schweiz sagte, und gleicht somit Mythen mit dem aktuellen Stand der Forschung ab. Der Professor
für Neuere Geschichte und EU-Befürworter sagt, dass die Niederlage der Eidgenossen in Marignano vor 500 Jahren kaum die Schweizer Neutralität begründete. Wilhelm Tell hat es vermutlich nie gegeben. Und der Rütlischwur? Eine hübsche, idealisierte Geschichte. Der Konter von rechts liess nicht lange auf sich warten: Unschweizerisch sei Maissen, einer, der die Schweiz gar abschaffen wolle. Thomas Maissen diskutiert mit Roger Schawinski über Wahrheit und Mythen und darüber, wie es den Konservativen gelang, die Deutungshoheit über die Schweizer Geschichte zu erlangen. (Text: SRF)