Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3
Kriegsende
Folge 1 (45 Min.)Mirko Drotschmann trifft die Nachfahren von Manfred Gans. Von links: Mirko Drotschmann, Großnichte Sivan Ziv, Sohn Daniel und Enkel Dylan.Bild: ZDF, Andrea RumplerAm 27. Januar 1945 hatten Einheiten der Roten Armee die wenigen Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Eine Mordfabrik in gigantischen Ausmaßen, perfektioniert wie ein Industriebetrieb. Millionen sind hier und in anderen Vernichtungslagern gestorben:
Erste Bilder der unvorstellbaren Gräueltaten der Deutschen gehen um die Welt. Nachrichten, die auch den 23-jährigen jüdischen britischen Soldaten Frederick „Freddie“ Gray erreichen und bei ihm schlimmste Befürchtungen auslösen. Seit Jahren hat er kein Lebenszeichen von seinen Eltern mehr erhalten: Sie hatten ihn 1938 außer Landes geschickt, schafften es aber selbst nicht mehr, den Nationalsozialisten zu entkommen. Kurz vor Kriegsende erreicht ihn die Nachricht, dass seine Eltern vielleicht noch am Leben sein könnten – sie wurden im Lager Theresienstadt gesehen.
Hinter ihm liegen abenteuerliche Monate, die mit der Landung in der Normandie am sogenannten D-Day begannen. Er ist Soldat in der britischen „X Troop“ – einem geheimen jüdischen Kommando, das für die Briten gegen die Nazis kämpft. Auch Freddie operiert hinter feindlichen Linien, hilft, letzte Bastionen des Atlantikwalls zu Fall zu bringen, bei Kriegsende erreicht er mit seiner Einheit das niederländische Goes. Von dort aus begibt er sich am 12. Mai 1945 in einem Jeep samt Fahrer auf einen halsbrecherischen „Roadtrip“ quer durch seine zerstörte deutsche Heimat, um seine Eltern im knapp 900 Kilometer entfernten Konzentrationslager Theresienstadt zu suchen.
Seine Reise führt den aus dem Münsterland stammenden Freddie zunächst in seine Westfälische Heimat Borken zurück. Dass sein Elternhaus noch steht, grenzt an ein Wunder. Denn viele deutsche Städte wurden noch in den letzten Kriegswochen massiv bombardiert. Auch Borken ist fast vollständig zerstört, „Germany 1945 Style“, kommentiert Freddie trocken.
Auch Mirko Drotschmann besucht auf seiner Zeitreise Borken und lernt Freddies Nachfahren kennen, die heute in den USA und Israel leben, darunter Sohn Daniel Gans. Sie treffen sich am einstigen Familiensitz, für alle eine sehr emotionale Situation. Für Freddie war es damals nur ein kurzer Zwischenstopp. Die Sorgen um seine Eltern trieben ihn zur raschen Weiterfahrt Richtung Osten an. Hunderte Kilometer lagen noch vor ihm. Es war eine Fahrt ins Ungewisse. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 26.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere So. 26.01.2025 ZDFmediathek Trümmerland
Folge 2 (45 Min.)600 Kilometer durch das zerstörte Deutsche Reich liegen noch vor ihm, als Freddie sein nächstes Ziel, das weitgehend zerstörte Münster, erreicht. Die Hauptstraßen sind inzwischen geräumt. Die Besatzer brauchen Platz für ihre Truppentransporte. Freddie übernachtet in einer ehemals deutschen Kaserne, die jetzt von Amerikanern genutzt wird. Dort wie andernorts beobachtet er Fraternisierungsversuche, die von den Alliierten eigentlich strengstens untersagt sind. Freddie notiert: „Die Moral der deutschen Frauen ist völlig im Eimer. Überall liegen hartgesottene deutsche Mädchen mit ihren Soldaten herum.“
Freddie verlässt Münster Richtung Südosten. Unterwegs werden er und sein Fahrer Bob Zeuge einer wahren Völkerwanderung. Millionen Menschen sind bei Kriegsende entwurzelt durch Krieg, Flucht und Verschleppung. Die Straßen sind voll. Die Reise führt weiter nach Eisenach und von dort Richtung Sachsen. Hier endet das von den West-Alliierten kontrollierte Gebiet. Wo genau die Grenze verläuft, ist damals kaum ersichtlich. Auch für die Bevölkerung vor Ort, die oft nicht weiß, wer ihre Heimatstadt einnehmen wird. Man blickt voller Angst auf die Rote Armee, fürchtet Rache. Denn an der Ostfront hatten die Deutschen besonders verheerend gewütet. Es kommt zu Hunderttausenden Vergewaltigungen. Die weitaus meisten Taten gehen von Rotarmisten aus, sie sehen es auch als Vergeltung für deutsche Verbrechen.
Über Chemnitz und Oberlungwitz führt Freddies Reise nach Schwarzenberg und tiefer ins Erzgebirge. Dort trifft er auf eine Division bewaffneter Wehrmachtssoldaten, die sich ihm ergeben wollen – mehrere Tage nach Kriegsende. Freddie lehnt ab und sucht das Weite. Er ist jetzt nur noch gut 100 Kilometer von Theresienstadt entfernt. Am Abend des 14. Mais hat er sein Ziel erreicht. Nur wenige Tage, nachdem die Rote Armee hier die Kontrolle übernommen hat. Drei Tage hat Freddie gebraucht: von den Niederlanden quer durch Deutschland bis dorthin. Er hat immer noch die Hoffnung, seine Eltern lebend zu finden. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.05.2025 Phoenix Deutsche Streaming-Premiere So. 26.01.2025 ZDFmediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 08.02.2025Wolfszeit
Folge 3 (45 Min.)Das letzte Lebenszeichen seiner Eltern Moritz und Else Gans liegt Jahre zurück. Über das Lager Westerbork waren sie nach Bergen-Belsen und schließlich nach Theresienstadt verschleppt worden. Bis kurz vor Kriegsende werden rund 88.000 jüdische Menschen von hier aus in die Vernichtungslager im Osten geschleust. Nur jeder siebte Insasse von Theresienstadt überlebt den Holocaust. Freddie kann sein Glück kaum fassen, als er sieht, dass seine Eltern tatsächlich leben. Fast schon nüchtern notiert er: „Zwischen Gesprächen über ihre Vergangenheit, unsere Verwandten, die Welt fühlen wir uns jetzt alle sehr glücklich.“
Doch dann breitet sich im überfüllten Areal Fleckfieber aus. Die Erkrankten werden isoliert, das ganze Lager großflächig entlaust. Kaum befreit, stellt der sowjetische Kommandant Theresienstadt unter Quarantäne. Ein Schockmoment, wie Freddie in seinem Bericht schreibt. Ohne seine Eltern kehrt er zunächst ins niederländische Goes zurück, wo er sich umgehend daran macht, die Eindrücke der vergangenen Tage zu Papier zu bringen. Und er setzt alles daran, seine Eltern so schnell wie möglich aus Theresienstadt herauszuholen. Nachdem im Lager die Fleckfieber-Epidemie abebbt, ist es endlich soweit. Am 21. Juni 1945 besteigen das Ehepaar Gans und weitere niederländische Überlebende ein Flugzeug nach Eindhoven.
Freddies private Mission geht damit zu Ende, doch sein Dienst für die britische Armee noch nicht. Als ausgebildeter Verhörspezialist befragt Freddie KZ-Wärter und andere NS-Funktionäre. Seine Befragungen dienen auch der Vorbereitung der Nürnberger Prozesse. Deren Ende erlebt er als Zivilist. Im August 1946 legt er seinen Tarnnamen ab und wird wieder zu Manfred Gans. Im Juli 1948 gibt er seiner großen Liebe Anita in New York das Ja-Wort. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.05.2025 Phoenix Deutsche Streaming-Premiere So. 26.01.2025 ZDFmediathek
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