rbb retro Folge 13: Der nackte Mann auf dem Sportplatz (1974)
Folge 13
13. Der nackte Mann auf dem Sportplatz (1974)
Folge 13
Kemmel ist Bildhauer, ein Künstler, der es sich und anderen nicht leicht macht. Mit seiner Frau Gisi und seinem Sohn Michael lebt er am Rande von Berlin in einem Dorf. Auf die Vierzig zugehend, fragt sich Kemmel, was er bisher Bedeutendes geschaffen hat. Einige Arbeiten werden von den Leuten nicht angenommen. Sein Relief zum Beispiel, das er für ein Dorf angefertigt hat, verschwindet in einem Abstellraum. Der Arbeiter Hannes, den er als Modell für eine Porträtplastik haben will, zeigt kein Interesse. Dann lässt er sich doch darauf ein. Kemmels Arbeit misslingt, aber die stundenlangen Sitzungen sind für beide ein Gewinn, jeder dringt ein wenig in die Welt des jeweils anderen ein. Kemmel fährt nach Thüringen in sein Heimatdorf und bekommt den Auftrag, eine Skulptur für den Sportplatz zu schaffen. Einen Fußballer stellt man sich vor. Was Kemmel
schließlich bringt, ist ein Läufer – ein Nackter dazu. Die Leute sind peinlich berührt, ablehnend. Doch die Konfrontation mit dem Werk, der vorsichtig einsetzende Umgang mit ihm, führt sie schließlich dazu, es anzunehmen. Regisseur Konrad Wolf (1925–1982) gilt als einer der wichtigsten Regisseure der DEFA. Mit „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ gelang ihm, gemeinsam mit Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, eine komödiantisch erzählte Geschichte über den Umgang mit der Kunst. Vorbild für die Figur des Kemmel war der Bildhauer Werner Stötzer (1931–2010), der in einer kleinen Rolle den Bürgermeister verkörpert und dessen Plastiken im Film zu sehen sind. Mit einer subjektiven Handkamera und überzeugenden Darstellern – allen voran Kurt Böwe – gelingt eine authentische Atmosphäre, die dem Zuschauer auch viel über ein untergegangenes Land erzählt. (Text: rbb)