2023, Folge 1–10
Folge 1/2023
Folge 1Julian Warner: der neue Leiter des Augsburger Brechtfestivals
Das Brecht-Festival in Augsburg ist so vieles: Energiezentrum, Impulsgeber für Theater und Performance. Aber es ist immer auch ein Fest der Diversität. Und es hat immer wieder Brecht und seine Themen weit über sein Schullektüren-Dasein vergegenwärtigt. Eine unter vielen Besonderheiten ist, dass die Leitung alle paar Jahre wechselt. Die nächsten drei Jahre ist der Münchner Kulturanthropologe Julian Warner dran. „puzzle“ hat mit ihm gesprochen: über seine Nicht-Beziehung zu Bertolt Brecht, das Erbe des Autors, das bis heute so integrativ wirkt und einen Politiker, der unser Bundeskanzler sein wollte, und extrem spaltet.
Humorist Nektarios Vlachopoulos: „Das Problem sind die Leute“
Nektarios Vlachopoulos ist für seinen pointierten Wortwitz bekannt, als Sprachspieler und Rhythmuskünstler, schließlich war er Deutschlehrer und Poetry-Slammer. Sein neues Programm „Das Problem sind die Leute“ präsentiert er in der ihm eigenen Mischung aus Slam-Poesie, Kabarett und Comedy, indem er beispielweise hanebüchenen Beschimpfungsautomatismen des Internets angeht. Für seine Kabarett-Programme wurde er mehrfach ausgezeichnet. Der Sohn griechischer Einwanderer sieht das Problem der Radikalisierung vor allem an den Rändern der Gesellschaft, doch im Großen und Ganzen hätte sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verbessert im Umgang mit Menschen mit Migrationsgeschichte.
„Gleißendes Licht“: Romandebüt des Musikers und Komponisten Marc Sinan
Krieg, Vertreibung, Verfolgung von Minderheiten sind große Themen, die gerade allgegenwärtiger sind, denn je. Viele Generationen haben den Verlust der Heimat erlebt, die nachfolgenden Generationen bekommen diese Traumata „vererbt“. Wie geht man mit diesem schweren Erbe um? Diese Fragen stellt sich auch der deutsch-türkisch-armenische Musikers und Komponist Marc Sinan. Um die Geschichte seiner armenischen Großmutter, die den Völkermord im Osmanischen Reich überlebte, aufzuarbeiten, hat er einen Roman mit dem Titel „Gleißendes Licht“ verfasst. Manchmal muss man Wunden wieder aufreißen, damit sie richtig heilen können.
„Sheyne Ziere“: Debütalbum von Masha The Rich Man
Zwischen 1991 und 2004 kamen rund 220.000 jüdische Menschen als so genannte Kontingentflüchtlinge aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Eine von ihnen war die Künstlerin Maria „Mascha“ Raykhman, die als Vierjährige mit ihrer Familie aus der heutigen Ukraine nach München kam. Was diese Migration für sie und ihre Familie bedeutet hat und andere Themen unserer Zeit besingt Mascha in ihrem Debütalbum, benannt nach ihrem jiddischen Spitznamen, den ihr ihre Großmutter gab: „Sheyne Ziere“
Der Dokumentarfilm „Independence“
Wann ist man unabhängig? Meist geht es bei dieser Frage um die Freiheit von wirtschaftlichen, emotionalen und mitunter rassistischen strukturellen Zwängen. Der Dokumentarfilm „Independence“, der auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis seine Premiere feierte, geht der Unabhängigkeit nach. Im Mittelpunkt des Films ist auch eine Afrodeutsche, die sich auf Spurensuche begibt, entlang ihrer Familiengeschichte zwischen DDR, Mosambik, Deutschland, ihrer Identität und ihrer persönlichen Unabhängigkeit. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mo. 30.01.2023 BR Folge 2/2023
Folge 2„Die Isartürkin“ erhält Ernst-Hoferichter-Preis mit Erzählungen zwischen Bayern und Bosporus
Deutsche und Türken leben schon lange Tür an Tür, doch das Zusammenleben ist nicht selten von Vorurteilen geprägt. Die Journalistin Deniz Aykanat ist in München geboren, ihr Vater kommt aus der Türkei, die Mutter aus Bayern. In ihrer Kolumne in der Süddeutschen Zeitung hat sie viele Jahre über dieses nicht immer leichte Verhältnis beider Kulturen berichtet, immer mit einem Augenzwinkern. In ihren Texten suchte sie selbst nach ihrer Identität und hat auf humorvolle Weise die Eigenheiten beider Seiten ihrer Familie auf die Schippe genommen. Die Geschichten aus der Kolumne waren Vorlage für ihr Buch „Isartürkin – Mein Leben zwischen Bayern und Bosporus“. Für ihren frischen und offenen Blick wurde die Autorin jetzt mit dem Ernst-Hoferichter-Preis ausgezeichnet.
Münchner Polizei und „Madhouse“ gedenken an die Deportation von Münchner Sinti nach Auschwitz durch die Polizei
Am 8. März 1943 wurden Münchner Sinti von der Polizei verhaftet, fünf Tage im Polizeipräsidium in der Ettstraße festgehalten und anschließend nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ein Verbrechen, für das sich die Münchner Polizei lange nicht entschuldigt hat, und das bis heute viel zu wenig bekannt ist. Heute arbeitet das Münchner Polizeipräsidium eng mit dem Münchner Beratungs- und Kulturzentrum für Sinti und Roma „Madhouse“ zusammen und hat gemeinsam mit der Fachstelle für Demokratie der Stadt München eine historische Präsentation in Auftrag gegeben. Ein Gespräch mit der Zeitzeugin Ramona Sendlinger und dem Madhouse-Leiter Alexander Diepold über Traumata als Nachwirkungen der Morde an Sinti und Roma in der NS-Zeit und Ressentiments, denen sie bis heute ausgesetzt sind.
„Biz – Wir – εμείς“ – ein griechisch-türkischer Abend, der die Geschichte zweier Völker erzählt, die sich in München auf einer anderen Ebene begegnen
Das Verhältnis zwischen Türken und Griechen gilt als angespannt und tatsächlich gab es historisch und politisch einige Krisen zu überstehen. Zwischenmenschlich sieht es oft anders aus. Vor allem in der Diaspora in Deutschland, wo sich beide Gruppen als so genannte Gastarbeiter trafen, sind sie sich nahegekommen, enge Freundschaften sind entstanden. Tuncay Acar und Costas Gianacacos haben eine musikalische Lesung an den Münchner Kammerspielen in Szene gesetzt: „Biz – Wir – εμείς“. Ein – wie sie es nennen – kommentiertes griechisch-türkisches Freundschaftsspiel. Bayerns begnadeter Rapper Maniac huldigt einem Star aus Ghana mit einem Abend, der grenzenlose Musik feiert Maniac ist ein begnadeter Mundart-Rapper und Producer aus Regensburg.
Und er ist ein Riesenfan von einer Legende des Afro-Funk aus Ghana: „Funky“ Rob alias Robert Roy Raindorf. Da liegt es nicht nur nahe, dass sich Maniac von dessen Musik inspirieren lässt und seine Musik sampelt. Er geht einen großen Schritt weiter und rollt ihm den großen Teppich aus und holt ihn auf die Bühne der Münchner Kammerspiele: kulturelle Wertschätzung statt Aneignung. Der Abend ist ein Tribut an die Funk-Musik des afrikanischen Kontinents.
Dokumentarfilm „Liebe Angst“ – Vererbung von Traumata vieler Holocaust-Überlebender
Die Eltern haben den Holocaust überlebt – die Kinder das Trauma geerbt. Über das generationsübergreifende Trauma hat die Regisseurin Sandra Prechtl einen intensiven Dokumentarfilm gedreht: „Liebe Angst“. Im Mittelpunkt ist Lore, die mit sechs Jahren erleben musste, wie ihre Mutter von den Nazis geholt und ins Konzentrationslager Auschwitz geschickt wurde. Kim, Lores Tochter, bekam den Schmerz der Mutter schon als Kind ungefiltert mit – als Erwachsene ist sie selbst daran gebrochen. Im Dokumentarfilm „Liebe Angst“, der in die Kinos kommt, geht es um die Annäherung von Mutter und Tochter. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mo. 27.02.2023 BR Folge 3/2023
Folge 3Betiel Berhe: „Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht“ Sie ist eine erfolgreiche Akademikerin, arbeitet als Ökonomin und hat das Institut für Social Justice & Radical Diversity in München mitbegründet. Eine steile Karriere, die für Betiel Berhe alles andere als selbstverständlich war. Als Kind eritreischer Gastarbeiter in Deutschland ist sie als Teil der Arbeiterschicht zwischen Hochhäusern aufgewachsen und kennt Klassenunterschiede. Ein sozialer Aufstieg ist möglich, aber sehr schwer und mit vielen Hürden verbunden.
Betiel Behre hat schon früh den Blick auf Klassenunterschiede geschärft. Darüber hat sie jetzt ein Buch geschrieben: „Nie mehr leise“. Mikrokosmos Schule als Spiegel unserer Gesellschaft: der Film „Das Lehrerzimmer“ von İlker Çatak Von Bildungsgerechtigkeit sind wir in unserer Gesellschaft noch weit entfernt. Dass es keine gleichen Chancen für alle gibt, hat auch mit Framing und Vorurteilen zu tun, damit, wie zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler sehen.
Wie rasant sich Vorurteile bilden und auch wieder verändern und dem Moment anpassen können, das ist nur eines von vielen brisanten Themen unserer Zeit, mit denen sich der Spielfilm „Das Lehrerzimmer“ beschäftigt. Eine Lehrerin möchte einem Diebstahl in der Schule nachgehen und droht an den Konsequenzen ihres eigenen, eigentlich idealistischen Handelns zu zerbrechen. „puzzle“ hat den Regisseur İlker Çatak zum Interview getroffen. Comedian Emir Puyan Taghikhani: „Die Chemie muss stimmen“ Dr. Emir Puyan Taghikhani, in Nürnberg geboren, Sohn einer Türkin und eines Iraners, promovierter Lebensmittelchemiker.
Eine ganz normale wissenschaftliche Karriere. Aber mit seinem Background hätte es auch anders kommen können. Emir Taghikhani hat in seiner Schulzeit das Gefühl, eigentlich nicht dazu zu gehören, sich besonders beweisen zu müssen. Erst ein Deutschlehrer auf dem Gymnasium gibt ihm das Gefühl, dass er Potential hat, dass er an ihn glaubt. Für diesen Lehrer will Emir Taghikhani glänzen. Und noch heute ist er mit Sprüchen konfrontiert, die ihn etwa in Bezug mit den Taliban setzen.
Es sei wichtig solche Bemerkungen nicht wegzulächeln, sondern klar Grenzen zu setzen, sagt er. Alles Themen, die in ihm brodeln und die er sprachgewandt und witzig auf die Kabarett-Bühne bringt in seinem Programm „Die Chemie muss stimmen“. Europäische Kultur ist Migrationskultur: die Ausstellung „Horizonte“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg „Europäische Kultur ist Migrationskultur, ohne Migration ist das heutige Europa nicht denkbar.“ Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg macht mit einer großen Sonderausstellung Migration zu seinem Jahresthema.
Dabei geht es den Kuratorinnen und Kuratoren darum, Migration nicht nur im Kontext von Krieg und Vertreibung zu sehen, sondern auch als Grundbedingung für kulturelle Entwicklungen zu betrachten. Die Sonderausstellung „Horizonte. Geschichten und Zukunft der Migration“ zeigt vom 30. März bis 10. September die Vielschichtigkeit von Migration. Die Band Masaa: Neues Album „Beit“ Beit ist Arabisch, bedeutet so viel wie Haus oder Heim und ist der Titel des vierten Albums der Band Masaa.
Arabische Texte und Gesang gehen auf in Harmonien zwischen Jazz und Rap, Klassik und Pop. Dem preisgekrönten Quartett um den aus dem Libanon stammenden Sänger Rabih Lahoud geht es darum, ein Beit, also eine Art Heimat zu sein, ein Ort, an dem Menschen Verbindungen miteinander eingehen. Ihre Musik ist ein Appell für Harmonie. Eine Harmonie, in der auch gestritten werden darf, aber eben mit gesundem Verstand, der Bereitschaft auch mal etwas auszuhalten und dem Willen, gemeinsam zu genießen. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 27.03.2023 BR Folge 4/2023
Folge 4Themen: * 60 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Südkorea * Eine südkoreanische Zeitzeugin, die für drei Jahre kam und 50 Jahre Deutschland geblieben ist * Künstliche Intelligenz: nur so frei von Vorurteilen wie die Menschen die es entwickeln und anwenden * „Einzeltäter“: DOK.fest München-Premiere über das OEZ-Attentat * Tayfun Guttstadt: orientalisch-spirituelle Musik, HipHop und westlicher Clubsound (Text: tagesschau24)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.04.2023 BR Folge 5/2023
Folge 5Gemeinsam Füreinander Cup 2023: Wenn Polizei, Staatsanwaltschaft, Sinti, Roma oder Geflüchtete füreinander stehen
Wir alle haben Vorurteile. Ein Problem wird es, wenn vorgefasste Meinungen zu unfairen Entscheidungen oder zu diskriminierendem Verhalten führen. Spätestens seit den Diskussionen um Racial Profiling und der BlackLivesMatter-Bewegung hat die Polizei bei bestimmten Gruppen das Vertrauen verloren. Wie kann man es schaffen, auf beiden Seiten – auf Seiten der Polizei und auf der Seite bestimmter Bevölkerungsgruppen – Vorurteile abzubauen? Ganz einfach: durch Begegnungen. Auf Augenhöhe. Und genau das ist passiert beim Gemeinsam Füreinander Cup 2023
90 Jahre nach der Bücherverbrennung: über die Erinnerungskultur in unserer Migrationsgesellschaft
10. Mai 1933. Der Königsplatz in München. Vor 90 Jahren. Professoren und Studentengruppen verbrennen Bücher. Keine schneller Mob, keine aufgepeitschte Menge, sondern eine ganz bewusst geplante Aktion. Sogar extremer Regen hielt die Nazis und ihre Sympathisanten nicht davon ab Bücher zu verbrennen. „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“, ist ein berühmte Satz von Heinrich Heine. Auch in diesem Jahr wurde wieder am Königsplatz gelesen, um an die verfolgten Autorinnen und Autoren zu erinnern und darauf aufmerksam zu machen, dass auch heute bestimmte Bevölkerungsgruppen Hass ausgesetzt sind.
Grenzen neu denken – ein Roadtrip mit dem Flüchtlingsreiseausweis
Alle Straßen führen nach Rom. Ein Spruch, der ein Lebensgefühl aufgreift. Am Ende der Reise wird alles gut sein, irgendwie. Dieses Gefühl einfach loszufahren, unterwegs zu sein, ein intensives Leben zu führen, den Wind zu spüren – dieses Gefühl der Freiheit muss man sich leisten können. Wie ist es aber mit Menschen, die auf der Flucht waren, für die eine Reise erstmal Überleben bedeutet, sich vor immer neuen Gefahren zu retten? Die syrische Filmemacherin Afraa Batous lebt seit einigen Jahren in Deutschland, brauchte lange um anzukommen. Sie wollte dann erfahren, was es heißt wieder unterwegs zu sein, ein Zustand, an den man sich erstmal gewöhnen muss. Sie hat weitere syrische geflüchtete Frauen mit auf einen Road Trip genommen, einen Dokumentarfilm gemacht und ihn in Anklang an „All Roads Lead To Rome“ einfach „All Roads Lead To More“ genannt. Denn am Ende der Straße wartet noch so vieles. Vielleicht sogar wieder ein klein bisschen Unbeschwertheit.
ENGIN: Musik aus der Generation türkischer Eltern im Heute und made in Germany
Über die Musik die eigene Identität finden, das macht die deutsch-türkische Indie Band ENGIN. Die junge Band um den Sänger Engin Devekiran produziert Musik mit der Anmutung türkischer Popmusik aus den 70er und 80er Jahren: der Sound der Eltern-Einwanderer-Generation im Heute und Hier. Engin steht für kantige Themen, politisch relevante Texte und jede Menge Energie. Tanzen kann man dazu auch. „Nacht“, das Debüt-Album von Engin, ist jetzt erschienen und schlägt voll ein.
Safiye Can und ihr Gedichtband „HerzSchlagDrama“: Lyrik als poetisches und politisches Statement
Safjye Can ist eine preisgekrönte Dichterin und Autorin. Sie ist als Kind tscherkessischer Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen und begann mit 13 Jahren Erlebtes in Gedichten festzuhalten. Sie studierte Philosophie, Psychoanalyse und Rechtswissenschaft, doch ihre Lebensaufgabe fand sie im Schreiben. Ihr aktueller Gedichtband „HerzSchlagDrama“ erzählt davon, was die Herzen aller Menschen, im Guten wie im Bösen, schneller schlagen lässt. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.06.2023 BR Folge 6/2023
Folge 6 (29 Min.)„blues in schwarz weiss“ mit Texten von May Ayim und Julienne De Muirier
May Ayim war eine Dichterin, Pädagogin und Aktivistin, eine der prägendsten Stimmen der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ (ISD), die in den 1980er Jahren für Gleichstellung zu kämpfen begann. Gemeinsam mit der afroamerikanischen Feministin Audre Lorde setzte sie den Begriff „afrodeutsch“, der dafür steht, dass sich eine afrikanische und eine deutsche Identität nicht gegenseitig ausschließen. 27 Jahre nach dem frühen Tod der Dichterin hat die Regisseurin Miriam Ibrahim gemeinsam mit der Autorin Julienne De Muirier das Stück „blues in schwarz weiss“ entwickelt, das Ayims Gedichte, Briefe und Essays mit ihrem Nachhall in der Gegenwart verbindet. Zu sehen im Residenztheater München.
Film „Black Box“ von Aslı Özge auf dem Filmfest München
Die Gedankenwelt der deutschen Mittelschicht steht im Zentrum des Eröffnungsfilms der Reihe „Neues Deutsches Kino“ beim Filmfest München. Im Film „Black Box“ der Regisseurin Aslı Özge geht es um die Bewohner eines Wohngebäudes, die in Folge eines Notfalls in ihrem Block eingesperrt sind. Der Innenhof wird zu einem Mikrokosmos. Menschlichkeit und Anstand weichen Verdächtigungen, Vorurteilen, Angst und Panik. Die Regisseurin verhandelt in ihrem Film das Verhalten der Menschen in einer Extremsituation: das Fallen der Masken und den Verlust von Solidarität, wenn es um die eigenen Privilegien geht.
Theater des Bellevue Di Monaco: „Gilgamesh – Leben ohne zu sterben“
Gilgamesh wird als früherer König von Uruk gelistet, einer Stadt im heutigen Irak. Ein nach ihm benanntes Epos gilt als eines der ältesten Literaturwerke der Menschheit. Das Epos erzählt von einem König, der statt zu heiraten und zu regieren lieber mit seinem Freund durch die Welt zieht und Abenteuer erlebt. Als sein Freund stirbt, sucht er nach dem Sinn des Lebens und Sterbens. Es geht um Macht und Ohnmacht, Liebe und Verlust, Raffgier und Angst. Alles Themen, die auch heute junge Menschen, die zum Teil selbst vor Kriegen fliehen mussten, umtreiben. Sie bringen nun das Stück in unsere Gegenwart und erzählen von ihren Ängsten und Sorgen.
„Vatermal“: Romandebüt des Dramaturgen Necati Öziri
„Kind zu sein bedeutet permanent zu versuchen zu verzeihen“, sagt der Dramaturg und Schriftsteller Necati Öziri, Sohn von Einwanderern aus der Türkei. Er ist ohne Vater aufgewachsen und veröffentlicht demnächst sein Buch „Vatermal“ mit dieser Rahmenhandlung. Es ist eine Familiengeschichte, die viele Themen unserer Gesellschaft und Gegenwart verhandelt, und das Infragestellen eines klassischen Familienbildes mit Vater, Mutter, Kind.
Rapper Mal Élevé – Reime mit knallharten politischen Messages
Er will mit seinen Songs nicht die Herzen berühren, er will, dass sich etwas ändert. Und so haut der Rapper Mal Eleve knallharte politische Messages raus. Klimakrise, Rassismus, Situation von Geflüchteten – er mischt sich überall ein, wo es für ihn nicht passt, wie in seinem Song „Planet“. (Text: BR Fernsehen)Deutsche TV-Premiere Mo. 26.06.2023 BR Folge 7/2023
Folge 7 (35 Min.)Bild: brZeitzeugin und Sintezza Christa Ada: eine Ehrung im Rahmen der „Münchner Lichtblicke“
Sinti und Roma leben auch heute noch oftmals am Rande der Gesellschaft. Auch heute noch müssen sie gegen Vorurteile und Diskriminierungen ankämpfen, erleben Herabwürdigungen. „Gern Gesehen: Sinti und Roma“ heißt eine Ausstellung, die man ausleihen kann. Auf 17 Tafeln geben Menschen, die sich zur Minderheit der Sinti und Roma zugehörig fühlen, einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben und ihren Glauben. Eine von ihnen ist Christa Ada. Sie ist eine Sintezza. Obwohl sie Zeit ihres Lebens Rassismus und Degradierung abwehren musste, hat sie ihren Kindern und Enkelkindern mitgegeben, sich nicht zu verleugnen. Für ihren unermüdlichen Einsatz für mehr Anerkennung und das Projekt „Gern Gesehen“ wurde sie jetzt im Rahmen des Förderpreises „Münchner Lichtblicke“ geehrt.
ToleranzRäume München
„Was ist Toleranz?“, „Wie begegne ich meinem Gegenüber mit Respekt?“, „Wie können wir Konflikte gewaltfrei aushandeln?“, „Wo liegen die Grenzen der Toleranz?“. Um diese Fragen drehen sich die Toleranz-Räume. Das sind temporäre Begegnungsstätten im öffentlichen Raum von Toleranz-Tunnel e.V., die Menschen zusammenbringen, zu gemeinsamen Diskussionen anregen und für Lebenswelten anderer Menschen sensibilisieren sollen. Die „ToleranzRäume“ in München finden direkt am Platz vor der Oper statt und werden vom NS-Dokumentationszentrum München gemeinsam mit ausARTen – Perspektivwechsel durch Kunst veranstaltet.
„Vaters Meer“: Roman von Deniz Utlu
Deniz Utlu ist einer der spannendsten Schriftsteller deutscher Sprache. In seinen Texten spürt er aus bislang kaum beachteter Perspektive Aspekten des Zusammenlebens nach. Sie handeln von Herkunft und Zugehörigkeit, von Menschen, die einst kamen – und blieben. Sein neuer Roman heißt „Vaters Meer“. Es ist die Geschichte eines Jungen, dessen Vater nach zwei Schlaganfällen fortan nahezu vollständig gelähmt ist, nur noch über Augenbewegungen kommunizieren kann. Es sind die Erlebnisse und Gespräche, die der Sohn in sich trägt, die von mehr handeln als von einer Familiengeschichte.
Kinostart: „Running Against The Wind“
„Running Against The Wind“ ist der Titel eines Films, der jetzt in die Kinos kommt. Er spielt in Äthiopien und erzählt die Geschichte zweier Jungen, die für die Verwirklichung ihrer Träume kämpfen – mit unbedingtem Überlebenswillen und gegen alle Widerstände. „Running Against The Wind“ ist das Kinodebüt des deutschen Regisseurs Jan Philipp Weyl und gleichzeitig seine Liebeserklärung an Äthiopien. Der Film ging als äthiopischer Beitrag 2020 ins Oscarrennen um die Kategorie „Bester Internationaler Film“.
JISR – Brücke zwischen marokkanischen und indischen Klängen mit deutschem Background
Wie zwei unterschiedliche Kulturkreise musikalisch ineinander aufgehen präsentiert der Musiker Mohcine Ramdan mit seiner Band JISR auf seinem neuen Album „Wha Wha!“. Dabei kombiniert er die marokkanischen Klänge seiner Heimat mit indischen. 2016 gründete Mohcine Ramdan mit zwei syrischen Musikern die Band JISR – Brücke. Das Ensemble ist seitdem eine Plattform für einen spannenden Mix von Rhythmen und Klängen verschiedener Genres mit immer wechselnden Musikern. Zuletzt reiste die Band nach Indien. Das Ergebnis ist auf ihrem neuen Album „Wah Wah!“ zu hören. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.07.2023 BR Folge 8/2023
Folge 8 (35 Min.)Der Film „Rohbau“ – Menschen, die illegal in Deutschland leben und unsere Baustellen am Laufen halten. „Rohbau“ heißt der neue Film von Regisseur Tuna Kaptan über Menschen, die illegal nach Deutschland einreisen und hier auf Baustellen Geld verdienen. Im Zentrum des Films ist die 14-jährige Albanerin Irsa, die ihren Vater sucht. Auf der Baustelle des Bauleiters Lutz wurde er zuletzt gesehen. Der Film, der unseren Blick auf ein Problem lenken möchte, das inmitten unserer Gesellschaft stattfindet und meist keine Nachricht wert ist, feiert auf den 57. Internationen Hofer Filmtagen seine Premiere.
Ein Film über die Unsichtbaren in unserer Gesellschaft. Comedian Fatih Çevikkollu mit einem schmerzlichen Thema und seinem Buch „Kartonwand“ Fatih Çevikkollu kennt man als Comedian, der das Irren und Wirren zwischen Deutschen und Türken mit Witz und Charme auf die Bühne bringt. Jetzt hat er ein Buch veröffentlicht mit seiner Familiengeschichte und einem ernsten Thema: dem Zusammenhang zwischen Migration und psychischen Erkrankungen.
Denn Fatih Çevikkollus Mutter litt an einer psychischen Erkrankung. Sein Buch hat den Titel „Kartonwand“. Ein Familienleben inmitten von Umzugskartons – über allem der Traum der Eltern, irgendwann als Familie in der alten Heimat zu leben. Moshtari Hilal über „Hässlichkeit“ „Ich beobachtete, was jene schönen und erfolgreichen Frauen ausmachte, zu denen ich gehören wollte, und zu denen meine Mutter und meine Tante nicht gehörten.“ Die Künstlerin und Autorin hat sich mit Fragen rund um Schönheit und Hässlichkeit auseinandergesetzt und weiß, Hässlichkeit ist ein Konzept, um andere Menschen auszuschließen.
Frauen, die wie Kim Kardashian für Schönheit stehen, Darwins Evolutionstheorie, Schönheitssalons und Schönheitschirurgen nimmt Moshtari Hilal unter die Lupe. Denn, niemand ist hässlich, man wird nur hässlich gemacht. Rapper Amewu: „Haben oder Sein“ Amewu ist einer der erfolgreichsten gesellschaftskritischen Rapper unserer Gegenwart. Er schaut genau hin, geht in die Tiefe und haut raus: Seine Alben sind durch und durch politisch: „Entwicklungshilfe“, „Leid-Kultur“ und zuletzt „Haben oder Sein“.
Natasha A. Kelly: „Schwarz. Deutsch. Weiblich. Warum Feminismus mehr als Geschlechtergerechtigkeit fordern muss“ Die Autorin Natasha A. Kelly hat zwei Jahre an ihrem neuen Buch gearbeitet, das ihr besonders wichtig ist, weil es ihre persönliche Geschichte mit der Idee eines neuen Feminismus vereint. Titel: „Schwarz. Deutsch. Weiblich. Warum Feminismus mehr als Geschlechtergerechtigkeit fordern muss“. Natasha A. Kelly geht es um einen Feminismus, der auch wirklich alle mitdenkt. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 25.09.2023 BR Folge 9/2023
Folge 9 (35 Min.)Für viele Betriebe ist die Suche nach Fachkräften eine existenzielle Frage. Deutschland ist dringend auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Dennoch wird es Interessenten, die hier arbeiten möchten, schwer gemacht. Zu viel Bürokratie, zu hohe Anforderungen, Mängel in der Digitalisierung sowie Sprachbarrieren erschweren den Start in Deutschland, das mit anderen Ländern um Fachkräfte in Konkurrenz steht. Einer Insider-Umfrage von InterNations, der weltweit bekanntesten Plattform für Expats, zufolge, lag Deutschland bei „Suche nach Freunden“ und „Freundlichkeit der Einheimischen“ im letzten Jahrzehnt stets unter den zehn schlechtesten Ländern. Hinzu kommen Diskriminierungserfahrungen, die Menschen abschrecken, hierher zu kommen oder hier zu bleiben. „puzzle“ hat Menschen gesucht, die nach Deutschland gekommen sind und hier das Handwerk, die Pflege sowie die IT-Branche stützen. Fachkräfte und ihre Geschichten. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 30.10.2023 BR Folge 10/2023
Folge 10 (35 Min.)„Kino Asyl“: Filme aus der Heimat geflüchteter Menschen
Das Filmfestival „Kino Asyl“ ist ein besonderer Ort für persönliche Geschichten von Menschen mit Fluchterfahrung, die Filmbeiträge aus ihrer Heimat präsentieren. In diesem Jahr sind u. a. dabei: ein queerer Menschenrechtskämpfer aus Uganda und zwei Afghaninnen.
Stiftung „Gesellschaft macht Schule“ für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit
Das Bildungssystem hat eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft. Aber der Bildungserfolg von Kindern hängt stark von deren sozialer Herkunft ab. Die Stiftung „Gesellschaft macht Schule“ setzt sich für mehr Chancen für Kinder mit Bildungsnachteilen ein.
Bobby Falta – Ehrung einer Legende des Gypsy-Jazz
Die Gypsy-Jazz-Community feiert Bobby Falta. Jetzt wurde er im Münchner Künstlerhaus für sein Lebenswerk geehrt. Seine Mutter war eine Sintezza, der Vater ein Österreicher. Begegnung mit einer Legende, dem der aufflammende Antisemitismus Sorgen bereitet.
Israelisch-Palästinensischer Trialog an Schulen
Der Nahost-Krieg belastet viele Menschen in unserer Gesellschaft, auch Kinder, die besonders verunsichert sind. Jouanna Hassoun, Deutsch-Palästinenserin, und Shai Hoffmann, deutschjüdisch mit israelischen Wurzeln, gehen an Schulen und sprechen mit ihnen.
Comedian Salim Samatou und sein „Cancel Culture“
Salim Samatou ist mit 14 Jahren mit seinen Eltern ohne Deutschkenntnisse aus Indien nach Deutschland gekommen. Trotz aller Hürden hat er Wirtschaftsinformatik studiert. Aktuell tourt er als Comedian mit seinem vierten Bühnenprogramm „Cancel Culture“. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 27.11.2023 BR
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