Philosophie Folge 173: Ist es Darwins Schuld, recht zu haben?
Folge 173
Ist es Darwins Schuld, recht zu haben?
Folge 173 (26 Min.)
Im kollektiven Bewusstsein gilt ein Darwinist als böse, weil er das Recht des Stärkeren verteidigt. Doch gerade da wird es kompliziert, denn dasselbe kollektive Bewusstsein glaubt, dass alle Nicht-Darwinisten im Unrecht sind, weil sie der Evidenz der Evolutionstheorie widersprechen. Raphaël Enthoven diskutiert heute mit seinem Gast Jean Claude Ameisen die Frage, woher diese Widerspruch rührt. Warum halten wir Darwin für böse, sind aber gleichzeitig davon überzeugt, dass er recht hatte? Wie kommt es, dass wir ihn ächten und ihm dennoch recht geben? Ist es etwa ein Irrglaube, Darwin habe vom Recht des Stärkeren gesprochen, vom Überleben des Stärkeren? Welchen Bezug gibt es zwischen seinen biologischen Thesen und dem Sozialdarwinismus? Jean Claude Ameisen ist Arzt, Forscher und Professor für Immunologie an der Universität Paris Diderot. Er beteiligt sich an der
Ethik-Debatte und bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Seit 2012 ist er Präsident der französischen Ethikkommission CCNE (Comité Consultatif National d’Ethique). Außerdem leitet er das Centre d’Etudes du Vivant (Institut des Humanités de Paris – Université Paris Diderot) und ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats am Pariser Collège International de Philosophie. Zu seinen französischen Veröffentlichungen zählen: „La sculpture du vivant. Le suicide cellulaire ou la mort créatrice“ (1999); „Dans la lumière et les ombres. Darwin et le bouleversement du monde“ (2008); „Les couleurs de l’oubli“ (2008); „Sur les épaules de Darwin. Les battements du temps“ (2012); „Sur les épaules de Darwin. Je t’offrirai des spectacles admirables“ (2013). Auf Deutsch ist „Das Schöne und die Wissenschaft“ erschienen (2008). (Text: arte)