Dort, wo das Tote Gebirge schroff in den Himmel ragt und tosendes Wasser auf alpine Stille trifft, beginnt das Steyrtal – eine der eindrucksvollsten Naturlandschaften Oberösterreichs. Die Steyr ist das lebendige Herz einer Region – kristallklar, ungestüm und voller Geschichten. Als Transportweg, Arbeitsstätte und Lebensraum war sie einst unverzichtbar. Heute ist der Fluss ein Paradies für Erholungsuchende und Wassersportler. Der Ursprung der Steyr liegt im Karstquellgebiet unterhalb des Großen Priels bei Hinterstoder. Dort tritt das Wasser eiskalt aus den Felsspalten an die Oberfläche, sammelt sich aus mehreren Quellen und wächst nach wenigen Hundert Metern bereits zu einem mächtigen Gebirgsfluss heran. Als Transportweg, Arbeitsstätte und Lebensraum war sie einst unverzichtbar. Heute erinnert vieles an diese Zeit – etwa die Flötzersteigbrücke, die an die gefährliche Arbeit der Holzflößer mahnt, oder das imposante Jugendstil-Wasserkraftwerk. Im Steyrtal trifft lebendige Natur auf jahrhundertealte Handwerkskunst. Die traditionsreiche Schmiedekunst prägt die Region bis heute. In Roßleithen werden seit dem 16. Jahrhundert Sensen erzeugt. Auch in Molln ist altes Wissen lebendig geblieben: Seit mehr als 400 Jahren gilt der Ort als Zentrum der Maultrommelherstellung. Kunstschmiedetradition pflegen dort auch die Brüder Schmidberger, deren Werkstatt bereits seit dem 14. Jahrhundert existiert. Sie fertigen unter anderem Rüstungen für die päpstliche Schweizergarde. Der Flussverlauf offenbart sich vielfältig: Schotterflächen, tiefe Becken, sprudelnde Stromschnellen. Die Steyrling, ein östlicher Nebenfluss, speist bei Molln die
Steyr. In der Steyrschlucht verbirgt sich ein geologisches Juwel: die „Rinnende Mauer“. Über 50 Meter sprüht Wasser aus porösem Gestein und zaubert feine, schimmernde Vorhänge. Ganz in der Nähe, in Schmiedleithen, steht das einzige vollständig erhaltene Hammerherren-Ensemble der Eisenwurzen – mit Herrenhaus, Werksgebäuden, Gärten und Stallungen. Die unberührten Wälder rund um die Steyr waren einst Heimat vieler Wildtiere – und Ziel von Wilderern. Das Jagdrecht war in den abgelegenen Gebirgslagen kaum durchzusetzen. Das Wilderermuseum in Molln beleuchtet diese Schattenseite der Regionalgeschichte – vom Mittelalter bis heute. Im Nationalpark Kalkalpen erhebt sich bei Windischgarsten der Panoramaturm Wurbauerkogel. Von seiner Plattform aus reicht der Blick bei klarer Sicht bis zu 21 Zweitausender-Gipfeln. Ein nostalgisches Highlight ist die Steyrtalbahn – Österreichs älteste Schmalspurbahn. Seit 1889 fährt sie durch das Tal, einst als Transportmittel für Holz und Eisen, heute als Museumsbahn zwischen Steyr und Grünburg. Am Ende ihrer Reise fließt die Steyr in der Altstadt von Steyr in die Enns. Dort lebten einst Hammerherren, Eisenverleger, Schiffmeister. Mit ihnen wuchs die Stadt zu einem Zentrum der Eisenverarbeitung. Noch heute zeugen prachtvolle Bürgerhäuser vom einstigen Reichtum. Josef Werndl legte dort mit seiner Waffenfabrik 1864 den Grundstein für die Steyr-Werke – eine Erfolgsgeschichte, die in die ganze Welt strahlte. Die Flüsse Raab, Lafnitz und Steyr haben Täler geformt, Landschaften und Kulturen geprägt. Die Dokumentationsreihe „Österreichs schönste Täler“ widmet sich diesen Flussregionen und zeigt ihre Schönheit und Besonderheiten. (Text: 3sat)