ZDF verzichtet auf eigene Anne-Frank-Neuverfilmung

Sender geht Streit mit Anne Frank Fonds aus dem Weg

Michael Brandes – 01.03.2014, 12:43 Uhr

ZDF verzichtet auf eigene Anne-Frank-Neuverfilmung – Sender geht Streit mit Anne Frank Fonds aus dem Weg – Bild: ZDF

Das ZDF hat Pläne für eine eigene Anne-Frank-Verfilmung aufgegeben. Laut einer Meldung des Tagesspiegel sollen nun zu ihrem 70. Todestag alternative TV-Projekte entwickelt werden. Der Anne Frank Fonds, der das ohne Einwilligung forcierte Projekt scharf kritisiert hatte, hofft nun auf mehr als eine weitere ZDF-Doku über Hitlers Frauen oder Hitlers Hund.

Die Lebensgeschichte von Anne Frank wollte das ZDF „andersartig und neu für eine fiktionale Geschichtsdarstellung im deutschen Fernsehen“ verfilmen. Mit „einem modernen Ansatz, der die Familie Frank so erzählt, dass ihr Schicksal neben den älteren besonders auch jüngere Generationen anspricht“. Nachdem die Pläne für den Fernsehfilm öffentlich gemacht wurden, protestierte der Anne Frank Fonds, der sämtliche Rechte an Archiven, Fotos und weiteren Bestandteilen der Familiengeschichte hält.

Die weltweiten Rechte hatte der Fonds bereits an die AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion mbh vergeben, die Anfang 2015 einen von Hans Steinbichler („Hierankl“) inszenierten Film in die Kinos bringt. Über dieses Filmprojekt sei das ZDF frühzeitig informiert worden, habe eine Beteiligung abgelehnt und sei auch klärenden Gesprächsangeboten nicht nachgekommen. Das Verhalten des ZDF, so der Fonds, verstoße nicht nur gegen „Fairness und Anstand, sondern stellt ein respektloses Verhalten gegenüber einer im Holocaust weitgehend vernichteten Familie dar. Die Geschichte von Anne und Familie Frank soll adäquat, authentisch und nicht basierend auf Umgehungen von Quellen und Rechten erzählt werden.“ ZDF-Intendant Bellut und die ZDF-Aufsichtsgremien wurden aufgefordert, das Filmprojekt zu stoppen und die Rechte der Erben zu respektieren (fernsehserien.de berichtete).

Bellut hatte daraufhin die heikle Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Vor fünf Wochen kündigte er an, den persönlichen Kontakt mit den Rechteinhabern suchen zu wollen und notfalls auf den Film zu verzichten, falls sein Sender keine Einwilligung von den Erben erhalte. Produzent Oliver Berben zeigte sich weniger einsichtig: „Wir wollen einen Film über die gesamte Familie Frank machen. Sich darüber Gedanken zu machen, ist nicht verboten“, wurde er in der Süddeutschen Zeitung zitiert.

Bislang herrscht zwischen beiden Seiten immernoch Funkstille: „Wir haben weder vom ZDF noch von Berben diesbezüglich Informationen erhalten“, sagte Yves Kugelmann, Stiftungsratsmitglied des Fonds, in dieser Woche dem Tagesspiegel und erneuerte seine Kritik an der Verhaltensweise der Verantwortlichen: „Für uns ist es befremdlich, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender wie das ZDF die Öffentlichkeit desinformiert und mit dem Thema so rumwurstelt.“

Der Sender teilte der Berliner Tageszeitung unterdessen mit, dass anstelle des geplanten Films nun alternative Projekte zum 70. Todestag von Anne Frank verfolgt werden. Details sollen in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Oliver Berben wollte sich zum Filmprojekt und den Vorwürfen des Fonds nicht mehr äußern.

„Sicher hofften wir, dass das ZDF etwas macht zu diesem wichtigen Jahrestag“, kann sich Yves Kugelmann durchaus für andere Projekte erwärmen. „Nach Filmen wie ‚Unsere Mütter, unsere Väter‘ und Dokus, die quasi von Hitlers Frauen bis Hitlers Hund reichen, würde dem Sender die ganzheitliche Auseinandersetzung mit dem Thema Schoah zum 70. Jahrestag der Befreiung sicher gut stehen.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Schade, ich hatte mich schon so gefreut auf die Meldung: "Für die Hauptrolle gewinnen konnte Erfolgsproduzent Oliver Berben völlig überraschend Iris Berben."
    • am via tvforen.de

      "Die Geschichte von Anne und Familie Frank soll [...] nicht basierend auf Umgehungen von Quellen und Rechten erzählt werden."

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