WDR warnt vor „Otto-Show“ und „Schmidteinander“: Das sagen die Komiker

Warnhinweise vor jahrzehntealten Comedyshows

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 20.08.2023, 12:12 Uhr

Diesen Warnhinweis blendet der WDR vor alten Shows von Otto Waalkes und Harald Schmidt ein. – Bild: WDR/Screenshot
Diesen Warnhinweis blendet der WDR vor alten Shows von Otto Waalkes und Harald Schmidt ein.

Seit vergangener Woche wiederholt das WDR Fernsehen „Die Otto-Show“ des ostfriesischen Komikers Otto Waalkes aus den 1970er Jahren. Schon einige Wochen zuvor begann der Sender damit, eine weitere kultige Comedyshow zurück ins Programm zu nehmen: „Schmidteinander“ mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein aus den 1990er Jahren (fernsehserien.de berichtete). Beide Formate werden am späten Montagabend nach 23 Uhr wiederholt – und haben eine Gemeinsamkeit: Der WDR versieht sie mit einem vorangestellten Warnhinweis.

Das folgenden Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden, wird vor jeder Wiederholung eingebledet. Um welche Passagen genau es sich dabei handeln soll, lässt der WDR völlig offen. Doch allein die Tatsache, dass es der Sender für nötig erachtet, diesen Hinweis vor die beiden jahrzehntealten Comedyhows zu setzen, erhitzt die Gemüter. Viele Menschen sehen darin eine Bevormundung und Belehrung des Publikums. Ad absurdum geführt wird dies im Falle der „Otto-Show“ noch dadurch, dass parallel in der Beschreibung in der Mediathek damit geworben wird, dass man die Sendung „ungekürzt und friesisch-derb“ zeige.

Gegenüber der BILD gab Otto Waalkes ein Statement ab: Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik habe immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletze. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten. Andere Leute haben gelacht, ungefähr 30 oder 40 Millionen Zuschauer, so der Komiker, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. Einen Seitenhieb kann sich Waalkes aber nicht verkneifen: Vor Komik kann also gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die ‚Otto-Show‘ kann bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen. Er schließt mit den Worten: Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze.

Bis zum 24. Juli blendete der WDR vor der Sendung „Schmidteinander“ noch einen etwas anders formulierten Hinweis ein, in dem zu lesen war: „Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung.“

WDR/​Screenshot

Auch Harald Schmidt erläuterte gegenüber der BILD, was er von den Warnhinweisen vor den „Schmidteinander“-Wiederholungen hält. In der für den ehemaligen Late-Night-Host typischen Weise bringt er es satirisch auf den Punkt: Weltklasse! Ein echter Schmidteinander-Gag. Nur schade, dass der selige Feuerstein das nicht mehr erlebt hat.

Der WDR selbst äußerte sich auf Anfrage der BILD nur recht allgemein und spricht von Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden. Mit der Einblendung zu Beginn machen wir das deutlich und ordnen das Format dementsprechend ein. Welche Passagen der Sender hier als diskriminierend betrachtet, bleibt weiterhin unklar – ebenso lässt es Raum für Spekulationen, weshalb der WDR es für nötig erachtet, diesen Hinweis einzublenden.

Will der Sender damit den Zuschauern ins Gewissen reden und sie dazu anregen, zu hinterfragen, worüber sie da eigentlich lachen – anstatt sich an den TV-Klassikern einfach zu erfreuen? Oder handelt es sich vielmehr um eine Vorsichtsmaßnahme, um einem eventuellen Shitstorm vorzubeugen, falls sich tatsächlich Leute finden, die sich von den Inhalten diskriminiert fühlen und dies lautstark bei Twitter bzw. „X“ kundtun könnten? Um zusätzlich zu verdeutlichen, dass es sich nicht um aktuelle Sendungen handelt, blendet der WDR sowohl bei „Schmidteinander“ als auch der „Otto-Show“ die gesamte Sendung über ein „Classics“-Logo und das Erscheinungsjahr ein.

Damit es keine Missverständnisse gibt: WDR blendet das Erscheinungsjahr der „Otto-Show“ ein. WDR/​Screenshot

Einordnende Hinweise sind übrigens auch beim WDR nichts Neues, weshalb es etwas überraschend ist, dass die aktuellen Fälle derart hohe Welle schlagen. So blendete der Sender schon am 22. Oktober 2022 vor einem Wiederholungs-Marathon des Reality-Formats „Die Fussbroichs“ aus den 1990er Jahren folgende Tafel ein:

WDR/​Screenshot

Im Detail unterscheidet sich diese Variante von den Hinweisen, die momentan vor „Schmidteinander“ und der „Otto-Show“ geschaltet werden: Damals schrieb der WDR noch, dass manche Passagen aufgrund von Sprache und Haltung aus heutiger Sicht diskriminierend wirken „können“, während der Sender nun dazu übergegangen ist, die Tatsachenbehauptung aufzustellen, dass die entsprechenden Passagen als diskriminierend betrachtet „werden“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1966) am

    Diese Warnhinweise sind doch nichts neues, die kenne ich noch von den Wiederholungen der Schimanski Tatorte. Was für eine (Zitat) "Scheiße" (Zitat Ende)
    • am

      @admin: einmal durchwischen...
      • am

        Wes' geistlosen Geistes diejenigen sind, die bei einem einordnenden Warnhinweis gleich von Gedankenpolizei und Bevormundung sprechen, muss wohl nicht extra ausgeführt werden. Ich hoffe auch für die "Bevormundeten", dass denen noch jemand etwas Intelligenz einbläut. Obwohl - dann hätten sie ja einen Grund für ihr Geschrei... 🙄 Muss der Anti-Flynn-Effekt sein.
        • am

          ich frag mich ja wann der Hinweis bei Filmen wie Schindlers Liste eingeblendet wird
          • am

            Wozu? Der Film erzählt eine Geschichte einer unvorstellbaren Diskriminierung und der massenhaften Ermordung von Menschen, die eindeutig nicht von Normalität gekennzeichnet war. Hier könnte man lediglich vor "drastischen Darstellungen warnen". Einordnen muss man da nichts, die Handlung spricht für sich.
            Dein Vergleich könnte nicht noch mehr hinken. Dafür ist er maximal geschmacklos!! 🤐
        • am

          WDR nennt man auch: Wir Dürfen Retro
          • (geb. 1976) am

            Es ist Bevormundung perfidester Art, aber genau das was heute vom Estableshment gewünscht wird.
            Das Fernsehen dient doch schon lange nicht mehr der Unterhaltung oder Information sondern ausschließlich der Erziehung an die Dokmen der Führenden Gesellschaftsklassen.
            • (geb. 1958) am

              Als einem in der DDR aufgewachsener, kommt mir dies alles sehr bekannt vor. Auch damals durfte man das nicht machen oder das nicht sagen. Wohin entwickelt sich dieser Staat. Hier wird doch von Satire gesprochen, ich glaube das verstehen viele nicht mehr. Ich meine, hier handelt es sich doch nicht um eine Koran Verbrennung, da könnte ich es noch verstehen wenn da diskutiert worden wäre.
              • am

                Liebe Sender. Lasst doch die Kirche einfach im Dorf. OH MAN!
                • (geb. 1967) am

                  Neee, geht ja eben nicht, da der WDR anscheinend der Meinung war oder ist, hätten Sie diesen Hinweis nicht gesendet, hätte es ja angeblich massig Shit Storms gegeben....
              • am

                Offensichtlich hat der WDR von amerikanischen Unis das Prinzip der Triggerwarnungen abgeschaut. Traumatisierte Fernsehzuschauer sollen wohl vor einer urplötzlichen Konfrontation mit ihren tiefsitzenden Problemen oder seelischen Wunden gewarnt werden. So einen Hinweis wünsche ich mir eher ganz oben auf der Steuererklärung. Deren verstörende Inhalte reißen bei mir jedes Jahr verschwunden geglaubte Wunden erneut auf. Das anschließende Trauma lässt sich wie durch ein Wunder mit einer Otto-Show heilen, garantiert preiswerter als jede Traumatherapie. Genug gelästert, aber der WDR hätte beim Lesen aktueller Forschungsergebnisse erfahren können, wie sinnlos Triggerwarnungen sind.
                • (geb. 1980) am

                  Otto hat mal, witzig gemeint, "This is Alice Scharzer" mit "Das sind alles Neger" übersetzt. Wer da lacht hat den Warnhinweis nicht verstanden
                  • am

                    wer da nicht lacht hatte eine Überdosis Political correctness

                    der Witz gehört in seine Reihe von Englisch-Übersetzungsscherzen. so wie:
                    This is Arnold Schwarzenegger. Das sind alles Schwarzarbeiter
                • (geb. 1962) am

                  Ein Land der Vorsicht und Angstmacherei...
                  • am

                    Der Sender beugt halt vor und kann dann sagen wir haben ja darauf hingewiesen!
                    Genauso wie die ganzen Gemeinden wo an den Bundesstraßen lauter 70er Schilder außerhalb geschlossener Ortschaften aufstellen. Passiert was heißt es lapidar, ist passiert wegen überhöhter Geschwindigkeit. Auch wenn die auf Bundesstraßen normalerweise zugelassenen 100 km/h gar nicht übertreten wurden. 
                    Oder aktuell an den ganzen Badeseen. Da werden die Treppenzugänge in den See abgebaut aus Haftungsgründen, egal ob vom Fischerverein oder der Gemeinde. Passiert  jetzt dem Badenden was, ist das seine Sache, Die Eigentümer bzw. Pächter sind fein raus. Gilt dann nur als Badestelle, nicht mehr als offizieller Badesee. 
                    So ist es hier genauso. Es sollen ja schon Eingaben gemacht worden sein, bei den Schimi-Totorten ein Pip über die Schei*e zu legen. 😜
                    • (geb. 1974) am

                      Schade, dass man es vor einigen Monaten nicht auf ONE auch so bei der Show "Abramakabra" aus den 70er Jahren gemacht hat. Hier hat man gleich ganze Folgen gar nicht gezeigt bzw. auf 33 Minuten heruntergekürzt statt sie in ihrer Originalform (45-minütig) zu zeigen!
                      • (geb. 1956) am

                        Komik und Klamauk sollten immer als das gesehen werden, was sie sind, und nicht als diskriminierend.

                        Ich bin als Kind dick gewesen und habe mich nie von Humor diskriminiert gefühlt, selbst als Erwachsener nicht, im Gegenteil, ich bin selbst ein extrem humoriger Typ, und das schon mein ganzes Leben lang.

                        Die einzigen, die sich von humorigen Sendungen angegriffen fühlen, sind Menschen mit null Humor, und die, die alles immer wieder auf die Goldwaage legen.

                        Leute, es gibt so viel Schlechtigkeit und Gewalt auf der Welt, haben wir keine anderen Probleme als uns über Humor aufzuregen.

                        An die Öffentlich rechtlichen Sendeanstalten seid ihr so ängstlich & kriecherisch veranlagt, dass ihr Humor als Gefahr seht, und deshalb die beiden Sendungen „Schmidt einander“ und die „Otto-Show“ mit Warnhinweisen versehen müsst.
                        • am

                          So verhalten Sich nicht nur die ÖR sondern auch andere Sender und Streaminganbieter.
                          Es ist außerdem lediglich ein Warnhinweis der besagt, das gewisse Passagen für manche Zuschauer diskriminierend wirken können und das war es auch schon.

                          Warum sehen sich hier einige so dermaßen genötigt da ein Fass aufzumachen ?
                          Die Zuschauer der ÖR sind nun mal nicht alle gleich gestrickt.
                      • am

                        Diese Hinweistafel gibt es schon seit die Remaster-Versionen der Schimanski-Tatorte Anfang 2022 im WDR liefen.
                        Der Einzige der eine "Skandal" daraus macht ist die BILD.
                        Finde der Hinweis stört keinen und die Sendung wird so belassen wie sie war.
                        Da gibt es auch andere Beispiele in denen dann lieber Passagen entfernt werden, dafür ohne Hinweis.
                        • am

                          Dieser Beitrag wurde redaktionell entfernt.
                          • am

                            Wie heisst es immer?Früher war alles besser!!!
                            Der Humor war aber auch ein anderer!
                            • (geb. 1961) am

                              Ich finde es richtig, den Hinweis und das Classics Logo zu senden. Anscheinend haben mache Menschen keine anderen Probleme als sich darüber auf zu regen. Genau die Leute würden ohne den Hinweis wieder meckern wegen genau den Inhalten vor denen "gewarnt" wird. Wenn ihr mit euerem Leben unzufrieden seit, solltet ihr daran was ändern und nicht über alles meckern.
                              • am

                                Echt jetzt? Soweit ist es also gekommen. Man darf nicht mehr Cowboy und Indianer spielen, Onkel Bens Reis darf nicht mehr so heißen und ein Zigeuner-Schnitzel ist auch verboten und selbst der Döner darf nicht mehr so genannt werden. Na Klasse. Vor 10 Jahren hat sich noch keiner darüber aufgeregt und keiner fühlte sich dadurch diskremeniert. Was ein Schwachsinn!
                                • (geb. 1978) am

                                  Könnten Sie uns Unwissenden bitte die konkreten Gesetzesparagraphen nennen, die das Cowboy & Indianer-Spielen oder die von Ihnen genannten Lebensmittelbezeichnungen verbieten? Schade, dass man Ignoranz nicht verbieten kann...
                                • am

                                  Ja, leider heißt der Reis nur noch "Ben´s Original".
                                  Begründung "Uncle" sei rassistisch. Das habe ich zwar nicht nachvollziehen,  aber so war die Erklärung.
                                • am

                                  Der Produktname war auch rassistisch.
                                  Schwarze Männer wurden nicht aus Sympathie mit Uncle angesprochen, sondern weil weiße Menschen diese nicht mit Mister anreden und damit als gleichwertig anerkennen wollten.
                                  Mit schwarzen Frauen war es genauso und wurden einfach Aunt genannt.
                                  Schwarze Kindermädchen wurden explizit zu Mammys reduziert ... usw.

                                  Warum soll man das also beibehalten? Der Schaumkuss wird aus guten Gründen auch nicht mehr Ne***-Kuß genannt.
                                • (geb. 1979) am

                                  War das nicht der "dunkelhäutige Mann" der abgebildet war, das ausschlaggebende? Mit der Verbindung "Uncle"...
                                • (geb. 1967) am

                                  Joar, am besten die Sprache ganz verbieten!! Wir machen nur noch Gebärdensprache!
                                • am

                                  Ich nenne den Negerkuss weiterhin so, weil daran nichts negativ ist. Es wird erst von einigen Menschen dazu gemacht.
                                • am

                                  Natürlich ist das rassistisch und diskriminierend und hat nicht erst seit gestern eine diskriminierende Bedeutung.
                              • am

                                @Nick799: 1 


                                Diese Texterei gibt's im Stream schon länger. Man muss sich nur mal "Frühstück bei Tiffany" o.ä. ansehen.


                                P.S.: Die WDR-Texte (mit Ansage) gibt's nicht erst seit 1 Woche, sondern schon seit Juli!
                                • am

                                  Ich verstehe die Aufregung nicht.
                                  Aber es ist natürlich wieder die Bild-Zeitung, die daraus einen Skandal macht.
                                  Was soll das ?
                                  Es gibt eine kurze Einblendung und fertig.
                                  Es wurde weder etwas raus geschnitten oder gar das ganze Werk verächtlich gemacht.
                                  Sonst wurden es die ÖR ja nicht ausstrahlen.

                                  Bei den alten Disney Filmen mit sensiblen Passagen ist es ähnlich. Da kann man auch die ein oder andere Szene heute kritisch sehen und verteufelt deswegen nicht den ganzen Film.
                                  • (geb. 1979) am

                                    Ja, es ist einfach in der Tat so das sich im Jahre 2023 einfach jeder über alles aufregt und nicht darüber reden und diskutieren kann und stattdessen "Social Media" für die geeignetste Plattform hält, natürlich unter dem Deckmantel eines Pseudonyms, und mittlerweile eine Kultur entstanden ist, alles von "Damals" zu hinterfragen und auf die heutige Zeit zu projezieren, was gar keinen Sinn macht, aber viele es toll finden "Ihren Du-Du Zeigefinger" bei allem zu heben um den angesagtesten Moralapostel spielen zu können. Und dann am besten noch AFD wählen usw...könnte hier jetzt noch so richtig einen vom Stapel lassen, aber das werden hier noch genug tun. Man kanns halt auch einfach übertreiben....
                                    • am

                                      Jetzt regen sich Boomer wieder darüber auf, dass ein Fernsehsender für wahrscheinlich nicht mal 5 Sekunden etwas Text einblendet. Mimimi

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