#verafake: RTL und Produktionsfirma räumen Fehler ein

Landesmedienanstalt prüft Verträge von „Schwiegertochter gesucht“

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 13.05.2016, 15:07 Uhr

#verafake: RTL und Produktionsfirma räumen Fehler ein – Landesmedienanstalt prüft Verträge von "Schwiegertochter gesucht" – Bild: RTL

Nachdem Jan Böhmermann in seiner gestrigen Ausgabe des „NEO Magazin Royale“ RTL und die umstrittene Kuppelshow „Schwiegertochter gesucht“ vorgeführt hat (fernsehserien.de berichtete), reagiert nun der Kölner Sender und bezieht Stellung zu den erhobenen Vorwürfen. Sowohl RTL als auch die Produktionsfirma Warner Bros. räumen Fehler ein.

„Bei der Produktion einer Folge von ‚Schwiegertochter gesucht‘ sind Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht gemacht worden“, so RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger. „Dazu stehen wir gemeinsam mit der Produktionsfirma Warner. Die Produktion der aktuellen Staffel wird daher von einem neuen Team realisiert. Gemeinsam mit dem Produzenten sorgen wir dafür, dass sich die Fehler nicht wiederholen.“ Wohlgemerkt schränkt Sänger die Vorwürfe auf die eine spezifische Folge ein. Auf Böhmermanns Mutmaßung, „RTL und Vera Int-Veen: Ihr habt nicht den Eindruck vermittelt, dass ihr das zum allerersten Mal so gemacht habt“, wird nicht eingegangen.

„Respekt an Herr Böhmermann. Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen, denn er hat uns einen sympathischen Schwiegersohn präsentiert. Wir haben uns in ihn ‚verliebt‘ und in diesem Fall gleichzeitig unsere redaktionelle Aufsichtspflicht missachtet. Wir werden dafür die Verantwortung übernehmen und inhaltlich sowie personell umstrukturieren“, lautet das Statement von René Jamm, Geschäftsführer Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH.

Allem Anschein nach werden also Teile des Produktionsteams den Kopf hinhalten und als Bauernopfer die Verantwortung übernehmen müssen. Obwohl die Vorwürfe an dem extrem fragwürdigen Umgang und der Zurschaustellung der zumeist unbeholfenen Kandidaten nicht erst seit gestern Abend bestehen, denken Sender und Produktionsfirma offenbar nicht einmal daran, auf das quotenträchtige Format künftig zu verzichten.

Darüber hinaus bezog RTL auch Stellung zu den im satirischen Beitrag von Jan Böhmermann angesprochenen Kritikpunkten. Die Aufwandsentschädigung für die beiden sich als arbeitslos präsentierten Protagonisten von überschaubaren 150 Euro sei deshalb so niedrig, weil bei einer höheren Summe solchen Kandidaten Bezüge wie das Arbeitslosengeld gestrichen würden. Darüber hinaus sei die Aufwandsentschädigung ohnehin nicht die Motivation der Protagonisten an der Sendung teilzunehmen, heißt es in der etwas seltsam anmutenden Begründung.

Ohne Ausflüchte bestätigt RTL dagegen, bei der Gesundheitsüberprüfung einen Fehler gemacht zu haben. Den entsprechenden Fragebogen habe „die Produktionsmitarbeiterin beim Dreh abgefragt. Der entsprechende Eintrag zum Alkoholkonsum in dem Fragebogen war falsch und somit eindeutig ein Fehler.“ Ebenso wird eingeräumt, einen Fehler gemacht zu haben, indem man nicht auf die Vorlage von Ausweisen bestanden hatte.

Wie eine Ausrede klingt dagegen die Rechtfertigung dafür, den Kandidaten Robin durch redaktionell hinzugefügte Schildkröten und ein Puzzle zusätzlich lächerlich gemacht zu haben. Dabei handle es sich um „Gastgeschenke, nicht um gezielte Manipulation oder Verdrehung von Tatsachen“. Dass dem Kandidaten außerdem angeblich ein konkreter Text vorgegeben wurde, den er aufsagen sollte, wird dagegen als „falsch“ bezeichnet.

Schließlich heißt es, dass der Vertrag, der laut Böhmermann erst mit zweimonatiger Verspätung postalisch bei ihm eintraf, von der Produktion viel früher abgeschickt wurde, jedoch immer wieder zurückkam, da die beiden Schauspieler in der angemieteten Wohnung nicht mehr erreichbar waren.

Währenddessen hat sich auch die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) zu Wort gemeldet und angekündigt, die Verträge von „Schwiegertochter gesucht“ prüfen zu lassen. NLM-Direktor Andreas Fischer bestätigte gegenüber DWDL, den Vertrag angefordert zu haben, den Warner Bros. mit den Kandidaten abschließt. Man wolle den genauen Wortlaut überprüfen und von RTL eine Stellungnahme einfordern, inwieweit der Sender die Arbeit der Produktionsfirma überwacht. „Die Art und Weise, wie die Produktionsfirma Verträge mit den Kandidaten abschließt und sie dabei bedrängt, erinnert stark an Haustürgeschäfte“, lautet das erste kritische Fazit der NLM gegenüber epd Medien. Wenn ein offizielles Prüfverfahren eingeleitet wird, hat RTL mit einer Beanstandung zu rechnen.

Es bleibt festzuhalten, dass es etwas merkwürdig anmutet, dass Medienhüter anscheinend immer erst dann aktiv werden, wenn Böhmermann oder andere Satiriker einen Missstand bereits aufgedeckt haben. Bei der mittlerweile seit zehn Jahren laufenden RTL-Show ist eine intensive Prüfung mehr als überfällig.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1980) am

    Wieso überprüft RTL nur die eine Sendung der Produktionsfirma?
    Bauer sucht Frau und der ganze andere Scheiß ist doch auch nicht besser.
    • am

      Wer ist denn da jetzt wirklich überrascht ? So wie dieses Format mit den "Bewerbern" umgeht indem Effekttöne oder die Veralberung durch die Kommentare nur dazu dienen das schadenfrohe Publikum zum lachen zu bringen , ist schon mehr als Grenzwertig. Doch wie so oft sind doch die Zuschauer schuld die das ganze dadurch erst möglich machen weil sie es anschauen.
      • (geb. 1980) am

        Die sollen mal RTL für paar Tage dicht machen, nur das würde etwas bringen. So wird sich nichts ändern und die zahlen eine kleine Strafe aus der Portokasse, die nach 1 Sendung wieder drin ist

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