Vor dem Start: „Stargirl“ kommt nach Deutschland – Review

Teenager nimmt in Kleinstadt Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 11.04.2021, 17:08 Uhr

Brec Bassinger als Courtney Whitmore in „Stargirl“ – Bild: Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
Brec Bassinger als Courtney Whitmore in „Stargirl“

Am Sonntag (11. April 2021) geht „Stargirl“ als eine der jüngsten Serien aus dem DC-Fundus und der Superheldenschmiede von Greg Berlanti in Deutschland bei Sky an den Start. Die Serie vermischt moderne Themen mit altbackenem Ambiente.

Im Zentrum steht Teenager Courtney Whitmore (Brec Bassinger, „Bella and the Bulldogs“), die mithilfe eines kosmischen Artefakts gegen das Böse kämpft, aber auch mit allerlei Familienproblemen zu kämpfen hat. Hinter „Stargirl“ steht Geoff Johns, der frühere Chief Creative Officer von DC Comics – der Mann also, der die Geschicke aller dortigen Comic-Reihen leitete. Er schuf die Figur der Courtney Whitmore für die Comics in Anlehnung an seine jung bei einem Flugzeugunglück verstorbene Schwester.

Drei Komponenten kommen zusammen und bilden das Fundament von „Stargirl“. Einerseits eine Coming-of-Age-Thematik um Teenager Courtney, die mit einer alleinerziehenden Mutter, Barbara (Amy Smart), aufgewachsen war. Als die den selbstständigen Automechaniker Pat Dougan (Luke Wilson) kennenlernt und bald heiratet, verfrachten die beiden ihre neue Familie, zu der auch Pats Sohn Mike (Trae Romano) gehört, von Los Angeles in die ländliche Kleinstadt Blue Valley – in der Barbara aufgewachsen war. Als Barbara den Hausstand ihrer verstorbenen Mutter dort auflösen wollte, war sie Pat begegnet.

Courtney (Brec Bassinger, r.) in der Mensa mit den späteren Mitstreiterinnen Yolanda (Yvette Monreal, l.) und Beth (Anjelika Washington, M.) in „Stargirl“ 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved

Eine der Handlungen für Courtney ist ihre neue Lebenssituation: Ein Stiefvater, ein vor allem nerviger kleiner Bruder, die vage Hoffnung darauf, dass ihr seit Jahren verschollener Vater doch noch auftaucht, der Umzug der engagierten Cheerleaderin in eine Stadt, in der diese Leidenschaft zu verkümmern droht und dann eben auch noch die Kleinstadt an sich, in der sie halt „die Neue“ ist und zudem die Akzeptanz bei weitem hinter L.A. zurücksteht und diverse Mitschüler – insbesondere in Courtneys Augen „unverdient“ – zu Außenseitern werden. Etwa Mitschülerin Yolanda Montez (Yvette Monreal), deren Freund mit privaten Fotos nicht so sorgsam umging, wie man es erhoffen sollte – Yolanda erfährt Slut-Shaming, zudem ist ihre wertekonservative Familie schockiert und grenzt sie nun aus.

Stütze zwei der Serie ist die Liebe ihres Schöpfers für eher klassische Comics: In der Serie spielt die zerstörte Justice Society of America eine zentrale Rolle, die irdisch in den 1940ern erstmalig auftrat, in der Serie aber in den 2000ern zerstört wurde. Entsprechend wirkt vieles optisch ein wenig antiquiert. Und nachdem Pat ein Automechaniker für Oldtimer ist, ist es anfangs auch gar nicht so einfach zu verorten, dass die Serie tatsächlich in der Gegenwart spielt.

Die jugendlichen „Superhelden“ um Stargirl (Brec Bassinger, l.) sehen in dieser Serie nicht sonderlich modern aus. 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.

Die dritte Stütze der Geschichte ist natürlich die Superheldengeschichte. Im Rahmen des Umzugs stolpert Courtney über eine merkwürdige Kiste ihres Stiefvaters Pat, in der ein belebter, eigenwilliger, leuchtender und flugfähiger Stab ist, der Cosmic Staff. Courtney erfährt schließlich von Pat, dass er der Sidekick von Starman war – von dessen Ende der Prolog der Serie berichtet. Nach dem Tod des Superhelden und all seiner Gefährten im Kampf gegen die Injustice Society of the World nahm Pat den Staff in Verwahrung. Mehr noch, der eigenwillige und mächtige Stab hatte sich nur Starman unterworfen – und ist nun auch Courtney zu Diensten.

Die ist Feuer und Flamme: Einerseits zählt sie sich an den Fingern ab, dass der Tod von Starman ziemlich genau auf den Tag fällt, an dem ihr Vater das erste Mal nicht zu Besuch kam. Verbunden mit der Tatsache, dass der Stab ihr und Starman folge, müsse das doch was bedeuten … Daneben sieht sie sich in der Lage, mit dem Stab Gutes zu tun.

Alles Dinge, die Pat ihr nun aus dem Kopf schlagen will – während es ihm unangenehm ist, vor Gattin Barbara Geheimnisse zu haben und deren Tochter in eine Situation gebracht zu haben, die gefährlich ist. Pat bemüht sich, Courtney zu verdeutlichen, wie gefährlich eine Superhelden-Identität ist: Schließlich sind alle seine Freunde im Kampf gegen die Injustice Society gefallen. Und als er Barbara in Blue Valley traf, war er gerade im Ort, um einer Spur zum Verbleib der untergetauchten Injustice Society nachzugehen … Courtney hört aber nicht zu: Bei einem Besuch mit Pat im Fundus der JSA lässt sie einige Artefakte mitgehen, mit denen sie anderen Schülern anbietet, für ein besseres Blue Valley einzustehen – wobei sie zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung hat, wie sehr die Stadt das nötigt hat …

Klassische Schurkengeste: Henry King Sr. (Christopher James Baker) hat finstere Pläne. 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.

Von da aus entwickeln sich die Geschichten der Staffel. Einerseits die um Courtneys Familie – um Geheimnisse, Hoffnungen und Teenager-Dickköpfigkeit. Anderseits der Kampf der jugendlichen Außenseiter der Blue Valley High um eine bessere Welt: Das beginnt damit, dass sie an ihrer Schule weniger Ausgrenzung und Gewalt wollen. Sie ahnen aber nicht, dass sie damit auch mit den Sprossen der Injustice Society gestolpert sind – denn die Nachkommen der Mitglieder der Organisation besuchen ihre Schule. Und deren Eltern haben für die Stadt und die ganzen USA eigene Pläne. Bald finden sich Courtney und ihre Mitstreiter als einzige Verteidigung gegen diese – überraschenden – Pläne wieder.

Betrachtet man die Vielzahl an Superheldenserien der jüngeren Vergangenheit, so schlägt das DC-Projekt am ehesten in die selbe Kerbe wie „Marvel’s Runaways“: Jugendliche, die eigentlich mit dem Erwachsenwerden schon genug zu tun haben, die aber durch ihre Eltern in einen alten und tödlichen Zwist gezogen werden. „Stargirl“ legt aber ein deutlich stärkeres Gewicht auf das Thema Familie, da man hier halt auch nur eine Titelfigur hat. Für eine „Superheldenserie“ liefert „Stargirl“ auch eine ganze Menge Teenager-Geschichten mit. Und schließlich sogar einige größere moralische Fragen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten Auftaktstaffel der Serie „Stargirl“.

Meine Wertung: 3,5/​5

Die Auftaktstaffel der Serie „Stargirl“ wird ab dem 11. April bei bei Sky One ausgestrahlt (Doppelfolgen immer sonntags ab 20:15 Uhr). Daneben stellt Sky die Folgen on Demand über Sky Q und Sky Ticket zur Verfügung.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1987) am

    kann man gucken ich habe mehr erwartet er von der Serie

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