„Für immer Kult“: Der kleine Retro-Snack für zwischendurch – Review

Neue WDR-Comedy-Spielshow mit Guido Cantz

Glenn Riedmeier
Rezension von Glenn Riedmeier – 24.08.2018, 21:30 Uhr

„Für immer Kult“: Moderator Guido Cantz (m.) mit den Rateteams Ingolf Lück (l.), Ann-Kathrin Kramer, Hugo Egon Balder und Sabine Heinrich (r.) – Bild: WDR/Max Kohr
„Für immer Kult“: Moderator Guido Cantz (m.) mit den Rateteams Ingolf Lück (l.), Ann-Kathrin Kramer, Hugo Egon Balder und Sabine Heinrich (r.)

Retro und Nostalgie liegen quasi immer im Trend, auch im Fernsehen wird in schöner Regelmäßigkeit an vergangene Zeiten erinnert. Guido Cantz darf innerhalb weniger Tage gleich zwei neue Shows mit Nostalgie-Touch präsentieren. Bevor er ab kommenden Montag (27. August) die Neuauflage der „Montagsmaler“ im SWR moderiert (fernsehserien.de berichtete), war er am Freitagabend für die neue Comedy-Spielshow „Für immer Kult“ im WDR im Einsatz. Insgesamt sechs Ausgaben werden wöchentlich um 21:00 Uhr ausgestrahlt.

Guido Cantz eröffnet die Show mit der Feststellung: „Wir können uns zwar keine IBAN-Nummern merken, kennen aber noch heute komplette ‚Otto-Shows‘ aus den Siebzigern auswendig.“ Dies betrifft auch die Themen der neuen Sendung, deren Konzept schnell erklärt ist: In fünf Spielrunden wird eine Zeitreise in die 70er, 80er und 90er Jahre angetreten. Zwei prominent besetzte Rateteams messen sich in Quizrunden und Aktionsspielen. Als Teamcaptains sind in jeder Ausgabe Radio-Moderatorin Sabine Heinrich und Comedian Ingolf Lück („Formel Eins“) dabei, die jeweils einen wechselnden prominenten Mitstreiter an ihrer Seite haben. In der ersten Folge wirken Showlegende Hugo Egon Balder und Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer mit.

Moderator Guido Cantz (m.) mit den Rateteams der ersten Folge (Bild: WDR/​Max Kohr)

In der ersten Runde werden klassische Trivia-Fragen gestellt („Wie heißt das Erfolgsalbum von Michael Jackson, das 1982 die Charts stürmte?“, „Welches deutsche Topmodel wird 1987 in einer Düsseldorfer Diskothek entdeckt?“) Wer glaubt, die richtige Antwort zu kennen, haut auf den Buzzer und versucht sein Glück. In Runde 2 geht es darum, Titelmelodien zu Serien- und Showklassikern zu erraten. Danach gilt es, anhand von TV-Ausschnitten zu erkennen, über welche gesellschaftlichen Ereignisse darin berichtet wird, wie beispielsweise die Einführung der neuen Postleitzahlen oder der Gurtpflicht. In der vorletzten Runde müssen die Kandidaten tippen, in welchem Jahr kultige Spielzeuge wie die Diddl-Maus oder das Bobby-Car auf den Markt kamen.

Schön ist, dass die Show genug Zeit für kleine Anekdoten aus dem Nähkästchen lässt. So verrät Balder, dass er mal zusammen mit Hella von Sinnen und Gérard Depardieu bei „Wetten, dass..?“ zu Gast war. Während der Musicacts sind sie zum Rauchen rausgegangen und haben dadurch ihren letzten Auftritt am Ende der Show verpasst – was Thomas Gottschalk jedoch nicht bemerkt hat.

Ingolf Lück und Ann-Kathrin Kramer arbeiten Hand in Hand beim Puzzlespiel (Bild: WDR/​Max Kohr)

Im finalen Entscheidungsspiel ist Action angesagt: Die beiden Teams müssen ein überdimensionales Puzzle zusammensetzen und zudem Fehler im Bild erkennen. Für das Verliererteam geht es am Ende der Show an die Karaoke-Maschine. Zweifellos das Highlight des Abends: Hugo Egon Balder singt zusammen mit Sabine Heinrich den Schlager „Im Wagen vor mir“ – und beeindruckt mit einer nahezu perfekten Henry-Valentino-Imitation.

Klar, der WDR hat mit der Sendung das Rad nicht neu erfunden. Retro-Shows mit Quizcharakter gab es mit Sendungen wie „Weißt Du noch?“ oder „Wer hat’s gesehen?“ schließlich immer wieder mal. Die Umsetzung von „Für immer Kult“ ist allerdings durchaus kurzweilig und besitzt mit einer Laufzeit von 45 Minuten eine angenehme Länge, sodass die Sendung nicht unnötig zäh und aufgebläht wirkt wie so manche XXL-Show der großen Sender. Wer also am Freitagabend Lust auf den kleinen Retro-Snack für zwischendurch hat, macht mit „Für immer Kult“ nichts falsch.

In den weiteren Ausgaben sind Mirja Boes, Sonya Kraus, Joachim Llambi, Isabel Varell, Henning Krautmacher, Lisa Feller, Bastian Bielendorfer, Marco Schreyl, Annette Frier und Frank Buchholz als prominente Rategäste dabei. Ergänzend zur Spielshow zeigt das WDR Fernsehen eine mehrteilige Dokureihe über die 1980er Jahre. In „Unser Land in den 80ern“ wird freitags um 20:15 Uhr 45 Minuten lang auf ein Jahr der Dekade zurückgeblickt.

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist seit Anfang 2013 als Journalist bei fernsehserien.de tätig und dort vorrangig für den nationalen Bereich zuständig. Er schreibt News rund um das aktuelle Fernsehgeschehen und verfasst Kritiken, vor allem zu relevanten Starts aus der TV-Unterhaltung. Darüber hinaus führt er Interviews mit bekannten TV-Persönlichkeiten. Unter anderem sprach er bereits mit Bastian Pastewka, Jürgen Domian, Stephanie Stumph, Fritz Egner, Jochen Bendel, Beatrice Egli, Collien Ulmen-Fernandes, Carolin Kebekus und Torsten Sträter. Des Weiteren verfasst er zu besonderen Anlässen wie Jubiläen von TV-Sendern oder -Formaten ausführliche Rückblicke und Specials – aus einem nostalgischen und zugleich kritisch-informierten Blickwinkel. Schon seit frühester Kindheit war der 1985 geborene Münchner vom Fernsehen fasziniert. Am Wochenende stand er freiwillig früh auf, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Seine Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben. Darüber hinaus begeistert er sich für Gameshows wie „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“ und ist mit hoher Expertise gleichzeitig Fan und kritischer Beobachter der deutschen Schlagerwelt. Auch für Realityformate wie „Big Brother“ und „Die Verräter“ hat er eine Ader – auf rein krawalliges Trash-TV kann er dagegen verzichten. Im Comedy-Bereich begeistert er sich vor allem für Sitcoms, Stand-up-Comedy und Late-Night und hält diesbezüglich auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den USA offen.

Lieblingsserien: Meister Eder und sein Pumuckl, Eine schrecklich nette Familie, Twin Peaks, 24

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Schade, hätte eine witzige Show sein können. Thema stimmt, Gäste okay, aber der Moderator salbaderte vor sich hin, als müsste er eine staatstragende Sendung machen.
    Man hat ihn auch schon schneller und schlagfertiger erlebt.
    Bekam er Baldrian vorher?
    Warum lädt man Hugo E. B. ein, der für vieles aus dieser Zeit schon zu alt war und sich dafür nicht interessierte? Fehlbestzung. Aber toll gesungen hat er......
    • am via tvforen.de

      Schön auch, dass Sabine Heinrich mal nicht so gekleidet war, als hätte Stevie Wonder ihr gesagt: "Ja, natürlich kannst du das im Fernsehen tragen."
      • am via tvforen.de

        Die erste Ausgabe der Show war inhaltlich ganz unterhaltsam, nicht zuletzt durch die Anekdoten von Ingolf Lück und Hugo Egon Balder (der mit der Tochter von Hans Rosenthal in eine Klasse ging). Der für meinen Geschmack völlig unlustige Guido Cantz ist aber ein dicker Wermutstropfen. Mehrmals fiel auf, dass seine sorgsam zurechtgelegten Gags totale Rohrkrepierer waren.

        Die Gästeliste der weiteren Folgen lässt leider befürchten, dass die erste Ausgabe schon die beste war. Marco Schreyl und Sonya Kraus muss ich nicht haben...

        Die zehnteilige Doku-Reihe "Unser Land in den 80ern", die freitags um 20:15 Uhr läuft, ist dagegen uneingeschränkt zu empfehlen.
        • am via tvforen.de

          >Die zehnteilige Doku-Reihe "Unser Land in den 80ern", die freitags um 20:15 Uhr läuft, ist dagegen uneingeschränkt zu empfehlen.>

          Danke für den Tipp, Spoonman.

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