TV-Kritik: „Jeopardy!“ – Sehenswerte Neuauflage mit Joachim Llambi

Gameshow-Revival bei RTLplus

Glenn Riedmeier
Rezension von Glenn Riedmeier – 06.09.2016, 11:56 Uhr

Joachim Llambi präsentiert „Jeopardy!“ – Bild: RTLplus/Stefan Gregorowius
Joachim Llambi präsentiert „Jeopardy!“

Gestern Abend war es soweit: Nachdem der junge Spartensender RTLplus seine Sendeplätze in den ersten Monaten seines Bestehens mit kaum sehenswertem Programm aus dem Archiv füllte, gingen mit dem „familien duell“ und „Jeopardy!“ die ersten beiden von vier angekündigten Gameshow-Neuauflagen an den Start. Für keine der Neuauflagen wurden die früheren Moderatoren verpflichtet. So präsentiert „Let’s Dance“-Juror Joachim Llambi „Jeopardy!“ und tritt damit in die Fußstapfen von Frank Elstner, der das Format in Deutschland am längsten moderiert hat, von 1994 bis 1998.

Schon der Vorspann weckt Erinnerungen, in dem leicht modernisiert die Originaltitelmelodie zu hören ist. Das blau-rote Studio kommt etwas farbenfroher daher als die RTL-Variante aus den 1990ern, die in reinen Blautönen gehalten war. Ansonsten wirkt alles recht vertraut: Drei Kandidaten stehen hinter ihren Pulten, vor ihnen eine digitale Ratewand. Schönes Detail: Die Namen der Kandidaten sind wie früher als handgeschriebene Unterschriften auf den Pulten zu lesen.

Nach einer kurzen und knappen Begrüßung von Joachim Llambi („’Jeopardy!’ ist wieder da. Und das Schöne ist. Sie sind es auch.“) geht es auch schon los. Aus sechs Kategorien mit fünf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen können die Kandidaten ihre gewünschte Antwort wählen, zu der sie die passende Frage formulieren müssen. Die Skala besteht aus 10 Euro als niedrigster Punktewert bis hin zu 250 Euro als höchster Wert. Zu Elstners Zeiten umfasste die Skala 100 bis 500 D-Mark. Die Schwierigkeit des Spiels liegt zum einen in dem erforderlichen Sachwissen und zum anderen in der Impulskontrolle, die vermeintliche Antwort nicht einfach als Stichwort zu nennen. Die Formulierung als Fragesatz ist entscheidend und weiterhin eine zwingende Regel.

Joachim Llambi macht als Moderator eine gute Figur. Man muss fairerweise allerdings auch sagen, dass er es im Gegensatz zu den anderen neuen Gameshow-Moderatoren leichter hatte. Anders als „Ruck Zuck“ mit Jochen Bendel, „Familien-Duell“ mit Werner Schulze-Erdel oder „Glücksrad“ mit Frederic Meisner haben Llambis Vorgänger Hans-Jürgen Bäumler (der von 1990 bis 1993 den Vorläufer „Riskant!“ moderierte), Frank Elstner und Gerriet Danz dem Format nicht unbedingt einen prägenden Stempel aufgedrückt. Die „Jeopardy!“-Moderation besteht nun mal überwiegend aus dem fehlerfreien Vorlesen von Antworten. Und das macht Llambi ebenso trocken und monoton, wie es für das Format typisch ist. Etwas hölzern wirkt hingegen noch der Smalltalk mit den Kandidaten zwischen den Spielrunden.

Gespielt werden pro Folge zwei Runden und ein Finale. Der Zeitgeist machte hinsichtlich der Fragen auch vor „Jeopardy!“ nicht Halt. So gibt es in der ersten Ausgabe etwa eine Kategorie namens „Let’s Play“, die aus Fragen rund um Gaming besteht. Allgemein dürfte der Schwierigkeitsgrad der Fragen noch etwas höher sein, insgesamt haben RTLplus und Sony Pictures Television aber ordentliche Arbeit geleistet. Das Spielprinzip wurde unverändert übernommen. Neben den Standardfragen, die an alle drei Spieler gerichtet sind, gibt es zwischendurch „Solo“-Fragen für einen Kandidaten allein.

Im Finale müssen die drei Kandidaten aus ihrem bisher erspielten Punktekonto eine bestimmte Summe setzen. Währenddessen wird die altbekannte „Jeopardy!“-Pausenmusik eingespielt, zu der Llambi fröhlich tänzelt und damit Kai Pflaumes Pausentanz bei „Wer weiß denn sowas?“ Konkurrenz macht. Sieger wird der Spieler, der am besten mit einem Einsatz gepokert hat und nach der Finalfrage den höchsten Punktestand aufweisen kann. Als Gewinn wird ihm sein Punktestand als Geldbetrag ausgezahlt. Außerdem darf der Spieler in der nächsten Ausgabe noch einmal als Champion antreten.

Es bleibt zu sagen, dass „Jeopardy!“ genau wie früher eine angenehme Quizshow für zwischendurch ist, um die grauen Zellen anzustrengen. Ratefüchse können ab sofort wieder täglich um 18:40 Uhr bei RTLplus einschalten, wo sogar jeweils zwei Folgen hintereinander zu sehen sind. Das Interesse der Zuschauer war zumindest zum Auftakt da: Die ersten beiden Folgen sahen gestern Abend 130.000 Menschen. In der jungen Zielgruppe wurden 1,0 und 1,3 Prozent Marktanteil erreicht, was für den noch recht unbekannten Sender ein gutes Ergebnis ist.

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist seit Anfang 2013 als Journalist bei fernsehserien.de tätig und dort vorrangig für den nationalen Bereich zuständig. Er schreibt News rund um das aktuelle Fernsehgeschehen und verfasst Kritiken, vor allem zu relevanten Starts aus der TV-Unterhaltung. Darüber hinaus führt er Interviews mit bekannten TV-Persönlichkeiten. Unter anderem sprach er bereits mit Bastian Pastewka, Jürgen Domian, Stephanie Stumph, Fritz Egner, Jochen Bendel, Beatrice Egli, Collien Ulmen-Fernandes, Carolin Kebekus und Torsten Sträter. Des Weiteren verfasst er zu besonderen Anlässen wie Jubiläen von TV-Sendern oder -Formaten ausführliche Rückblicke und Specials – aus einem nostalgischen und zugleich kritisch-informierten Blickwinkel. Schon seit frühester Kindheit war der 1985 geborene Münchner vom Fernsehen fasziniert. Am Wochenende stand er freiwillig früh auf, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Seine Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben. Darüber hinaus begeistert er sich für Gameshows wie „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“ und ist mit hoher Expertise gleichzeitig Fan und kritischer Beobachter der deutschen Schlagerwelt. Auch für Realityformate wie „Big Brother“ und „Die Verräter“ hat er eine Ader – auf rein krawalliges Trash-TV kann er dagegen verzichten. Im Comedy-Bereich begeistert er sich vor allem für Sitcoms, Stand-up-Comedy und Late-Night und hält diesbezüglich auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den USA offen.

Lieblingsserien: Meister Eder und sein Pumuckl, Eine schrecklich nette Familie, Twin Peaks, 24

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Der erste Aldi hat aber doch in Dortmund aufgemacht. Insofern ist das doch richtig ...
    • am

      Ich freue mich das Jeopardy wieder zurück ist. Allerdings sollte sich die Redaktion auch ein wenig besser vorbereiten. Die Albrecht-Brüder nach Dortmund zu versetzen ist eigentlich nicht verzeihbar. ;)
      • am via tvforen.de

        Ich war auch von den ersten Folgen positiv überrascht. Wer hätte das Gedacht.
        • am via tvforen.de

          Ich finde auch er moderiert es gut.

          Lambi wird immer besser.

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