„The Walking Dead“: Produktionsfirma mit Maximalstrafe nach Stuntman-Tod

Arbeitssicherheitsbehörde mit „schwerwiegender Beanstandung“

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 09.01.2018, 17:48 Uhr

"The Walking Dead": Produktionsfirma mit Maximalstrafe nach Stuntman-Tod – Arbeitssicherheitsbehörde mit "schwerwiegender Beanstandung" – Bild: AMC

Im Juli war der Stuntman John Bernecker im Umfeld der Dreharbeiten zu „The Walking Dead“ zu Tode gekommen. Beim Proben einer Stunt-Szene auf einem sechs Meter hohen Balkon war er ungeplant nach unten gestürzt, landete daher neben einem Sicherheitskissen und zog sich dabei so schwere Verletzungen zu, dass er zwei Tage später im Krankenhaus verstarb. Die zuständige Arbeitssicherheitsbehörde Occupational Safety and Health Administration (OSHA) hat nun ihren Untersuchungsbericht abgeschlossen. Dabei wurde festgestellt, dass die zuständige Produktionsfirma Stalwart Films LLC es versäumt habe, die Beteiligten an den Dreharbeiten ausreichend vor den Folgen eines möglichen Sturzes zu schützen. Die Behörde sprach eine „schwere Beanstandung“ aus und verhängte das höchstmögliche Bußgeld dafür, 12.675 US-Dollar. Höhere Strafen sind von der Gesetzgebung erst im Wiederholungsfall oder bei Vorsatz vorgesehen.

Stalwart Films selbst sah in diesem Fall keinen Grund für eine solche Beanstandung: „Es war ein tragischer und schrecklicher Unfall. Wir nehmen die Sicherheit unserer Beschäftigten auf allen Sets extrem ernst und befolgen alle – und übertreffen häufig sogar – Sicherheitsstandards unserer Industrie. Wir sehen die Beanstandung als nicht gerechtfertigt an und überdenken unsere Reaktion.“ Die Firma muss binnen 15 Werktagen die Strafe zahlen oder Widerspruch einlegen.

Derweil äußerte sich die Mutter von Bernecker, Susan Bernecker, gegenüber Deadline zu der Strafe. „Ich halte das für lächerlich. Ich meine, das ist etwa das Verpflegungsbudget für die Crew für zwei Tage. Wenn es eine halbe Millionen wäre, das würde ihre Aufmerksamkeit erregen. Aber 12.000 Dollar, das macht bei niemandem Eindruck.“

Nach ihren Angaben hat sie über die vergangenen zehn Jahre von ihrem Sohn und seinem Freundeskreis aus dem Stuntgewerbe „die ganze Zeit“ über unsichere Arbeitsbedingungen gehört. Bernecker, die nach eigenen Angaben mit etwa 50 bis 60 Stuntleuten befreundet ist, vergleicht die Situation im Stuntgewerbe mit der von Leuten, die zu Harvey Weinsteins Taten geschwiegen hatten – es seien die gleichen Mechanismen, wenn man „Sex“ gegen „Sicherheit“ austausche. „Für mich gibt es da Parallelen. Es gibt den gleichen Druck und die gleichen Befürchtungen. Die Leute haben Angst, Probleme anzusprechen, weil sie befürchten, dass sie dann nie wieder arbeiten dürfen, oder das man sie als Nestbeschmutzer schief anschaut.“ Stuntfrauen hätten mit beiden Problemen zu kämpfen: „Stuntfrauen haben mir erzählt, dass sie sexuelle Belästigungen aushalten mussten, um Jobs zu bekommen. Alleine im letzten Jahr habe ich zwei solche Geschichten gehört.“

Bernecker berichtet zudem, dass sie von OSHA über die Beanstandung und das Bußgeld schriftlich informiert worden sei, wobei OSHA angab, dass die Maximalbußgelder seit 1991 nicht erhöht worden seien. Als sie später telefonisch mit einem OSHA-Repräsentanten sprach, wies dieser „geradezu entschuldigend“ darauf hin, dass die Bußgelder leider nicht dem persönlichen Verlust entsprächen.

Bernecker will eine Stiftung ins Leben rufen, die verhindern helfen soll, dass unsichere Arbeitsbedingungen auch anderen Stuntleuten ihr Leben kostet. Eines der Ziele, an dem sie arbeiten will, ist die Erhöhung der Bußgelder.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1960) am

    Dankenswerter Artikel, den man in den allgemeingültigen Medien wohl vergeblich suchen würde!

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