„Starparade“-Moderator und RTL-Urgestein Rainer Holbe gestorben

Pionier des deutschen Privatfernsehens wurde 85 Jahre alt

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.08.2025, 18:04 Uhr

Rainer Holbe (1940⁠–⁠2025) – Bild: IMAGO/brennweiteffm
Rainer Holbe (1940⁠–⁠2025)

Rainer Holbe schrieb gleich mehrfach Fernsehgeschichte. In den 1970er Jahren war seine Musikshow „Starparade“ im ZDF ein großer Straßenfeger. Im Anschluss gehörte er zu den Pionieren des deutschen Privatfernsehens und war eines der Gesichter der ersten Stunde von RTLplus. Nun ist der Moderator im Alter von 85 Jahren verstorben. Seine Tochter teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, dass er am heutigen 15. August im Kreis seiner Familie in Frankfurt am Main starb.

Geboren wurde Rainer Holbe am 10. Februar 1940 in der Stadt Komotau, die damals zum Reichsgau Sudetenland gehörte. Aufgewachsen ist er in Frankfurt am Main, wo er zunächst Verlagskaufmann lernte und 1959 seine journalistische Laufbahn bei der Frankfurter Rundschau begann – als Volontär und anschließend bis 1965 als Redakteur. Danach leitete er bis 1972 das Frankfurter Büro des Burda-Verlags. Sein Talent als Moderator wurde im Rahmen der Radiosendung „Bunter Abend“ entdeckt, die der Hessische Rundfunk veranstaltete, um einen Nachfolger für Hans-Joachim Kulenkampff zu finden.

Seine erste eigene TV-Show erhielt Rainer Holbe im Jahr 1968 mit „Der verflixte Monat – Ein Quiz zum Zeitgeschehen“. Nur wenig später folgte noch im gleichen Jahr die Musikshow „Starparade“, die sich am Donnerstagabend zu einem riesigen Erfolg des ZDF entwickelte und die Holbe bis 1980 aus wechselnden großen Hallen in Deutschland präsentierte. Zahlreiche musikalische Größen wie Barry Manilow, ABBA, Johnny Cash, Roy Black, Neil Diamond, T. Rex und Frank Sinatra traten in der Show auf. Untrennbar verbunden mit der Show ist auch das James Last Orchester, das in der „Starparade“ bekannt wurde und neben Ballettaufführungen fester Bestandteil der Sendung war.

Parallel wurde Holbe dank Frank Elstner, der damals Programmchef von Radio Luxemburg war, 1973 als Hörfunkmoderator engagiert. Bis ins Frühjahr 1989 gehörte er zum Sprecherteam des Radiosenders und moderierte vor allem im Morgenprogramm, was ihm den Titel „Mr. Morning“ bescherte. Nach rund zwölf Jahren und genau 50 Ausgaben stellte das ZDF die „Starparade“ im Sommer 1980 ein – laut Holbe grundlos und trotz unverändert ausgezeichneter Einschaltquoten. Als Ersatz erhielt er 1982 das kurzlebige Reisequiz „Rund um die Welt“.

Danach verließ Holbe das öffentlich-rechtliche ZDF und hob 1984 zusammen mit anderen Urgesteinen wie Hans Meiser, Geert Müller-Gerbes, Björn-Hergen Schimpf und Ulli Potofski den Privatsender RTLplus aus der Taufe. Dort moderierte er bis 1988 die Sendung „Unglaubliche Geschichten“ über paranormale Phänomene, für die er naturwissenschaftliche Erklärungen suchte. Die Bandbreite reichte von Marienerscheinungen bis UFO-Sichtungen. Für das Format wurde Holbe 1987 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Anschließend war er bei RTL Moderator von „Guten Morgen Deutschland“ und der Talkshow „Die Woche – Menschen im Gespräch“, für die Holbe mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Ferner gehörte er auch zum Moderationsteam der Spielshow „Wer bin ich?“ und fungierte als Reservemoderator von „Ein Tag wie kein anderer“.

Das Ende der Zusammenarbeit zwischen RTL und Rainer Holbe erfolgte unter unschönen Vorzeichen. Infolge der Veröffentlichung seines Buchs „Warum passiert mir das?“ und darin enthaltenen Aussagen wurden Antisemitismus-Vorwürfe gegen ihn erhoben. Holbe erläuterte später, er habe nur zitiert, was andere von Geistern gehört und ihm dann erzählt hätten. Nichtsdestotrotz lehnten einige Kollegen die weitere Zusammenarbeit mit Holbe ab, woraufhin RTL ihn entließ. Laut anderen Quellen habe es wiederum eine einvernehmliche Beendigung des Arbeitsverhältnisses gegeben und Holbe habe auf eigenen Wunsch bei RTL aufgehört. 1992 heuerte er beim Konkurrenzsender Sat.1 an, wo er sich mit der Show „Phantastische Phänomene“ erneut paranormalen Ereignissen widmete.

Anschließend zog sich Holbe aus dem Fernsehgeschäft zurück und arbeitete nach der Jahrtausendwende als freiberuflicher Autor. Er veröffentlichte mehr als 30 Bücher, bei denen es sich vorwiegend um dokumentarische Romane und Sachbücher über Bewusstseinsphänomene handelte. Am 30. September 2024 verstarb Rainer Holbes Ehefrau Rosi.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Er war ja quasi der Geburtshelfer von RTLplus, beim Sendestart sah man ihn als Chefarzt, der einen kleinen Fernseher hervorhob der das RTLplus Logo zeigte.

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