So endet die Serie „Lucifer“

US-Format mit wechselvoller Geschichte versöhnt nach sechs Staffeln

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 25.10.2021, 17:18 Uhr (erstmals veröffentlicht am 13.09.2021)

Ausschnitt aus dem Poster zur sechsten Staffel von „Lucifer“ – Bild: Netflix
Ausschnitt aus dem Poster zur sechsten Staffel von „Lucifer“

In Deutschland und Österreich hat Prime Video heute (25. Oktober 2021) die sechste und letzte Staffel von „Lucifer“ veröffentlicht. Anlässlich der Veröffentlichung in der Schweiz und dem Rest der Welt bei Netflix am 10. September hatten wir schon eine Zusammenfassung des Serienendes erstellt.

Wer also nicht die Muße hat, das Ende der Geschichte um Lucifer (Tom Ellis), Detective Chloe Decker (Lauren German), Amenadiel (D.B. Woodside) und die anderen anzusehen, aber trotzdem wissen will, wie die Geschichte ausgeht, kann es hier nachlesen.

(Ganz eilige Leser können direkt zu „Das letzte Kapitel“ gehen.)

Voraussetzungen: Staffel fünf

Eingangs der fünften Staffel war Lucifer in die Hölle zurückgekehrt. Allerdings kam sein missgünstiger Bruder Michael (ebenfalls Tom Ellis) auf die Erde, der das gleiche Gesicht zur Schau trägt und für Verwirrung sorgte – letztendlich enttarnte Chloe aber den „falschen Lucifer“. Nach Lucifers Rückkehr auf die Erde kam es zum erbitterten Streit zwischen Lucifer und Michael. Das brachte deren Vater auf die Erde, Gott (dargestellt von Dennis Haysbert), der ein Ende des Streites wollte.

Letztendlich entschied sich Gott allerdings nach seiner Zeit auf der Erde, sich einfach zur Ruhe zu setzen, den Himmel auf ewig zu verlassen. Seine Engel (ja allesamt Geschwister) wollten von ihm, dass er einen Nachfolger als himmlischen Herrscher benennt. Doch Gott lässt sie mit den Worten You’ll figure it out! zurück – Ihr werdet das schon selbst ausknobeln.

Schnell bringt sich danach Michael in Stellung. Er kann viele der Geschwister beeindrucken oder einschüchtern. Daneben stellt er insgeheim das Flammenschwert zusammen, eine mächtige Waffe, die Engel töten kann – noch mehr Abschreckung. Aber Michael ist maßlos. Durch sein Streben kommen andere Engel ums Leben. Auch Chloes Ex-Ehemann Dan (Kevin Alejandro) verliert in einem von Michael eingefädelten Plot sein Leben. Schlimmer noch: Dan landet danach nicht im Himmel …

Bei der letzten Auseinandersetzung zwischen Lucifer und Michael, in der sich Lucifer seinem Bruder eigentlich beugen soll, greifen Lucifer und seine Gefährten wie Mazikeen (Lesley-Ann Brandt) und Eve (Inbar Lavi) zu einer List. Am Ende kostet die Schlacht auch Decker ihr Leben. Lucifer geht in den Himmlel, um sie zurück zu holen – trotz der alten Verbannung, die ihm einen Tod in den Flammen für den Fall seiner Rückkehr in den Himmel androht.

Lucifer gelingt es mit einem lebensspendenden Artefakt, die Ankunft im Himmel zu überleben. Allerdings gibt er das Artefakt dann an Chloe weiter (der es im Himmel übrigens durchaus gut geht): Chloe kehrt auf die Erde zurück.

Auch Lucifer gelingt, mit neuer innerer Kraft und neuem Selbstvertrauen ausgestattet, die Rückkehr auf die Erde und die Niederwerfung von Michael. Lucifer verzichtet aber darauf, den Bruder zu töten. Mit der Tatsache, dass Lucifer von den anderen Engeln nun als Nachfolger Gottes anerkannt wird, endet die fünfte Staffel.

Am Auftakt der sechsten Staffel

Rory (Brianna Hildebrand) ist anfangs ein undurchsichtiger Engel mit merkwürdigen Flügeln. Netflix

Lucifer hat seinen Aufstieg als Gott in den Himmel hinausgezögert. Aber Morgen soll es soweit sein. Chloe hat bei der Polizei gekündigt und soll „halbtags“ im Himmel wirken, aber täglich zurück auf die Erde kommen. An ihrem letzten „normalen Abend auf Erden“ geraten Lucifer und Chloe in einen Mordfall und werden, teils als Zeugen, teils aus alter Gewohnheit, in die Ermittlungen gezogen.

Dabei ist auch Ella (Aimee Garcia) zugegen, ebenso der neue leitende Ermittler Detective Carol Corbett (Scott Porter). Ella erwähnt gegenüber Lucifer, dass sie das Gefühl hat, dass Gott ihre Gebete nicht mehr erhört. Daneben setzt sie Lucifer auseinander, dass Gott alle Menschen liebt (und daher die Gebete aller hört). Lucifer wird bewusst, dass er selbst eigentlich nur einen einzigen Menschen wirklich liebt: Chloe. Um auf der Erde nach Sinnsuche zu gehen (und zu lernen, Menschen, die ihm egal sind, göttlich zu lieben), verschiebt er seinen Aufstieg weiter.

Eigentlich war parallel zu Lucifers Aufstieg in den Himmel Mazikeen als neue Fürstin der Hölle auserkoren worden. Linda Martin (Rachael Harris) jedoch stellt bei einen Double-Date von ihr mit Amenadiel einerseits und Maze und ihrer Partnerin Eve andererseits fest, dass Eve in der Zukunft in der Hölle keine Aufgabe haben würde, die Beziehung so nicht dauerhaft funktionieren könne – letztendlich entscheiden sich Maze und Eve für eine fortgesetzte irdische Existenz als „Kopfgeldjägerinnen“, und zu einer spontanen Verlobung.

In der Hölle steckt derweil Dan fest. Lucifer kann ihm nicht helfen, da Dan wegen eigener Schuldgefühle hier feststecke, die Dan entsprechend auch selber überwinden müsse. Immerhin kann Lucifer ihn vor den üblichen „höllischen Qualen“. Zudem taucht in der Hölle ein Engel namens Rory (Brianna Hildebrand) auf, der es auf Lucifer abgesehen hat.

Der Mittelteil von Staffel sechs

Nach und nach wird Ella – die nach all der Zeit immer noch nichts von der Existenz von Engeln und Dämonen weiß – misstrauisch wegen der merkwürdigen, mystischen Dinge, die in der Welt geschehen (etwa von Himmel fallende Kröten). Sie mutmaßt das Anstehen des Weltuntergangs. Lucifer und Co halten für möglich, dass das mit der Abwesenheit (eines) Gottes im Himmel zusammenhängt. Amenadiel versucht, Lucifer zum Aufstieg zu bringen. Auch für Chloe steht Sinnsuche an, während Dan weiter daran arbeitet, seine Schuldgefühle zu verstehen, um sie ablegen zu können. Maze kommt dabei die Idee, dass es vielleicht gerade die ihm ersparten Höllenqualen sind, die Dan von der Erkenntnis abhalten, womit er sich selbst quält.

Derweil wird die Identität von Rory enthüllt: Sie ist Lucifers und Chloes zukünftige Tochter. Und die ist mit Wut im Bauch vom Sterbebett der Mutter durch die Zeit zurückgereist, da Lucifer sie und ihre Mutter schon vor Rorys Geburt verlassen habe. Man söhnt sich schließlich aus. Lucifer mag nicht glauben, dass er die große Liebe seiner Existenz und die eigene Tochter verlassen würde.

Für Lucifer bringt das einen ersten inneren Durchbruch: Er erkennt, dass er gar nicht Gott sein will, auch, wenn er sich das Recht erstritten hat. Er will auf Erden bleiben. Aber die Begegnung mit Rory versetzt ihn nun auch etwas in Angst: Das belegte Datum seines Verschwindens steht unmittelbar bevor. Und Rory argumentiert, dass das auch weiterhin geschehen wird, weil sie augenscheinlich wütend in die Vergangenheit gereist ist („Zeitreisen-Logik“). Lucifer will ihr nicht glauben, aber respektiert ihre Ansicht und ist besorgt: Wird er aus Gründen, die er bei aller Macht nicht verhindern kann, „verschwinden“?

Das Endspiel beginnt

Rory (Brianna Hildebrand) und Lucifer (Tom Ellis) fürchten, dass das gerade gefundene Familienglück bald zerstört wird. Netflix

Die Geschehnisse um die mysteriösen, übernatürlichen Vorkommnisse, die Ella aufgefallen waren, klären sich: Es waren die fehlgeleiteten Taten von Engeln, die in Abwesenheit Gottes Gebete erfüllen wollten – aber mangels der Kenntnis der Menschen Fehler machten und Chaos auslösten. Etwa, eine Kröte vor Ella statt bei einem Kind, das sich eine Kröte wünschte, abzuliefern. Lucifer ist beruhigt, da es sich also nicht um Zeichen der Apokalypse handelt – er kann sich noch Zeit nehmen.

Lucifer und Chloe müssen davon ausgehen, dass Lucifer sich am nächsten Tag an einen bestimmten Ort begibt – Ecke 10th und Swanson – und dort zum letzten Mal gesehen wird: Dieses Wissen hatte Rory aus der Zukunft mitgebracht. An seinem vorletzten Tag klappert ein nachdenklicher Lucifer alle Menschen (und Maze und Amenadiel) ab, um sich „für den Fall der Fälle“ zu verabschieden, zu bedanken und für seine Fehler zu entschuldigen. Etwa bei Ella dafür, sie so lange im Dunkeln über die übernatürlichen Wesen in ihrem Leben gelassen zu haben. Lucifer richtet etwa ein naturwissenschaftliches Stipendium in Ellas Namen ein, macht Amenadiel zum Miterben seines Clubs Lux. Amenadiel kommt mit dem Plan, dass er nun doch bereit wäre, den Part als Gott zu übernehmen. Denn, wie der Vater gesagt hatte, er hat ausgeknobelt, was er besser machen würde als der Vater. Etwa auch auf der Erde präsent sein.

Dan besucht auf seiner Sinnsuche seinen eigenen Mörder im Gefängnis, Vincent Le Mac (Rob Benedict). Durch einen der Fehler eines Engels kann Le Mac aus dem Gefängnis ausbrechen. Dan folgt ihm in körperloser Form. Beim panischen Versuch, Le Mac von einem Raubüberfall abzuhalten, fährt Geister-Dan in Le Macs Körper und übernimmt die Kontrolle über den Körper. Darin besucht er schließlich den melancholischen Lucifer. Der rät ihm, den „geschenkten Körper“ als Gnadenfrist zu nutzen, um auf Erden zu bleiben. Es käme im Leben vor allem darauf an, mit wem man es verbringe, nicht auf Dans alten Job oder die Tatsache, dass nach Le Mac gefahndet würde.

Während Lucifer mit Rory und Chloe (die mittlerweile nach einem Schwangerschaftstest weiß, dass sie bereits mit „Rory“ schwanger ist) einen Tag am Strand verbringt (weit weg von der schicksalhaften Kreuzung) sucht Dan seine Tochter Trixie (Scarlett Estevez) auf. Die kann „Dan“ zwar nicht als ihren Vater erkennen, aber als er ihr sagt, dass ihr Vater sehr traurig war, dass er vor seinem Tod eben kein besseres Vorbild war, erwidert die Tochter, dass Dan im Gegenteil vielmehr ein wunderbares Vorbild war – und Dan findet dadurch Erlösung, fährt vom weißen Licht eingehüllt in den Himmel. Zurück bleibt allerdings der Geisteskranke Le Mac (Trixie ist zum Glück allerdings schon wieder weg).

Mit feuriger Wut schreitet Lucifer (Tom Ellis) zur Befreiung seiner Tochter. Netflix

Le Mac hatte bei „Dans“ Besuch bei Lucifer alles über die „schicksalhafte Kreuzung“ mithören können, und baut dort nun eine Falle auf, in die er Lucifer einlädt: Le Mac und seine Gang, die ebenfalls von den himmlischen Kreaturen wissen, entführen Rory (von der Lucifer Dan ebenfalls erzählt hatte), setzen sie unter enorm starke Beruhigungsmittel und drohen mit ihrer Ermordung.

Lucifer und Chloe können nicht anders, als sich auf den Weg zur Falle zu machen. Ironischerweise ist der Tag, an dem Lucifer verschwunden war, just verstrichen. Die beiden stürmen das Versteck von Rorys Peinigern, es kommt zum Gemetzel. Chloe wird schwer verletzt.

Am Ende kommt es so, wie es kommen muss: Lucifer ist nach einer Auseinandersetzung mit Le Mac bereit, sich für seine Tochter zu opfern. Die erlangt ihr Bewusstsein wieder, ergreift Le Mac schließlich am Hals und beginnt, das Leben aus ihm zu würgen, während sie ihrer triebhaften Seite zu verfallen droht (angezeigt durch die durchbrechende „Teufelsfratze“ ihres Vaters) – Le Mac ist nunmehr ja „wehrlos“. Lucifer muss seine Tochter wieder zur Ruhe bringen. Dies gelingt ihm, sie lässt Le Mac fallen. Während der folgenden Umarmung von Lucifer und Rory greift Le Mac zu einer Waffe – und wird von Chloe in Notwehr erschossen.

Das letzte Kapitel

Lucifer hat durch die Erlösung von Dan und auch durch die Beruhigung von Rory seine wahre Berufung erkannt: In der Hölle nicht mehr als „Fürst“ Strafen zu verteilen, sondern den Menschen bei ihrem Streben nach Erlösung zu helfen – er hat im Verlauf der Staffel seine Liebe zu allen Menschen gefunden. Das Problem daran: Um an diesem Punkt anzukommen, muss Lucifer verschwinden – und Chloe ihrer Tochter Rory später die Lüge erzählen, der Vater habe sie beide verlassen, (und auch beim Datum schummeln). Rory drängt zu dieser Lösung, sie ist bereit, das Opfer auf sich zu nehmen, mit Wut und Schmerz auf den Vater aufzuwachsen, damit dieser seine Berufung finde, deren wunderbare Wirkung sie selbst gerade erlebt hat.

Amenadiel steigt als Gott in den Himmel auf, setzt aber Reformen um: Er lässt Gottes Thron verschwinden und sieht sich bei den Engelsgeschwistern als „erster unter Gleichen“ (die anderen sollen nicht vor ihm knien). Zuvor hatte er schon angedacht, dass jeder Engel ein Jahr auf der Erde unter Menschen leben solle, damit die Engel die irdischen besser verstehen. Dan hat im Himmel sein Happy End mit Anwältin Charlotte (Tricia Helfer), die einst Lucifers Mutter als Gefäß diente. Ella hilft durch die Stiftung jungen Mädchen bei der Entwicklung ihrer naturwissenschaftlichen Talente und findet Liebes- und Lebensglück mit Carol. In einer Montage wird schließlich gezeigt, wie Chloe ihren Job als Detective wieder aufnimmt und schließlich auch aus dem Krankenhaus mit der kleinen Rory zurückkehrt.

Derweil kehrt auch die durch die Zeit gereiste Rory an das Sterbebett ihrer Mutter zurück und bedankt sich dafür, dass Chloe die Kraft hatte, die ganzen Jahre über die vereinbarte Lüge aufrecht zu halten – insbesondere in den Stunden, in denen die zornige Rory unausstehlich war. Nach der Verabschiedung stirbt Chloe … und kommt in den Himmel, wo Amenadiel auf sie wartet, um sie zu Lucifer in die Hölle zu geleiten.

Lucifer hat sich in der Hölle, ganz nach Lindas Vorbild, ein Büro als Therapeut eingerichtet, wo er versucht, den in der Hölle Gelandeten bei ihrer Suche nach ihrer Erlösung zu helfen. In einer Gruppentherapie hat er etwa gerade auch den auch nach Jahren immer noch uneinsichtigen Le Mac auf der Couch sitzen, als Chloe anklopft und Lucifer sagt Ich dachte, du könntest einen Partner gebrauchen …, worauf die beiden in einem Kuss versinken …

Letztendlich hat „Lucifer“ und haben Deckstar also ein Happy End bekommen. Aber das Finale war trotzdem melancholisch, da die beiden Liebenden einerseits kurz davor nochmal für irdische Jahrzehnte getrennt waren, die für Lucifer in der Hölle Ewigkeiten bedeuteten. Und die beiden verbringen den Rest ihrer Existenz nicht im Himmel, sondern in der Umgebung der Hölle.

Symbolfoto: Chloe Decker (Lauren German) und Lucifer Morningstar (Tom Ellis) finden ihr Happy End. Netflix

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

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