Das Beste aus dem Serienjahr 2022: Christophers Highlights

Und wenn du glaubst, es geht nicht schlimmer … kommt 2022 daher! Den Krisenmodus werden wir so schnell wohl nicht wieder los.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine scheint unsere Welt instabiler denn je. Die Corona-Lage hat sich gerade etwas entspannt, da stehen neue, ungeahnte Probleme und Herausforderungen vor der Tür. Wird alles immer teurer werden? Gibt es Hoffnung auf Frieden? Und wie lassen sich die immer stärker hervortretenden Gräben innerhalb der Gesellschaft zuschütten? Fragen über Fragen, auf die uns 2023 hoffentlich ein paar positive Antworten liefert. Bei so viel Ungewissheit möchte ich am Ende eines verrückten, manchmal beängstigenden Jahres innehalten und über die Serien sprechen, die mich 2022 umgetrieben haben. In meinem Fall hat das nicht gerade zu grenzenlosem Optimismus einladende Weltgeschehen offenbar auf die Auswahl abgefärbt. Ausschließlich Düsteres und Dystopisches ist darin vertreten.

Platz 5: „Peripherie“ (Amazon Prime Video): Endzeitvisionen und Reisen in andere Dimensionen gehören schon lange zum Standardrepertoire des Science-Fiction-Genres, sind gerade in den letzten Jahren allgegenwärtig. Wie diese beiden Phänomene in der Prime-Video-Serie „Peripherie“ (ein trocken und akademisch klingender Titel!) verbunden werden, hat allerdings seinen Reiz. Gelingt es, sich auf die anfangs sehr vage bleibende und nicht mit Spannungshöhepunkten um sich werfende Erzählung einzulassen, darf man sich auf einen aufregender Trip freuen. In dessen Zentrum: Eine junge Frau aus einer tristen US-Kleinstadt, die 2032 ein neues Gamesystem testen will, über ein spaciges Headset allerdings in eine alternative Wirklichkeit, das London rund um das Jahr 2100, eintaucht und plötzlich zu einer Gejagten wird. Was ist real? Was ist simuliert? Wie nehmen wir unsere Welt wahr? Und wohin treibt es die Menschheit? In der Adaption des gleichnamigen Romans von Science-Fiction-Ikone William Gibson werden gewichtige Fragen – natürlich nicht erschöpfend – verhandelt. Hauptdarstellerin Chloë Grace Moretz spielt gekonnt auf der Gefühlsklaviatur, zeigt ihre Figur kämpferisch-trotzig, aber auch verletzlich. Und optisch glänzt die Serie mit einigen starken Einfällen. Von einem Meisterwerk kann hier zwar nicht die Rede sein. Über dem sehr breiten Genredurchschnitt liegt „Peripherie“ jedoch allemal.

Platz 4: „Shining Girls“ (Apple TV+): Kann eine Serie mit Elisabeth Moss in der Hauptrolle überhaupt schlecht sein? Vielleicht schon. „Shining Girls“ ist jedoch weit davon entfernt, zu enttäuschen. In der Adaption eines Romans der Schriftstellerin Lauren Beukes spielt die mit „Mad Men“ bekannt gewordene US-Amerikanerin eine verhuschte junge Frau, die eine brutale Attacke eines Unbekannten nur knapp überlebt hat und auf einmal in aktuellen Mordfällen Parallelen zu ihrem eigenen, Jahre zurückliegenden Martyrium erkennt. Mithilfe eines abgebrannten Journalisten geht sie den Spuren nach. Auch wenn der Puls nicht permanent nach oben getrieben wird, entfaltet die mit einem übernatürlichen Dreh versehene Psychothriller-Serie eine mehr als ordentliche Sogwirkung. Zu verdanken ist dies zuallererst der wieder einmal grandios eindringlichen Moss, die ein unter die Haut gehendes Porträt eines traumatisierten Gewaltopfers zeichnet. Die brüchige Wahrnehmung der Protagonistin – sie findet sich immer wieder in neuen Zusammenhängen und Beziehungskonstellationen wieder – versetzt uns direkt in ihre Lage. Und der von Jamie Bell gespielte Killer ist der Garant für eine fröstelnd-unangenehme Stimmung, die sich nie so richtig verflüchtigen will. Freunde von regelmäßigen Hoffnungsschimmern sollten diese Apple-Produktion besser meiden!