So ging „Two and a Half Men“ zu Ende – Review

Nach zwölf Jahren geht die Sitcom mit einer ungewöhnlichen Episode zu Ende – von Bernd Krannich

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 26.05.2015, 21:40 Uhr

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Alan, Walden und Berta genießen die vermeintlich „gute Nachricht“ mit Charlies Zigarren und Whisky. Berta verkündet, sich zur Ruhe setzen zu wollen – auch sie habe einen Scheck erhalten. Am nächtlichen Horizont sehen die drei einen Lasthubschrauber, der deutlich sichtbar ein Klavier transportiert – so, wie Charlie eines besaß.

Tatsächlich sehen die Zuschauer nun einen Charlie Harper – der aber sehr offensichtlich von einem Double porträtiert wird und daher nur von hinten zu sehen ist. Als er an der Tür klingelt, fällt das Klavier auf ihn herab.

Die Kamera fährt zurück. Von hinten wird Chuck Lorre gezeigt, der auf seinem Regie-Stuhl sitzt. Er dreht sich Richtung Kamera um und sagt „Winning“. Dann wird auch er von einem herunterfallenden Klavier zermalmt.

Kritik Als Serienfinale hinterlässt die Doppelfolge „Of Course He’s Dead“ einen sehr zwiespältigen Eindruck.

Einerseits bleiben die echten Serienfans von „Two and a Half Men“ ein bisschen im Regen stehen, da in der Folge die Handlung nicht vorangebracht wird. Nach dem Antrag von Alan Richtung Lyndsey in der vorherigen Episode wäre eigentlich eine Hochzeit zu erwarten gewesen. Auch Nachwuchsdarsteller Edan Alexander kommt im Finale nicht mehr vor. Statt wie ein Serienfinale wirkt der Zweiteiler daher eher wie eine normale Gimmick-Episode, nach der es mit der Handlung weiter geht. Jedenfalls werden hier nicht wirklich Figurengeschichten beendet – sieht man mal davon ab, dass diverse Charaktere große Schecks bekommen haben.

Als „Schaulaufen“, bei dem die Serie abgefeiert und alte Gastdarsteller noch einmal präsentiert werden, kann man der Episode schon mehr abgewinnen. Allerdings ist es schon schade, Marin Hinkle ein weiteres Mal „verschwendet“ zu sehen. Und natürlich fehlen da noch diverse Gäste, etwa Lyndseys Sohn Eldridge (Graham Patrick Martin), Herb (Ryan Stiles) oder Waldens alter Partner Billy Stanhope (Patton Oswalt).

Der die Doppelfolge durchziehende selbstironische Humor hingegen gehört zu den gelungeneren Elementen, weil er wirklich zum Schmunzeln anregt.

Ob es der Parade an Promigästen – Schwarzenegger, Stamos und Slater – bedurft hätte, ist eher fraglich. Statt dessen hätte etwas mehr Zeit für „Nostalgie“ gefallen. Der animierte Einschub, der die Geschehnisse um Charlies Tod erklärt, ist zwar eigentlich ein netter Einfall, überzeugt aber optisch nicht so ganz. Auch, dass darin eine bisexuelle Ziege vorkommt, ist mehr unter „solche Geschmacklosigkeiten erlaubt sich nur ‚Two and a Half Men‘“ zu verbuchen.

Richtig schmerzhaft wird der Zweiteiler aber vor allem dann, wenn Sheens reales Leben referenziert wird. Das gilt auch, vielleicht sogar „insbesondere“, wenn man bei der öffentlichen Sheen-Lorre-Auseinandersetzung grundsätzlich auf der Seite von Lorre steht. Gerade das Einbringen des Messers und der Vorkommnisse um die Bedrohung von Sheens Ehefrau kann man nur als geschmacklos bezeichnen.

Das Finale von „Two and a Half Men“ wird vermutlich weder als großartiges noch als schreckliches Serienende in die Geschichte eingehen. Was schon alleine daran liegt, dass die Figurenhandlungen in dieser Folge eben ruhen: Ein als „großartig“ empfundenes Serienfinale zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass die Zuschauer „zufrieden“ damit sind, wie es für die geliebten Figuren ausgeht, während bei einem „schrecklichen Ende“ die Erwartungen der Zuschauer gebrochen wurden („How I Met Your Mother“). „Two and a Half Men“ liegt da in der Mitte, weil ein sanftes „Happy End“ angedeutet wird – Heirat für Alan, Adoption für Walden – aber im Finale nicht zementiert wurde.

Der Humor passt an vielen Stellen zu dem, was die Serie bisher zu bieten hatte. Der Auftritt von Angus T. Jones wirkte zwar sehr hölzern und plakativ, war aber eben versöhnlich. Alles in Allem bleibt das Serienfinale von „Two and a Half Men“ eine weitestgehend unterhaltsame Gimmickfolge, in der ein Abschluss der turbulenten Seriengeschichte den Machern wichtiger war, als ein Abschluss der Serienhandlung.

Meine Wertung: 3,5/​5

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Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

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